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  1.  

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion,

    seit einigen Monaten leide ich sehr an stark juckendem Hautausschlag im Bereich des Oberkörpers und der Oberschenkel. Meistens ist der Juckreiz so stark, daß ich mich bis zum Bluten kratze und sogar schon blaue Flecken davon habe.

    Nun habe ich Anfang Juni diesen Jahres eine Hautärztin konsultiert. Sie hat mich kaum untersucht und sofort auf Krätz-Milben "getippt". Was mich natürlich sehr geschockt hat, nachdem ich mich im Internet mehr darüber informiert hatte. Ich habe sämtliche Anweisungen befolgt und Bettwäsche, Kleidung und vieles mehr gewaschen und mich selbst mit dem Milben-Mittel welches im wesentlichen aus Benzylbenzoat besteht eingeschmiert. Das Selbe habe ich auch meinem Ehemann und meinem Sohn zugemutet. Bei der folgenden Untersuchung hat die Hautärztin gemeint, ich solle das Ganze nochmals durchziehen, da meine Hautreizungen immernoch da waren. Nun ging das Ganze ca. 20 Tage, vielleicht können Sie sich vorstellen, was das für ein Mega-Stress war.

    Nachdem ich nun darauf bestand, daß es sich bei meinem juckenden Hautausschlag um etwas anderes handeln müsse, hat Sie mit mir einen Allergietest mit Duftstoffen und Latex gemacht. Ich musste drei Tage lang diese Pflaster auf dem Rücken ertragen und das bei 37 Grad im Schatten und eh schon stark juckender Haut. Kann so ein Test überhaupt ein einigermaßen richtiges Ergebnis bringen?

    Jedenfalls kamen dabei nun folgende Überempfindlichkeiten heraus:

    Benzylalkohol/ Anisalkohol/ Amylzimtalkohol/ Benzylbenzoate (was ja in dem Milbenmittel enthalten war)/ Lilial/ alpha-Hexylzimtaldehyd/ Citral/ Eichenmoos absolue/ Eugenol/ Nelkenoel/ Orangeloel/ Vanillin/ Zedernholzöl/ Lemongrasöl/ Zitronenöl/ Jasmin absolut/ Eukalyptusöl/ Zimtalkohol/ Zimtaldehyd/ Isoeugenol mit 1% Sorbitansesquioleat/ und Geraniol.

    Nun habe ich sämtliche Duftstoffe aus meiner Wohnung verbannt und bin durch sämtliche Geschäfte, Apotheken und Reformhäuser in meiner Umgebung gestreift und habe mich mit diversen duftstofffreien Artikeln eingedeckt. Mitlerweile habe ich mich zum echten Profi des kleingedruckten entwickelt.

    Trotzdem bleiben noch viele Fragen offen. Darf ich z.B. irgendeine Sorte Kaugummi, BonbonsSchokolade oder Eis essen? Gibt es eine duftstofffreie Rasiercreme oder -schaum die dann aber auch keines der anderen meiner Allergene enthält? Welche Tees und Arzneimittel darf ich bei einer Erkältung überhaupt benutzen? Gibt es ein Lexikon oder ein Handbuch zum Mitnehmen worin man Inhaltsstoffe schnell und sofort nachschlagen kann?

    Übrigens ist der Juckreiz trotz Antiallergika-Tabletten immernoch vorhanden. Was denken Sie, könnte sonst noch die Ursache dafür sein?

    Ich erwarte keine Ferndiagnose von Ihnen, aber vielleicht einfach nur ein paar Tipps und etwas Hilfe für meinen Alltag.

