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Kunststoff

Typ IV-Kontaktallergene 

Die Zahl der Kunststoffe, die heute eine kommerzielle Bedeutung haben, liegt bei etwa 50. Chemisch bestehen sie aus sehr großen Molekülen (Polymeren), die durch kettenartige Aneinanderreihung von kleinen Molekülen (Monomeren) hergestellt werden. 

Die Begriffe Kunststoff (Plastik) und Kunstharz werden häufig synonym verwendet. Im engeren Sinne sind Kunststoffe synthetische makromolekulare Endprodukte, während Kunstharze die niedrig-, mittel- und hochmolekularen synthetischen Zwischenprodukte sind, aus denen Kunststoffe hergestellt werden. Diese Definitionen schließen natürlich vorkommendes Gummi und Zellulose nicht ein, da deren Ausgangsmaterial nicht synthetisch hergestellt wird. 

Traditionell und unter praktischen Gesichtspunkten können Kunststoffe in drei Hauptkategorien eingeteilt werden: 

  • Thermoplaste (Polyacrylate, Polyethylen, Polystyrol, Polyvinylchlorid, gesättigte Polyester) 
  • Duroplaste (Epoxidharze, Phenol-Formaldehydharze, Polyurethan) 
  • Elastomere (synthetischer Gummi) 

Die fertigen, vollständig ausgehärteten Kunststoff-Produkte werden generell als inert und für die Haut ungefährlich angesehen. Hauptprobleme durch Kunststoffe sind nahezu ausschließlich durch einzelne Bestandteile wie Monomere, kurzkettige Polymere, Katalysatoren, Härter und andere Zusätze oder aber durch Abbauprodukte mit niedrigem Molekulargewicht verursacht. 

Feste, vollständig polymerisierte Harze verursachen nur selten allergische oder irritative Kontaktekzeme. Unvollständig ausgehärtete Harze können irritieren und sensibilisieren. So kann beim Sägen und Zermahlen vollständig ausgehärteter Harze eine Depolymerisation eintreten, wobei irritierende oder sensibilisierende Monomere freigesetzt werden. Die meisten Kontaktdermatitiden durch Kunststoffe entstehen im beruflichen Bereich. Kunststoffe, die in der Allgemeinbevölkerung Ekzeme hervorrufen sind: 

  • künstliche Fingernägel aus Acrylaten und nicht ausgehärtete Acrylat-Zahnprothesen 
  • Epoxid- und Formaldehydharze sowie Methacrylate in Klebern, Lacken und Zementen 
  • Toluolsulfonamid-Formaldehydharz in Nagellacken 
  • p-tert.-Butylphenol-Formaldehydharz in Klebern bei der Schuhherstellung und -reparatur 

Am häufigsten rufen Epoxidharze und Acrylate berufliche Kontaktekzeme hervor. 

Epoxidharz-Systeme 

Bei sämtlichen Epoxidharzen verbinden sich 2 Kohlenstoffatome und ein Sauerstoffatom chemisch, um eine Epoxigruppe zu bilden, sie auch als Oxiran- oder Epoxidgruppe bezeichnet wird. Ungefähr 75-90 % der Epoxidharze sind Diglycidylether vom Typ des Bisphenol-A (DGEBA). Diese Harze werden durch die Kombination von Epichlorhydrin und Bisphenol-A gebildet. Daneben können andere Komponenten wie Färbe- und Füllmittel, Teer, Ultraviolettlicht-Absorber, Entflammungshemmer, Lösungsmittel, Verstärkungsmittel und Weichmacher den Rohstoffen hinzugefügt werden. Epoxidharze können auch mit Fomaldehydharzen, die auf Phenol, Harnstoff oder Melamin basieren, gemischt werden. 

Es gibt zahlreiche Härtungsmittel. Diese wirken entweder bei Raumtemperatur (kalthärtend) oder bei erhöhten Temperaturen (heißhärtend). Die Mehrheit der kalthärtenden Mittel sind Polyamine, Polyamide oder Isocyanate. Die Mehrheit der heißhärtenden Mittel sind Karbxylsäuren und Anhydride oder Aldehydkondensationsprodukte wie zum Beispiel Pheno-, Melamin- und Harnstoff-Formaldehydharze. Am häufigsten werden jedoch Polyaminhärter für das DGEBA-Harzsystem eingesetzt. 

