Suchbegriffe zu diesem Artikel: gallinae
Epizoonosen
Auslöser von urtikariellen – papulösen Reaktionen, z.Tl. allergisch bedingt
Epizoonosen sind Hauterkrankungen durch von außen an die Haut herantretende tierische Parasiten (Ektoparasiten). Bei Epizoonosen im strengen Sinne leben die Parasiten auf der Haut (Beispiel Läuse); als Epizoonosen im weiteren Sinne werden hier jedoch Hauterscheinungen durch nicht auf der Haut lebende Tiere behandelt (Beispiel Insektenstich). Die dabei auftreten makulopapulösen, urtikariellen, vesikulösen oder ekzematösen Hautreaktionen können dabei entweder lokalisiert an den Kontaktstellen (z.B. Stich) oder disseminiert am gesamten Integument auftreten. Führend ist in aller Regel der intensive Pruritus. Pathogentisch können dafür eine ganze Reihe von allergischen Immunreaktionen verantwortlich sein, wie dies die Mückenstickallergie zeigt.
Wanzen: Cimikose
Unter den 40 verschiedenen Wanzenarten ist die Bettwanze Cimex lectularius wichtig. Tierwanzen (von Hühnern, Schwalben usw.) werden nur ausnahmsweise auf den Menschen übertragen; sie erzeugen Juckreiz und papulo-urtikarielle Hauterscheinungen.
Das Weibchen der Bettwanze ist 5 mm lang und 3 mm breit, das Männchen kleiner. Die lichtscheuen Bettwanzen verkriechen sich tagsüber in dunklen Ritzen von Wänden, Möbeln, Fußböden, hinter Bilder, in elektrische Schalter und Wandlampen. Hier nisten sie. Sie stellen sich in verwahrlosten Räumen ein und waren früher schwer zu beseitigen; die modernen Insektizide haben dies geändert.
Der Mensch wird nachts durch Ankriechen oder Herabfallenlassen der Wanzen von der Zimmerdecke aufgesucht, zunächst unbemerkt. In wenigen Minuten ist die Nahrungsaufnahme beendet. Bettwanzen saugen etwa einmal pro Woche Blut, können aber auch monatelang hungern. Das durch den Biss eingebrachte Speicheldrüsensekret erzeugt Juckreiz und führt zu Hautveränderungen, die zunächst meistens erheblich, nach Gewöhnung geringfügig sind oder gar fehlen. Blutflecke oder Wanzenkot im Bettzeug können Hinweise sein.
Erstmalig zerstochene Menschen weisen im Gesicht Lidödem und an allen von der Kleidung freigelassenen Körperteilen, so an Händen und Armen, vielfach gruppierte Quaddeleruptionen auf. Bei Glasspateldruck findet man im Zentrum der Quaddel einen hämorrhagischen Punkt, die Bissstelle. Auch Bläschen und Blasen können auftreten. Umwandlung in stark juckende Papeln über mehrere Tage kommt vor.
Flöhe: Pulikose
Flöhe sind flügellose Insekten mit zahlreichen Arten, die streng spezialisierte oder bevorzugt auf jeweils einem Wirtstier leben. Die Wirte können Säuger oder Vögel sein: Menschenfloh, Hunde-, Katzen-, Ratten-, Hühnerfloh.
Menschenfloh
Der Menschenfloh Pulex irritans ist 2-4 mm lang und vermag mit dem letzten seiner 3 Beinpaare, den Sprungbeinen, etwa 50 cm hoch und 60 cm weit zu springen. Wegen seiner Lichtscheu verkriecht er sich hinter Fußbodenleisten, in Möbelritzen und unter Teppichen. Früher war der Menschenfloh sehr häufig, heute ist er dank der Wohnungshygiene mit Gebrauch des Staubsaugers selten. In öffentlichen Gebäuden, Kinos, Theatern oder Lagerhallen ist er immer noch anzutreffen. Ein Floh kann mehrmals am Tag stechen und Blut saugen, aber auch monatelang hungern. Beim Einstich durch das Mundwerkzeug wird ein hyperämisierendes Sekret ausgeschieden, das gerinnungshemmende Substanzen enthält und damit die Nahrungsaufnahme erleichtert.
Flohstiche finde sich meist multipel, asymmetrisch an den bedeckten Körperstellen. Man findet Quaddeln, die zentral den punktförmigen hämorrhagische Einstich erkennen lassen, am besten unter Glasspateldruck. seltener sind große Blasen, besonders an den unteren Extremitäten. Kinder können stark zerstochen sein und ein Exanthem aufweisen, das wie Strophulus infantum aussieht.
Neben dem Menschenfloh können auch Tierflöhe wie Hunde- und Katzenflöhe (Ctenocephalides canis/felis) den Menschen nach engem Kontakt mit den Haustieren befallen und urtikarielle Hautveränderungen auslösen. Wichtig ist die Behandlung dieser Tiere und ihrer Lagerstätten mit Insektiziden.
Hautflügler
Zu den Hautflüglern (Hymenopteren, siehe dort) gehören Bienen, Wespen, Hornissen und Hummeln, deren schmerzhafte Stiche zu Hautveränderungen und Allgemeinsymptomen führen können.
Zweiflügler (Dipteren)
Mit über 100.000 Arten gehören die Dipteren (Fliegen und Mücken) zu den artenreichsten und auch hinsichtlich ihrer Individuendichte zu den weltweit häufigsten Insekten. Zahlreiche Familien der Diptera beherbergen obligatorisch blutsaugende Formen, die meist auch am Menschen parasitieren und deshalb regelmäßig Ursache allergischer Reaktionen sind.
Gewöhnliche Stubenfliege
Musca domestica attackiert den Menschen nur selten, besonders bei Gewitterschwüle. Die Hautreaktionen sind unbedeutend.
Steckmücke
Die Steckmücken (Culicidae) sind wegen ihrer weltweiten Verbreitung die wichtigste Gruppe blutsaugender Insekten, die allergische Reaktionen auslösen können. Die Prävalenz kutaner Reaktionen liegt bei über 90 %. Weltweit existieren mehr als 2000 Arten von Stechmücken. Die Insekten schlüpfen im Mai bis August, in dieser Zeit ist die Mückenplage in Mitteleuropa am ausgeprägtesten. Nur weibliche Tiere - das Blut wird zur Eireifung benötigt - stechen. Während des Stichvorganges und der Blutmahlzeit wird Speichel sezerniert, der verschiedene für die Komplettierung des Saugaktes notwendige Substanzen enthält. Neben vasoaktiven Oligopeptiden und geringen Mengen an Histamin wurden im Mückenspeichel mehrere vasodilatatorisch oder antikoagulativ wirkende Proteine als potentielle Allergene identifiziert. Die Identifizierung relevanter Speichelallergene gelangt mittels Immunoblot, nach Einsatz reinen Muckenspeichels oder isolierter Speicheldrüsen anstelle von Ganzkörperextrakten.
Mücken erkennen Menschen vor allem am Geruch. Sie haben eine Vielzahl von Rezeptoren, die jeweils nur auf ein bestimmtes Molekül reagieren. Dadurch sind sie mit einem hocheffektiven Ortungssystem ausgestattet und erkennen ihre “Opfer” in bis zu 70 m Entfernungen an der Konzentrationsmischung von Duftstoffen, CO2, Luftfeuchtigkeit und Lockstoffen. Letztere sind bestimmte Eiweißbruchstücke sowie Ammoniakausdünstungen, Buttersäure-, Milch-, Essig-, oder Hexansäure. Vermutlich haben Mücken deshalb eine Vorliege für feuchte oder verschwitzte Haut und ganz besonders für Fußschweiß. Folglich reduzieren regelmäßiges Duschen und sorgfältiges Abtrocknen die Attraktivität des Wirtes für die Blutsauger.
Die Diagnostik der Mückenallergie ist derzeit unbefriedigend angesichts der verschiedenen, meist unzulänglich verstandenen Immunmechanismen. Kommerzielle Antigenextrakte für Hauttest und RAST sind nur für eine sehr limitierte Zahl von Arten verfügbar und sind durchwegs nicht-standardisierte Ganzkörperextrakte, in denen die relevanten Speichelallergene unterrepräsentiert sind. So konnte gezeigt werden, dass ein positiver RAST auf Mückengift selten eine spezifische Sensibilisierung gegen Speichelproteine anzeigt, sondern eher eine Sensibilisierung gegenüber weitverbreiteten Körperproteinen, wie etwa Tropomyosin, oder gegenüber kreuzreaktiven Kohlenhydrat-Strukturen.
