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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Inhaltsstoffe, Kosmetika, medizinischen, Externa

(21.4.2015)

Indigokarmin

Auslöser von pseudoallergischen Reaktionen, selten von Typ I-Reaktionen, (potenzielles) Typ IV-Kontaktallergen

Vorkommen und Beschreibung

Indigokarmin (syn.: Indigotin I) ist ein wasserlöslicher, blauer Indigo-Farbstoff und ist als Lebensmittelzusatzstoff (E 132) zugelassen. Indigokarmin darf nur für bestimmte Lebensmittel eingesetzt werden. Dazu gehören unter anderem Süßwaren, Kuchen, Kekse, Blätterteiggebäck, Likör, Speiseeis und Desserts,  Für Grün-, Violett- und Brauntöne wird es in Mischungen mit anderen Farbstoffen eingesetzt.  Darüber hinaus ist es zum Färben von Arzneimitteln, Kosmetika und Textilien zugelassen. IN der medizinischen Diagnostik wird Indigokarmin für die  Nierenfunktionsprüfung (Chromozystoskopie), Lokalisie­rung der Mündung des Harnleiters während der Zystoskopie, Laparoskopie oder Katheterisierung eingesetzt.

Verwendung als kosmetischer Inhaltstoff

CI 73015 (INCI). Acid blue 74 (INCI).. Funktion: kosmetischer Farbstoff

Allergologie (Relevanz)

Als Lebensmittelzusatzstoff kann Indigokarmin pseudoallergische Reaktionen auslösen mit Symptomen an der Haut und den Atemwegen, betroffen sind dabei insbesondere Patienten, die bereits an einer ASS-Intoleranz leiden. In sehr seltenen Fällen können auch allergische Typ I-Reaktionen beobachtet werden. Bei Patienten mit chronischer Urtikaria konnte in einzelnen Untersuchungen relativ häufig eine Exazerbation des Hautbefundes durch eine Provokationstestung ,Indigokarmin ausgelöst werden, wobei in einer Studie jedoch anschließend lediglich 22 % der Patienten von einer Konservierungsstoff- und Farbstoff-freien Diät profitierten, während es bei 55 % sogar zu einer Verschlechterung des Befundes kam. In einer Studie wurden einzelne Patienten beobachtet, die unter chronischen, unerklärlich juckenden Hautveränderungen litten, die von einem Wechsel mit Medien der Indigokarmin-haltigen Medikamente profitierten. Bei i.v.-Anwendung im Rahmen einer Zystoskope bzw. Darstellung des Harntraktes wurden einzelene Fälle mit schwere und lebensbedrohlichen (anaphylaktoide?) Reaktionen mit Urtikaria, Bronchospasmus, Blutdruckabfall, Bradykardie bis hin zum Herzstillstand beobachtet. Siehe auch unter "Lebensmittelzusatzstoffe". Beschrieben ist auch ein berufsbedingtes Asthma bronchiale bei industriellem Kontakt Indigokarmin. Bei der allergologischen Diagnostik fanden sich ein neg. Pricktest sowie unauffälliger IgE-Wert bei positiver bronchialer Provokatiostestung. Kontaktallergische Reaktionen sind nicht bekannt oder beschrieben.

Literatur

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/19.e132_indigotin.html

Serlick et al: Medication dyes as a source of drug allergy. J Drugs Dermatol 12, 99-102 (2013)

Grazianlo et al: Life-threatening reaction to indigo carmine--a sulfa allergy? Int Urogynecol J Pelvic Floor Dysfunkt 16, 418-419 (2005)

Gousse et al: Life-threatening anaphylactoid reaction associated with indigo carmine intravenous injection. Urology 56, 508 (2000)

Miller et al: Occupational asthma caused by FD&C blue dye no. 2. Allergy Asthma Proc 17, 31-34 (1996)

Naitoh et al: Severe hypotension, bronchospasm, and urticaria from intravenous indigo carmine. Urology 44, 271-272 (1994)

Lindemyr et al: Intolerance to acetylsalicylacid and food additives in patients suffering from recurrent urticaria. Wien Klin Wochenschr 91, 817-822 (1979)

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