Polyaminhärter für Epoxidharze 

aliphatische Polyamine 

  • Diethylentriamin (DETA) 
  • Diethylaminopropylamin (DEAPA) 
  • 3-Dimethylaminopropylamin (DMAPA) 
  • Dipropylentriamin (DPTA) 
  • Ethylendiamin (EDA) 
  • Tetraethylenpentamin (TEPA) 
  • Triethylentetramin (TETA) 

zykloaliphatische 

Polyamine 

  • Isophorondiamin (IPDA) 

aromatische 

Polyamine 

  • 4,4`-Diaminophenylmethan (DDM) 
  • 4,4`-Diaminodiphenylsulfon (DDS) 
  • m-Phenylendiamin (MPDA) 
  • m-Xylylendiamin 

Polyamiddiamine 

  • polymetrisches Amido-aminalkoxyliertes
    Triethylentetramin 

Reaktiverdünner, die eine oder mehrere Epoxidgruppen enthalten, reagieren mit dem Härter ungefähr gleich schnell wie das Harz. Sie werden in erster Linie zur Reduzierung der Viskosität von Harzen eingesetzt. Die meisten Reaktivverdünner werden bei kalthärtenden Systemen verwendet. sie werden in kommerziellen Epoxidharzen in einer 10-30 % gemischt. Verdünner sind entweder aromatisch, wie Phenyl- oder Kresyl-Glycidylether, oder aliphatisch, wie Butyl- oder Allylglycidylether. 

Zur allergologischen Relevanz siehe unter “Epoxidharze” 

Acrylharze 

Acrylharze werden aus Derivaten der Acrylsäure gebildet. Die in Acrylharzen enthaltenen Monomere sind Acrylsäuren oder Methacrylsäuren und ihre Ester, Cyanoacrylsäure und ihre Ester, Acrylamid und Acrylonitril. Es gibt daher zahlreiche verschiedene Acrylmonomere. Folglich wird eine Vielzahl von verschiedenen Polymeren und Harzen produziert. 

Die Polymerisation von Acrylmonomeren erfolgt entweder bei Zimmertemperatur oder durch Erhitzen. In der Regel wird der Vorgang durch die Zugabe von Initiatoren, Beschleunigern und Katalysatoren beschleunigt. Die Härtung oder Polymerisierung kann auch durch Ultraviolettlicht, sichtbares Licht oder Elektronenstrahlen erzielt werden; dabei werden keine Initiatoren verwendet. 

Monoacrylate und Monomethacrylate 

Mono(meth-)acrylate werden zur Herstellung einer außerordentlich großen Palette von Kunststoffen eingesetzt. Polymethylmethacrylat ist der wichtig-ste Kunststoff in der Acrylgruppe. 

Das besondere Merkmal dieses Kunststoffes ist seine ausgezeichnete Transparenz. Aus diesem Grund wird er bei Produkten wie Dachfenstern, Haushaltswaren, Uhrgläsern, Taschen, Lampengehäusen und Windschutzscheiben eingesetzt. Zur Herstellung von Zahnersatz, Hörhilfen, Lärmschutzmitteln und “Knochenzement” in der orthopädischen Chirurgie wird ein Zweikomponentensystem verwendet. Die erste Komponente ist ein präpolymeres Pulver von Polymethylmethacrylat mit Benzoylperoxid als Initiator. Die zweite Komponente ist eine monomere Flüssigkeit von Methylmethacrylat, das einen Beschleuniger enthält, z.B. N, N-Dimethyl-p-Toluidin. 

Die bei der Herstellung von ultravioletthärtenden Tinten und Beschichtungen oder im photopräpolymeren Druckplattenvorgang bevorzugten Acrylmonomere sind: 

  • 2-Hydroxyethylacrylat (2-HEA) 
  • 2-Hydroxypropylacrylat (2-HPA) 
  • 2-Hydroxypropylmethacrylat (2-HPMA) 
  • 2-Hydroxyethylmethacrylat (2-HEMA) 
  • 2-Ethylhexylacrylat (2-EHA) 

Multifunktionelle Acrylate 

Diese Gruppe enthält Moleküle mit zumindest zwei reaktiven Acrylgruppen, dies sind z.B. Di(meth)acrylate, Tri- und Tetra(meth)acrylate. Multifunktionelle Acrylate werden bei Mischungen für UV-Druckfarben und Beschichtungen verwendet, wo sie als quervernetzende Mittel und Reaktivverdünner wirken und nach UV-Exposition Teil der endgültigen Beschichtung werden. Multifunktionelle Acrylate sind auch wichtige Acrylverbindungen bei Photopolymeren, flexographischen Druckplatten und Photoresists (ein Ätzschutz für bedruckte Printplatten). Multifunktionelle Acrylatester werden in Acrylklebern, Haftsubstanzen, anaeroben Dichtungen ebenso wie bei der Herstellung von künstlichen Nägeln eingesetzt. Einige der häufig verwendeten Acrylate sind: 

