(12.8.2015)
Sonnenschutzmittel
Photosensibilisatoren, Typ IV-Kontaktallergene
Vor dem Hintergrund des zunehmenden Einsatzes von UV-Filtersubstanzen, die heute nicht nur in Sonnenschutzmitteln, sondern immer mehr auch in Haut- und insbesondere Gesichtspflegemitteln sowie auch in Lippenstiften aus Gründen des Schutzes vor Hautalterung sowie zum Produktschutz zum Einsatz kommen, und der hierdurch bedingten wachsenden Häufigkeit beobachteter phototoxischer und photoallergischer Reaktionen gegenüber Filtersubstanzen, kommt der Diagnostik und adäquaten Beratung dieser Patienten in der Zukunft eine immer größer werdende Bedeutung zu.
Die UV-Filter können in 2 große Gruppen unterteilt werden: chemische und physikalische Filter.
Bei der zudem möglichen Kontaktallergie gegen Lichtschutzmittel dürfen die Grundlagenbestandteile nicht unberücksichtigt bleiben. Neben positiven Reaktionen auf die eigentlichen Lichtfiltersubstanzen finden sich häufiger Reaktionen auf den Duftstoff-Mix (insbesondere Zimtalkohol) und Konservierungsmittel.
Da Lichtfilter auch zur Behandlung von Photodermatosen eingesetzt werden, kompliziert eine Photoallergie gegen Lichtfiltersubstanzen außerordentlich. Es ist daher insbesondere für diese Patienten wichtig, dass solche Photoallergien rechtzeitig erkannt werden.
Dibenzoylmethan stellt das häufigste Allergen dar und wird deshalb zunehmend durch andere Substanzen ersetzt.
Vorkommen von UV-Filtersubstanzen
- Sonnencremes, -lotionen, -milch, -ölen, -balsamen, -gelen
- Lippenpflege und Lippenstifte
- Selbstbräunungscremes
- Abdeckcremes und -stiften
- Feuchtigkeitscremes, -lotionen, -emulsionen
- Gesichts-, Körper-, Handcremes
- Haarkuren, -spülungen
- Haarfestiger-, Styling-Gele, Haarsprays
- Deorollern
- Augenfältchencremes
Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff
Butyl methoxydibenzoylmethane (INCI). Chem. Bezeichnung: 1-(4-(1,1-Dimethylethyl)phenyl)-3-(4-methoxyphenyl)propan-1,3-dion, Avobenzon. Kosmetische Funktion: UV-Filter, -Absorber
Camphor benzalkonium methosulfate (INCI). Kosmetische Funktion: UV-Filter, -Absorber
Ceria/silica (INCI). Carbonsäuren, Cerium (3+)-Salz, Calcinierungsprodukte mit Siliciumdioxid. Funktion: UV-Filter, -Absorber
Ceria/silica talc (INCI). Carbonsäuren, Cerium (3+)-Salz, Calcinierungsprodukte mit Siliciumdioxid und Talk. Funktion: UV-Filter, -Absorber
Cinoxate (INCI). Funktion. UV-Absorber
DEA-Methoxycinnamate (INCI). Funktion: UV-Absorber
Dibenzoxazoyl naphthalene (INCI). Funktion: UV-Absorber
Diethylhexyl butamido triazone (INCI). Funktion: UV-Absorber, UV-Filter
Diisopropyl methyl cinnamate (INCI). Funktion: UV-Absorber
Diphenyl carbomethoxy acetoxy naphthopyran (INCI). Funktion: UV-Absorber
Ethylhexyl triazone (INCI). Funktion: UV-Absorber, UV-Filter
Homosalate (INCI). Benzoesäure... ester. Funktion: UV-Absorber, UV-Filter
Isoamyl p-methoxycinnamate (INCI). Funktion: UV-Absorber, UV-Filter
Isopropyl dibenzoylmethane (INCI). Funktion. UV-Absorber
Isopropylbenzyl salicylate (INCI). Funktion: UV-Absorber
Menthyl anthranilate (INCI). Funktion: UV-Absorber
4-Methylbenzylidene camphor (INCi). Funktion: UV-Absorber, UV-Filter
Octrizole (INCI). Octrizol. Funktion: UV-Absorber
Phenylbenzimidazole sulfonic acid (INCI. Funktion: UV-Absorber, UV-Filter
Polyacrylamidomethyl benzylidene camphor (INCI). Funktion: UV-Absorber, UV-Filter
Sodium phenylbenzimidazole sulfonate (INCI). Funktion: UV-Filter, UV-Absorber
Allergologie (Relevanz)
Physikalische Filter, Titandioxid und Zinkoxid, die die UV-Strahlung reflektieren und streuen, sind keine sensibilisierenden Substanzen.
In einer größeren Untersuchung zeigten 111 von 2715 Patienten (4,1 %) im belichteten Epikutantest eine positive Reaktion. In 155 Fällen traten allergische bzw. photoallergische Kontaktekzeme auf.
Die häufig als Photoallergenepositiv getesteten UV-Filter, wie etwa p-Aminobenzoesäure (PABA), Amyl-Dimethyl PABA und Benzophenon-3 werden von Sonnenschutzmittelherstellen kaum noch verwendet. Im Gegensatz dazu zeigte der sehr häufig verwendete UV-Filter Octyl Methoxycinnamat im untersuchten Zeitraum von 15 Jahren nur 2 positive Reaktionen.
Kontaktallergische Reaktionen wurden sowohl durch die UV-Filter selbst als auch durch Duftstoffe oder therapeutische Zusätze.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass photoallergische Reaktionen auf UV-Filter trotz steigender Anwendung relativ selten auftreten. Es gibt jedoch eine Truppe von Patienten, die aufgrund einer vorliegenden polymorphen Lichtdermatose oder eine chronischen aktinischen Dermatitis einem größeren Risiko unterliegen eine Photoallergie zu entwickeln.
Allergologische Diagnostik
Die häufigsten Filtersubstanzen sind im Block Photoallergene (siehe unter ”Photopatchtestung”) enthalten und können mittels Photopatchtestung getestet werden. Bei V.a. Typ IV-Kontaktallergie Testung mit Block Lichtschutzsubstanzen (Hermal)
Literatur: 6, 467
https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw
Nedorost et al: Ensulizole (phenylbenzimidazole-5-sulfonic acid) as a cause of facial dermatitis: two cases. Dermatitis 16, 148 (2005)
Vorankündigung:
Dr. Irion kündigt publizistische Neuauflage seines allergologischen Werkes für das Frühjahr 2016 an. Lesen Sie mehr
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