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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeDec 8th 2014 bearbeitet
     

    (08.12.2014) Neben dem Hautkrebs-Screening ist wohl das Mammographie-Screening zur "angeblichen" Früherkennung von Brustkrebs bei ganz überwiegend vollständig gesunden Frauen am überflüssigsten und unsinnigsten. Regelmäßige und routinemäßige Mammografien können vielleicht einigen wenigen Frauen das Leben retten, wenn auch viel seltener, als die Befürworter behaupten, jedoch auf Kosten zahlreicher falsch positiver Diagnosen, die Frauen zu nutzlosen und Angst auslösenden Operationen verleiten. Außerdem werden dabei zu viele vollständig harmlose Tumore entdecket und entsprechend invasiven Therapie zugeführt. Die vorliegenden Daten aus mehreren Studien stützen die Aussage mittlerweile nicht (mehr), dass der Nutzen des Mammographie-Screenings den Schaden überwiegt.

    Auch in wissenschaftlichen Studien wird der Nutzen des Screenings zunehmend angezweifelt. Zwar belegen Studien auch eine rel. geringere Sterblichkeit durch eine im Mammografie-Screening diagnostizierten Brustkrebserkrankung. Kritiker führen jedoch vollständig berechtigt an und belegen dies auch in entsprechenden Studien, dass diese die Brust­krebs­sterblichkeit nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern im Rahmen der Gesamtsterblichkeit. So versteben zwar einzelne wenige Frauen nicht mehr an einer Brustkrebsdiagnose, jedoch häufig an anderen Ursachen, so dass sich letztlich keinerlei Vorteil mehr bez. der Gesamtsterblichkeit mehr ergibt. Vor diesem Hintergrund ist die Schutzwirkung der Mammographie gering. Hinzu kommt die Sorge, dass die Mammographie zur Diagnose eines Mammakarzinoms führt, das ohne Diagnose niemals entdeckt worden wäre, weil es sich spontan zurückgebildet hätte. Der Anteil der Überdiagnosen wird derzeit auf etwa 20 Prozent aller bei Mammographien entdeckten Tumore geschätzt

    Zudem kann die Mammografie Schaden anrichten, nämlich wenn gesunde Frauen einen falschen Befund bekommen und unnötigerweise behandelt werden. Von 1000 Frauen, die am Screening teilnehmen, werden durchschnittlich 100 fälschlicherweise alarmiert. Und fünf von ihnen wird im Verlauf der Behandlung sogar ein Teil oder die gesamte Brust entfernt.

    Studien belegen zudem mittlerweile, dass zahlreichste Frauen falsch und nicht ausreichend über das Mammografie-Screenings informiert sind. Insgesamt wurde der Nutzen dieser Untersuchunge von Frauen teils massiv überschätzt, während über die Risiken etwa durch falsch-positive Befunde und unnötige Behandlungen nur wenig bekannt sind.

    So sprechen alle neueren Erkenntnisse in der Tendenz eher gegen das Mammografie- Screening.Es ist mittlerweile angesichts der besseren Überlebenschancen bei tatsächlich vorliegender Brustkrebserkrankung die Sterblichkeit auch nicht mehr der entscheidende Faktor. Vielmehr gilt es, Aspekte wie eine schonendere Therapie sowie die Lebensqualität nach der Brustkrebs-Diagnose noch weiter in den Fokus der zu rücken. Die Chancen, dass eine Frau die Diagnose Brustkrebs überlebt, hat sich in den vergangenen zehn Jahren erheblich verbessert. Inzwischen beträgt die Fünfjahres-Überlebensrate 87 Prozent.

    Belege

    Daten des Nordic Cochrane Centre in Kopenhagen, dessen Mitbegründer Prof. Gotzsche war,  belegen für über 50-jährige Frauen, dass von von 1000 Frauen durch die Früherkennung eine weniger an Brustkrebs stirbt. Allerdings sterben gleich viele Frauen an Krebs wie in der nicht mammografierten Gruppe. Und jene Frau, die zwar durch die Mammografie nicht an Brustkrebs stirbt, stirbt statistisch gesehen an einem anderen Krebs. Zudem kann die Mammografie Schaden anrichten, nämlich wenn gesunde Frauen einen falschen Befund bekommen und unnötigerweise behandelt werden. Von 1000 Frauen, die am Screening teilnehmen, werden durchschnittlich 100 fälschlicherweise alarmiert. Und fünf von ihnen wird im Verlauf der Behandlung sogar ein Teil oder die gesamte Brust entfernt.

    Nach einer 2014 im British Medical Journal veröffentlichten Studie hatte ein regelmäßiges, jährliches Mammografie-Screening keinerlei Auswirkung auf die Sterblichkeit an Brustkrebs und es spielte demnach keine Rolle, ob Frauen am Mammografie-Screening teilnahmen oder nicht:

    • Von jenen 44.925 Frauen, die innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren geröntgt wurden, erhielten 3250 die Diagnose Brustkrebs, 500 starben an den Folgen.
    • Von jenen 44.910 Frauen, die nicht geröntgt sondern lediglich abgetastet wurden, erhielten 3133 die Diagnose Brustkrebs, 505 starben an den Folgen.

    Eine von 424 Frauen, die regelmäßig zur Mammografie ging, wurde zudem überdiagnostiziert und damit auch vollständig unnötigerweise behandelt.

    Eine jüngst im JAMA Internal Medicine  JAMA Internal Medicine (2014; 174: 448-53) publizierte Abschätzung des Nutzens durch Senkung der Brustkrebsmortalität und der Risiken (Überdia­gno­sen/-therapien) in absoluten Zahlen kommt zu dem Ergebnis, dass im Zeitraum von zehn Jahren maximal drei (0,3 bis 3,2) von 1.000 50 Jahre alten Frauen in den USA den Brustkrebstod durch Screening vermeiden, bei 490 bis 670 fand wenigstens ein "falscher Alarm" und drei bis 14 von ihnen unnötig überdiagnostiziert oder übertherapiert werden.

    Nikola Biller-Andorno vom Swiss Medical Board beschrieb kürzlich im New England Journal of Medicine die Lebensperspektive einer 50-jährigen Frau, die erstmals eine Einladung zur Mammographie erhalten hat, folgendermaßen: Ohne Screening sterben 5 von 1.000 Frauen innerhalb der nächsten zehn Jahre an Brustkrebs. Wenn sie alle zwei Jahre am Screening teilnehmen, sind es 20 Prozent weniger, also 4 von 1.000 Frauen. Gleichzeitig sterben etwa 40 Frauen aus anderen Ursachen. Die vorliegenden Daten stützen die Aussage somit nicht, dass der Nutzen des Mammographie-Screenings den Schaden überwiegt.

    Literatur

    Peter C. Gotzsche: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität. Riva-Verlag, 1. Aufl. 2014

    http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/grafik-des-tages-brustkrebs-so-viel-bringt-das-mammografie-screening-a-982523.html

    http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/mammografie-screening-frauen-ueberschaetzen-nutzen-der-frueherkennung-a-952810.html

    Miller et al: Twenty five year follow-up for breast cancer incidence and mortality of the Canadian National Breast Screening Study: randomised screening trial. BMJ, 348:g366 (2014)

    http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/57582/Brustkrebs-Studie-stellt-Mammographie-erneut-infrage

    Welch et al: Quantifying the benefits and harms of screening mammography. JAMA Intern Med 174, 448-453 (2014)

    Biller-Andorno et al: Abolishing mammography screening programs? A view from the Swiss Medical Board. N Engl J Med 370, 1965-1967 (2014)

    http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/59079/Studie-sieht-Ueberlebensvorteile-durch-Mammographie?s=NEJM+2014%3B+370%3A+1965-7