  • Ethylen-Glycol-Dimethacrylat (EGDMA) 
  • Diethylen-Glycol-Dimethacrylat (EGDMA) 
  • Trimethylolpropan-Trimethacrylat (TMPTMA) 

Die meisten Kunstharze in der Zahnheilkunde und Dentalbasispolymerere werden mit weniger viskösen “difunktionalen” Acrylaten “verdünnt”. Das sind Methacrylmonomere, von denen EGDMA, DEGDMA, Triethylen-Glycol-Dimethacrylat (TREGDMA) und 1,4 Butandiol-Dimethacrylat (BUDMA) die meistverwendeten sind. 

Die einfachsten UV-härtenden Druck- oder Beschichtungsgemische bestehen aus nur 3 Komponenten. Das meistverwendete multifuntionelle Acrylat ist dabei ein Acrylsäure-Ester von entweder Pentaerythritol (PETA), Trimethylolpropan (TMPTA) oder Hexandiol (HDDA). In den letzten 10 Jahren hat der Einsatz von UV-härtenden Acrylaten bei Druckfarben und Beschichtungen enorm zugenommen.  

Präpolymere 

Die am häufigsten verwendeten Präpolymere sind Acryl-Epoxidharze, Acryl-Polyurethane, Acryl-Polyester und Acryl-Polyether. 

Epoxidacrylate 

Das Additions-Reaktionsprodukt zwischen Bisphenol A und Glycidyl-Methacrylat oder einem Epoxidharz und Methacrylsäure ist das 2,2-Bis(4-(2-Hydroxy-3-Methacryloxypropoxy)phenyl)-propan (BIS-GMA). BIS-GMA ist das meistverwendete Präpolymer bei Kunststoff-Zahnersatzprodukten.  

Positive Epikutantest-Reaktionen mit der (Meth-)acrylat-Serie über
10 Jahre am Finish Institute of Occupational Health, Helsinki 

(Meth-)acrylat-Serie (Chemotechnique, Schweden 

Abkür- 

zung 

Test-Konz. (%) 

positive Reak-tionen 

Allerg. (%) 

Rei-hung 

Ethylacrylat 

EA 

0,1 

(-0,5) 

16/192 

8,3 

Butylacrylat 

BA 

0,1 

(-0,5) 

12/242 

5,0 

12 

2-Ethylhexylacrylat 

2-EHA 

0,1 

(-0,5) 

0/243 

2-Hydroxyethylacrylat 

2-HEA 

0,1 

(-0,5) 

16/132 

12,1 

2-Hydroxypropylacrylat 

2-HPA 

0,1 

(-0,5) 

14/132 

10,6 

Methylmethacrylat 

MMA 

20/271 

7,4 

Ethylmethacrylat 

EMA 

18/243 

7,4 

n-Butylmethacrylat 

BMA 

6/243 

2,5 

16 

2-Hydroxyethyl- 

methacrylat 

2-HEMA 

31/273 

11,4 

2-Hydroxypropyl- 

methacrylat 

2-HPMA 

29/242 

12,0 

Ethylenglycol- 

dimethacrylat 

EGDMA 

27/272 

9,9 

Triethylenglycol- 

dimethacrylat 

TREGDMA 

23/275 

8,4 

1,4-Butandioldi- 

methacrylat 

BUDMA 

10/274 

3,6 

15 

Urethandimethacrylat 

UEDMA 

1/273 

0,4 

25 

2,2-bis(4-(2-methacryloxy-ethoxy)phenyl)propan 

BIS-EMA 

4/242 

1,7 

20 

2,2-bis(4-(methacryloxy)phenyl)propan 

BIS-MA 

0/242 

2,2-bis(4-(2-hydroxy-3-methacryloxypropoxy) 

phenyl)propan 

BIS-GMA 

5/272 

1,8 

19 

1,4-Butandioldiacrylat 

BUDA 

0,1 

11/242 

4,6 

13 

1,6-Hexandioldiacrylat 

HDDA 

0,1 

6/274 

2,2 

17 

Diethylenglycoldiacrylat 

DEGDA 

0,1 

13/243 

5,3 

11 

Tripropylenglycol-diacrylat 

TPGDA 

0,1 

2/243 

0,8 

22 

Trimethylolpropantri- 

acrylat 

TMPTA 

0,1 

0/243 

Pentaerythritoltriacrylat 

PETA 

0,1 

3/243 

1,2 

21 

Oligotriacrylat 480 

OTA 480 

0,1 

0/243 

(2,2-bis(4-(2-Hydroxy-3-acryloxypropoxy) 

