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Nahrungsmittelallergie, pollenassoziierte
Bei der pollenassoziierten Form der Nahrungsmittelallergie treten Unverträglichkeitsreaktionen nach dem Genuss von pflanzlichen Nahrungsmitteln und Gewürzen auf, die an eine gleichzeitig vorhandene Pollenallergie gebunden sind. Die Ursache sind immer immunologische Kreuzreaktionen. In einigen Untersuchungen wurde gezeigt, dass Allergien gegen vegetabile Nahrungsmittel zu etwa 80 - 90 % an eine Pollenallergie gebunden sind.
Bei der klinischen Manifestation steht das ”orale Allergie-Syndrom” (OAS) im Vordergrund. Dieses äußert sich häufig in Form einer Kontakturtikaria mit Juckreiz an den Lippen und am Gaumen. Auch können Quincke-Ödem, Asthma, Konjunktivitis/Rhinitis und Symptome an der Magen- und Darmschleimhaut auftreten. Man vermutet, dass im Gegensatz zu anderen Nahrungsmittelallergien die primäre Sensibilisierung bei der pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie nicht über den oralen Weg, sondern über die Inhalation von Pollen erfolgt.
Auch die Exazerbation eines atopischen Ekzems durch pollenassoziierte Nahrungsmittel konnte häufig beobachtet werden.
So reagierten nahezu 50 % der Patienten mit atopischer Dermatitis mit einer Birkenpollensensibilisierung, bei denen keine Soforttypreaktion gegenüber Birkenpollen-assoziierte Nahrungsmittel in der Vorgeschichte bekannt war, nach Verzehr dieser Nahrungsmittel mit einer Ekzemverschlechterung. Bei diesen Patienten fand sich eine spezifische T-Zellantwort in der Haut mit einer höheren Frequenz birkenpollenspezifischer T-Lymphozyten. Zudem war auf peripheren T-Lymphozyten nach Stimulation mit Birkenpollenallergenen eine stärkere Expression des CLA (cutaneous lymphocyte associated antigen) messbar, als bei Patienten ohne Ekzemreaktion. Dieses Oberflächenmolekül spielt als Homing-Rezeptor bei der Interaktion zwischen Lymphozyten als Homing-Rezeptor bei der Interaktion zwischen Lymphozyten und dermalen Endothelzellen eine wichtige Rolle, so dass der Befund als Hinweis darauf zu werten ist, dass Zellen bei Patienten mit einer Ekzemreaktion in die Haut migrieren. Diagnostisch kann hierbei ein Atopie-Patchtest weiterhelfen.
Der pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie liegen Antigengemeinschaften mit immunologischen Kreuzreaktionen zugrunde. Als gemeinsame Allergen werden vor allem drei Grundstrukturen diskutiert:
- Bet v1 (Hauptallergen der Birkenpollen)
- Profilin
- Kohlenhydratseitenketten von Glykoproteinen
Bet v1 ist das Hauptallergen von Birkenpollen und besteht aus einem Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von ca. 17 kDa. Die meisten der birkenpollen-assoziierten Lebensmittelallergene weisen eine hohe Sequenzübereinstimmung und große strukturelle Verwandtschaft mit Bet v1 auf. Beispiele dafür sind Proteine in Äpfeln (Mal d1) oder in Sellerie (Api g1) sowie die Hauptallergene aus Kirschen, Birnen, Karotten und Haselnüssen. Alle diese Proteine scheinen einer Gruppe intrazellulärer ”Stressproteine” anzugehören, die vermutlich in Abwehrreaktionen der Pflanzen involviert sind. Es handelt sich dabei um thermolabile Allergene, so dass Allergiker mit entsprechenden IgE-Antikörpern nur auf rohe und nicht auf gekochte Früchte und Gemüse Symptome entwickeln.
Profiline sind ubiquitär vorkommende Proteine mit definierter Aminosäuresequenz mit Molmassen von 12-15 kDa und wirken als Allergene bei ca. 10-20 % der Allergiker. Sie sind relativ thermostabil. Ihre weite Verbreitung erklärt die vielfältigen Kreuzreaktionen und Allergien gegen nahezu jedes pflanzliche Lebensmittel.
In mehreren Studien konnten nachgewiesen werden, dass pflanzliche Nahrungsmittel insbesondere dann nicht vertragen werden, wenn die IgE-vermittelte Sensibilisierung besonders stark ausgeprägt ist bzw. eine bestimmte Titerhöhe an spezifischen IgE gegen die Pollenallergene im Serum überschritten wird. So zeigte sich, dass insbesondere Patienten mit einer polyvalenten Sensibilisierung gegen Pollenallergene eine größeres Risiko tragen, eine Allergie gegen Obst, Gemüse und Gewürzarten zu entwickeln. Hierbei spielen die Pollen von Bäumen, Gräsern und Getreide sowie Kräutern die wichtigste Rolle. Für die pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie ergeben sich dabei drei typische Sensibilisierungsmuster.
Häufige pollenassoziierte Nahrungsmittelallergene bei Allergie gegen: |
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Birke, Erle, Hasel |
Beifuß |
Gräser, Roggen |
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Gewürze
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Therapie
Hyposensibilisierung
In unterschiedlichen Studien wurde die therapeutische Wertigkeit einer spezifischen Immuntherapie bei Nahrungsmittelallergien untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass eine dreijährige subkutane Immuntherapie mit Birkenpollenextrakt bei 46 % bis 83 % der betroffenen Patienten auch die Baumpollen-assoziierte Apfelallergie günstig beeinflussen kann. Die Wirksamkeit dieser Therapie konnte sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen belegt werden.
Diättherapie
Das therapeutische Prinzip bei einer pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie ist die konsequente Meidung der symptomauslösenden Allergene, also die Allergenkarenz. Bei geringen Beschwerden ist im Einzelfall ein völliges Meiden des Allergens nicht immer nötig. Auf eine ausgewogene Ernährung sollte in jedem Fall geachtet werden. Bei einer Diät ist trotz erheblicher Einschränkungen bei den vegetabilen Nahrungsmitteln eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen möglich. In den Nahrungsmittelgruppen Getreide, Gemüse und Obst sowie bei den Kräutern finden sich viele Nahrungsmittel mit geringer allergener Potenz. Die Nahrungsmittel der anderen Gruppen wie Milch und Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Öle und Getränke (außer Obst- und Gemüsesäfte mit möglichem Allergengehalt) können ohne Beschränkung aufgenommen werden. Ein Problem sind die versteckten Allergene, die in Nahrungsmittelzubereitungen enthalten sein können. Hierzu zählen Soja, Erdnuss, Sellerie und Gewürze. Hier kann nur eine vollständige Deklaration Abhilfe schaffen bzw. der Verzicht auf viele im Handel angebotenen Nahrungsmittelzubereitungen. Die betroffenen Patienten sollten sich möglichst gewürzarm ernähren.
Lebensmittelauswahl bei pollenassoziierter Nahrungsmittelallergie |
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Häufige Allergene und/oder Nahrungsmittel mit hoher allergener Potenz |
Seltene Allergene und/oder Nahrungsmittel mit geringer allergener Potenz |
Getreide und Getreideprodukte |
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Gemüse |
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gekochte Gemüse
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Obst |
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Nüsse/Samen |
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Kräuter/Gewürze |
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Literatur: 1, 2, 22, 320, 321, 322, 323, 324, 325
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