    Besten Dank und viele Grüße

    Roswitha

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeAug 8th 2010
     

    Hallo Roswitha,

    die Diagnose einer Skabies ist natürlich vollständig unsinnig. - Diese Diagnose kann letztlich eigentlich nur gestellt werden, wenn es mehrere Mitglieder in der Familie juckt und dies schließe ich auf Grund Ihrer Angaben einmal aus. Die Krätzmilbe ist nämlich auf Grund ihrer "Menschenpathogenität" eine der wenigen parasitären Infektionen, die von Mensch zu Mensch übertragen wird und dementsprechend stark ansteckend. Wenn man also z.B. mit dem Ehemann das Bett teilt wäre eine Ansteckung zwingend erforderlich, im Gegensatz zu nicht menschen-pathogenen Infektionen wie durch Bettwanzen, Katzenflöhen, Stechmücken etc., in denen fast immer nur eine Person, trotz engen Kontaktes betroffen ist.

    Dann stellt sich zudem noch die Frage des Ansteckungsortes, wenn man also nicht in einer Jugendherberge übernachtet hat oder sich an anderen Orten aufgehalten hat, wo z.B. ein Bett von mehreren Personen geteilt wird - die Aufzählung dieser Orte erspare ich mir hier - dann kann man sich auch schon gar nicht anstecken. Eher wäre es z.B. so möglich, dass die Infektion durch ein Kind in die Familie gebracht worden ist, das sich im oder auf dem Bett mit einem Freund oder Freundin aufgehalten hat. Dann müsste es aber dieses Kind auch zuerst gejuckt haben, die Zeit bis zum Ausbruch der Erkrankung beträgt dann ca. 4 Wochen.  Deshalb führe ich immer nur dann eine probatorische Skabiesbehandlung durch, wenn es mehrere Mitglieder in der Familie in zeitlichem Zusammenhang juckt. Das Aufsuchen von Skabiesmilben erspare ich mir in der Praxis, da es sehr zeitaufwendig ist.

    Dann ist zudem die ausschließliche Behandlung mit einem Antiskabiosum ohne anschließende entzündungshemmende und rückfettende Maßnahmen vollständig albern und unsinnig. Diese Mittel wirken sämtlich stark hautreizend und wenn die Haut zuvor schon gereizt ist, wird dieses entsprechend deutlichst verstärkt. Es ist also zwingend notwendig, je nach Ausgangsbefund, eine intensive Therapie z.B. mit einer Steroidhaltigen Fettolotion durchzuführen, sonst ist der Befund - wie Sie dies ja auch beschrieben haben - nach der Behandlung schlimmer als zuvor. 

    Vollständig grotesk wird es jedoch es jedoch dann, wenn Sie Ihre "Hautärztin" eine nochmalige Skabies-Behandlung durchführen lässt, ich kann das gar nicht glauben...

    Ebenso unsinnig ist es natürlich, auf Grund dieser eher diffusen Ekzemreaktionen an eine allergische Reaktion zu denken. Diese sind immer relativ scharf begrenzt mit häufig den typischen akuten Ekzemreaktionen und in typischen Lokalisationen, z.B. bei einer Duftstoffallergie im Bereich der Achselhöhlen. Allein die Vielzahl ihrer angegebenen positiven Testreaktionen schließt zudem eine korrekte Durchführung des Epikutantests aus, daher gehe ich jetzt auch nicht weiter darauf ein.

    Wichtig ist in Ihrer Situation eine intensive Behandlung mit einer rückfettenden Lotion oder Salbe, das ich mit einem potenten Steroid mischen lasse sowie ein intensivierung der Hautpflege und Rückfettung z.B. nach dem Duschen, daneben ist auch die Gabe eines juckreizstillenden Antihistaminikums sinnvoll. Bei Persistenz und ausgeprägtem Befund kann dann noch die immer hilfreiche Lichttherapie mit Schmalspektrum-UVB zum Einsatz kommen, die initial ca. 3xwöchentlich durchgeführt werden sollte.

    Internistische Erkrankungen wie insbesondere Diabetes mellitus sollten natürlich ausgeschlossen sein. Bei unklarem Befund und Therapieresistenz sollte dann noch eine kleine Probegewebsentnahme zur histologischen Diagnosesicherung erfolgen.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion