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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthormarieluise
    • CommentTimeFeb 28th 2009
     

    Hallo Dr. Irion,

    in Kürze werde ich eine Knieprothese erhalten. Nachdem ich auf das Thema "Metallimplantatallergie" aufmerksam wurde, habe ich bei meiner Hautärztin einen Epikutantest durchführen lassen mit dem Ergebnis,  daß ich auf Benzyolperoxid allergisch reagiere (Grad 2). Von Seiten der orthopädischen Klinik wurde mir geraten, eine weitere Testung in einer Hautklinik machen zu lassen, da bei meiner Ärztin nicht die komplette Reihe der Knochenzementmaterialien getestet werden konnte. Ich habe gelesen, daß die allergologische Relevanz von BPO im Knochenzement von Knie-/Hüftprothesen als eher gering eingestuft wird, wobei diesbzgl. ausführliche wissenschaftliche Untersuchungen und statistische Erhebungen wohl noch weitgehend fehlen. Auch sagen Experten, es sei noch nicht bewiesen, daß BPO im Körperinneren genauso allergieauslösend wirke wie auf der Haut. Ich habe nun folgende  Fragen an Sie:

    1. Wie bewerten Sie diese Problematik?

    2. Wie unterscheidet sich der Test der Allergologin von dem, der in der Klinik gemacht wird?

    3. Seitdem ich vor Jahren 2 Zahnkronen eingesetzt bekommen habe, habe ich eigentlich fast permanent  Probleme, wie z.B.  leichte lokale Entzündungszeichen (Zähne machen sich "bemerkbar",  leichtes Bluten, wenn ich daran sauge) sowie Erkältungssymptome, Räuspern, unangenehmer Geschmack. Könnten diese Auffälligkeiten eventuell auf eine Allergie, ausgelöst durch BPO oder auch andere Substanzen, zurückzuführen sein?

    Vielen Dank im voraus für Ihren helfenden Rat. Liebe Grüße von M. Heller

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeMar 1st 2009 bearbeitet
     

    Hallo marieluise,

    Sie sprechen hier ein grundsätzliches Problem von allergologischen Testungen an, auf das ich hier in diesem Forum bereits wiederholt hingeweisen habe.

    "habe ich bei meiner Hautärztin einen Epikutantest durchführen lassen...." - und leider, leider ist Ihre Hautärztin Ihrem Wunsche nachgekommen!

    Ein Epikutantest macht in Ihrer Situation überhaupt keinen Sinn!

    Grundsätzlich ist es so, dass ein allergologischer Test nur eine Bestätigung einer Verdachtsdiagnose sein kann. Es muss also zunächst einmal überhaupt der Hinweis für eine allergische Kontaktdermatitis bestehen, bevor ein Test zur weiteren Abklärung in Erwägung gezogen werden sollte.

    Und da Sie die Knieprothese ja erst eingesetzt bekommen sollen....

    Wenn bei Ihnen eine bekannten Nickelallergie vorliegt, dann würde ich auf den üblicherweise verwendeten V4A-Stahl verzichten und eine Titan-Prothese empfehlen.

    Nur einmal angenommen, Ihre Zahnprobleme könnte man als kontaktallergische Reaktion interpretieren. Dann würde die  Testung auf Benzoylperoxid überhaupt nur dann Sinn machen, wenn bei Ihren Zahnkronen Benzoylperoxid als Inhaltsstoff eingesetzt wurde. - Dies sollten Sie vielleicht über Ihren Zahnarzt oder dessen Techniker herausfinden können.

    Dies vorausgesetzt - und wenn es sich tatsächlich dann auch wirklich um eine allergische Reaktion im Epikutantest gehandelt hat und nicht um eine irritative Reaktion, dies kann eine falsch-positive Reaktion immitieren, dann würde ich tatsächlich bei Ihrer geplanten Knieprothese auf einen Knochenzement verzichten, der Benoylperoxid enthält. Bei guter Knochenstruktur kann sicherlich eine zementfreie Verankerung erfolgen.

    Grundsätzlich halte ich das Problem der Implantatallergie für deutlich überbewertet. Ich darf Sie diesbezüglich auf einen wiederholt zitierten Link hinweisen:

    Implantatallergieregister AllergoMat Uni München

    Aufgenommen sind hier lediglich 68 Patienten und die letzten Aktualisierung erfolgte im November 2006, ich denke das sagt doch schon alles!

    In der Praxis stellt sich mir dieses Problem auch gelegentlich, insbesondere wenn es Komplikationen nach der Op gibt, wird auch gerne vom Operateur die Möglichkeit einer Allergie gegen ein Prothesenmaterial angegeben und die Vorstellung beim Allergologen empfohlen. - Ich kann mich jetzt an keinen einzigen Fall erinnern, in dem ich nicht dieses "allergologische" Problem mit dem Patienten in einem ausführlichen Gespräch hätte klären können.

    Eine Implantatallergie muss sich erst überhaupt entwickeln, dies kann Jahre dauern. Die Auslösung einer Nickelallergie dauert so als anschauliches Beispiel, vom Einsetzten des Ohrringes bis zur Enstehung der klinisch manifesten Kontaktaktallergie durchschnittlich ca. 5 Jahre; physiologische Vorgänge, die dies im Falle einer Prothese in seltensten Fällen möglich machen könnten, können Sie hier entnehmen:

    Prothesen Implantat Allergie

    Sogenannte "prophetische" Testungen mit weiteren Knochenzementmaterialien sind daher vollständig unnötig und unsinnig!

    Im Zweifel kann man eine Prothese aus Titan mit zementfreier Verankerung einsetzen, dann ist man in jedem Falle aus "allergologischer" Sicht auf der sicheren Seite; allenfalls muss man dann noch die Krankenkasse von den höheren Kosten überzeugen!

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

     

     

    • CommentAuthorfabi
    • CommentTimeJun 29th 2009
     

    Guten Tag Dr. Irion,

    zum besseren Verständnis meines Anliegens, liste ich im Folgenden meine Vorgeschichte auf:

    Mai 2008: Ermüdungsfraktur 5. Mittelfußknochen Basis

    August 2008:  Refraktur, OP mit Osteosynthese (Titanschraube)

    Mai 2009: erneute Refraktur, OP mit erneuter Osteosynthese und zusätzlicher Spongiosaplastik

     

    Im Anschluss an die 2. Operation im Mai trat nun vor 2-3 Wochen ein Hautauschlag an der Fußsohle des operierten Fußes auf. Laut meinem Hautarzt handelt es sich um ein Ekzem oder einen Pilz. Die Salbenbehandlung blieb bis jetzt erfolglos.

    Eine Bekannte machte mich nun auf die Möglichkeit einer Implantatallergie aufmerksam.

    Halten sie es für möglich, dass eine solche in diesem Fall vorliegt?

    Könnte theoretisch sogar ein Zusammenhang zwischen der schlechten Frakturheilung und dessen Folgen (2-fache Refraktur) bestehen?

    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüßen

    F. Ehehalt

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeJul 27th 2009
     

    Sehr geehrter Herr Ehehalt,

    wie bereits schon dargestellt ist eine Implatat-Allergie ein äußerst seltenes Ereignis. Und wenn überhaupt bei der Verwendung eines entsprechend allergisierenden Materials wie dem V4A-Stahl, nicht Titan!, in seltenen Fällen nach Jahren zu beobachten.

    Auf Grund Ihrer anamnestischen Angaben, insbesondere der kurzen zeitlichen Abfolge zwischen Installierung des Implantes und der möglichen klinischen Reaktion, ist eine Implantatallergie daher vollständig sicher auszuschließen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Roland Irion