Therapeutisch kann neben einer symptomatischen Lokaltherapie bzw. systemischer Notfallbehandlung eine Antihistaminika-Prämedikation signifikant die Größe der Quaddelreaktion als auch den assoziierten Juckreiz wirkungsvoll unterdrücken sowie auch eine günstige Wirkung hinsichtlich Größe und Juckreiz der kutanen Spätreaktion zeigen. Insbesondere Cetirizin scheint dabei den Juckreiz gut zu unterdrücken. Die spezifische Immuntherapie befindet sich derzeit noch im Versuchsstadium.
Chemisch-synthetische Wirkstoffe (z.B. Bayrepel/Autan) - sog. Repellentien - dienen dazu, Insekten am Stechen zu hindern. Das Repellent-Wirkstoffmolkül wird vermutlich von einer spezifischen Rezeptorzelle erkannt und in Konkurrenz zu anderen Geruchsinformationen verarbeitet. Die Blockade eines Geruchsrezeptors durch chemische Verbindungen verändert die Information über die Haut, die Insekten sind dann nicht mehr in der Lage, das Opfer zu identifizieren und halten Abstand zur geschützten Haut. Bei der Verwendung von Repellentien ist daher das lückenlose Einreiben der unbedeckten Haut (Nacken, Ohrläppchen, Knöchel) sehr wichtig.
Reaktionsmuster auf Mückenstiche und Pathomechanismen |
|||
Reaktionen |
Symptome |
Pathomechanismus |
Häufigkeit |
Sofortreaktionen |
|||
kutane Sofortreaktion |
Quaddel, Erythem, Juckreiz |
IgE (Typ I) |
sehr häufig |
Anaphylaxie |
Urtikaria, Angioödem, Asthma, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit |
IgE (Typ I) |
sehr selten |
Spätreaktionen |
|||
kutane Spätreaktion |
juckende Papel, max. nach |
T-Zellen (Typ IV) IgG (Typ III) ? |
sehr häufig |
starke lokale Schwellungen (”large local reactions”) |
Erythem, Schwellung 3 bis > 10 cm, Juckreiz, Schmerz, |
IgE-Spätphasereaktion IgG (Typ III-Arthus-Reaktion) ? |
nicht selten |
seasonal bullous eruptions |
Blasen, Erythem, Beginn nach 24 h, v.a. am Unterschenkel u. bei Frauen |
? |
selten (in Großbritannien beobachtet) |
pustulös-hämorrhagische Reaktionen |
zentrale pustulös-hämorrhagi-sche Läsionen und Erythem |
IgG (Typ III) ? |
selten |
”papular urticaria” (Strophulus infantum) |
zahlreiche disseminiert stehende Papeln und Papulovesikel, chronischer Verlauf |
T-Zellen? |
v.a. Kinder, (Sub)tropen |
Allgemein-symptome |
Fieber, Schüttelfrost, Lymph-knotenschwellung, Arthro-myalgie, Beginn nach ca. 6 h |
IgG (Typ III- Serumkrankheit?) |
gelegentlich |
Differentialdiagnosen |
|||
bakterielle Superinfektion |
Eiterbildung, u.U. erysipel-artige Rötung und Schwellung, Fieber, Lymphknotenschwellung |
gelegentlich |
|
Arbovirus-Infektion (durch Mücken übertragen) |
grippeähnliche Allgemein- symptome |
vermutlich subklinisch |
|
maligne Erkrankungen des Immunsystems (HIV, Leukämien) |
massive und lang persistierende Lokalreaktionen, z.T. subkutane Ausdehnung und mit Blasen- und Narbenbildung, Allgemeinsymptomatik |
Epiphänomen infolge T-Zell-Dysregulation ? |
publizierte Einzelfälle |
Kriebelmücken
Kriebelmücken (Simuliidae) verursachen protrahiert verlaufende lokale Stichreaktionen mit schmerzhafter Schwellung und Rötung. Zentral treten regelmäßig Hämorrhagien als Folge eines im Speichel enthaltenen gerinnungshemmenden Toxins auf, welches auch für begleitende unspezifische Allgemeinsymptome verantwortlich ist. Die “Simuliose” tritt meist lokal begrenzt in Gebieten auf, die geeignete Fließgewässer, für die aquatisch lebenden Larven aufweisen, vor allem bei klimatisch begünstigter Massenvermehrung der Tiere. Kriebelmücken sind insbesondere wichtige Lästlinge bei Weidevieh.
