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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Medikamentenallergene

Zytostatika 

Medikamentenallergene 

Zytostatika und Immunsuppressiva verursachen typischerweise toxische, meist dosisabhängige Nebenwirkungen an praktisch allen Organen inklusive Haut und ihrer Anhangsgebiete. Daneben werden seltener auch Arzneimittelexantheme oder Soforttyp-Reaktionen beobachtet: 

  • Alopezie: vom anagenen Typ, zumeist diffus und reversibel, Beginn nach 1-3 Wochen, Maximum nach 1-2 Monaten, Nachwachsen 1-3 Monate nach Therapieende 
  • Nagelveränderungen durch toxische Wirkung auf die Nagelmatrix (u.a. Beau-Reil-Querfurchen, Onycholyse, transverse Leukonychie; Nagelpigmentierungen (Melanoychie werden am häufigsten bei Cyclophosphamid, Doxorubicin, Bleomycin, Methotrexate, 5-Fluorouracil, Busulfan und  Hydroxyurea gesehen)) 
  • Mundschleimhautveränderungen bedingt durch hohe Mitoserate dieser Zellen und damit erhöhter Empfindlichkeit 
  • Hypermelanosis 
  • Hyperpigmentierung (siehe dort) 
  • akrale Erythrodysästhesie: schmerzhafte akrale (palmoplantare) Erytheme (Hand-Fuß-Syndrom), die 2-12 Tage nach Zytostatikatherapie auftreten: nach Cyclophosphamid, Cytarabin (bei bis zu 76 %), Etoposid, 5-Fluorouracil (bei bis zu 48 %), Doxorubicin, Hydroxyurea, Methotrexat, Mercaptopurin, Docetaxel, Mitotane, Bleomycin 
  • Entzündung und Nekrose an der Injektionsstelle 
  • Empfindlichkeit für Infektionen (Candida, Herpes) 
  • erhöhte Inzidenz für gutartige und bösartige Hauttumoren 
  • allergische Soforttyp- und verzögerte Reaktionen: relativ häufig treten allergische Reaktionen vom Soforttyp auf L-Asparaginase auf. Weitere Zytostatika, die Soforttyp-Reaktionen hervorrufen, sind Cisplatin, Carboplatin und Methotrexat. Vereinzelt wurden auch Soforttyp-Reaktionen auf Teniposid, Procarbazin, Cyclophosphamid, Daunorubicin berichtet. Exanthemtische Reaktionen unterschiedlicher Genese wurden vor allem auf Procarbazin, Dacarbazin, Methotrexat, Pentostatin, Cytarabin und Daunorubin beobachtet. 
  • Photosensibilisierung: selten durch Dacarbazin, Vinblastin, Fluorouracil, Methotrexat 

Alkaloide 

  • Vinblastin 
  • Vincristin 
  • Vindesin 
  • Vinorelbin 
  • Etoposid 
  • Teniposid 

Allergologische Relevanz 

Unter Vinblastin ist eine Photosensibilisierung häufig, auch akut auftretende Alopezien wurden dokumentiert. 

Unter Langzeittherapie mit Vincristin ist lediglich das Auftreten peripherer Neuropathien bekannt. 

Bei Vindesin werden relativ häufige Exantheme (makulopapulös) gesehen.  

Vinorelbin kann gelegentlich Dyspnoe und Bronchospasmen auslösen, die allergischer Natur sind. Seltener kommt es zu lokalisierten oder generalisierten Hauterscheinungen.  

Unter Etoposid sind allergische Reaktionen selten. Es  wurden 4 Fälle mit diffusen erythematösen makulo-papulösen Exanthemen, die 5 bis 9 Tage nach Therapiebeginn auftraten und sich innerhalb von 3 Wochen spontan zurückbildeten, sowie ein Stevens-Johnson-Syndrom beschrieben. Relativ häufig werden unter Etoposid Unverträglichkeitsreaktionen, die vermutlich nicht-allergischer Genese sind, wie Flush, Schüttelfrost, Fieber, Tachykardie, Dyspnoe, Bronchospasmus und Blutdruckabfall oder –anstieg beobachtet; diese Komplikationen können durch langsame i.v.-Gabe weitgehend vermieden werden. 

Alkylanzien 

  • Nimustin 
  • Cyclophosphamid 
  • Estramustin 
  • Melphalan 
  • Ifosfamid 
  • Trofosfamid 
  • Chlorambucil 
  • Bendamustin 
  • Dacarbazin (DTIC) 
  • Busulfan 
  • Procarbazin 
  • Treosulfan 
  • Temozolomid 
  • Thiotepa 

Allergologische Relevanz 

Unter den alkylierenden Verbindungen steht Melphalan mit 2,4 % allergischen Reaktionen im Vordergrund, die sich in pulmonaler Fibrose, Vaskulitis oder Hautnekrosen äußern können. In einem Teil der Fälle konnten entsprechende Antikörper identifiziert werden. 

Unter Cyclophosphamid ist eine Alopezie häufig und tritt bei 5-30 % der Patienten auf. Pigmentierungen, die ausgedehnt oder auf die Handflächen, die Fußsohlen oder Nägel beschränkt sein können und meist reversibel sind, sind wohlbekannt. Gelegentlich sieht man Nageldystrophien. Allergische Exantheme sind nicht selten, weniger selten hingegen anaphylaktische und urtikarielle Reaktionen. Bei einer Cyclophosphamid-Allergie wurde Phosphamid-Lost als entscheidendes Hapten identifiziert. 

Unbedeutende morbilliforme Exanthem sind unter Melphalan relativ häufig. Schwere anaphylaktische Nebenwirkungen können nach intravenöser Anwendung, besonders bei Patienten mit einem IgA-Kappa-Myelom auftreten. Urtikaria oder Angioödeme sind nach oraler Einnahme sehr selten. Eine Vaskulitis und eine Melanoonychia striata wurden dokumentiert. 

Unter der Therapie mit Chlorambucil kommen morbilliforme Exantheme vor, urtikarielle Plaques und periorbitale Ödeme wurden selten beschrieben.  

Unter Dacarbazin (DTIC) wurden Photosensibilisierungen und Eruptionen, die einem fixen Arzneimittelexanthem glichen, beschrieben. Trotz häufiger Anwendung als Standard-Erstlinientherapie beim metastasierenden Melanom wurden anaphylaktische Reaktionen nur selten beschrieben. In einem Fall wurde eine erfolgreiche Desensibilsierung mit Dacarbazin durchgeführt, der zeigt, dass die Dacarbazin-Behandlung trotz einer bestehenden Sofortypallergie sicher fortgesetzt werden kann, insbesondere wenn eine Wechsel auf ein alternatives Chemotherapeutikum nicht sinnvoll oder nicht möglich ist.

Unter Busulfan sind Nebenwirkungen selten, es wurden aber Urtikaria, ein bullöses EEM, Addison-artige Pigmentierungen, eine medikamentös induzierte Porphyria cutanea tarda und eine Vaskulitis beobachtet. Es wird vermutet, dass das unter Langzeittherapie mit Busulfan häufig beobachtete Krankheitsbild der Lungenfibrose allergischer Natur ist. 

Bei Procarbazin werden nicht selten allergische Symptome mit Hautveränderungen, Fieber, Eosinophilie und Pleuraerguss beobachtet. Allergische Reaktionen vom Soforttyp sind jedoch eher selten. Rezidivierende Angioödeme, Urtikaria und Arthralgien mit vermindertem Serumkomplement wurden beschrieben. 

Bei Treosulfan werden selten schwache allergische Hauterscheinungen gesehen. Eine Bronzefärbung der Haut durch Pigmentierung tritt in 30 % der Fälle auf. 

Nach intervesikaler Instillation von Thiotepa  traten bei 5 von 164 Patienten mit Blasenkarzinomen Juckreiz, Urtikaria und Angioödeme auf. Die intravenöse Anwendung führte zu Hyperpigmentierungen. 

Zytotoxische Antibiotika 

  • Daunorubicin 
  • Doxorubicin 
  • Aclarubicin 
  • Epirubicin 
  • Mitoxantron  -   oder Mitoxanton - siehe unter Literatur 
  • Idarubicin 
  • Bleomycin 
  • Mitomycin 
  • Dactinomycin 

Allergologische Relevanz 

Am häufigsten werden kutane Nebenwirkungen nach Bleomycin beobachtet (Exantheme, Dermatitis, Pruritus). Charakteristische lokalisierte erythematöse schmerzhafte Makulae, Knoten oder infiltrierte Plaques an Händen, Ellbogen, Knien und am Gesäß wurden dabei dokumentiert. Ein Exanthem kann sich trotz fortgesetzter Therapie wieder zurückbilden. Erytheme oder Hyperpigmentierung an der Haut, die diffus, fleckig, streifenförmig sein und bevorzugt an Druckstellen wie an den Ellenbogen auftreten können, werden bei etwas 30 % der Patienten beobachtet. Eine disseminierte Aussaat von Ekzempapeln, teilweise auch lichenoiden Papeln und Papulovesikeln, die auch zu Ekzemherden oder zu Infiltraten, teilweise mit deutlicher Pigmentierung, kann nach oder während einer Bleomycintherapie auftreten. Striemenförmige Erytheme oder Pigmentierungen am Rumpf und den proximalen Extremitäten sind häufig. Es wurde die Theorie aufgestellt, dass Kratztraumen eine lokale Vasodilatation auslösen und in der Folge zu erhöhten intrakutanen Bleomycin-Konzentrationen führen. Nägelhäutchen und Handlinien können deutlich dunkler werden. Auch Alopezie, Glossitis und Ulzerationen der Wangenschleimhaut sind zu beobachten. Ein Raynaud-Phänomen, gelegentlich mit Ausbildung ischämischer Ulcera, und einer systemischen Sklerose gleichenden Veränderungen bei Männern wurden beschrieben. Sehr selten kann es unter Bleomycin zu anaphylaktischer Hyperpyrexie mit Schock kommen. Häufig sind dagegen Fieber und Schüttelfrost, gewöhnlich 1 bis 4 Stunden nach Injektion. Diese Reaktionen sind zumeist toxischer, können jedoch auch allergischer oder pseudoallergischer Genese sein. 

Unter Daunorubicin werden relativ häufig Exantheme beobachtet, allergische Reaktionen in Form von Urtikaria, Angioödemen sind dagegen selten. 

Pigmentstörungen sind seltene Nebenwirkungen von Daunorobicin und Doxorubicin, wobei überwiegend Menschen mit dunkler Haut betroffen sind. Häufiger werden diese nach einer Chemotherapie mit Doxorubicin als nach Daunorubicin beobachtet. Hyperpigmentierungen der Haut, der Mundschleimhaut und oder der Nägel (Pigmentierung des ganzen Nagels oder Melanoonychia striata) können dabei auftreten. Überwiegend tritt die Pigmentstörung dabei in lichtexponierten Region auf, jedoch sind auch Fälle beschrieben in denen die Haut in unbelichteten Regionen in Form einer generalisierten Hyperpigmentierung betroffen ist. Ursächlich für die verstärkte Pigmentierung könnte ein Ansteig des MSH-Spiegels sein, ein Anstieg der Melanozyten-Antwort im Sinne einer erhöhten Photosensitivität. Daneben kann wohl durch die Chemotherapie ausgelöste Reperationsmechanismen von sonnengeschädigter DNA die Melanozyten-Genese stimulieren. 

Allergische anaphylaktische Reaktionen auf Doxorubicin treten sehr selten auf. Angioödeme und eine generalisierte Urtikaria, gelegentlich im Rahmen einer Anaphylaxie, wurden selten beobachtet. Relativ häufig treten jedoch Erytheme an der Injektionsstelle, gefolgt von einer vorübergehenden Kontakturtikaria, auf; diese Veränderungen werden bei bis zu 3 % der Patienten beobachtet. Haut- und Nagelpigmentierungen sind bekannt. Bei liposomalem Doxorubicin sind Kardiotoxizität und Nephrotoxizität geringer als bei konventionellem Doxorubicin. Ebenfalls werden durch den liposomalen Einschluss Übelkeit, Erbrechen und Alopezie signifikant reduziert. Hämatologische Nebenwirkungen sind häufig, jedoch meist milde und abhängig von Dosis und Behandlungsintervall. Schwere Stomatitis und Mukositis treten in weniger als 10% der Fälle auf und sind dosisabhängig. Nach wiederholter Gabe von PLD kann eine palmoplantare Erythrodysästhesie auftreten, die durch schmerzhafte Schwellungen mit fleckigen Rötungen der Palmae und Plantae gekennzeichnet ist, gelegentlich wird dabei auch eine Onycholoyse beobachtet. Darüber hinaus können Axillen, Leisten und Stellen, an denen die Kleidung eng sitzt, in Form von intertriginösen Exanthemen, betroffen sein. Die Patienten bemerken typischerweise zunächst ein unbestimmtes Taubheitsgefühl und Kribbeln, gefolgt von Ödemen. Allergische Kreuzreaktionen mit Daunorubicin kommen vor. 

Mitomycin löst bei intravesikaler Instillation häufig Exantheme aus, die wahrscheinlich einer systemischen Kontaktdermatitis entsprechen. In diesem Zusammenhang wurde auch über Urtikaria und eine Dermatitis, besonders im Gesicht und an den Handflächen und Fußsohlen, berichtet. Intravenös wird die Substanz gut toleriert. 

Nach intravesikaler Verabreichung von Mitomycin C kommt es bei einem recht hohen Prozentsatz – ca. 9% der Patienten – zu Hautveränderungen, die somit neben
irritativen Zystitiden zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen. Dabei werden meistens genitoanale Ekzeme beobachtet, die häufig kombiniert mit einer Desquamation der Handflächen und auch der Fußsohlen auftreten. Seltener beschrieben sind generalisierte Ekzeme und allergische Vaskulitiden.
Uneinigkeit besteht über die Frage, ob die genitoanalen und palmoplantaren Ekzeme in der Mehrzahl allergisch oder irritativ-toxisch durch versehentliche Kontamination
mit Mitomycin-C-haltigem Urin bedingt sind. Für eine überwiegend allergische Genese sprechen mehrere Argumente: 1. Die Ekzeme treten trotz intensiver
Hygienemaßnahmen und trotz Tragen von Handschuhen auf. 2. Es kommt nie bei der 1. Gabe, sondern – wie auch bei unserem Patienten – erst nach wiederholter Mitomycin-C-Applikation zu Ekzemen. Die Ekzeme treten nach erneuten Zyklen unvermeidlich wieder auf und nehmen häufig an Schwere zu. 3. Oftmals sind auch die Fußsohlen betroffen, was durch versehentliche Kontamination nicht erklärbar ist. 
Erstaunlicherweise treten nach i.v.-Chemotherapie mit Mitomycin C – im Gegensatz zur intravesikalen Gabe – nur sehr vereinzelt allergische Hautreaktionen auf. Daher ergibt sich die Frage, auf welchem Weg die Sensibilisierung nach intravesikaler Gabe erfolgt. Denkbar wäre eine Sensibilisierung „per continuitatem“ durch Mitomycin-C-haltigen Urin. Die meisten Autoren gehen jedoch von einer Sensibilisierung über die Blasenschleimhaut aus. Hierfür spricht die Beobachtung, dass in Blasenbiopsien von Patienten mit Sensibilisierung auf Mitomycin C vielfach Antigen präsentierende Langerhans-Zellen gefunden wurden, in Kontrollblasenbiopsien dagegen nur selten. Bekannt ist, dass nach intravesikaler Chemotherapie geringe
Mengen Mitomycin C – ca. 1% der instillierten Dosis – systemisch resorbiert werden. Diese könnten nach einmal erfolgter Sensibilisierung ein hämatogenes
allergisches Kontaktekzem hervorrufen. Wieso sich die Hautveränderungen insbesondere palmoplantar und genitoanal manifestieren, ist bisher unklar. Solche Verteilungsmuster werden jedoch z. B. auch bei hämatogenem Kontaktekzem auf Nickel beobachtet; hier haben die Handekzeme häufig dyshidrosiformen Charakter.
Eine Differenzierung zwischen allergischem und irritativ-toxischem Kontaktekzem auf Mitomycin C ist für die Prävention und die mögliche Fortsetzung der intravesikalen Chemotherapie von Bedeutung Mittel der Wahl zur differenzialdiagnostischen Einordnung sind Epikutantestungen, für die von mehreren Autoren
Protokolle beschrieben wurden. Geeignet erscheinen Testkonzentrationen zwischen 0,001 und 0,1%, die in Serien mit insgesamt ca. 30 gesunden Kontrollpersonen
keine Hautreizungen hervorgerufen haben. Als Lösungsmittel können Aqua, NaCl oder auch Vaseline verwendet werden, wobei Mitomycin C in Vaseline am stabilsten zu sein scheint. In einer Fallserie wurden zusätzlich zu Patienten mit allergischem Kontaktekzem auf Mitomycin C auch Patienten epikutan getestet, die zwar Mitomycin C intravesikal erhalten hatten, bisher aber keine Hautveränderungen entwickelt hatten. In dieser Gruppe zeigten sich – im Gegensatz
zu den allesamt unauffällig getesteten gesunden Kontrollpersonen ohne Kontakt zu Mitomycin C – bei 11 von 24 Patienten positive Reaktionen. Mitomycin C
scheint also ein äußerst potenter Sensibilisator zu sein, und die Vermutung liegt nahe, dass die 11 Patienten nach weiteren Mitomycin-C-Zyklen ebenfalls allergische
Kontaktdermatitiden entwickelt hätten.

Unter Dactinomycin ist eine papulopustulöse akneiforme sterile Follikulitis, die sich vom Gesicht auf den Rumpf und das Gesäß ausbreitet und die septische Hautembolien vortäuschen kann, häufig. 

Bei Mioxantone is t das berufsbedinge Auftreten eines Asthma bronchiale beschrieben. 

Antimetabolite 

  • Methotrexat 
  • Fludarabin 
  • Cladribin 
  • Cytarabin 
  • Mercaptopurin 
  • Tioguanin 
  • Cytarabin 
  • 5-Fluorouracil 
  • Gemcitabin 
  • Hydroxyurea = Hydroxycarbamid 

Allergologische Relevanz 

Diese Substanzgruppe scheint, bis auf einzelne Fälle einer Methotrexat-Allergie/Pseudoallergie, ausgesprochen selten zu allergischen Reaktionen zu führen. 

Unter Cytarabin werden gelegentlich makulopapulöse Exantheme beobachtet, deren Genese jedoch wohl nicht allergisch bedingt ist. Die neutrophile ekkrine Hidradenitis, die im Anschluss an eine Zytostatikatherapie, insbesondere nach Cytarabin vorkommt, ist klinisch durch erythematöse Plaques und Knoten gekennzeichnet, die sehr schmerzhaft sind. Diese Knoten treten insbesondere in Bereichen mit hoher Dichte ekkriner Schweißdrüsen (Palmae, Plantae) auf und können sich spontan zurückbilden. 

Eine Alopezie tritt bei 6 % der Psoriatiker auf, die eine niedrigdosierte Methotrexattherapie erhalten, und bei 8% der Patienten, die wegen eines Malignoms unter hochdosierter Behandlung stehen, und ist gewöhnlich Folge eines Telogeneffluviums. Etwa 4 % der Psoriasispatienten unter niedrig dosierter oraler oder parenteraler Methotrexattherapie entwickeln eine Urtikaria. Eine Photosensibilisierung erfolgt in bis zu 5 % der Fälle. Die Verwendung von Methotrexat wurde auch mit schweren Reaktivierungen von Sonnenbränden in Verbindung gebracht. Infolge der Immunsuppression können chronische Warzenvirus- oder Molluscum-Infektionen auftreten. Toxische Hautreaktionen mit Nekrolyse der Epidermis können gelegentlich vorkommen. Ein makulöses Erythem, das bei 15 % der Patienten auftritt, und eine bioptisch gesicherte Kapillaritis wurden unter hochdosierter Therapie beschrieben. Anaphylaktische Reaktionen und Schmerzen an Handinnenflächen und Fußsohlen sind nach hochdosierter intravenöser Gabe von Methotrexat beobachtet worden, allerdings äußerst selten. Sehr selten ist auch das Auftreten einer Vaskulitis sowohl unter mittelhoch dosierter Therapie bei Leukämiepatienten als auch unter hochdosierten Therapieschemata dokumentiert worden. 

Eine anaphylaktische Reaktion wurde auf Methotrexat bei einer Patientin unter polychemotherapeutischer Behandlung eines Mammakarzinoms beobachtet. Während des 7. Zyklus entwickelte sich das Vollbild eines anaphylaktischen Schocks. Hauttests vielen positiv aus, während der Nachweis eines spezifischen IgE trotz einer vorübergehenden Erhöhung des Gesamt-IgE nicht gelang. Auch über die Methotrexat-Allergie mit anaphylaktischen Symptomen bei einer Patientin mit Brustkrebs, die mit einer niedrigen Dosis behandelt wurde, wurde berichtet. Pricktestungen waren positiv. Auch eine anaphylaktoide Reaktion auf Methotrexat wurde beschrieben. Klinisch wurde eine generalisierte Urtikaria, Lippenschwellung und stechende Brustschmerzen wenige Minuten nach Infusionsbeginn beobachtet. Spezifische IgE-Antikörper waren negativ. Auf eine intrakutane Methotrexat-Austestung wurde wegen der hohen Gewebstoxizität des Medikamentes mit der Gefahr von Hautnekrosen verzichtet. 

Eine Anaphylaxie unter Therapie mit 5-Fluorouracil ist selten. Eine Alopezie kann vorkommen. Erytheme gefolgt von Hyperpigmentierungen treten bei bis zu 5 % der Patienten an sonnenexponierten Hautarealen auf, über eine Photosensibilisierung wurde berichtet. Durch eine direkte Hemmung der Transformation von Tryptophan zu Nikotinamid kann eine Pellagra verursacht werden. Selten entwickeln sich über den Armvenen, die zur Injektion benutzt werden, hyperpigmentierte Streifen, eine sogenannte “geschlängelte, supravenöse Hyperpigmentierung”. Eine flächenhafte Desquamation der geröteten oder hautfarbenen Hände findet sich nicht selten im Verlauf einer Behandlung mit 5-Fluorouracil. Die orale Gabe führte bei einem Patienten zu schmerzhaften EEM-artigen Erosionen und Blasen an Fußsohlen und Armen. Die lokale Applikation des Medikaments kann zu Hyperpigmentierungen, mit oder ohne vorausgehende toxische oder allergische Kontaktdermatitis, führen. 

Hautreaktionenreaktionen unter Gemcitabin treten relativ häufig auf (24,8 %) und können vor allem Erytheme, Schleimhautentzündung oder Alopezie beinhalten. Diese Nebenwirkungen sind jedoch zumeist mild und vorübergehend, so dass keine Dosisanpassung oder Abbruch der Therapieabbruch erfolgen muss. Periphere Ödeme sind in bis zu 20,3 % der Patienten mit unbekanntem Mechanismus ohne Herz-, Leber- oder Nierensymptomatik beschrieben. In Einzelfällen kann es auch unter Gemcitabin zu allergischen Reaktionen kommen. Diese können die Haut betreffen (Urtikaria, Erytheme, generalisierte Abschuppung, Blasenbildung, Ulzerationen) oder auch Bronchospasmus mit Atemnot oder grippeartige Symptome (Fieber, Kopfschmerz, Muskelschmerzen, Husten, Schwitzen etc) beinhalten. Zudem ist eine Fallbeobachtung über das Auftreten von Sklerodermie-artigen Veränderungen an den Beinen beschrieben.

Nebenwirkungen an der Haut sind unter Hydroxyurea-Behandlung realtiv häufig und werden bei 10 bis 35 % der Patienten beobachtet. Beschrieben wurden fixe Arzneimittelexantheme. Eine Stomatitis kann vorkommen, eine Alopezie ist selten. Morbilliforme Exantheme, Bein-Ulcerationen, Gesichtserytheme, Alopezie, treten ebenfalls auf. Diffuse Hyperpigmentierungen, generalisiert oder lokalisiert im Bereich von Druckstellen, wurden bei bis zu 4,7 % der Patienten beobachtet. Nagelveränderungen können in Form von brüchigen Nägeln, Onychodystrophie, Onycholyse oder Melanochychie (longitudinale und transversale pigmentierte Querstreifen oder diffus). Seltenener wurden Dermatomyositis-artige Erytheme an den Akren, Schuppung und Atrophie besonders an den Handrücken und Fußsohlen unter Langzeittherapie beschrieben. Eine Photosensibilisierung und eine Vaskulitis wurden dokumentiert, eine ulzerierende Lichen-ruber-planus-artige Dermatitis wurde ebenfalls beobachtet. 

