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Blutgerinnung, hemmende Stoffe
Medikamentenallergene
Allergologie (Relevanz)
Alle Antikoagulanzien können eine diffuse Alopezie induzieren. Der verstärkte Haarausfall setzt innerhalb von 3-20 Wochen ein, in den meisten Fällen etwa 10 Wochen nach Therapiebeginn, wobei sich nur bei jedem 5. Patienten eine diffuse Alopezie entwickelt.
Nach Cumarin-Derivaten können Nebenwirkungsreaktionen in Form von Temperaturanstieg, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, hämorrhagischen Hautnekrosen, Urtikaria und Exanthemen auftreten; als Auslöser sind jedoch diagnostisch gesicherte allergische Reaktionen sehr selten.
Abgesehen von Blutungen in die Haut oder innere Organe sind jedoch ausgedehnte Hautnekrosen die schwerwiegendsten Komplikationen einer Cumarinbehandlung. Cumarin-Nekrosen treten unter der Behandlung mit Cumarinderivanten oder Warfarin in einer Inzidienz von 1:1000 bis 1: 10.000 auf. Etwa ein Drittel der Patienten weist einen hereditären Protein C-Mangel auf. Nicht wenige Patienten, etwa 25 %, haben kurz zuvor eine bakterielle oder virale Infektionskrankheit (Pneumonie oder Erysipel) durchgemacht. Eine oral verabreichte Sättigungsdosis führt dann an einer oder mehreren Stellen zu schmerzhaften Erythemen und Ekchymosen, die in der Folge rasch zentrale Blasen bilden und massive kutane und subkutane Nekrosen entwickeln. Die Läsionen treten in der Regel zwischen dem 2. und 14. Behandlungstag auf (meist am dritten bis fünften Tag), sind meist symmetrisch über Fettpolstern (Oberschenkel, Bauchhaut, Gesäß, Waden) lokalisiert. Meistens findet sich eine einzelne Nekrose, nicht selten entstehen aber auch gleichzeitig mehrere Herde, und zwar in asymmetrischer Anordnung. In Einzelfällen wurde eine Amputation erforderlich. Die Patienten sind meist Frauen (90 %), bei Männern können Läsionen am Penis auftreten. Eine den Cumarin-Nekrosen zugrundeliegende Immunreaktion wurde zwar vermutet, bislang gibt es jedoch keine Hinweise hierfür. Möglicherweise liegt eine direkte toxische Wirkung des Cumarins auf die Gefäßwand vor. Im übrigen wurde bei vielen Patienten nach einer Cumarin-Nekrose die Antikoagulanzientherapie fortgesetzt, ohne dass es zu weiteren Nekrosen kam, auch diese spricht gegen eine allergische Genese.
Hirudin ist ein potenter Thrombininhibitor und wird zunehmend in der Prophylaxe und Behandlung thromboembolischer Krankheiten eingesetzt. Extrakte aus der Speicheldrüse des Blutegels werden seit langem in topischen Medikamenten verwendet und führten in seltenen Fällen zu kontaktallergischen Reaktionen geführt. Das therapeutisch verwendete rekombinante Hirudin hat bei wiederholter Anwendung selten zu allergischen Reaktionen vom Soforttyp mit Pruritus und Urtikaria mit positiven Hauttestungen und spezifischem IgE geführt.
Unter Warfarin sind Blutungen die häufigste Nebenwirkung. Makulo-papulöse Exantheme sind ebenfalls beschrieben.
Literatur: 7, 9, 15, 91
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