Stechfliege
Stomoxys calcitrans, der ”Wadenstecker” kommt besonders auf dem Lande vor und verursacht im Spätsommer schmerzhafte Stiche mit urtikarieller Reaktion an den Waden.
Bremsen
Bremsen (Tabanidae) kommen im Sommer in Wassernähe zahlreich vor und verursachen schmerzhafte urtikarielle Hautveränderungen. Verhältnismäßig viele Fälle schwerer systemischer Reaktionen (ca. 30) wurden auf Bremsen-stiche beschrieben. Die in Mitteleuropa wichtigsten Bremsen gehören der Gattung Haematopota (Regenbremsen) an, aber auch Tabanus- und Chrysops-Arten, die wegen ihrer wespenartigen Hinterleibszeichung mit Hymenopteren verwechselt werden können, stechen gelegentlich Menschen.
Hirschlausfliegen
Bei entsprechender Exposition können auch Hirschlausfliegen (Lipoptera cervi), primäre Parasiten an Hirschen und Rehen, unangenehme und bis zu 12 Monaten perisitierende lokale allergische Reaktionen auslösen.
Schmeißfliegenlarven
Schmeißfliegenlarven (Calliphoridae) wurden wiederholt als Auslöser von Allergien genannt, insbesondere von Hobbyanglern, die diese Larven als Ködertiere verwendet hatte. Die beschriebene Symptomatik reicht von Kontakturtikaria über Rhinitis und Konjunktivitis bis hin zu generalisierter Urtikaria, Asthma und Angioödem.
Raupen
Die Raupen mancher Schmetterlinge, so die der Schwammspinner, Prozessionsspinner, Bärenspinner, Fleckfalter oder auch die Goldafterraupe können eine Raupendermatitis auslösen bei der es sich teils um toxische, teils um allergische Reaktionen handelt. Diese Raupen der in Europa endemischen Kiefern- und Eichenprozessionsspinnern produzieren dabei nach ihrer zweiten Häutung (3. Larvenstadium) einen Giftapparat mit charakteristischen Gift- oder Pfeilhaaren. Das in den hohlen Pfeilhaaren lokalisierte Protein Thaumetopoein ruft verschiedene klinische Symptome hervor. Überwiegend handelt es sich bei den Hautreaktionen um toxische, aber auch allergische Kontaktdermatitiden. Zunächst kommt es nur in der Kriechspur, bzw. der direkten Kontaktstelle mit der Raupe zu juckenden Erythemen und urtikariellen Papeln oder Bläschen. Durch Reiben und Wischen werden die Raupenhärchen auf der Haut verteilt und es entstehen flächige urtikarielle Exantheme. Der Verlauf ist bei Meidung des Auslöser selbstlimitierend.
Berichtet würde auch über ein Patientin, die etwa zwei Wochen nach einem Portugalaufenthalt eine toxisch-irritiative Dermatitis entwickelte, die einer Kontaktreaktion gegen Gifthaare der Kiefernprozessionsspinnerraupe zugeordnet werden konnte, die mit Kleidung und Gebrauchsgegenständen aus Portugal importiert worden waren.
Einige der Raupen in unseren Breiten besitzen sogenannte Gifthaare, aus denen beim Einstechen stark toxische Substanzen abgegeben werden. In Einzelfällen kann nach Kontakt mit dem urtikariogenen Protein Thaumatopoetin eine ausgeprägte IgE-vermittelte Allergie gegen die Haare der Raupen, z.B. von Thaumatapoea pityocampa oder Euproctis chrysorrhoea beobachtet werden.
Beim Schwammspinner fehlen Gifthaare. Die außerordentlich spitzen Haare dieser Raupenart spießen sich jedoch in die Haut und lösen wohl überwiegend eine irritative Dermatitis aus. Im Wald oder unter Bäumen fallen die Raupen auf die Haut. Zudem können die Raupen, indem sie den Wind zur Verbreitung nutzen, über weite Strecken ”fliegen” und so vor allem in waldnahe Wohngebiete gelangen. Es kommt zu stark juckenden hellroten Erythemen, juckenden urtikariellen Papeln, Kontakturtikaria und auch zu Bläschen. Da die Raupe weiterkriecht, findet sich oft eine strichförmige Anordnungen der Veränderungen. Betroffen sind hauptsächlich nicht von Kleidung bedeckte Körperpartien. Wird gewischt oder gekratzt, entsteht eine Raupendermatitis. Ob mittels Tesastreifen-Epidermisabrissen eine wirkungsvolle Beseitigung der Raupenhaare erreicht werden kann, ist unsicher.
Spinnen
Ihr Körper gliedert sich in Zephalothorax und Abdomen; ersterer trägt 4 Beinpaare und den Giftapparat, der durch Biss, nicht durch Stich, entleert wird. Spinnen sind Räuber und ernähren sich von Insekten, nur wenige Arten sind für den Menschen gefährlich. Mitteleuropäische Spinnen können allenfalls juckende erythematös-urtikarielle Reaktionen erzeugen.
Museumskäfer
Der Museumskäfer (Anthrenus museorum, Fam. Dermestidae) kommt weltweit ganzjährig vor und gehört zusammen mit seinem Verwandten, dem Kabinett- oder Teppichkäfer (Anthrenus verbasci) zu den häufigsten Haushaltsschädlingen. Die Weibchen fliegen im Sommer in Wohnungen und Lager und legen 10-20 Eier in Nahrungsreste oder andere tierische Produkte. Die Überwinterung erfolgt als Larve vorzugsweise in Tapeten und hinter Schränken. Die Verpuppung findet im Frühjahr statt. Im Frühsommer findet man meist in Fensternähe die jungen Käfer. Die Larven und Puppen sind mit Pfeilhaaren ausgestattet, die bei Gefahrensituationen und bei Berührung abgestoßen werden, die Haut durchdringen und dort stark reizende Chemikalien freisetzen. Die entstehenden papulo-urtikariellen Reaktionen sind jedoch zumeist irritativ-toxischer, selten allergischer Genese.
Milben
Eine ganze Reihe von Milben, deren Hauptwirte Tiere sind, die auf Pflanzen oder in Nahrungsmitteln vorkommen, können beim Menschen das Krankheitsbild der Pseudoskabies hervorrufen oder zu erythematösen Hautveränderungen führen. Da der Mensch einen Fremdwirt darstellt, ist ihre Aufenthaltsdauer auf der Haut relativ kurz. Neben der Beseitigung der Infektionsquelle und der Entwesung ist eine symptomatische und juckreizstillende Behandlung des Patienten ausreichend.
Sarcoptes scabiei
Die Bedeutung von Sarcoptes scabiei als Überträger tierischer Räude auf den Menschen ist bekannt. nach dem Übergang dieser Milben auf den Fremdwirt können bei ihm klinisch-manifeste Krankheitserscheinungen hervorgerufen werden. Ausgelöst werden kann starker Juckreiz mit variablen ekzemartigen Hauterscheinungen, insbesondere urtikariellen oder vesikulösen oder erosiv-krustösen Veränderungen. Impetiginisierung ist nicht selten. Diese Milben können sich nur vorübergehend auf der Haut halten und graben im Gegensatz zu Sarcoptes scabiei var. hominis keine Gänge. Die Milben bewegen sich auf der Hautoberfläche.
So ist z.B. Sarcoptes scabiei var. canis ohne weiteres auf den Menschen übertragbar. In 10 - 50 % der Räudefällen beim Hund können sich Tierhalter anstecken. Dabei sind typischerweise immer nur ein oder zwei Familienmitglieder betroffen, bei denen sich Hautveränderungen einstellen.
Bei der Infestation des Menschen durch Sarcoptes scabiei var. bovis (Räudemilbe des Rindes) sind Personen betroffen, die mit der Pflege räudiger Kühe befasst sind und das Personal von Milchviehanlagen. In mehreren Veröffentlichungen wird auch die Auslösung einer Pseudoskabies durch Sarcoptes-Varietäten von Pferd, Kamel, Dromedar, Lama, Wasserbüffel, Tapir, Ziege, Schaf, Gemse, Schwein, Fuchs, Goldhamster und Frettchen diskutiert.
