Suchbegriffe zu diesem Artikel: Reaktionen
Patentblau V
Auslöser von pseudoallergischen Reaktionen, Typ I-Soforttypreaktionen, (potenzielles) Typ IV-Kontaktallergen
Vorkommen und Beschreibung
Patentblau V ist ein Triphenylmethanfarbstoff, der vorwiegend als Lebensmittelfarbstoff (E 131) verwendet wird. Als Patentblau V wird im Allgemeinen das Calciumsalz der Verbindung verstanden. Auch das Natrium- und Kaliumsalz sowie der Aluminiumlack des Farbstoffes sind zugelassen. Patentblau V darf nur in bestimmten Lebensmitteln eingesetzt werden. Dazu gehören essbare Überzüge für Käse und Wurst, Süßigkeiten, Kuchen, Kekse, Blätterteiggebäck, Speiseeis, Desserts, Spirituosen, Obst- und Fruchtweine, Patentblau V wird darüber hinaus zum Färben von Arzneimitteln, Kosmetika (insbesondere zur Haarfärbung) und Textilien eingesetzt. In der Medizin wird. In der Medizin findet Patentblau V als lymphotroper Vitalfarbstoff v. a. zur Identifizierung von Sentinel-Lymphknoten maligner Tumoren Verwendung.
Verwendung als kosmetischer Inhaltstoff
CI 42051 (INCI). Acid blue 3 (INCI). Funktion: kosmetischer FarbstoffAllergologie (Relevanz)
Als Lebensmittelzusatzstoff kann Patentblau V pseudoallergische Reaktionen auslösen mit Symptomen an der Haut und den Atemwegen, betroffen sind dabei insbesondere Patienten, die bereits an einer ASS-Intoleranz leiden. In gelegentlichen Fällen können auch allergische Typ I-Reaktionen beobachtet werden, so wurde über eine Typ I-Sensibilisierungshäufigkeit von 0,2–2,2% berichtet. Die weite Verbreitung von Patentblau V als Lebensmittelfarbstoff und das Vorkommen von Kreuzallergien mit verwandten – sowie ebenfalls weit verbreiteten – Triphenylmethanfarbstoffen scheinen ursächlich für die Sensibilisierung zahlreicher Patienten zu sein. Beim Einsatz in der Sentinel-Lymphknotenbiopsie konnten bereits in mehreren Fällen allergische Reaktionen, zumeist Juckreiz und Urtikaria, teils jedoch auch schwere Anaphylaxien mit respiratorischen Symptomen wie Bronchospasmus bis hin zu Schockreaktionen, beobachtet werden. Das Auftreten blauer Hautquaddeln gilt ebenfalls als typisches Zeichen bei der durch blaue Farbstoffe ausgelösten Immunreaktion. Derartig allergische Reaktionen sind mit 0,8 bis 2,8 % der mit Patentblau V diagnostizierten Fälle beobachtet worden. Obwohl der typische Zeitpunkt erster Symptome im Rahmen allergischer Reaktionen auf Patentblau V mit 5–15 min nach s.c.-Injektion angegeben wird, sind „verzögerte Sofortreaktionen“ auch nach deutlich längerer Zeit beschrieben (30 min bis zu mehreren Stunden nach Injektion möglich. Damit können derartige Ereignisse auch erst am Ende der Operation oder in der postoperativen Phase auftreten. Diese mögliche zeitversetzte Immunantwort erfordert die besondere Aufmerksamkeit des Anästhesisten auch nach zunächst unauffälligem Narkoseverlauf und unterstreicht die Notwendigkeit einer ausreichend langen postoperativen Überwachung. Der Abfall der pulsoxymetrisch bestimmten Sauerstoffsättigung war der erste mögliche Hinweis auf eine allergische Reaktion. Die Diagnostik kann mit Pricktestung und Intracutan-Tests (1:10.000-Verdünnung) erfolgen. Hilfreich für die Differenzialdiagnose wäre die Bestimmung der β-Mastzell-Tryptase als spezifischer Serummarker einer Mastzelldegranulation. Kontaktallergische Reaktionen sind nicht bekannt oder beschrieben, jedoch kann eine Kontakturtikaria auftreten.
Literatur
https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vwhttp://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/18.e131_patentblau_v.html
http://www.springermedizin.de/patentblauv/248084.html
Haque et al: Anaphylaxis to patent blue V: a case series and proposed diagnostic protocol. Allergy, doi 10.1111/j.1398-9995.2009.02248.x
Rogler et al: Patentblau V. Inerter Farbstoff oder potentes Allergen? Der Anästhesist, doi 10.1007/s00101-010-1700-3 (2010)
Jeudy et al: Immediate patent blue-induced hypersensitivity during sentinel node detection: the value of cutaneous tests. Ann Dermatol Venereol 135, 461–465 (2008)
Momeni et al: Pulse oximetry declines due to intradermal isosulfan blue dye: a controlled prospective study. Ann Surg Oncol 11, 434–437 (2004)
Thevarajah et al: A comparison of the adverse reactions associated with isosulfan blue versus methylene blue dye in sentinel lymph node biopsy for breast cancer. Am J Surg 189, 236–239 (2005) !!!!
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