Suchbegriffe zu diesem Artikel: pseudoallergische, Reaktionen
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Röntgenkontrastmittel
Auslöser von anaphylaktoiden Sofort- und Spätreaktionen
Jodhaltige Röntgenkontrastmittel |
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ionische Verbindungen |
nicht-ionische Verbindungen |
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Monomer |
Dimer |
Monomer |
Dimer |
Pharmakologie
Die gängigen Röntgenkontrastmittel umfassen ionische und nicht-ionische sowie monomere und dimere Präparate. Anaphylaktoide Reaktionen nach Infusion von RKM sind mit 4 - 13 % relativ häufig. Die neueren, nicht-ionischen RKM und ionischen Dimere besitzen eine deutlich (bis zu 7fach) geringere Osmolarität und weisen damit eine bessere Verträglichkeit auf, im Vergleich zu den älteren ionischen RKM.
Allergologische Relevanz
Die häufigsten Unverträglichkeitsreaktionen sind anaphylaktoide Reaktionen. Sie können innerhalb einer Stunde nach Infusion (Sofortreaktion) oder später (mehrere Stunden bis Tage danach, Spätreaktion) auftreten. Die meisten Reaktionen verlaufen leicht, meistens mit einer Urtikaria, etwas weniger häufig mit Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen. Nur in wenigen Fällen kommt es zu Larynxödem, Bronchospasmus, Schocksymptomatik oder fatalen Verläufen mit Herz- und Atemstillstand.
Neuere Studien konnten aufzeigen, dass die Häufigkeit von Unverträglichkeitsreaktionen bei nicht-ionischen RKM auf etwa ein Drittel reduziert werden konnte, dies betrifft sowohl leichte als auch schwere Reaktionsformen. Allerdings wurden in letzter Zeit auch bei Anwendung dieser RKM schwere Reaktionsformen und Todesfälle beschreiben. Der Pathomechanismus anaphylaktoider Reaktionen ist noch nicht vollständig aufgeklärt. Folgende Mechanismen werden diskutiert:
- Histaminfreisetzung durch Kontrastmittel aus basophilen Leukozyten oder indirekt über Komplementaktivierung
- Komplementaktivierung (konnte dosisabhängig und temperaturabhängig im tierischen und menschlichen Serum nachgewiesen werden)
- Beeinflussung des Gerinnungssytems (fibrine Spaltprodukte im Plasma und Thrombozytenveränderungen konnten nachgewiesen werden)
- immunologische Reaktionen (Hinweise dafür sind die klinischen Symptome, wie Urtikaria, Quincke-Ödem und Schockzustände, Auslösung der Reaktionen durch kleine Dosen, größere Häufigkeit bei Allergikern)
- Angst (zentral-nervöse Mechanismen können Lungenödem, Herzstilltand, Hautveränderungen und Gerinnungsstörungen auslösen)
Die Pathogenese der Spätreaktionen ist noch nicht geklärt. Als häufigste Symptome können exanthematische Hautveränderungen, Kopfschmerzen, persistierende Schmerzen am Injektionsort, gastrointestinale Beschwerden und grippeähnliche Symptome auftreten. Daneben wurden auch Atemnot, Angioödeme, Gelenkschmerzen sowie eine tödlich verlaufende Vaskulitis und eine TEN beobachtet. Die Mehrzahl der auftretenden Symptome besitzen jedoch einen milden Schweregrad und sind nicht lebensbedrohlich. Gesamthäufigkeit ca. 4-8 %, dabei Exantheme in 0.6-5,5 % aller Infusionen. Es besteht wohl kein bedeutender Unterschied in der Gesamthäufigkeit von Spätreaktionen zwischen ionischen und nicht-ionischen RKM. Ein immunologischer Pathomechanismus wird angenommen. Positive Hautreaktionen als Hinweis auf ein allergisches Geschehen waren nachweisbar, möglicherweise im Sinne einer ”Late-phase”-Reaktion.