Wirtsfremde Sarcoptes-Arten sind jedoch nicht in der Lage, sich am nicht adäquaten Organismus dauerhart anzusiedeln und überleben dort in der Regel bis 6 Tage. Bei den erfahrungsgemäß selbst limitierenden Infestationen können jedoch auch für eine längere Zeitdauer persistierende Befallserscheinungen zu beobachten sein. Wenn tierische Sarcoptes-Milben auf den für die Skabies bereits sensibilisierten Menschen übergehen, können sie bestimmte Krankheitssymptome auslösen. Bei dauerhaftem Kontakt zum befallenen Tier und intensivem Befall kommt es auch bei nicht sensibilisierten Personen zur klinischen Manifestation einer Kontaktdermatitis.
Notoedres cati
Notoedres cati als Erreger der Kopfräude der Katze kann ebenfalls auf den Menschen übergehen. Von der zur Generalisation neigenden Parasitose sind in erster Linie streunende Katzen betroffen. Als Epizoonoseerreger kann Notoedres cati beim Menschen das Bild der Tierskabies hervorrufen. Die Veränderungen des Integumentes sind durch Hyperämie und papulo-vesikulöse Eruptionen gekennzeichnet. Läsionen sind an Händen und Füßen am häufigsten, seltener auch im Gesicht zu beobachten.
Cheyletiellosis
- Cheyletiella parasitivorax u. furmani bei Kaninchen
- Cheyletiella strandtmanni bei Hasen
- Cheyletiella yasguri bei Hunden
- Cheyletiella blakei bei Katzen
Cheyletiella ist eine sich nicht in die Haut eingrabende Milbe von etwa 0,5 mm Länge. Die milbenbefallenen Tiere zeigen oft eine mehlartige Schuppung.
Direkter Befall des Menschen (oft Tierbesitzer) mit Übertragung vom Haustier wie Hund, Katze oder Kaninchen. Zur Auslösung der Hauterscheinungen beim Menschen ist wahrscheinlich eine immunologische Reaktion (Typ I und/oder Typ IV) erforderlich. Initial sind die Hautveränderungen eher flüchtig und persistieren erst später. Dies wird mit dem Wechsel einer urtikariellen Sofortreaktion (Typ I) zur späteren zellulären (Typ IV)-Reaktion erklärt.
Die Symptomatik tritt meist lokal dort in Erscheinung, wo ein Kontakt mit dem befallenen Tier bestand, jedoch sind generalisierte Hautveränderungen möglich. Diese sind polymorph mit erythematösen Makulae, urtikariellen Papeln, Vehikeln und eskortierten Papeln. Der Juckreiz ist unterschiedlich stark ausgeprägt und hängt vom Grad der Sensibilisierung ab. Für das Auslösen skabiider Erscheinungen reicht sogar die Kontamination mit Milbenkot aus, in dem antigen wirksame Bestandteile enthalten sind. Deshalb kann der Mensch erkranken, ohne dass auch nur eine Milbe übertragen wurde. Oft werden Partikel aufgenommen, wenn man das Tier auf dem Arm hat oder streichelt. Es weisen nicht alle Tierbesitzer trotz scheinbar gleicher Exposition Symptome auf; dies wird auf eine unterschiedliche individuelle Empfindlichkeit oder Allergieentwicklung zurückgeführt.
Nach Unterbrechung der Exposition erfolgt ein spontaner Rückgang des Juckreizes und Abheilen der Hauterscheinungen innerhalb von 1 -3 Wochen. Eine Behandlung der betroffenen Tiere ist notwendig, am besten mit vorübergehender Elimination der Tiere aus dem Haushalt. Ohne den natürlichen Wirt überleben die Milben nur bis zu 10 Tage.
Dermanyssus gallinae/avium
Die rote Vogelmilbe parasitiert vor allem beim Nutzgeflügel oder Wildvögel. Tagsüber halten sich die Milben in den Nestern der Vögel wie Taubenschläge, Hühnerställe, Vogelkäfige auf, von dort suchen sie nachts ihre Wirtstiere zur Nahrungsaufnahme auf. Beim Reinigen von Vogelkäfigen können sie auf den Menschen übertragen werden und kleinfleckige, erythematöse, urtikarielle oder auch papulo-vesikulöse Exantheme erzeugen, die stark jucken. Bei längerdauerndem oder mehrfachen Kontakt können die Hauterscheinungen auch allergisch bedingt sein, zusätzlich kann allergisches Asthma bronchiale ausgelöst werden. Für den Übergang der Milben ist nicht immer die unmittelbare Berührung mit verseuchten Vögeln oder Gegenständen erforderlich. Die Parasiten können zum Teil relativ weite Entfernungen zurücklegen, wenn sie Blutnahrung suchen. Bei Mangel an geeigneten Wirten wird hierbei immer wieder auch der Mensch befallen. Nach Beendigung ihrer Mahlzeit verlassen die Parasiten das Integument, weshalb der Nachweis am Körper nur in einem kurzen Zeitraum gelingt.
Ophionyssus natricis
Die Blutmilbe, Ophionyssus natricis, ruft die häufigste Ektoparasitose der Schlagen hervor und ist weltweit verbreitet ist. Das von den Erregern beim Blutsaugen abgegeben Speicheldrüsensekret führt zu erheblichen Gewebeschädigungen und zum Teil zu sekundären bakteriellen Infektionen mit Abszessbildung. Die Parasiten können ohne weiteres den Tierkörper verlassen und ihren Aktionsradius auch außerhalb des Terrariums ausbreiten. Die etwa 1 mm langen, rot- oder braun-schwarzen Milben sind mit dem bloßen Auge zu erkennen. Sie gehen gelegentlich auf den Menschen über, wenn dieser die Schlange berührt bzw. das Terrarium säubert.
Trombidiose (Herbstgrasmilben-Dermatitis, Erntekrätze)
Diese Hauterkrankung mit überwiegend banalem Verlauf wird durch den Befall von Larven aus der Familie der Trombiculidae, in Mitteleuropa meist Neotrombicula autumnalis, hervorgerufen, die nicht nur wie gewöhnlich Vögel und Kleinsäuger befallen. Die im Buschwerk und auf Sträuchern sitzenden Larvenstadien gehen bei zufälligem Kontakt z.B. beim Aufenthalt im Gebüsch oder Spaziergängen auf den Menschen über. Sie ritzen die Epidermis an, zersetzen das Bindegewebe mit ihrem Drüsensekret und saugen das Gewebe auf und fallen anschließend wieder ab. Sie sind daher nur ausnahmsweise auf der Haut als eben noch erkennbare roten Pünktchen nachzuweisen. Die Hautreaktionen treten besonders an Stellen auf, wo der Larve der Weg durch enganliegende Kleidung versperrt wird.
Prädilektionsstellen sind daher die Anliegeflächen von Kleidung wie Gürtel, Hosenträger oder Büstenhalter. Hauterscheinungen stellen sich erst einige Stunden nach der Exposition in Form von roten Makulä und Quaddeln ein. Nach 24-48 h finden sich bis linsengroße Papeln oder Seropapapeln mit manchmal leichter Hämorrhagie. Mit den Hauterscheinungen entwickelt sich ein sehr starker Juckreiz. Dieser hält meist eine Woche an, die Hauterscheinungen bestehen etwa 2 Wochen lang.
Pediculoides ventricosus (Getreide- oder Gerstenkrätze)
Als gerade noch sichtbare Milbe kommt der Pediculoides ventricosus mitunter in sehr großen Mengen in Getreide oder Stroh vor, wo er sich von anderen Schädlingen des Getreides (Larven, Puppen, Raupen) ernährt. Beim Schlafen im Stroh, beim Dreschen, bei der Arbeit in Silos gelangen die Milben in größerer Zahl auf die menschliche Haut. Nach wenigen Stunden kommt es zum Auftreten eines erheblichen Juckreizes. Das entstehende Exanthem besteht aus hellrötlichen, bis etwa linsengroßen Papeln, die zentral ein Bläschen oder eine Pustel tragen. Daneben finden sich manchmal urtikarielle, auch zentral hämorrhagische Effloreszenzen.
Nahrungsmittelmilben
Die Vorratsmilben (siehe auch dort) Tyrophagus putrescentiae und Glycyphagus destructor können, sofern sie auf die Haut gelangen an unbedeckten Körperstellen stark juckende, kleinpapulöse oder papulo-vesikulöse Exantheme auslösen.
