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Kosmetika
Typ IV-Kontaktallergene, Photosensibilisatoren
Unverträglichkeitsreaktionen nach Anwendung von Kosmetika oder Körperpflegemitteln (Pflegecremes, Syndets usw.) kommen nicht selten vor, betrachtet man jedoch die große Anwendungsfrequenz sind Kontaktdermatitiden relativ selten. Als Symptome werden dabei überwiegend Juckreiz, Brennen, trockenes Spannen der Haut sowie Rötung und Schuppung beobachtet. Verantwortlich für die Hauterscheinungen sind überwiegend Hautpflegeprodukte, Reinigungsmittel für den Körper, Kosmetika für die Augen-Region, Deodoranzien, Antitranspiranzien und Gesichts-Make-up. Hauptsächlich ist das Gesicht betroffen. Neben kontaktallergischen Reaktionen werden jedoch auch häufig irritative Dermatitiden, die vor allem bei Atopikern auftritt sowie Verschlimmerungen vorbestehender Hautkrankheiten (seborrhoische Dermatitis, Akne) beobachtet. Nicht selten wird eine kumulative Irritation, vor allem im Augenlidbereich, gesehen.
Entscheidend ob bei der Anwendung von Kosmetika allergische Reaktionen auftreten sind folgende Faktoren:
- individueller Sensibilisierungsgrad und Reaktionsbereitschaft auf parfümhaltige Produkte
- Hautbeschaffenheit: eine Vorschädigung der Haut kann einen ”bahnenden” Einfluss auf die Sensibilisierung bzw. Auslösung einer allergischen Kontaktdermatitis ausüben.
- Expositionsbedingungen (Kontaktzeit, Art und Art der Anwendung): Bei sogenannten Rinse-off-Produkten wie Shampoos, Haarspülungen u.a. ist ein geringeres Risiko aufgrund der kurzen Kontaktzeit zu erwarten, im Gegensatz zu auf der Haut verbleibenden Leave-on-Präparaten
- Konzentration der Duftstoffe: Kosmetische Präparate, die als Rinse-off-Produkte angewendet werden, werden bei dieser Form der Anwendung sehr schnell verdünnt, so dass die Konzentration eines potentiellen Allergens nicht mehr zur Auslösung einer kontaktallergischen Reaktion ausreicht. Es konnte gezeigt werden, dass Schwellenkonzentrationen zur Auslösung einer allergischen Reaktion existieren. Diese Konzentration ist jedoch individuell unterschiedlich und wird in ihrem absoluten Wert von Faktoren wie Kontaktzeit, Hautbeschaffenheit u.a. beeinflusst. In vielen Parfüms finden sich so geringe Konzentrationen von einzelnen Duftstoffen, dass sie die zur kontaktallergische Schwellenreaktion, trotz nachgewiesener Sensibilisierung, z.B. im Duftstoff-Mix, nicht überschreiten.
- Art der Formulierung: Eine besondere Rolle scheinen Emulgatoren bei der Auslösung einer kontaktallergischen Reaktion zu spielen. So wird diskutiert, ob der Emulgator Sorbitansesquioleat als Promotor wirken könnte. Bei Kombinationen verschiedener Duftstoffe in einer Formulierung kommen zusätzlich positive (d.h. verstärkende) oder negative (d.h. abschwächende) Wechselwirkungen zwischen den Duftstoff-Einzelkomponenten vor. Hinzu kommt, dass auch durch chemische Umwandlung, z.B. durch Oxidation, allergene Eigenschaften von Duftstoffen verändert werden können.
Häufige Allergene bei Kosmetika-Allergie:
- Duftstoff-Mix (häufig Eichenmoos und Isoeugenol)
- Perubalsam
- Toluolsulfonamid-Formaldehydharz (Nagellack)
- Konservierungsstoffe: MI/MCI, Methyldibromoglutaronitril, Parabene
- Cetylstearylalkohol
- Wollwachs
- Kolophonium
- Amerchol
Duftstoffe stellen die häufigste Ursache für eine kosmetikabedingte Kontaktallergie darf. Betroffene können im Epikutantest auf das Kosmetikum selbst (Parfüm oder parfümiertes Produkt), auf den sogenannten Duftstoff-Mix in der Standardreihe oder auf die “Indikatorallergene” Perubalsam oder Kolophonium reagieren. Mittels des Duftstoff-Mix, der als sogenannter “Screener” zu Nachweis einer generellen Sensibilisierung auf Duftstoffe gedacht ist, können 70 - 80 % der Duftstoffallergiker ermittelt werden. Besonders nachdenklich stimmt, dass selbst Kleinkinder und Jugendliche durch Duftstoffe in Kinderkosmetika und “toy-cosmetics” schon früh gefährdet und auch sensibilisiert werden, spezielle Schutzvorschriften für Kinder existieren nicht.
Grundlagenkomponenten
Emulgatoren besitzen oft eine milde irritierende Wirkung, besonders auf entzündeter Haut. Kommerzielle Präparationen etwa von Cetyl- und Stearylalkohol enthalten häufig Verunreinigungen mit sensibilisierenden Eigenschaften. Diese und verschiedene Sorbitanester sind wichtige Kontaktallergene in Kosmetika. Lanolin und seine Derivate (Wollwachsalkohole) reagieren relativ häufig in der Standardreihe positiv. Die Sensibilisierungen stammen jedoch einerseits fast ausschließlich von der Verwendung Externa bei Stauungsekzemen und varikösen Ulcera, andererseits ist die Relevanz dieser Reaktionen oft umstritten, weil häufig nicht beweisbar. Die Verwendung dieser Stoffe kann aber bei lanolinallergischen Personen zu Kosmetikaunverträglichkeit führen, auch wenn die Sensibilisierungsgefahr gering ist.
Propylenglykol, das häufig als Lösungsmittel, Feuchtigkeitsspender und Konservierungsmittel eingesetzt wird, sensibilisiert selten, kann aber irritieren.
Cocamidopropylbetain (amphoteres Tensid), ein auf Grund seiner relativ geringen irritierenden Wirkung zunehmend beliebter Emulgator (surfactant), wird immer häufiger als relevantes Allergen in Shampoos, Körperpflegeprodukten, Deodorants, Duschgelen, Badeschäumen, Flüssigseifen, Intimhygiene- und Analprodukten sowie Kontaktlinsenflüssigkeiten vermutet, meist stellt aber nicht das Endprodukt Cocamidopropylbetain, sondern die Verunreinigung Dimethylaminopropylamin das relevante Allergen dar.
Nagellack (siehe dort)
Farbstoffe (siehe dort)
Konservierungsstoffe (siehe dort)
UV-Filter (siehe unter “Sonnenschutzmittel”)
Andere Allergene
Antioxidanzien (siehe dort) und viele andere Produktgruppen wiesen kontaktsensibilisierende Eigenschaften auf. Es führen aber auch und für den Konsumenten oft überraschend “Naturprodukte” zu Kontaktekzemen. Erwähnt sei das Propolis (siehe dort) als Vertreter aus der großen Zahl an “Naturstoffen” in sogenannten “Naturkosmetika”. Diese Substanz liegt mit 5,4 % positiven Testreaktionen bei den unter dem Verdacht auf Kosmetikaallergie 1997/1998 getesteten Ekzempatienten der IVDK-Kliniken auf dem 10. Platz der Hitliste.
