Analgetika mit morphinartiger Wirkung
Medikamentenallergene
nichtimmunogene Histaminfreisetzung
- Buprenorphin
- Codein
- Dextropropoxyphen
- Fentanyl
- Hydromorphon
- Methadon
- Morphin
- Nalbuphin
- Nefopam
- Pentazocin
- Pethidin (= Meperidin)
- Piritramid
- Sufentanil
- Tilidin
- Tramadol
Opiat-Antagonisten
Allergologie (Relevanz)
Opiate werden extrem selten als Ursache nennenswerter Unverträglichkeitsreaktionen beobachtet.
Jedoch sind Opiate potente Histaminliberatoren (nicht immunologische, nicht allergische Histaminfreisetzung); die seltenen anaphylaktoiden Reaktionen sowie der häufige Pruritus unter einer Opiat-Therapie wurden auf diese Eigenschaft zurückgeführt. Es wird vermutet, dass Opiate allgemein mit Opiatrezeptoren an den Mastzellen interagieren und zusätzlich auch einen direkten Einfluss auf die Hautgefäße ausüben können. Morphin und Pethidin wirken am stärksten, Naloxone und Nalbuphin relativ schwach. Aufgrund dieses Effektes besitzen auch Hauttests nur einer geringe Aussagekraft. Hyperhidrosis ist eine weitere häufige kutane Nebenwirkung unter Opiattherapie.
Als häufigste Überempfindlichkeitsreaktionen sind nach Morphin-Anwendung Pruritus (in bis 62 % der Anwendungen), Urtikaria (in bis zu 0,6 %) sowie Erytheme, überwiegend als pseudoallergische anaphylaktoide Reaktionen, beschrieben. Als kutane Reaktionen sind häufig Hyperhidrosis sowie akute Gesichtsrötungen bekannt. Als Einzelfall wurde das Auftreten einer akuten generalisierten exanthematischen Pustulose (AGEP) beobachtet.
Nach Codein werden insbesondere Pruritus und Urtikaria beobachtet, verursacht durch die nicht-immunologische Histaminfreisetzung; seltener wurden makulöse, makulo-papulöse und scarlatiniforme Exantheme, Angioödeme, fixes Arzneimittelexanthem, EEM, Erythema nodosum und generalisierte Ekzeme beschrieben. Auch schwere Reaktionen wie ein Hypersensitivitäts-Syndrom sowie eine Erythrodermie wurden nach Codein beobachtet.
Vorwiegend als Einzelfälle wurden echte Typ I-Allergien bis hin zum Vollbild des anaphylaktischen Schocks beschrieben (Morphin, Meperidin, Codein, Fentanyl).
Nach Fentanyl treten äußerst selten anaphylaktische Reaktionen auf. Beschrieben sind einzelne Fälle bei Anwendung von Fentanyl bei einer Vollnarkose mit Blutdruckabfall, Bronchospasmus und auch Lungenödem, bestätigt durch ein positive Hauttestreaktionen
Nach Dextropropoxyphen wurde der Einzelfall einer akuten genereralisierten exanthematischen Pustulose (AGEP) beschrieben.
Pentazocin kann an Injektionsstellen zu holzartigen Verhärtungen der Haut und des subkutanen Gewebes, gelegentlich mit zentraler Ulzeration und peripherer Pigmentierung führen. Generalisierte Hauteruptionen sind selten. Es gibt einen einzelnen Bericht über eine toxische epidermale Nekrolyse.
Diagnostik
Der Nachweis erfolgt meist im Hauttest mit Verdünnungen, die keine unspezifischen Reaktionen auslösen (u.U. 10-6). Mittels RIA konnten IgE-Antikörper gegen Morphin, Meperidin und Codein identifiziert werden.
Typ IV-Kontaktallergene
Eine Kontaktdermatitis durch Opiate, wie Morphin oder Codein, wurde bei Ärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Patienten beobachtet. In den Niederlanden wurde zudem, nachdem Heroin an eine ausgewählte Gruppe von Drogenabhängigen unter Anleitung von Krankenschwestern abgegeben wurde, über mehrere Fälle von Kontaktallergien im Bereich der Hände oder auch vermutlich aerogen ausgelöst im Bereich der Lider mit positivem Epikutantest auf Heroin berichtet.
Literatur: 7, 8, 9, 12, 15, 47
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Anibarro et al: Urticaria induced by meperidine allergy. Allergy 55, 305-306 (2000)
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