phenyl)propan 

BIS-GA 

0,5 

5/241 

2,1 

18 

Urethandiacrylat 

(aliphatisch) 

al-UDA 

0,1 

2/243 

0,8 

22 

Urethandiacrylat 

(aromatisch) 

al-DA 

0,05 

2/243 

0,8 

22 

Triethylenglycoldiacrylat 

TREGDA 

0,1 

17/241 

7,1 

10 

N,N-Methylenbisacryl- 

amid 

MBAA 

0/191 

Tetrahydrofurfuryl- 

methacrylat 

THFMA 

7/166 

4,2 

14 

Ethylcyanoacrylat 

ECA 

0/87 

Monoacrylate sind starke Sensibilisatoren, während Monomethacrylate ein schwach bis mäßig sensibilisierendes Potenzial besitzen. Daher bewirkt die Einführung der Methylgruppe eine Reduzierung des Sensibilisierungspotenzials der Monoacrylate. Aus den multifunktionellen Acrylaten sind Di- und Triacrylverbindungen als potente Sensibilisatoren zu werten. Die methacrylierten multifunktionellen Acrylverbindungen sind schwache Sensibilisatoren. Bei den diversen auf Bisphenol-A und Epoxidharz basierenden Di(meth-)acrylaten scheint sich die Allergenität zu vermindern, wenn die Molekularkette der Acrylate drei oder mehr Methylengruppen enthält.  Die Sensibilisierungspotenz der verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Präpolymere lässt sich nur schwer abschätzen. 

Zur allergologischen Relevanz  - siehe unter den einzelnen “(Meth-)acrylaten” 

Acrylnitril 

Acrylnitril wird bei ungefähr 25 % aller synthetischen Fasern als Kopolymer verwendet. Vorkommen in der Automobilindustrie sowie bei der Herstellung von Haushaltswaren, elektrischen Geräten, Koffern, Nahrungsmittelverpackungen und Einweggeschirr sowie auch als Bestandteil von Textilien und Farben. Kontaktallergien sind nur selten beschreiben. 

Acrylamid und seine Derivate 

Acrylamid wird als Verstärkung bei der Herstellung von Papier, als Verdick-ungsmittel für Emulsionen sowie bei der Gelelektrophorese in der Biochemie eingesetzt. Obwohl Polyacrylamid der Haut gegenüber inert ist, kann sein Monomer irritativ wirken und auch Kontaktallergien hervorrufen. 

Cyanoacrylate (siehe auch dort) 

Cyanoacrylate werden auch als “Superkleber” bezeichnet. Verwendung als sowohl als Haushaltskleber, Industriekleber und medizinische Kleber. 

Cyanoacrylate polymerisieren rasch durch den Kontakt mit Wasser. Verdunstete Cyanoacrylate sind bekannt dafür, dass sie auf die Augen und den Atemtrakt irritativ wirken; sie können auch zu Asthma führen. Ein Reizgefühl im Gesicht sowie Reizung der Augen können durch zu geringe Feuchtigkeit auftreten. Die Kontaktsensibilisierung auf Cyanoacrylate wurde bisher als seltenes Ereignis angesehen, da sich das Cyanoacrylat sofort mit dem Oberflächenkeratin verbindet. In letzter Zeit wurden jedoch Fallberichte publiziert. 

Polyurethan-Kunstharz

Polyurethane (PU)entstehen durch eine Kondensations- und Adduktions-Reaktion zwischen Isocyanaten (siehe auch dort) und Polyolen (Polyhydroxy-Verbindungen). Bei den verwendeten Polyhydroxy-Verbindungen kann es sich um aliphatische und aromatische Polyester, Polyether oder Rizinusöl, Tallöl oder einfache Polyalkohole handeln. Bei den am häufigsten verwendeten Isocyanaten handelt sich um u.a. Toluylendiisocyanat (TDI) oder Diphenylmethan-4,4`-diisocyanat (MDI). Bei der Herstellung von PU werden zahlreich Hilfsstoffe verwendet. Der Aushärtungsprozess kann durch Erhitzen oder durch den Einsatz von Katalysatoren (z.B. Diaminodiphenylmethan) beeinflusst werden. Zu Polyurethan-Produkten zählen elastische und steife Schäume, Farben, Lacke, Kleber. 

