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Chloramin T
Typ I-Soforttypallergen, Typ IV-Kontaktallergen,
Vorkommen und Beschreibung
Chloramin T ist ein Chlor-Derivat. Es besitzt eine hohe bakterizide Wirkung und ist ein kräftiges Oxidationsmittel und wird deshalb als Desinfektionsmittel, Antiseptikum und Dsodorans in Medizin und Technik verwendet.
Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff
Chloramine T (INCI). Chem. Bezeichnung: Tosylchloramidnatrium. Funktion: antimikrobiellAllergologie (Relevanz)
Chloramin T ist in trockenem Zustand oder konz. wässriger Lösung stabil, zerfällt aber beim Verdünnen in Umkehrung der Bildungsgleichung zu Hypochloriger Säure und Tosylamid. Diese Reaktion ist Grundlage des Einsatzes von als Antiseptikum bzw. Desinfektans, in dem die Substanz als Überträger von aktiviertem Chlor dient. Obwohl Chloramin T bei analoger Wirkungsweise bei Berücksichtigung der Molekulargewichte etwa 4-mal aktiver als Natriumhypochlorit sein soll, ist es wesentlich weniger aggressiv. So wird der hautreizenden Aktivität der Substanz eine um den Faktor 5 – 10 geringere Potenz zu als dem Natriumhypochlorit zugesprochen. Die diesbezüglichen Ergebnisse von Testungen im Tierversuch waren inkonsistent: es zeigten sich teils irritative Reaktionen (insbesondere bei 3 und 9 %igen Lösungen), teils wurden jedoch auch keine Zeichen einer Irritation bei Kontakt mit dem Feststoff registriert. Da beim Menschen jedoch nur geringe Konzentrationen (0,05- bis 0,25%ige Lösungen bei Mund-, Blasen- und Vaginalspülungen und bis 0,5% zur Händedesinfektion) verwendet werden, sind eher keine Hautirritationen zu erwarten. Valide substanzspezifische Erfahrungsberichte und tierexperimentelle Untersuchungen zum hautsensibilisierenden Potential sind nicht verfügabar. Kontaktallergische Reaktionen auf das Chloramin T als Desinfektionsmittel sind lediglich in einer älteren Publikation als Berufsdermatose bei Reinigungspersonal in Krankenhäusern beschrieben. Beobachtet wurde auch einzelne Fälle mit einer Kontakturtikaria auf eine Chloramin T-haltige Lösungen.
Seit vielen Jahren ist Chloramin T als eine Ursache von allergischen Typ I-Soforttypreaktionen bekannt. Beschrieben wurde eine schwere anaphylatische Reaktion mit generalisierter Urtikaria und Angioödemen, Erbrechen und Kollaps mit Bewusstlosigkeit bei Anwendung einer Chloramin T-Lösung (positiver Pricktest mit einer Chloramin T-Lösung und Nachweis von spez. IgE-Antikörpern). Insbesondere ist jedoch ein berufsbedingtes allergisches Asthma oder auch Rhinitis in der Arbeitsumgebung von medizinischem Personal gut bekannt. Es trat in vielen Fällen auf, wenn die Substanz als 5%ige Lösung oder in Form des Feststoffes verwendet wurde und eine wiederholte Exposition gegenüber Stäuben und Aerosolen vorlag . Weitere Symptome bestanden in Rhinitis und Veränderungen von Blutparametern. Die Typ I-Sensibilisierung gegenüber wurden durch Nachweis von spezifischen IgE-Antikörpern bestätigt sowie teils auch mit postiven Reaktionen im Prick-Test. Die hohe Inzidenz der Beschwerden und respiratorischen Komplikationen hat zur Einstufung des Stoffes als „atemtraktsensibilisierend“ geführt. Im Zusammenhang mit der atemtraktsensibilisierenden Wirkung von Chloramin T wurden jedoch in einer Untersuchung 4 exponierte Personen einem Hauttest unterzogen; sie zeigten Soforttyp-Reaktionen (Urtikaria), gefolgt von einer Spättyp-infiltrativen Reaktion. Da die Substanz offenbar nach wie vor zur Schwimmbad-Desinfektion eingesetzt wird, können hier ebenfalls Asthma-Reaktionen bei bei entsprechend vorgeschädigten Menschen ausgelöst oder auch ein ein berufsbedingtes Asthma bronchiale (Bademeister, Rettungsschwimmer) verursacht werden, wenn sie dem in der Luft befindlichen Chloramin T verlängert ausgesetzt sind.
Literatur
https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90lehttp://gestis.itrust.de/nxt/gateway.dll/gestis_de/510110.xml?f=templates$fn=print.htm#1100
Kramps et al: Occupational asthma due to inhalation of chloramine-T. II. Demonstration of specific IgE antibodies. Int Arch Allergy Appl Immunol 64, 428-438 (1981)
Blomqvist et al: Atopic allergy to chloramine-T and the demonstration of specific IgE antibodies by the radioallergosorbent test. Int Arch Occup Environ Health 63, 363-365 (1991)
Hansen: Occupational dermatoses in hospital cleaning women. Contact Dermatitis 9, 343–351 (1983)
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