Photosensibilisierung durch Kosmetika
Scharf begrenzte Pigmentierungen wurden früher nach Verwendung von furocumarinhaltigen, d.h. 5-Methoxypsoralen (5-MOP)-haltigen Parfüms und Toilett-Wässern beobachtet. Entlang der herablaufenden Flüssigkeit kann nach Sonnenbestrahlung ein breiter, braun pigmentierter Streifen entstehen. Da dieser an die früher üblichen Anhänger an Hals- und Uhr ketten erinnert, wurden derartige entstandene Pigmentierungen Berloque-Dermatitis (Dermatitis pigmentaria) genannt. Die von der “International Fragrance Association” (IFRA) 1978 veranlasste Empfehlung für Produkte, die auf der Hautfläche verbleiben (Leave-on-Produkte) eine Begrenzung der maximale Dosis von 5-MOP auf 75 ppm (parts per million) zu empfehlen, wird zwar von den großen Herstellern von Parfüms eingehalten, jedoch nicht unbedingt von den kleineren Produzenten von z.B. Bergamottöl in südlichen Ländern. Bei Missachtung der IFRA-Empfehlung durch die Hersteller kommt es auch heute noch gelegentlich zu lang anhaltenden bizarren Pigmentierungen durch Duftstoffe.
Epikutantestung
- Standardreihe (DKG, Hermal)
- Externa/Grundlagen (DKG), Salbengrundlagen und Emulgatoren (Hermal)
- Konservierungsmittel (Hermal)
- Riechstoffe (DKG), Duftstoffe (Hermal)
- Kosmetik/Haushalt (Hermal)
- Lichtschutzsubstanzen (Hermal), sofern Lichtfilter in Kosmetika eingearbeitet sind
- Augenexterna/-kosmetika (DKG, Hermal), sofern Hautveränderungen im Augenbereich
Zur sicheren Einordnung der Testreaktion ist oft ein offener Anwendungstest notwendig:
- Repeated Open Application Test (ROAT): Auf der Unterarmbeugeseite werden zweimal täglich 0,1 mg jeweils einer Testsubstanz über 7 Tage gleichmäßig auf ein ca. 5x5 cm großes Testarreal aufgetragen. Die Beurteilung erfolgt einmal täglich.
- Anwendungstest mit Kosmetikum: Die Applikation erfolgt einmal täglich über einen Zeitraum von 2 Wochen.
- In manchen Fällen ist eine “Eliminations”-Routine erforderlich. Alle Kosmetika werden abgesetzt; wenn dann das Ekzem zur Abheilung gekommen ist, kann schrittweise die Verwendung von zuerst Lippenstiften, dann Augen-Make-up, Puder, Glyzerin und zuletzt Reinigungswässern wieder erlaub werden.
- Da etliche Kosmetika keine Voll-, sondern “nur” Photokontaktallergene enthalten, müssen bei entsprechendem klinischen Bild auch adäquate Photopatch-Testungen durchgeführt werden.
- Testung der Einzelsubstanzen anhand der Einzelstoffdeklaration oder mit Hilfe des Produzenten
Bei Dermatitiden im Augenbereich handelt es sich oft um kumulative Irritationen, insbesondere bei Atopikern. Sind in den Kosmetika auch Lichtfilter eingearbeitet, so sollte die Lichtschutzsubstanzen-Reihe getestet werden. Diese Reihe muss auch belichtet werden (5 J/cm2) UVA), um photoallergische Reaktionen zu erfassen. Bei einer Nickelallergie können auch Spuren von Nickel in Augenkosmetika eine Rolle spielen.
Chemische Klassifikation der für Kosmetika zugelassenen |
|
Substanzgruppe |
Codierung der Einzelsubstanzen gemäß ”Blauer Liste” |
organische Quecksilber-Derivate Sulfite und andere anorganische Schwefel-Derivate Natriumiodat Halogen-Aliphaten aliphatische Amine, Guanide und quaternäre Ammonium-Verbindungen aliphatische Säuren und Derivate Formaldehyd und Formaldehyd-Liberatoren Glutaraldehyd aromtische Säuren und Derivate Phenol-Derivate aromatische Harnstoff- und Guanidin-Derivate heterocyclische Antimikrobika |
P 103 – 108 P 161 – 162 P 196 P 233 – P 245 P 253 – P 287 P 321 – P 382 P 401 – P 472 P 492 P 500 – P 536 P 613 – P 668 P 684 – P 689 P 847 – P 882 |
Literatur: 5, 23, 244, 245
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