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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthorDianaP
    • CommentTimeDec 21st 2010
     

     

    Hallo zusammen,

    unsere Tochter ( 4 ) hat laut Prick- und Bluttest eine Erdnussallergie. Die Einstufung des Bluttest hat eine Sensibilisierung von 3 ergeben. Wie schlimm die Reaktion tatsächlich ausfällt kann man uns leider erst nach einem stationären Provokationstest (Oral) sagen. Vor diesem haben wir jedoch wegen der Ungewissheit und einem evtl auftretenden anaphylaktischen Schock fürchterliche Angst.

    Eine Notfall-Apotheke inkl. Anapen haben wir aber schon für alle Fälle erhalten.

    Auf Rat des Kinderartzes haben wir letzten unsere Tochter nochmals am Unterarm mit der Inneseite einer frisch gekauften, gerösteten und leicht angefeuchteten Erdnuss eingerieben. Das Ergebniss war meines Erachtens schlimm: Nach 7 Minuten war die Stelle feuerrot, hat schrecklich gejuckt und es haben sich ca. 10-12 Quaddeln gebildet (Teststelle war rund und hatte ca 5 cm Durchmesser). Ich hab das Zeug gleich wieder runtergewaschen und nach ca. 45 Min hatte sich die Haut wieder normalisiert.

    Ich zeigte meinem Kinderarzt meine Fotos von dem selbst durchgeführten Test und meinte sie ist ein "Sofort-Typ" und wir sollen so schnell wie möglich diesen Provoktaionstest machen.

    Vor zwei Wochen wurde dann meiner Tochter AUSVERSEHEN - trotz gerichteten Verbots an die Aufsichtsperson - ein Corny Müsli Riegel gegeben. HILFE.... auf der Zutatenliste die ich im Nachhinein gesehen habe tauchten tatsächlich u.a. "geröstete, gehackte Erdnüsse" auf. ZUM GLÜCK zeigte meine Tochter keinerlei Reaktionen. (was mich sehr freut, aber auch total wundert)

    Kann es tatsächlich sein, dass  meine Tochter NUR auf reinen Hautkontakt auf Erdnüsse reagiert und oral verabreicht gar nix passiert ? Warum dann die Sensibilisierung beim Bluttest ?

    Wir sind uns zu 99%  sicher, dass unsere Tochter auch schon mal Erdnüsse gegessen hat was aber schon länger her ist (in Form von M&M's oder gebrannte Erdnüsse von der Kirmes). Andere Müsli Riegel hat sie auch schon mal gegessen.

    Ist es möglich, dass sie bei dem Provokationstest auch nicht reagiert, obwohl bei Hautkontakt so starke Allergiezeichen zu sehen sind ?

    Vielen Dank schon mal.

    Mit freundlichen Grüßen

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeDec 21st 2010
     

    Ein positiver Hauttest oder auch Bluttest ist ohne entsprechende klinsiche Symptomatik vollständig bedeutungslos. Es stellt sich allenfalls die Frage, wieso diese Testung überhaupt durchgeführt wurde, wenn Ihre Tochter noch nie auf den Genuss von Erdnüssen reagiert hat, zumindest lese ich nichts derartiges aus Ihrem Schreiben heraus.

    Entsprechende Sensibilsierungen sind ganz häufig im Rahmen von Kreuzreaktionen, z.B. auf Pollen, zu finden und besitzen ohne entsprechende Klinik KEINERLEI Relevanz.

    Die Aussage des Kollegen, in dieser Situation auch noch eine orale Provokationstestung durchführen zu wollen, will ich besser nicht kommentieren!

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

    • CommentAuthorDianaP
    • CommentTimeDec 21st 2010
     

    Hallo Herr Dr. Irion,

    vielen Dank für die schnelle Antwort.

    Es wurde vor einigen Monaten ein Allergietest durchgeführt, da meine Tocher schon sehr lange eine schlechte Haut hat (leichte Neurodermitis) und wir ausschliessen wollten, ob es vielleicht doch eine Allergie ist. Bei diesem Test wurden ausserdem noch die Substanzen von Tierhaaren mit denen sie Kontakt hat, Gräser, Hausstaubmilben, Haselnuss und diese Erdnüsse mit aufgetragen. Und da kam eben dann diese "Erdnussallergie" zum Vorschein. Kurz darauf wurde dann auch schon der Bluttest gemacht, der wiederrum eine Sensibilisierung zeigte.

    Ich verstehe leider Ihren Ausdruck  "...klinische Symptomatik..." nicht... Wären Sie so freundlich und würden noch einmal genauer darauf eingehen ???

     

    Vielen lieben Dank,

    mfg

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeDec 21st 2010 bearbeitet
     

    Zur klinischen Symptomatik der Erdnussallergie können Sie hier unter Allergologie (Relevanz) nachlesen.

    http://www.alles-zur-allergologie.de/Allergologie/Artikel/3709/Allergen,Allergie/Erdnuss/

    Eine Neurodermitis wird jedoch nicht, zumindest nicht nach dem 2.-3. Lebensjahr durch ein Nahrungsmittel ausgelöst werden; ich bin auf dieses Thema hier in diesem Forum bereits schon mehrfach eingegangen! Natürlich führe ich auch bei Patienten mit Neurodermitis eine Pricktestung durch, jedoch nur um eine atopische Genese zu bestätigen oder eben nicht. Daraus irgendwelche weiteren Maßnahmen abzuleiten ist jedoch absolut unsinnig und wie in Ihrem Fall allenfalls dazu geeignet, Patienten vollständig zu verunsichern.

    Ich will natürlich damit nicht eine echte Erdnuss-Allergie in Ihrer Wertigkeit herabsetzen, denn bei Vorliegen handelt es sich tatsächlich um eine sehr ernste Erkrankung. Jedoch zählt bei jeder allergologischen Diagnose stets die Vorgeschichte des Patienten und niemals eine allergologische Testung alleine. Eine allergologische Testung ist dabei immer nur die Bestätigung einer durch die Vorgeschichte vermuteten Verdachtsdiagnose und kann niemals dazu dienen irgendwelche prophetischen Diagnosen zu stellen.

    • CommentAuthorDianaP
    • CommentTimeDec 21st 2010
     

    Nochmals vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, auf meinen Beitrag zu antworten.

    Sie haben vollkommen Recht: Seit der Diagnose "Erdnussallergie" sind wir mehr als verunsichert, haben große Angst um unsere Tochter, machen sämtliche Leute um uns herum verrückt und wissen überhaupt nicht wie wir damit umgehen sollen. Wir haben bisher NIE auf Inhaltsstoffe oder "kann Spuren von ... enthalten" geachtet.

    Die Notfallmedikamente sollen uns laut Arzt beruhigen, bewirken aber leider genau das Gegenteil, weil es ja so dramatisch sein kann :-(

    Ich wollte eine 2.Ausführung der Medikamente im Kindergarten lagern weil in ihrem Rucksack ja die anderen Kinder immer Zugang zu den Sachen haben können. Ein zweites Rezept hab ich (wohl aus Kostengründen) nicht bekommen. Wird mir erst verschrieben, wenn wir diesen Provokationstest machen haben lassen und wissen WIE schlimm sie wirklich reagiert.

    Unsere Tochter kennt sich mittlerweile eh schon gar nicht mehr aus. Das darf sie, das nicht, usw... Es ist nicht leicht einem Kind zu erklären, dass es z.B. die Lieblingskekse oder Cornflakes nicht mehr essen darf, weil ja Spuren von Erdnüssen darin enthalten sein können. Im Kindergarten soll sie die Brotzeit nicht mehr teilen, weil man ja nicht weiß was die anderen Kinder mit dabei haben, etc.....

    Wie können wir uns jedoch die starke Hautreaktion auf die Erdnuss hin erklären ? Ist es tatsächlich möglich, dass eine Berührung mit der Haut einen derartigen Ausschlag auslöst, die (durch die Herstellung) erhitzte Erdnunss beim Verzehr aber anscheinend keine Reaktion zeigt ?

    Vielen Dank. mfg

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeDec 21st 2010 bearbeitet
     

    Ich kann mich nur nochmalig wiederholen! Erdnuss ist als teils verstecktes Nahrungsmittel in derartig vielen Nahrungsmitteln enthalten, dass es nahezu vollständig unmöglich ist, dass Ihre Tocher damit bisher keinen Kontakt gehabt haben könnte, mit den dann aber auch entsprechenden (systemischen) Reaktionen. Bloße Hautreaktion sind im Pricktest als Kreuzreaktionen zu werten, sicherlich waren auch die Birken- oder Gräserpollen ebenfalls positiv gewesen. Die Hautreaktionen in Ihrem selbst durchgeführten "Reibetest" kann ich leider nicht abschließend beurteilen, da ich noch niemals auf die Idee gekommen bin, Patienten selbst ein derartige Testung durchführen zu lassen. Möglicherweise liegt dabei eine sog. Kontakturtikaria auf die Erdnuss vor. Ich habe jetzt jedoch dann noch eine Pubmed-Recherche durchgeführt und bin auch schnell fündig geworden:

    Frequency and significance of immediate contact reactions to peanut in peanut-sensitive children.

    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17517097eanut

    "No tested subjects, including ones with systemic reactions upon oral challenge, developed a systemic reaction to prolonged skin exposure to peanut. Therefore, systemic reactions resulting from this mode of contact with peanut butter appear highly unlikely."

    Dies bestätigt auch meine grundsätzlichen Erfahrungen zu einer Kontakturtikaria bzw. Proteinkontaktdermatitis, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass von einer ausschließlichen Lokalreaktion eine systemische Reaktion ausgeht. Dann hätte Ihre Tochter schon bereits systemisch auf den selbst durchgeführten Test reagieren müssen, letztlich allenfalls eine äußerst unverantwortliche Situation, in die Sie damit gebracht wurden!

    Ich halte damit das Vorhalten eines Notfallsets für vollständig überflüssig, kann dies natürlich aber jetzt auch nicht mehr auf diesem Wege komplett ignorieren, da ich mich z.B. doch nicht in einem persönlichen Gespräch davon überzeugt habe, dass tatsächlich keine Vorgeschichte bez. einer Erdnussreaktion besteht. Ich würde daher zu einem Kompromiss raten. Lassen Sie sich als Notfallset, falls nicht schon vorhanden, ein Fläschchen Kortison (Celestamine N lig.) und ein Fläschchen Fenistil verschreiben, das dann Ihre Tocher zumindest einmal in den nächsten Wochen mit sich führen könnte. Ein Anapen ist vollständig übertrieben, wer sollte denn diesen auch tatsächlich im Notfall verabreichen? und wäre sowieso nur bei stattgefundener anaphylaktischer Reaktion zumindest mit Atemnot zu verordnen. 

    Ein oraler Provokationstest mit der Erdnuss wäre zudem vollständig unsinnig und nutzlos, denn der kann lediglich eine Momentaufnahme bieten. Wenn der unauffällig verliefe, was ich in im Fall Ihrer Tochter sicher erwarte, würde dies noch lange nicht bedeuten, dass Ihre Tochter nicht irgendwann einmal doch allergisch reagieren würde, denn wie schon geschrieben, prophetische Testungen sind in der Allergologie nicht gerade sehr sinnig.