Die Exposition gegenüber Isocyanaten und Hilfsstoffen kann sowohl zu allergischen als auch zu irritativen Kontaktekzemen führen. Isocyanate werden als mittel bis starke Irritanzien angesehen. Irritative Kontaktekzem scheinen häufiger aufzutreten als allergische. Gemessen an dem extensiven Einsatz dieser Chemikalien bei den Herstellungsprozessen und in anderen Zusammenhängen sind Berichte über allergische Ekzem allerdings selten. Wahrscheinlich haben die strengen Richtlinien zum Schutz der Arbeitnehmer gegen Atemwegserkrankungen durch Isocyanate bei der Polyurethan-Bearbeitung auch die Hautgefährdung generell minimiert. 

Vollständig ausgehärtete Polyurethan-Produkte verursachen normalerweise keine Hautprobleme. Es ist jedoch möglich, dass einige überschüssige Isocyanatmonomere innerhalb des Polyurethan-Schaums zurückbleiben.
Beim weiteren Verarbeiten des Schaums, insbesondere beim Schneiden, kann ein Isocyanat-haltiger Polyurethanstaub entstehen, der unter bestimmten Bedingungen eine Dermatitis verursachen kann. 

Phenol-Formaldehydharz

Phenol-Formaldehydharze (Phenolharze) sind Polykondensationsprodukte von Phenol und Aldehyden, insbesondere von Phenol und Formaldehyd. Sie werden eingeteilt in Resole und Novolake. Die verschiedenen Phenol-Formaldehydharze und p-tert.-Butylphenol-Formaldehydharz (siehe dort9 haben zahlreiche industrielle Anwendungen. 

Kleber und Klebefilme auf Basis von Phenol-Fomaldehydharzen werden in der Sperrholzindustrie verwendet. Wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Nässe werden die Kleber beim Bau von Häusern, Schiffen und Flugzeugen eingesetzt. Die Harze sind auch gute elektrische Isolatoren und sind daher in vielen elektronischen und elektrischen Geräten zu finden. Außerdem können sie bei der Herstellung von dekorativen Oberflächenbeschichtungen verwendet werden. Ihre hohe Resistenz gegen Chemikalien macht sie auch geeignet für die Beschichtung von starren Konstruktionen wie Pipelines und Reaktionsgefäße. Darüber hinaus werden sie als Bindeglied für Glas- und Mineralfasern, bei der Herstellung von Isoliermaterial gegen Feuer, Hitze und Lärm sowie bei der Herstellung von Sandgussformen und Schleifpapier verwendet. Novolak-Harze dienen zur Herstellung von Mahlwerken, Bremsbelägen und Kupplungsoberflächen. 

Gesundheitliche Gefährdungen durch den Umgang mit Phenol-Formaldehydharzen richten sich gegen die Haut. Kontaktekzeme sind häufig und gewöhnlich durch allergische Reaktionen vom Typ IV bedingt. Die meisten in der Literatur beschriebenen Fälle wurden durch Sensibilisierung gegen p-tert.-Butylphenol-Formaldehydharz verursacht. Dagegen sind Berichte gegen andere Phenol-Formaldehydharze seltener. Phenol-Fomaldehydharze können auch die Haut irritieren und sogar Verätzungen und Depigmentierungen hervorrufen. Die Toxizität und die irritativen Eigenschaften der Phenolharze hängen dabei offenbar von Faktoren wie dem Gehalt von Phenol und Aldehyden, die nicht reagiert haben, ab. Auch Formaldehyd, das vor allem als potenter Sensibilisator bekannt ist, kann, wenn es freigesetzt wird, irritativ wirken. Sowohl die irritativen als auch die sensibilisierenden Eigenschaften der Harze in Klebern und Beschichtungen können durch die Alkalität der Harze und die Art der verwendeten Lösemittel verstärkt werden. 

Amino-Kunststoff

Amino-Kunststoff ist die Bezeichnung für Kunststoffe, die durch die Reaktion eines Aldehyds mit einer Verbindung, die eine oder mehrere Aminogruppen enthält, entstehen. Harnstoff und Melamin sind die am häufigsten verwendeten Verbindungen, die durch eine Polykondensationsreaktion mit Formaldehyd Harnstoff-Formaldehydharze und Melamin-Formaldehydharze bilden. Amino-Kunststoffe werden breit eingesetzt, vor allen Dingen zur Beschichtung und als Verbindungsmaterial in der Holz- und Möbelindustrie. Sie werden auch zur Verbesserung der Nässebeständigkeit von Papier und Fettbeständigkeit von Textilien verwendet. Geformtes Harnstoff-Formaldehydharz wird als Behälter für kosmetische Produkte, für elektrische Geräte oder Flaschenverschlüsse verwendet. Harnstoff-Formaldehyd-Schäume werden als Isolationsmaterial in Kühlschränken und Hauswänden eingesetzt. Melamin-Formaldehydharze, die mit Zellulose angereichert sind, werden für Geschirr verwendet. Außerdem werden hochqualitative dekorative Beschichtungen mit Melamin-Formaldehydharz hergestellt. 

Das ausgehärtete Produkt verursacht normalerweise keine primäre Sensibilisierung, wie sie gelegentlich durch die nicht ausgehärtete Substanz hervorgerufen wird. Eine Kontaktallergie gegen Amino-Kunststoffe ist häufig kombiniert mit einer Formaldehydallergie. Die irritative Potenz der Amino-Kunststoffe beruht hauptsächliche auf dem Formaldehyd, der aus ihnen freigesetzt wird. Z.B. können Melamin-Formaldehyd-haltige Pressspanplatten minderer Qualität, die im Hausbau verwendet wurden, Formaldehyd in hohen Konzentrationen freisetzen. Staub von Isolationsschäumen aus Harnstoff-Formaldehydharz wurde als Ursache einer aerogenen irritativen Dermatitis beschrieben. Die Harze, die heutzutage in Textilien eingesetzt werden, setzen wesentlich geringere Mengen an Formaldehyd frei als die früher verwendeten Produkte. 

Polyolefine 

Polyolefine gehören zur Gruppe der Thermoplaste, die durch Polyadditionsreaktion von Olefinen (ungesättigten Kohlenwasserstoffen) polymerisiert werden. Die wichtigsten Polyolefine sind Ethylen, das Polyethylen und Propylen, aus dem wiederum das Polypropylen gebildet wird.. 

Das bereits seit einem halben Jahrhundert bekannte Polyethylen ist mengenmäßig der wichtigste Kunststoff. Es gehört zu den preiswertesten Kunststoffen. Filme und Verpackungsfolien sind der größte Einsatzbereich. Weil Polyethylen niedriger Dichte weich und flexibel, durchsichtig und ungiftig ist, wird es für die Lebensmittelverpackung verwendet. Auch Plastiktragetaschen sind ein häufiger Einsatzbereich. Bei der Filmherstellung wird hauptsächlich lineares Polyethylen niedriger Dichte eingesetzt, da es eine gute mechanische Belastbarkeit besitzt. Wegen der extremen Wiederstandsfähigkeit gegen Chemikalien und Frost sind isolierende Oberflächenbeschichtungen elektrischer Kabel und Drähte weitere Einsatzgebieten. Zudem wird es in zahlreichen Haushaltsgegenständen wie Behältern, Tiefgefrierboxen, Dosen usw. eingesetzt. Polyethylen hoher Dichte wird hauptsächlich für Flaschen und Behälter, aber auch für Einkaufstaschen und Röhrenleitungen verwendet. 

Polypropylen hat Ähnlichkeit mit Polyethylen hoher Dichte, ist jedoch geringfügig härter und stabiler. Es wird hauptsächlich für Röhren und Filme verwendet, aber auch in Faserform für Möbel und Teppiche. 

Irritative und allergische Kontaktdermatitiden durch Polyethylen oder Polypropylen sind selten. 

Polyvinylharz

Polyvinylharze entstehen durch eine Polyadditionsreaktion und gehören zur Gruppe der Thermoplaste. zur Herstellung verschiedener Polyvinylharze werden Vinylchlorid, Vinylacetat und Vinylalkohol verwendet. In nahezu allen PVC-Kunststoffen sind Weichmacher in Anteilen von 10 bis 70 % enthalten. Meistens handelt es sich dabei um Phthalsäureester (siehe unter ”Dibutylphthalat”, ”Dimethylphthalat”, ”Di-2-Ethylhexylphthalat”). 

PVC ist einer der am meisten verwendeten Kunststoffe nach Polyethylen. Hartes PVC wird in Trinkwasserleitungen, Möbeln, Fensterrahmen, Geschirr, landwirtschaftlichen Maschinen und verschiedenen Verpackungen verwendet. Weiches oder weich gemachtes PVC kommt in zahlreichen Produkten des täglichen Bedarfs vor, z.B. in Tapeten, Teppichen, Drahtisolierungen, Duschvorhängen, Pflaster, Verbänden, Schutzhandschuhen. 

Das PVC sensibilisiert nicht. Im fertigen PVC-Produkt sind jedoch immer Monomere enthalten sowie eine wechselnd große Zahl von Zusätzen (u.a. Weichmacher), die allergische oder irritative Ekzeme hervorrufen können. 

