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(8.8.2015)

Sesam

Typ I-Soforttypallergen, Auslöser von Intoleranzreaktionen, (potenzielles) Typ IV-Kontaktallergen

Vorkommen und Beschreibung

Sesam (Sesamum indicum) ist eine Pflanzen in der Familie der Sesamgewächse (Pedaliaceae). Sie ist eine weit verbreitete Kulturpflanze und vermutlich eine der ältesten Ölpflanzen der Welt.

Vorkommen in der Lebensmittelindustrie 

  • in Brot, Gebäck, Chips, Kräcker, Waffeln, Brezeln, Hamburger-Brötchen 
  • in Süßigkeiten wie türkischem Honig, Eiscreme 
  • in fertigen Gewürzmischungen 
  • in Krusten von Leber- und Fleischkäse, Pfeffersalami 
  • in Müsli 
  • als Zutat für Blumenkohl, Broccoli und Spargel 
  • in Fertigprodukten (Salatsoßen, Diätnahrung, Gewürze) 
  • in orientalischen Gerichten 
  • in Margarine, als Salat- und Bratöl 
  • zur Anreicherung von Nahrungsmittel mit Sesam-Mehl 

Vorkommen in Kosmetika 

  • in Lippenstiften 

Vorkommen Arzneimittel 

  • in injizierbaren Arzneimitteln wie Neuroleptika und Vitamin D 
  • als Salbengrundlage 
  • Sesam kann als verstecktes und nicht deklarierte Beigabe in Nahrungsmittel, Kosmetika und Arzneimitteln vorkommen.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Sesamum indicum extract (INCI). Extrakt aus den Samens des Sesams. Funktion: lindernd, glättend, hautpflegend, haarkonditionierend

Sesamum indicum oil (INCI). Öl aus Sesamsamen. Es besteht vorwiegend aus Glyceriden von Linolsäure, Ölsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure. Funktion: geschmeidig machend, hautpflegend, haarkonditionierend

Sesamum indicum oil unsaposiafibles (INCI). Rückstand aus dem Sesamöl, der bei der Verseifung der Sesamöl-Fettsäuren als Unverseifbares übrig bleibt. Funktion: geschmeidig machend, hautpflegend

Sesamum indicum seed (INCI). Besteht aus getrockneten Sesam-Samen. Funktion: abrasiv

Sesamide dea (INCI). Sesamöl-Amide. Funktion: Tensid, schaumverstärkend, viskositätsregelnd

Sesamidopropyl dimethylamide (INCI). Sesamöl-Amide. Funktion: Tensid, haarkonditionierend, antistatisch

Sesamidopropyamine oxide (INCI). Sesamöl-Amide. Funktion: Tensid, reinigend, haarkonditionierend, schaumverstärkend, hautpflegend

Allergologie (Relevanz)

Seit der Erstbeschreibung einer Typ I-Reaktion auf Sesam 1950 wurden in zunehmender Zahl von Publikationen anaphylaktische Reaktionen wie Urtikaria, Angioödem, Rhinitis, Asthma, gastrointestinale Symptome bis hin zum anaphylaktischen Schock nach Einnahme von Sesam in Form von Körnern oder Öl beschreiben (8 Fälle bei 10 und 11). Auch bei Kindern wird eine zunehmende Zahl von Sesamallergien beobachtet; im Laufe des Lebens scheint die Sesam-Allergie im Gegensatz zu einer Milch- oder Ei-Allergie jedoch sehr häufig zu persistieren.

In der Mehrzahl der Fälle ist der Verlauf äußerst schnell und dramatisch. Als ursächlich dafür werden sowohl IgE-vermittelte Allergien als auch nicht IgE-vermittelte Intoleranzreaktionen angegeben. Letztere werden deshalb angenommen, da sich bei Patienten mit in oralen Provokationstestungen bestätigter Sesam-Anaphylaxie weder eine positive Hauttestreaktion noch spezifische IgE-Antikörper im RAST finden ließen. In der neueren Literatur wird jedoch diesbezüglich vermutet, dass die als Oleosine identifizierten Allergene (Ses i 4 und Ses i 5) nicht durch die gängigen Testverfahren wie Prick oder CAP-FEIA nachgewiesen werden können, begründet u.a. damit, dass Oleosine nicht in den kommerziell erhältlichen Testlösungen enthalten sind.

Zudem hängt die allergische Reaktion des jeweiligen Patienten vom Grad der eigenen Überempfindlichkeit ab und nicht von der verzehrten Nahrungsmenge. So gibt es extrem überempfindliche Patienten und andere, die erst bei Zufuhr einer größeren Allergenmenge reagieren. Bei häufigen Allergenkontakten und Expositionen kann die Sensibilisierung steigen. 

Sesam-Öl scheint von Sesam-Allergikern in der Regel reaktionslos vertragen zu werden; ursächlich dafür ist, dass die meisten der relevanten Allergenen während der Öl-Extraktion verloren gehen. Jedoch gibt es auch Hinweise, dass sogar kleine Allergenmengen, die im Sesamöl verbleiben, schwere klinische Symptom bei entsprechend sensibilisierten Patienten auslösen können. 

In sehr seltenen Fällen kann Sesam ein allergisches Kontaktekzems auslösen. Allergene: Sesamin und Sesamolin. 

Allergologische Diagnostik

Prick/Scratch mit Nativmaterial, RAST (Ph.: Sesamschrot). Epikutantestung: Testkonzentration 10 % Sesamöl in Öl.

Literatur: 1, 2, 3, 400

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

Leduc et al: Identification of oleosins as major allergens in sesame seed allergic patients. Allergy 61, 349-356 (2006)

Agne et al: Sesame seed allergy in children. Allerg Immunol (Paris) 36, 300-305 (2004)

Cohen et al: Sesame food allergy and sensitization in children. Pediatr Allergy Immunol 18, 217-223 (2007)

Gangur et al: Sesame allergy: a growing food allergy of globa proportions? Ann Allergy Asthma Immunol 95, 4-11 (2005)

Panizzolo et al: Anaphylaxis to sesame paste. Allerg Immunol (Paris) 37, 34-35 (2005)

Dalal et al: he pattern of sesame sensibility among infants and childern. Pediatr Allergy Immunol 14, 312-316 (2003)

Noch Pubmed

 

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