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    • CommentAuthorjlochi
    • CommentTimeOct 22nd 2008
     
    Hallo Dr. Irion, ich wende mich heute an Sie, in der Hoffnung endlich Antworten auf meine Fragen zu bekommen.... Es geht um eine meiner Töchter, mittlerweile 3 Jahre alt. Ich habe sie 6 Monate vollgestillt. Mit Einführung des Milchbreies um den 6. Monat stellten wir eine Kuhmilchallergie fest, die bis heute nicht mittels Bluttest nachgewiesen werden konnte und von der ich stark ausgehe, dass es eine reine Kontaktallergie ist. Auf andere Tiermilcharten und Soja reagiert sie ähnlich. Ohne Hautkontakt scheint sie insbesondere die Kuhmilch aber zu vertragen.... Die allergische Reaktion zeigt sich durch Nesselsucht und teilweise Anschwellung der Lippen. Milch in Form von Butter(schmalz), oder aber auch Quark im Kuchen, Gebäck und Keksen ist auch kein Problem. Das Soja als Sojalecithin scheint sie auch zu vertragen, aber auf Sojamilch hat sie heftigst mit Nesselsucht reagiert. Letztes Jahr im Dezember hat sie (in unseren Augen) heftigst auf eine Erdnuss reagiert. Sie zeigte zwar kein Ausschlag, war aber innerhalb weniger Minuten total schlapp, hatte keinerlei Körperspannung mehr und war nicht mehr ansprechbar. Ich habe ihr Fenistil und ein Cortison-Zäpfchen gegeben. Bis der Notarzt kam, hat sie dann jede Menge Schleim erbrochen und war fast wieder normal. Der Bluttest ergab RAST 4 auf Erdnuss und RAST 0 auf sämtliche andere Nüsse und Kuhmilch (Soja war nicht dabei). Seitdem haben wir neben Fenistil, Rectodelt nun auch den Anapen und ein Cortisonspray dabei. Wir meiden seitdem jegliche Spuren von Erdnüssen und auch anderen Nüssen. Habe aufgrund der nicht erkennbaren Kuhmilchallergie einfach Angst, dass sie evtl auch auf andere Nüsse etc reagiert.... Oder sind wir da einfach zuuuuu vorsichtig? Kann oder muss ich davon ausgehen, dass sie bei dieser Rast-KLASSE auch auf Erdnuss-Spuren reagiert oder können wir "das Ganze etwas lockerer sehen" und sollten halt nur Erdnüsse in höheren Prozentanteilen meiden. Wie ist es möglich, dass die Kuhmilchallergie im Bluttest nicht nachweisbar ist, sie aber am Anfang selbst dann heftigst reagiert hat (mit Nesselsucht), wenn ich z.B. Schokolade gegessen habe und sie dann küßte.... Mittlerweile reagiert sie auf Kuhmilch nicht mehr ganz so empfindlich. Kann man davon ausgehen, dass sie auf Erdnuss ähnlich reagiert (so dass auch keiner in ihrer Umgebung Erdnüsse essen darf)? Ich mache mir halt vor allem auch große Sorgen, wenn meine Tochter vormittags im Kindergarten ist. Zwar wissen die Erzieherinnen über ihre Allergien bescheid und zusätzlich haben wir einen Elternbrief aufgesetzt. Aber die Erzieherinnen dürfen ihr nicht den Anapen geben... (Sie haben Fenistil, Rectodelt und ein Cortison-Spray) Noch eine Frage: stimmt es, dass mit jedem Kontakt die Allergie schlimmer werden kann? Vielen Dank
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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeOct 23rd 2008 bearbeitet
     

    Liebe Frau Lochner,

    zunächst einmal zur Kuhmilchallergie: Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Kuhmilch das bedeutendste Allergen, möglicherweise weil Kuhmilch-Proteine die ersten Fremdantigene sind, mit denen der Mensch Berührung hat. Die Prognose ist jedoch bei entsprechender Karenz sehr günstig, die Allergie klingt meist innerhalb weniger Monate ab. Bis zum 2. Lebensjahr kann es zu Spontanheilungen durch Reifung der Darmschleimhaut kommen. Beim Erwachsenen wird eine Kuhmilchallergie nur noch selten beobachtet. Bei Ihrer Tochter dürfte bei Verträglichkeit von Butter und Sahne eine Allergie gegen die Eiweißkomponente "Kasein" vorliegen, diese ist nicht artspezifisch (daher auch Unverträglichkeit von Milch anderer Tiere, wie Ziege oder Schaf). Zudem ist das Kasein bis 120°C hitzebeständig, so dass ein Abkochen de Milch nichts bringt. Wieso sich keinen spezifischen IgE-Antikörper gegen Kuhmilch im Blut finden lassen, kann ich so auch nicht beurteilen, vielleicht sollte einmal der RAST auf das Kasein bestimmt werden. Auf Grund Ihrer anamnestischen Angaben mit dern typischen Hautreaktionen nach Kuhmilchgenuss (Urtikaria, Angioödeme mit Schwellung im Mundbereich) sowie die zunehmend bessere Verträglichkeit ist die Diagnose jedoch eindeutig zu stellen.

    Soja ist im Kindesalter eines der häufigsten pflanzlichen Nahrungsmittelallergene überhaupt, spielt jedoch wie die Kuhmilch im Erwachsenenalter ebenfalls keine wesentliche Rolle mehr bei einer Allergieauslösung.

    Die Erdnussallergie persistiert dagegen in der Regel lebenslang. Problematisch ist dabei, dass die Erdnuss häufig auch als versteckter - nicht deklarierter - Zusatzstoff in verschiedenen Nahrungsmitteln enthalten ist, so dass ein gänzliches Meiden nur sehr schwer möglich ist. - Welche Mengen dabei nicht vertragen werden, ist individuell jedoch ganz verschieden und anhand eines RAST-Wertes nicht zu quantifizieren! Selbst kleineste Mengen können schwerste allergische Reaktionen auslösen.  Die Reaktion nach Genuss der Schokolade würde ich daher ebenfalls eher auf die möglicherweile in Bestandteilen enthaltene Erdnuss zurückführen, als auf die Kuhmilch. Welchen Verlauf eine Erdnussallergie nimmt, lässt sich ebenfalls leider nicht vorhersagen.

    Im Kindergarten sollte Ihre Tochter ausschließlich Nahrungsmittel essen, die Sie kennen und ihr mitgegeben haben, so sollte eigentlich nichts passieren dürfen.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

    • CommentAuthorjlochi
    • CommentTimeOct 23rd 2008
     
    Guten Abend Herr Dr. Irion, auch hier vielen Dank für Ihre Antwort. Habe mir nun noch einmal einen Termin beim Allergologen besorgt und werde ihn dann auf die Kasein-Thematik noch einmal ansprechen. Ich habe nun doch noch einmal eine Frage bezüglich der Erdnuss. Ich bin naiver Weise davon ausgegangen, dass mit der neuen Kennzeichnungs-VO jegliche Allergene im Spurenbereich gekennzeichnet werden müssen und viele Firmen daher auch häufig vorsorglich den Vermerk "Kann Spuren von.... enthalten" drauf schreiben. Ist dem doch nicht so und ich muss mir ewig Gedanken machen, dass sie reagieren könnte, weil nicht deklarierte Erdnuss-Spuren vorhanden sind? Und noch eins, was mir irgendwie nicht aus dem Kopf geht. Was meine Tochter letztes Jahr nach dem Erdnuss-Verzehr hatte, war das eine Art allergischer Schock? Ich hatte das Gefühl, dass sie vom Kreislauf nicht mehr ganz fit war (sie hatte keinerlei Körperspannung mehr und "hing wie ein nasser Sack" in unserem Arm). Zum anderen hat sie Unmengen von Schleim gespuckt und im Krankenhaus wurde ich dann nur gefragt, ob sie ne Bronchitis hätte. Sie war erst ein Tag später vom Abhorchen her wieder in Ordnung. Kann es daher sein, dass garnicht ihr Kreislauf abgesackt ist, sondern eher die Schleimhäute (??) zugeschwollen sind und sie daher keine Luft mehr bekommen hat???? Nochmals vielen Dank Viele Grüße J. Lochner
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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeOct 27th 2008
     

    Liebe Frau Lochner,

    bezüglich der Lebensmittel-Kennzeichungsverordnung haben Sie natürlich Recht, aber man kauft ja auch eine Brezel beim Bäcker, Wurst beim Metzer oder auch einmal eine Kugel Eis beim Eisverkäufer, wo eben keine Inhaltsstoffe deklariert sind. Insbesondere beim Speißeeis habe ich so schon in einzelnen Fällen schwerere Reaktionen erlebt.

    In Zusammenhang mit der Reaktion nach Genuss der Schokolade denke ich jedoch eher an ein potentes Allergen wie die Erdnuss als an die Kuhmilch. Schwerste Reaktionen bis hin zum tödlichen Ausgang sind in diesem Zusammenhang mit der Erdnuss ja auch mehrfach beschrieben.

    Bezüglich der allergischen Reaktion ist anzumerken, dass neben der Kreislaufreaktion, auch die Atmung, der Magen-Darm-Trakt oder die Haut mitbetroffen sind. Eine ausschließliche Kreislaufreaktion, also eine schwere bis schwerste allergische Reaktion, ohne Mitbetiligung eines anderen Organs bzw. typischer allergischer Symptomatik an der Haut würde ich daher grundsätzlich eher ausschließen wollen.

    Die Schweregradskala zur Einteilung anaphylaktischer Reaktionen können Sie hier nachlesen:

    http://www.alles-zur-allergologie.de/Allergologie/Artikel/3870/Hymenopteren/Hymenopteren.html

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion