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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthorsigria
    • CommentTimeAug 4th 2010
     

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion,

    seit Tagen habe ich alle Fragen und Ihre unglaublich detaillierten und präzisen Antworten studiert und mir hundert Notizen gemacht. Es sind allesamt die Themen, auf die ich selbst auch schon seit Jahren Antworten suche und Sie haben es tatsächlich geschafft, dass ich mich besser strukturieren konnte und dadurch nun auch wesentlich entspannter bin.

    Leider habe ich seit Babybeinen an Allergien. Zunächst nur Pollen, dann kamen mit den Jahren Kreuzallergien dazu auf Nahrungsmittel, Schimmelpilze, Hausstaubmilben, Arzneistoffe, Farb- und Konservierungsmittel, Duftstoffe, Chemikalien (Isothiazolone, Formaldehyde, Kolophonium,....).

    Ein Umweltmediziner und ein Allergologe brachten mich auf die Idee nach den Ursachen zu suchen (anstatt nur nach den Auslösern!) und wir haben meine komplexe posttraumatische Belastungsstörung im Verdacht. Dies hat sich mehrfach jetzt bestätigt: während einer EMDR - Behandlung wurde ich 5 mal im Krankenhaus wegen anaphylaktischer Reaktionen behandelt. Bei meiner aktuellen Traumatherapie entwicklte sich die starke Reaktion auf Duftstoffe und nun habe ich noch zwei Autoimmunerkrankungen dazu erworben (Hashimoto thyreoiditis, Lupus erythromatodus).

    Zurzweit warte ich auf eine stationäre Therapie in einer psychosomatischen Klinik und um die Zeit zu überbrücken soll ich Tavor einnehmen. In der Klinik wird man versuchen mich auf ein Antidepressivum einzustellen.

    Im Vordergrund stehen Angst- und Panikattacken. Das geht einher mit einer massiven Vermeidungsstrategie. So ohne weiteres schlucke ich keine neue Tablette und auch die Ärzte sind zögerlich. Nun hatte ich die Idee, ob es sinnvoll wäre unter Prednisolon + Cetericin eine Art Anaphylaxie zu probieren? Bei einer notwendigen Antibiose hatte ich das schon einmal erfolgreich angewendet. Es ist halt nur ungünstig über Monate hinweg das Prednisolon einzunehmen und woher weiß man wie hoch dosiert es wirklich schützt? Oder was meinen Sie dazu? Vielleicht mache ich mich auch nur total verrückt und die Mittel machen sowas schlimmes gar nicht? In der Psychklinik kennen sich die Ärzte bestimmt auch nicht so aus und am Ende .....

    Ich wäre Ihnen für Ihren geschätzten Rat sehr dankbar.

    Mit freundlichen Grüßen

    sigria

     

     

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeAug 22nd 2010 bearbeitet
     

    Hallo Sigria,

    als Allergologe bin ich natürlich eher zurückhaltend in Ratschlägen bei Erkrankungen, bei denen die Psyche eine solch große Rolle spielt, wie offensichtlich in Ihrem Falle.

    Grundsätzlich ist es jedoch so, dass psychische Faktoren sicherlich keine zumindest "echte" Allergie verursachen, sondern allenfalls den Verlauf verschlimmern können. Ebenso können sich psychische Erkrankungen in Folge von chronischen Allergien auch verschlechtern, insbesondere durch falsche Diagnosen von Ärzten mit wenig bis keiner Ahnung, was leider allzuhäufig der Fall ist, entsteht dann tatsächlich ein Teufelskreis, der nur noch sehr schwer durchbrochen werden kann bzw. eine Somatisierungsstörung, die Sie ja selbst schon angesprochen haben. Überhaupt nichts davon zu halten ist zudem durch entsprechende Recherchen auf allergologischem Gebiet Eigendiagnosen zu stellen. Es gibt hierzu Untersuchungen, dass eine allergischen Diagnose, die Patienten selbst gestellt haben, in lediglich 3 % der Fälle bestätigen lässt.  

    Stets skeptisch bin ich ebenso, wenn derartig viele allergische Erkrankungen, an denen man leiden soll, angegeben werden, wie dies von Ihnen erfolgt. Wie Sie selbst schreiben, bemühe ich mich schon, das große und weite Gebiet der allergischen Erkrankungen und Unverträglichkeitsreaktionen etwas zu strukturieren, daher kann sich sicherlich auch behaupten, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ein einzelner Mensch an derartig vielen allergisch bedingten Erkrankungen leiden sollte. Es wäre also eigentlich einmal zwingend notwendig, die angegebenen Erkrankungen genau zu durchforsten, um zu sehen, was letztlich dann noch übrig bleibt, um Ihnen dann auch konkrete Ratschläge bez. Ernährung oder Medikamenteneinnahme etc. geben zu können.  

    Hilfreich wären hier auch eine psychotherapeutische Maßnahmen oder das Erlernen von Entspannungsübungen wie autogenes Training etc.; empfehlenswert wäre hier auch die Vorstellung in einer interdisziplinären Sprechstunde, in der sowohl die Allergien als auch die Psyche von Fachleuten gemeinsam beleuchtet und ggf. auch behandelt werden können, angeboten wird dies z.B. von der Universitätshautklinik Tübingen.

    Nichts davon halte ich, ohne irgendwelche Anhaltspunkte z.B. bei einer notwendigen Antibiose, rein prophylaktisch entsprechende Therapien durchzuführen. Es gibt sicherlich genügend Antibiotika, selbst wenn das eine oder andere nicht vertragen wurde, das ohne Probleme eingesetzt werden kann.

    Zwingend notwendig wäre es jedoch die "echten" allergischen Reaktionen abzuklären. Wenn Sie z.B. wegen mehrerer anaphylaktischer Reaktionen im Krankenhaus behandelt wurden, muss es hier schon einen konkreten Auslöser geben, der herausgefunden werden sollte, um diesen künftig meiden zu können.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion