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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Inhaltsstoffe, Kosmetika, medizinischen, Externa

(14.2.2015)

Benzalkoniumchlorid 

Typ IV-Kontaktallergen

Vorkommen und Beschreibung

Es ist ein vor allem für seine desinfizierende und konservierende Wirkung bekannter Wirkstoff und gehört zu den quartären Ammoniumverbindungen (siehe auch dort). Es ist in vielen Desinfektions- und Reinigungsmitteln bekannter Hersteller zur Flächendesinfektion enthalten. Auch zur Wäschedesinfektion wird Benzalkoniumchlorid eingesetzt. Zudem ist es Bestandteil vieler Algizide, z. B. für Schwimmbäder. Die medizinische Verwendung erstreckt sich auf die Anwendung zur Haut- und Schleimhautdesinfektion (beispielsweise Prophylaxe vor Infektionen mit Hautpilzen, antiseptische Behandlung von entzündlichen Erscheinungen im Mund- und Rachenraum). Aufgrund seiner oberflächenaktiven Eigenschaften greift Benzalkoniumchlorid die Zellmembran der Spermien an, wodurch Spermien bewegungsunfähig werden. Es wird daher auch lokal zur Empfängnisverhütung eingesetzt.Pharmazeutisch wird Benzalkoniumchlorid in niedrigen Konzentrationen zur Konservierung von Nasen- und Augentropfen verwendet.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Benzalkonium chloride (INCI). Chem. Bezeichnung: Benzyl-C8-18-alkyldimethyl, Chlorid. Kosmetische Funktion: Konservierungsstoff, antistatisch

Allergologie (Relevanz) 

Sensibilisierungshäufigkeit: in der Allgemeinbevölkerung selten, in medizinischen Berufen und bei ophthalmologischen Patienten gelegentlich, Sensibilisierungspotenz: schwach

Die Testung an größeren Patientenkollektiven ergab zwar eine Sensibilisierungsrate von 0,75 bis 5,5 %. Bei den hohen Quoten positiver Testreaktionen in etlichen epidemiologischen Studien muss jedoch ein nicht unwesentlicher Anteil mit nicht allergischer Genese in Rechnung gestellt werden. Ein hoher Anteil der Reaktionen selbst auf 0,1 %-Testkonzentration ist wahrscheinlich irritativer und nicht allergischer Genese. 

Benzalkoniumchlorid löst daher in äußerst seltenen Fällen, außerhalb des Auges, eine Typ IV-Sensibilisierung aus. Eindeutig nachgewiesene Kontaktallergien, außer durch ophthalmologische Produkte, wurden allenfalls in Einzelfällen beschrieben. 

Allergische Typ I-Reaktionen auf Muskelrelaxantien (bei sicher fehlender vorheriger Exposition) werden mit dem Mechanismus der Kreuzreaktion nach vorheriger Sensibilisierung gegen quaternäre Ammoniumverbindungen wie Benzalkoniumchlorid oder Cetrimid (Cetyltrimethylammoniumbromid) erklärt, die als Konservierungsmittel in Kosmetika oder als Desinfektionsmittel eingesetzt werden. 

Allergologische Diagnostik

Epikutantestung: Block Desinfektionsmittel, AEK Augenexterna/-kosmetika; Testkonzentration: 0,1 % in Vaseline. 

Benzalkoniumchlorid hat hautreizende Eigenschaften und kann somit bei der Epikutantestung falsch positive Hautreaktionen auslösen. Die klinische Relevanz kann daher oft nur nach einem Anwendungstest adäquat eingeordnet werden. 

Literatur: 4, 6, 20, 73 

Basketter et al: Strong irritants masquerading as skin allergens: the case of benzalkonium chloride. Contact Dermatitis 50, 213-217 (2004) 

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