Kortikosteroide
Medikamentenallergene, Typ IV-Kontaktallergene
Interna
- Fludrocortison
- Dexamthason
- Hydrocortison
- Methylprednisolon
- Prednisolon
- Triamcinolon
- Deflazacort
- Betamethason
- Cortisonacetat
- Rimexolon
- Cloprednol
Externa
- Amcinoid
- Betamethasonvalerat/Betamethasondipropionat
- Flumetasonpivalat
- Clobetasol-17-propionat
- Dexamethason/Dexamethason-21-isonicotinat
- Fluprednilen-17-acetat
- Alclometason-17-21-dipropionat
- Triamcinolonacetonid
- Mometasonfuroat
- Clobetasonbutyrat
- Fluocinolonacetonid
- Fluticason-17-propionat
- Clocortolon-21-pivalat/Clocortolon-21-hexanoat
- Diflucortolon-21-pentanoat
- Fluocinonid
- Metyhlprednisolonaceponat
- Hydrocortison/Hydrocortison-17-butyrat/Hydrocortisonacetat
- Prednicarbat
- Prednisolon
- Halometason
Einteilung
Derzeit werden 4 Gruppen von KS hinsichtlich ihrer Strukturverwandtschaft unterschieden. Kreuzreaktionen zwischen den KS treten innerhalb der einzelnen Gruppen 6- bis 7mal häufiger auf als zwischen den Gruppen.
Allergologische Relevanz
Allergische Reaktionen auf Kortikosteroide können als Typ I und/oder Typ IV vermittelten Reaktionen auftreten. Die häufigst allergische Unverträglichkeitsreaktion auf Kortikosteroide ist die Kontaktallergie. Die Prävalenz der Typ IV-Sensibilisierung gegen topische Kortikosteroide liegt nach unterschiedlichen Autoren zwischen 2 und 5 % und ist vor allem abhängig von der Verwendungshäufigkeit bestimmter Glukokortikoide im jeweils untersuchten Patientengut.
Die Symptomatik bei Typ I-Reaktionen umfasst dabei insbesondere Urtikaria, Angioödeme, Bronchospasmus bis hin zum anaphylaktischen Schock. Insgesamt hat es den Anschein, dass bei KS-Allergien vom Typ I die Haut als Manifestationsorgan bevorzugt wird. Diese Reaktionen werden überwiegend nach i.v.- oder i.m.-Applikation beobachtet, extrem selten nach oraler Gabe der Substanz. In seltenen Fällen können auch pseudoallergische Reaktionen/Intoleranzreaktionen nach systemischer Gabe von Kortikosteroiden Auslöser dieser Soforttypsymptomatik sein. Es ist dabei häufig schwierig festzustellen, welcher Reaktionstyp im Einzelfall Auslöser der entsprechenden Reaktion war. Hinsichtlich einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, eine allergische oder pseudoallergische Komplikation nach Gabe von Kortikosteroiden zu erleiden, lassen sich keine Risikogruppen ermitteln.
Seit der Erstbeschreibung eines Kontaktekzems nach Anwendung von Hydrokortison wurde über eine Vielzahl (> 500 Fälle) von Kontaktsensibilisierungen auf mehr als 50 topisch angewendeten Kortikosteroide berichtet. Als Typ IV-Allergie wird gehäuft eine Kontakallergie auf lokale Anwendung von KS beschrieben.
Das Erscheinungsbild ist variabel und imponiert meist als chronische Dermatitis, es kommen aber auch Verläufe mit bullösen, Prurigo-ähnlichen und Rosazea-ähnlichen Dermatitiden vor. Weiterhin kann das klinische Bild als chronisches oder subchronisches Handekzem imponieren. In allen Fällen spricht die resultierende Dermatitis kaum auf das lokal applizierte Kortikosteroid an. Die Anamnese ist typisch, im Gegensatz zu anderen Allergien berichten die Patienten über chronische Hautveränderungen unter jahrelanger Behandlung mit KS-haltigen Externa, die keine Verbesserung, aber auch keine Verschlimmerung des Befundes bringen. Seltener kommt es unter wiederholter KS-Applikation zur Exazerbation der Hautveränderungen. Leichter entsteht der Verdacht eines Kontaktekzems auf KS bei Nicht-Ekzematikern, wenn sie aufgrund anderer Hautkrankheiten (z.B. Lichen ruber) mit topischen Kortikosteroiden behandelt werden und ekzematöse Hautveränderungen unter dieser Therapie entwickeln. Die Sensibilisierung auf KS wird nicht unterbunden, obwohl unter deren topischer Anwendung die Anzahl der epidermalen Langerhanszellen verringert und die antigenpräsentierende Kapazität gegenüber den Lymphozyten vermindert werden dürfte. Die Häufigkeit von Kontaktallergien wurde in verschiedenen Studien untersucht. Dabei fanden sich Testergebnisse von positiven Testergebnissen zwischen 0,3 bis 10,5 % der getesteten Patienten. Die Streuung der Testergebnisse ist dabei abhängig vom unterschiedlichen Patientenklientel, der Test- und Trägersubstanzen sowie der dadurch bedingten unterschiedlichen Freisetzung während der Testung. In einer der größten Untersuchungen dieser Art konnte in der Auswertung der Ergebnisse von Routine-Epikutantesten bei 2,9 % der getesteten Personen positive Reaktionen auf Kortikosteroide nachgewiesen werden. In dieser Testserie standen Kortikosteroide an 7. Stelle der Häufigkeitsskala.
Auch über verzögerte Reaktionen nach 24 h bis 3 Tagen auf systemische (auch orale) oder intraläsionale KS, zumeist nach wiederholter Gabe, wurde berichtet. Ursächlich dafür können sowohl Typ III als auch Typ IV-Reaktionen in Frage kommen. Klinisch imponiert dabei ein diffuses Erythem an Stamm und Gesicht, auch makulöse und papulöse Exantheme (Arzneimittelexanthem) sowie Purpura allergica werden beobachtet.
Kontaktallergien treten häufiger auf Kortikosteroide der neueren Generation, welche sich durch ein besseres Penetrationsvermögen und eine schnelle Metabolisierung auszeichnen, auf. Nicht nur die Änderung der Galenik, sondern auch individuelle Prädisposition der Patienten dürften die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Kontaktallergien auf KS erhöhen. Hierzu zählen Ekzem-Patienten und Atopiker. Psoriatiker scheinen insgesamt eine geringere Sensibilisierungspotenz aufzuweisen und seltener zu reagieren als gesunde Vergleichspersonen.
Diagnostik
Epikutan: Block DKG Kortikosteroide, Ablesung nach 48 h, 72 h, 96 h, (120 h)
- Amcinonid 0,1 %
- Hydrocortison 1,0 %
- Triamcinolonacetonid 0,1 %
- Clobetasol-17-propionat 0,25 %
- Hydrocortison-17-butyrat 0,1 %
- Betamethason-17-valerat 0,12 %
- im Block Hermal zusätzlich Budesonid 0,1 %, Prednisolon 1 %
Für die Routinetestung der zur Gruppe A gehörenden KS wird Tixocortol-Pivalat (0,1 % bzw. 1 % in Ethanol oder 1 % in Vaseline - erhältlich in Belgien, Frankreich und Schweiz) aufgrund einer Sensitivität von annähernd 100 % empfohlen.
Intrakutan: Ablesung sofort, nach 24 und 48 h
- Hydrokortison 0,1 und 1 %
- Betamethason-Valerat 1 %
Gebrauchstest
Applikation des kommerziellen Präparates 1 (bis 2) mal täglich, am volaren Unterarm, Ablesung nach 72 bis 120 h
Bei jedem Patienten müssen zusätzlich die einzelnen Salbengrundlagen und Inhaltsstoffe des verwendeten KS-Präparates epikutan getestet werden. Es sollt eine späte Ablesung bis zum 5. Tag praktiziert werden, um verzögerte Reaktionen aufzuspüren. Es zeichnet sich ab, dass Ethanol (94 %) als Penetrationsmittel geeigneter ist als Vaseline.
Literatur: 7, 8, 9, 12, 238, 239, 240, 241, 242, 243
Gómez et al: Urticaria-angioedema by deflazacort. Allergy 57, 370-371 (2002)
Gesundheitscheck Darm Plus (Zonulin) Stuhltest
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