(19.6.2015)
Guar
Typ I-Soforttypallergen, (potenzielles) Typ IV-Kontaktallergen
Vorkommen und Beschreibung
Guar, syn.: auch Guarbohne (Cyanopsis tetragonolobus), ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminose), Die Blätter und frischen Hülsen werden als Gemüse gegessen. Die getrockneten Samen werden sowohl gegessen als auch zu Guargummi (ähnlich dem Gummi arabicum) verarbeitet. Wichtigstes Produkt der Pflanze ist das Guarkernmehl, welches zur Herstellung des Mehrfachzucker Guaran dient. Die Pflanze wird in Indien, Pakistan und den USA angebaut. Das Guarmehl zählt, wie ähnlich andere gelbildende Polysaccharide (z.B. Agar-Agar, Carrageen, Traganth und Johannisbrotkernmehl), zur großen Gruppe der Hydrokolloide. Es hat in der Lebensmittelindustrie als Lebensmittelzusatzstoff (E 412) vielfache und fast ubiquitäre Verwendung. Aufgrund seines Gehaltes an hochmolekularem hydrokolloidalem Polysaccharid dient es als Zusatzstoff zum Stabilisieren und Emulgieren vieler Nahrungsmittel in der Nahrungsmittelindustrie, es wird zudem unter die Verdickungs- und Geliermittel eingeordnet. Insbesondere zeigt Guarmehl alle Eigenschaften eines stabilisierenden Stoffes, So kann durch den Einsatz von Guarkernmehl - häufig in Verbindung mit anderen gelbildenden Polysacchariden - die Viskosität eines Lebensmittels exakt nach den Wünschen des Herstellers eingestellt werden. Es können langsam und dicklich fließende bis gelierte Konsistenzen erreicht werden. Weiterhin kann Guarkernmehl in vielfältiger Weise eingesetzt werden, z.B. zur Stabilität gegen Enzymwirkung, Schaumstabilität, Aufrechterhaltung von Suspensionen und als Schutzkolloid. Es ist unter anderem zugelassen für Backwaren.Suppen und Soßen, Konfitüren, Marmeladen und Gelees,Obst- und Gemüsekonserven, Speiseeis, Desserts und Milchmischgetränke.
Kennzeichnungspflicht besteht nur für die Gruppe der Verdickungs- und Geliermitteln, zu denen auch das Guarkernmehl und andere Hydrokolloide gehören, nicht für den Einzelstoff. Es ist damit zu den ”versteckten Nahrungsmittelallergenen” zu zählen.
Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff
Carboxymethyl hydroxypropyl guar (INCI). Chem. Bezeichnung: Guarkernmehl, Carboxymethyl-2-hydroxypropylether, Natriumsalz. Funktion: emulsionsstabilisierend, viskositätsregelnd, filmbildend
Cyamopsis tetragonolobus gum (INCI). Harziger Stoff, der aus dem gemahlenen Endosperm der Guarbohne gewonnen wird, Funktion: bindend, emulsionsstabilisierend, filmbildend, emulsionsstabilisierend
Hydroxypropyl guar (INCI). Guar-Gummi, 2-Hydroxypropylether, depolymerisiert. Funktion: antistatisch, bindend, emulsionsstabilisierend, filmbindend, viskositätsregelnd, Tensid
Allergologische Relevanz
Guarkernmehl ist als Auslöser inhalativer Allergien bei Bäckern (”Bäckerasthma) seit längerem bekannt. In seltenen Fällen kann es Nahrungsmittelallergien, insbesondere im Sinne eines oralen Allergiesyndroms hervorrufen; jedoch sind auch in einzelnen wenigen Fällen schwere Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock beobachtet worden. Zudem wurde eine schwere Reaktion mit Urtikaria, Atemnot, Kreislaufkollaps und Bewustlosigkeit nach lokaler (oraler) Schleimhautanwendung) eines Guar-haltigen Lokalanästhie-Gels (Dynexan) beschrieben. In großen Mengen verzehrt, kann es Bauchkrämpfe und Blähungen auslösen. Ein berufsbedingter Kontakt bzw. Umgang mit Guar (Staub oder Pulver) kann zu einer allergischen Rhintis und zu Asthma bronchiale führen.
Allergologische Diagnostik
Prick/Scratch mit Nativmaterial, RAST (Ph.)
Literatur: 1, 2, 168, 169
https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw
http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/149.e412_guarkernmehl.html
Roesch et al: Severe contact urticaria to guar gum included as gelling agent in a local anaesthetic. Contact Dermatitis 52, 307-308 (2005)
Leznoff et al: Reversible obstructive sleep apnea caused by occupational exposure to guar gum dust. Am Rev Respir Dis 133, 935-936 (1986)
Gesundheitscheck Darm Stuhltest
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