Polyesterharze 

Polyesterharze gibt es als gesättigte oder ungesättigte Polykondensate. 

Gesättigte Polyester werden aus Dicarboxysäuren, hauptsächlich Phthalsäure oder Maleinsäure, und Polyalkoholen hergestellt. Diese werden gewöhnlich als Weichmacher für andere Kunststoffmaterialien verwendet. 

Ungesättigte Polyester entstehen bei der Veresterung von organischen Säuren oder deren Anhydriden, z.B. Phthalsäureanhydrid und Diolen, z.B. Diethylenglycol. Ungesättigte Polyester werden weitverbreitet zur Verstärkung bei der Herstellung von Produkten für Transport, Hochbau oder Marine eingesetzt. Sie werden auch für Oberflächenbeschichtungen, Appreturen, Lacke, Zemente und Leime verwendet. UV-härtende Polyestersysteme werden in der Möbelindustrie zur Oberflächenbeschichtung oder in orthopädischen Kunststoffverbänden (”Casts”) eingesetzt. 

Gesättigte Polyesterharze sind nicht sensibilisierend. Ungesättigte Polyesterharze wirken selten sensibilisierend. Allergische Kontaktekzeme werden häufiger durch Hilfsstoffe, Katalysatoren oder Vernetzungsmittel ausgelöst (z.B. Benzoylperoxid als Katalysator oder Methylmethacrylat als Vernetzungsmittel). 

Die Hauptirritanzien in ungesättigten Polyesterharzsysteme sind Styrol und Peroxide (z.B. Benzoylperoxid). 

Polystyrol 

Polystyrol ist ein harter und durchsichtiger Kunststoff. Es wird durch Polyadditionspolymerisation von Styrol gebildet, wobei ein Peroxid als Initiator eingesetzt wird. Als Schäume sind Polystyrolkunststoffe ein wichtiges Verpackungs- und Isolationsmaterial. Modifizierte Polystyrol-Kunststoffe werden bei der Herstellung von Haushaltswaren, Spielzeugen, elektrischen Geräten, Handgriffen, Taschen und Röhren verwendet. 

Eine Kontaktallergie gegen Styrol ist extrem selten. Styrol kann jedoch die Haut entfetten und irritativ wirken. 

Polyamide 

Polyamide sind Thermoplaste, die durch eine Kondensationspolymerisation von Adipinsäure und Hexamethylendiamin gebildet werden. Polyamide werden zu Faser, die als Nylon bekannt sind, verarbeitet. Polyamidkunststoffe werden wegen ihrer guten Stabilität bei Temperaturen im Bereich der Sterilisation für Produkte des Krankenhausbedarfs eingesetzt und für kombinierte Folien und Beschichtungen, z.B. für Vakuumverpackung von Fleisch verwendet. 

Irritative und allergische Kontaktekzeme durch Polyamide sind selten. 

Polycarbonate 

Polycarbonat-Kunststoff kann aus Phosgen und Bisphenol A oder anderen Bisphenolen hergestellt werden. Polycarbonatkunststoff ist ein sehr transparentes, stabiles und inertes Material, das extrem beständig gegenüber Sonnenlicht und Klimaeinwirkung ist. Es wird unter anderem in Schutzhelmen, kugelsicheren Scheiben, Schutzschilden, Türen, Flaschen und Lampenschirmen verwendet. Allerdings ist dieser Kunststoff relativ teuer und hat dadurch nur eine begrenzte Verbreitung. 

Irritative und allergische Kontaktekzeme durch Polycarbonate sind selten. 

Zusatzstoffe in synthetischen Polymeren 

Die Hauptgruppen von Zusätzen zu Kunststoffen sind Weichmacher, Feuerschutzzusätze, Hitzestabilisatoren, Antioxidanzien, UV-Absorber, Initiatoren, Schmierstoffe, Fließmittel, antistatische Zusätze, Aushärtungszusätze, Färbemittel, Füllstoffe, Verstärkungen, Lösemittel und optische Aufheller. Es gibt etwa 2500 verschiedene Chemikalien oder Mixturen in diesen Klassen. Von allergologischer Bedeutung können u.a. sein: 

  • Weichmacher (Phthalate - siehe dort - u.a.) 
  • organische Pigmente vom Azotyp (Färbemittel) 
  • Benzoylperoxid (Initiator/Kreuzvernetzer bei thermoplastischen Kunststoffen) 
  • Hydrochinon (Antioxidans) 
  • p-tert.-Butylphenol (Antioxidans) 