Daneben können auch zweiphasische Reaktionen auftreten, mit z.B. generalisierter Urtikaria sofort nach RKM-Infusion und einem diffusen juckenden makulösen Exanthem fünf Tage später. Das klinische Bild dieser Reaktion ist vergleichbar mit Soforttyp- und verzögerter Soforttyp (”Late-phase reaction”-Reaktion) bei einer IgE-vermittelten Allergie. Daneben stellt sich die Frage, ob auch echte Typ IV-Spätreaktionen vorliegen. Ferner ist die Kombination von zwei unterschiedlichen Reaktionen, von pseudoallergischer anaphylaktoider Sofortreaktion und T-zellvermittelter Spättypreaktion (Typ IV) oder Immunkomplexreaktion (Typ III) theoretisch möglich. Hierzu wird über zwei Patienten berichtet, die ”Spät-Reaktionen” nach RKM-Infusion in Form von juckenden makulösen bis makulopapulösen Exanthemen entwickelten, denen anaphylaktoide Symptome vorausgegangen waren.
Eine Jodallergie stellt in den weitaus meisten Krankheitsfällen nicht die Ursache der Kontrastmittelunverträglichkeit dar.
Diagnostik
Prick, i.c. mit Ablesungen nach 20 min. und 24, 48, 72 h, Epikutantest mit Ablesung nach 24 – 96 h; intravenöse Provokationstestung (z.B. mit Omnipaque 300) 1:1000/1:100/1:10/pur (je 5 ml im Abstand von 10 Min.). Mit dieser Testdosis kann eine allergische Reaktion ausgeschlossen werden, nicht jedoch eine pseudoallergische Reaktion.
Ein diagnostischer Test zur Ermittlung von Risikopatienten steht nicht zur Verfügung. Von der Anwendung von prophetischen Intrakutan-Testungen oder Provokationstestungen mit kleinen Mengen RKM wird überwiegend abgeraten, da die prädiktive Aussage dieser Testverfahren gering ist und z.T. schwere anaphylaktoide Reaktionen bereits bei geringen Mengen RKM auftreten können.
Prophylaxe
Grundsätzlich sollten nicht -ionische Substanzen zur Vorbeugung von Zwischenfällen bei Risikopatienten Verwendung finden, sofern nicht gänzlich auf eine Kontrastmittelgabe verzichtet werden kann. Das Wiederholungsrisiko nach zurückliegender Unverträglichkeitsreaktion ist bis auf 44 % erhöht.
Patienten mit erhöhtem Risiko einer anaphylaktoiden Reaktion durch Röntgenkontrastmittel |
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Zur Prophylaxe von Zwischenfällen werden verschiedene Prämedikationsschemata empfohlen. Sie beinhalten die Gabe von H1- und H2-Blockern und die Gabe von Glukokortikosteroiden.
Bariumsulfat
Bei Bariumsulfat handelt es sich um ein iodfreies Kontrastmittel, das zur Darstellung des Magen-Darm-Traktes üblicherweise oral oder als Einlauf verabreicht wird. Bariumsulfat wird als sicher Kontrastmittel angesehen, lediglich in vereinzelten Fällen wurden nach Bariumsulfatapplikation allergische Reaktionen (Häufigkeit ca. 1 : 1000 bis 1:7000) in Form von anaphylaktischen Reaktionen wie Urtikaria und Gesichtsödemen bis hin zum Kreislaufkollaps beobachtet.
Als Inhaltsstoff einer Bariumsulfat-Suspension kann Carboxymethylcellulose gefunden werden. Überraschend häufig können dabei Sensibilisierungen in bestimmten Populationen gegen diesen Stoff gefunden werden (bis 9,7 %). Klinisch relevante anaphylaktische Reaktionen sind jedoch sehr selten.
Siehe auch unter "barium sulfate".
Gadolinium
Bei der Kernspintomographie ist eine Kontrastverstärkung durch Anwendung von Gadolinium-Komplexverbindungen möglich. Alle Gadoliniumverbindungen führen gelegentlich zu Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen, Juckreiz und Schmerzen an der Injektionsstelle. Selten treten Krämpfe, Blutdruckabfall oder anaphylaktische Reaktionen auf.
Literatur: 7, 8, 9, 18, 386, 387, 388, 389
Muroi et al: Allergy to carboxymethylcellulose. Allergy 57, 1212-1213 (2002)
Mori et al: Analysis of sensitization to carboxymethylcellulose: identification of high risk group using ELISA and histamine release experiment. Inflamm Res. 53, 164-9 (2004).
Gesundheitscheck Darm Plus (Zonulin) Stuhltest Burnout plus Kombitest (Stress & Erschöpfungs Test) Herzgesundheits-Test
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