Platinverbindungen 

  • Carboplatin 
  • Cisplatin 
  • Oxiplatin 

Allergologische Relevanz 

Platinverbindungen (Chloride u.a. Salze) sind durch ihre in manchen Fällen extreme Sensibilisierung, vor allem bei beruflichem Kontakt, bekannt. Bedeutung als Arzneimittelallergene erlangten sie durch die Einführung von Cis- und Carboplatin in die Tumortherapie. 

Ausgeprägte allergische Reaktionen, darunter Flush, Erytheme, makulo-papulöse Exantheme, Urtikaria und Anaphylaxie treten bei etwa 5 % der Patienten auf, wenn Cisplatin als Monotherapie gegeben wird, und in bis zu 20 % der Fälle, wenn es in Kombination mit anderen Chemotherapeutika eingesetzt wird. Atopiker weisen dabei ein besonderes Risiko auf. Zwischen den Substanzen bestehen ausgeprägte Kreuzreaktionen. Für die Testung an der Haut werden 1 - 1.000 mg/ml empfohlen, eine Konzentration, die bei nicht-sensibilisierten Patienten auch i.v. reaktionslos vertragen wird. Zuverlässige In-vitro-Test stehen nicht zur Verfügung. 

Antineoplastische Mittel aus Enzymen 

  • Asparaginase 

Allergologische Relevanz 

Asparaginase war das Medikament mit der relativ höchsten Zahl allergischer Reaktionen: dosisabhängige, IgE-vermittelte allergische Reaktionen, darunter Urtikaria und Anaphylaxie, bis hin zu tödlichem Ausgang (bis zu 45 %). Aus diesem Grund, aber auch wegen der geringen Wirksamkeit, ist es weitgehend verlassen. 

Taxanderivate 

  • Docetaxel 
  • Paclitaxel 

Allergologische Relevanz 

Unter Docetaxel kann es in 25-50 % der Patienten zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen (akute Urtikaria, Bronchospasmus, Blutdruckabfall etc.) kommen, insbesondere wenige Minuten nach Beginn der Infusion. Vor allem während der ersten und zweiten Infusion sollten die Patienten daher streng überwacht werden. 

Unter der Therapie mit Paclitaxel werden  weniger häufig Unverträglichkeitsreaktionen beobachtet (2-5 %), insbesondere können dabei geringe Erythemen oder Exantheme auftreten. In Einzelfällen können auch zu anaphylaktischen Reaktionen mit Hypotonie, Angioödemen oder Atemnot auftreten. 

Der auslösende Mechanismus einer Taxoid-Unverträglichkeit ist unbekannt, vermutet wird bei Paclitaxel eine Mastzellaktivierung  bzw. eine allergische Reaktione gegen einen Zusatzstoff (Cremophor EL bei Paclitaxel, Polysorbat 80 bei Docetaxel). 

Prophylaktische Gabe von Steoriden und Antihistaminika oder in einzelnen Fällen auch die Durchführung einer Toleranzinduktion sind bei den meisten Patienten wirksam. 

Literatur: 7, 8, 9, 12, 15, 18, 456 

Walbusiak: Occupational asthma due to mitoxantone. Allergy 57, 461 (2002) 

Messaad et al: Successful docetaxel tolerance induction. Allergy 58, 1320-1321 (2003) 

Mebes et al: Chemotherapie mit pegyliertem liposomalen Doxorubicin in Kombination mit PUVA und Interferon−alpha bei Mycosis fungoides Stadium IIB. Aktuelle Drematologie 32, 322-5 (2006)

Peitsch et al: Hämatogenes Kontaktekzem nach intravesikaler Instillation von Mitomycin C. Aktuelle Dermatologie 58. 246-9 (2007)

Bessis: Gemcitabine-associated sleroderma-like changes of the lower extremities. J Am Acad Dermatol 51, 73-76 (2004)

Kroumpouzos et al: Generalazid hyperpigmentation with daunorubicin chemotherapie. J Am Acad Dermatol 46, 1-3 (2002)

Taek et al: Hydrxyurea-induces melanoonychia concomitant with a dermatomyositis-like eruption. J Am Acad Dermatol 49, 339-41 (2003)

Angün et al: Erfolgreiche Desensbilisierung bei Dacarbazin-Anaphylaxie. Kongressabstract des 23 Mainzer Allergie-Workshop in Allergo Z, 35 (1/2011)


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