Epikutantestung 

Es sollte keine unkritische Applikation von zahlreichen, langen kommerziellen Testreihen erfolgen, da die meisten Patienten nichts mit der Herstellung von Kunststoffen zu tun haben, d.h. keine Kontakt mit irritierenden oder sensibilisierenden Rohchemikalien haben. Ausnahmen sind Zahntechniker, Beschäftigte im Flugzeug-, Bootsbau und ähnliche Bereich. Die ausgehärteten Kunststoffe sind sehr selten sensibilisierend (Restmonomer-Diffusion). Epikutantestung erst nach genauer Information des Kunststoffes und dessen Toxizität (soweit bekannt). 

Grundstoffe der Acrylate, Epoxide, Isocyanate und weitere Hilfsstoffe sind in der Lack-, Plastik-, Klebstoff-Reihe und Methacrylate/Kunststoffe (Zahntechnik) von Hermal enthalten. 

Epikutantestung von Kunststoffen 

Substanz 

Konzentration 

Epoxidharz 

1 % in Vaseline (Hermal) 

Epoxidharz-Verdünner (u.a. Phenyl- oder Kresyl-Glycidylether) 

0,1 - 1 % in Vaseline, Aceton oder Ethanol 

Epoxidharzhärter 

Chemisch sehr heterogene Stoffgruppe mit teilweise hoher lokaler Toxizität 

0,1 - 1 % in Vaseline oder Methylethylketon 

offene Testung mit Verdünnungsserie 

Epoxide 

- Triethylentetramin 

- 4-4`-Diaminodiphenylmethan 

- Diethylentriamin 

- Isophorondimin 

- Hexamethylentetramin 

- Cresylglycidylether 

- Bisphenol A 

- Ethylendiamindihydrochlorid 

 

0,5 % in Vaseline (Hermal 

0,5 % in Vaseline (Hermal) 

0,5 % in Vaseline (Hermal) 

0,5 % in Vaseline (Hermal) 

1,0 % in Vaseline (Hermal) 

0,25 % in Vaseline (Hermal) 

1,0 % in Vaseline (Hermal) 

1,0 % in Vaseline (Hermal) 

Acrylamide 

5 % in Vaseline 

Isocyanate 

- Diphenylmethan-diisocyanat (MDI) 

- Hexamethylen-diisocyanat (HDI) 

- Toluylendiisocyanat (TDI) 

- 4-4`-Diaminodiphenylmethan 

 

0,1 % in Vaseline (Hermal) 

1 % in Vaseline 

0,1 % in Vaseline (Hermal) 

0,5 % in Vaseline (Hermal) 

Polyurethan-Spanplatten 

Spanmaterial fein 

Formaldehydharze 

- Melamin-Formaldehydharz 

- p-tert-Butylphenol-Formaldehydharz 

- tert. Butylphenol 

- Toluolsulfonamid-Formaldehydharz 

 

10 % in Vaseline 

5 % in Vaseline (Hermal) 

1,0 % in Vaseline (Hermal) 

10 % in Vaseline (Hermal) 

Phthalate 

- Dibutylphthalat 

- Dimethylphthalat 

- Di-2-Ethylenhexylphthalat 

- Tricresylphosphat 

- Triphenylphosphat 

 

5 % in Vaseline (Hermal) 

5 % in Vaseline(Hermal) 

5 % in Vaseline (Hermal) 

5 % in Vaseline (Hermal) 

5 % in Vaseline (Hermal) 

Verschiedene 

- Abitol 

- Abietinsäure 

- Benzoylperoxid 

- Hydroquinon 

- Phenylsalicylat 

- Terpentinöl 

- N,N-Dimethyl-p-Toluidin 

- Diphenylthioharnstoff 

- Octylisothiazolinon 

 

10 % in Vaseline (Hermal) 

10 % in Vaseline (Hermal) 

1,0 % in Vaseline (Hermal) 

1,0 % in Vaseline (Hermal) 

1,0 % in Vaseline (Hermal) 

10 % in Vaseline (Hermal) 

2,0 % in Vaseline (Hermal) 

1,0 % in Vaseline (Hermal) 

0,1 % in Vaseline (Hermal) 

Literatur: 13, 19, 23, 249 


Burnout plus Kombitest (Stress & Erschöpfungs Test)  Schnelltest Parasitäre Vektorübertragene Krankheit bei Hunden (Leishmaniose Antigen)  Schnelltest Zecken übertragene Krankheit bei Hunden (Lyme-Borreliose Antigen)

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