Hausstaubmilben
(siehe dort)
Zecken
In Europa ist Ixodes ricinus, in den USA sind Ixodes dammini und Ixodes pacificus als Überträger von Krankheiten (Borelliose, FSME) bekannt. Neurotoxinproduzierende Zeckenarten, deren Biss lebensbedrohliche Vergiftungen hervorrufen kann, kommen u.a. in den USA (Dermacentor andersoni) und Australien (Ixodes holocylcus) vor. Der in Europa heimische Holzbock Ixodes ricinus hält sich an Bäume und Sträuchern in waldreichen Gegenden auf; die Zecken lassen sich von Zweigen auf wildlebenden Kleinsäure, Haustiere und Menschen herabfallen. Sie bohren sich zunächst unbemerkt unter Absonderung eines anästhesierenden und antikoagulierenden Sekrets in die Haut ein, dabei können neben geringem örtlichen Juckreiz sowohl Lokalreaktionen (Erythem), als auch anaphylaktische Reaktionen ausgelöst werden. Der Saugakt dauert 3-12 Tage, wobei auch eine Übertagung von Bakterien und Viren zwischen Zecke und Wirt möglich ist. Nach dem Saugakt zieht sich die Zecke das Mundwerkzeug zurück und fällt vom Wirt ab.
Bei einem in Kalifornien lebenden Patienten wurde über das Auftreten schwerer anaphylaktischer Reaktionen nach dem Biss der dort lebenden Zecke Ixodes pacificus berichtet. Der Mann war früher zwei- bis dreimal jährlich von Zecken gebissen worden, ohne dass es zu mehr als vorübergehenden Lokalreaktionen gekommen war. Durch verschiedene Verfahren konnten spezifische IgE- und IgG-Antikörper gegen Zeckenantigene nachgewiesen werden.
Nach dem Biss der australischen Zecke Ixodes holocyclus wurde ein anaphylaktischer Schock beschrieben. Testungen mit Extrakten dieser Zecke wie auch aus Ixodes ricinus waren positiv.
Ebenfalls anaphylaktische Reaktionen konnten in einzelnen Fällen nach Bissen von I. ricinus u. Rhiphicephalus sp. beobachtet werden.
Taubenzecken
Argas reflexus, Fam.: Lederzecken/Argasidae
Wachsende Populationen verwilderter Haustauben und der Befall von Altbausubstanzen mit Taubenzecken in zahlreichen Städten haben zu einer Zunahme von Taubenzeckenstichen geführt. Betroffen sind häufig Personen, die obere Stockwerke von Häusern bewohnen, deren Dachstuhl von Tauben bevölkert sind oder waren. Die Zecken besitzen eine Lebensdauer von etwa 10 Jahre und können ohne Nahrungsaufnahme 5 - 9 Jahre überleben.
Das Risiko für eine anaphylaktische Reaktion (nächtliches Asthma, Urtikaria, Schock) nach dem Stich der Taubenzecke liegt bei ca. 8 %. Lokale Reaktionen werden in nahezu 100 % beobachtet (Urtika, Papel auf erythematösem Grund, derber Knoten), z.T. mit Sekundärinfektionen (Abszesse, Lymphangitis). Grundsätzlich kann jede Körperregion befallen werden, am häufigsten jedoch Rumpf und Extremitäten. IgE-vermittelte Reaktionen können im Pricktest oder durch spezifischen IgE-Nachweis bestätigt werden. In der Differentialdiagnose nächtlicher anaphylaktischer Reaktionen muss immer auch an Taubenzeckenstiche gedacht werden. Nach der Diagnosestellung einer Soforttyp-Allergie auf Taubenzecken ist unbedingt eine Expositionsprophylaxe anzustreben, bis hin zum Wohnungswechsel.
Literatur: 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 488, 502
Karppinen et al: Comparison of cetirizine, ebastine and loratadine in the treatment of immediate mosquito-bite allergy. Allergy 57, 534-537 (2002)
Acero et al: Anaphylaxis due to a tick bite. Allergy 58, 824-825 (2003)
Faulde et al: Toxisch-irritative Dermatitis durch Prozessionsspinnerraupen nach Portugalaufenthalt. Alleroglogie 28, 290-295 (2005)
Jarisch et al: Insektenallergie: Fliege, Mücke, Bremse. Allergologie 33, 86-92 (2010)
Zecken Selbsttest Borrelien Test Zecken Test HIV Labor Blutttest
Vorankündigung:
Dr. Irion kündigt publizistische Neuauflage seines allergologischen Werkes für das Frühjahr 2016 an. Lesen Sie mehr
Profitieren Sie von den Kenntnissen und Erfahrungen von Dr. Irion:
Buch bei Amazon
alles-zur-allergologie.de