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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Reaktionen

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Sulfonamide 

Medikamentenallergene 

  • Sulfacetamid 
  • Sulfadiazin 
  • Sulfaethidol 
  • Sulfalen 
  • Sulfanilamid 
  • Sulfamerazin 
  • Sulfamethoxazol 
  • Sulfametrol 
  • Sulfasalazin 

Diaminopyrimidine und Kombinationen mit Sulfonamiden 

  • Tetroxoprin + Sulfadiazin (= Cotetroxazin
  • Trimethoprim + Sulfadiazin (= Cotrimazin
  • Trimethoprim + Sulfamethoxazol (= Cotrimoxazol

Allergologische Relevanz 

Sulfonamide sind Derivate der Sulfanilinsäure (p-Aminobenzolsulfonsäure), die Grundstruktur der chemotherapeutisch genutzten Verbindungen ist das Sulfanilamid. Eine Reihe weiterer Medikamente hat eine ähnliche Grundstruktur, z.B. die Esterderivate der Lokalanästhetika, die Thiazide, die Sulfonylharnstoffe und das NSAR Celecoxib. Kreuzreaktionen können daher innerhalb einer para-Gruppenallergie auftreten, da die Sulfonamide ebenfalls einen para-substituierten Phenolring als Grundstruktur besitzen. 

Allergische Reaktionen durch Sulfonamide sind relativ selten geworden, ihre Häufigkeit wird bei peroraler Gabe auf 1- 3 % und bei lokaler Anwendung auf etwa 10 % geschätzt. Neuere Präparate scheinen seltener zu sensibilisieren (höherer Reinheitsgrad?). Stark proteingebundene Sulfonamide sollen eine besonders große Sensibilisierungspotenz besitzen. Das klinische Bild der Sulfonamidallergie ist sehr variabel, da alle vier Reaktionstypen auftreten können. 

Exantheme (morbilliform, rubeoliform) gehören zu den häufigsten Hautveränderungen. Fixe toxische Arzneimittelexantheme können relativ häufig beobachtet werden; Cotrimoxazol gilt bei dieser Reaktionsform sogar als das häufigste auslösende Medikament!  Typ I-Rektionen (Urtikaria und Anaphylaxie) sind eher selten, auch phototoxische und photoallergische Reaktionen kommen vor, ebenso Erythema-exsudativum multiforme, generalisierte exfoliative Dermatitis und Erythema nodosum. Gefährliche Hautreaktionen wie SJS oder TEN treten bevorzugt bei Kindern und nach Langzeitsulfonamiden auf, sind aber insgesamt selten auf (etwa 0,1 %). Auch Hypersensitivitätssyndrome können beobachtet werden. 

Allergische Hepatitiden, Nephritiden, Myokarditis, Störungen der Hämatopoese mit Leukopenie, Thrombopenie, Anämie, Serumkrankheit und Arzneimittelfieber haben eine Häufigkeit von 0,1 bis 1 %. Eine Agranulozytose entwickelt sich selten. Sulfonamide waren zudem die ersten systemisch eingesetzten Chemotherapeutika, die eine klinische Photosensibilisierung induzierten. 

Bei Patienten mit schweren kutanen Arzneimittelreaktionen auf Sulfonamide wurden toxische Effekte der hochreaktiven Hydroxylaminmetaboliten, die während der Metabolisierung entstehen, auf Lymphozyten nachgewiesen. Diese Metaboliten werden normalerweise mit Glutathion entgiftet, können aber auch mit Proteinen reagieren, wobei das eigentliche Allergen entsteht. Dieser Reaktionstyp wird als Idiosynkrasie bezeichnet (wie auch beim Antikonvulsiva-Hypersensitivitätssyndrom). 

Sulfasalazin 

Exantheme treten bei 1 bis 5 % der Patienten auf. Photosensibilität und ein fixes Arzneimittelexanthem wurden dokumentiert, über eine toxische epidermale Nekrolyse wurde berichtet. Ein Lupus erythematodes kann ausgelöst werden. Ein reversibler Haarverlust wurde auf die Anwendung des Medikaments in Einläufen zurückgeführt. Viele dieser Nebenwirkungen werden einem Trägermolekül, dem Sulfapyridin, zugeschrieben, das die 5-Aminosalicylsäure, die bei der Colitis ulcerosa aktive Komponente des Sulfasalazin,  zu seinem Wirkungsort im Kolon bringt. 

Bei der 5-Aminosalicylsäure (5-ASA) handelt es sich um die aktive Komponente des  Sulfasalazin. Allergische Reaktionen sind selten zu beobachten, dabei wurden auch einzelne Fäle einer oralen Sensibilisierung beschrieben.  

Cotrimoxazol (Trimethoprim-Sulfamethoxazol) 

Sulfamethoxazol, eines der am häufigsten verwendeten Sulfonamide, wird als Kombinationspräparat mit Trimethoprim eingesetzt. Durch diese Kombination wird offensichtlich das allergene Potential deutlich verstärkt, wobei sich Sensibilisierungen gegen beide Komponenten richten können. Allergische Reaktionen wurden dabei in 3 - 5 % der Behandlungen, bei HIV-Patienten in 29 - 69 % beobachtet. Fixe Arzneimittelexantheme werden relativ häufig beobachtet und können sowohl durch die Sulfonamid- als auch die Trimethoprim-Komponente bedingt sein, Gelegentlich  treten auch makulo-papulöse Exantheme auf. Ein ausgedehntes fixes Arzneimittelexanthem, das eine toxische epidermale Nekrolyse vortäuschte, wurde in einem Fall beschrieben. Allergische Reaktionen vom Soforttyp sind selten, während exanthematische Nebenwirkungen recht häufig auftreten. Schwere kutane Nebenwirkungen treten bei etwa 1 von 100.000 Patienten, die das Medikament einnehmen, auf. Zu diesen gehören ein Erythema exsudativum multiforme, ein Stevens-Johnson-Syndrom, das tödlich verlief, die toxische epidermale Nekrolyse bei AIDS-Patienten, eine kutane Vaskulitis und eine tödlich verlaufende Agranulozytose. 

Typ IV-Reaktionen 

Diagnostik 

Bei V.a. eine Typ IV-Kontaktallergie und photoallergische Reaktion Testung mit Sulfanilamid, Block Hermal Arzneistoffe I, Photoallergene; Testkonzentration 5 % in Vaseline. 

Literatur: 7, 8, 9, 12, 15 

Varela: Oral desensitization to 5-ASA. Allergy 57, 371-372 (2002) 

Borrelien Test  Zecken Test  HIV Labor Blutttest

Vorankündigung:

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