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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthorally
    • CommentTimeJan 9th 2009
     

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion,

    meine Tochter hat vermutlich eine Milch-, Ei- und auch Sojaallergie. Ich fange von vorne an: Meine Tochter war Frühchen und konnte nicht gestillt werden. Sie bekam Humana HA-Nahrung. Als sie ca. 14 Monate alt war, wollte ich auf normale Folgemilch und Milchbrei umstellen. Nach dem ersten Milchbrei hatte sie dann rote Flecken um den Mund rum und die erste Flasche Folgemilch hat sie nach ca. 30 Min. erbrochen. Es wurden ein Blut- und ein Hauttest gemacht, wobei mir gesagt wurde, dass in dem Alter der Hauttest ausschlaggebender ist. Es waren bei Milch und Ei Quaddeln auf der Haut (Blut war Rast 2 bei Milch und Rast 0 bei Ei). Soja wurde nicht getestet, weil es damals noch nicht vermutet wurde. Jetzt habe ich Milch- und Eiprodukte gemieden (mittlerweile ist meine Tochter 19 Monate alt), aber mein Kinderarzt meint, ich könnte trotzdem immer mal wieder probieren, ob sie Sahne, Butter oder Joghurt verträgt, und Eigelb sollte wohl normalerweise auch kein Problem sein. Nun hat mir aber eine Allergieberaterin gesagt, dass wenn der Hauttest positiv ist, man das Allergen komplett meiden sollte, damit die Allergie eine Chance hat, wieder zu verschwinden. Letzte Woche hat meine Tochter dann Salzstangen gegessen, die Sojamehl enthalten, und danach hatte sie Atemgeräusche, die aber nach einiger Zeit wieder weggegangen sind. Dazu muss ich sagen, dass sie das allerdings öfter hat, da sie eine angeborene Tracheomalazie hat, nur nach den Salzstangen war es sehr heftig. Sie hat allerdings schon öfter mal Sachen mit Sojalecithin gegessen, woraufhin ich keine Reaktion bemerkt habe. Wegen Milch und Ei habe ich es ihr mal ans Kinn getupft, woraufhin sie bei der Milch keine roten Flecken mehr bekam und bei Eiweiß allerdings nach ca. 15 Min. wieder rote Flecken kamen. Letztens habe ich ins Mittagessen mal einen Schuss Sahne reingetan, das hat sie anscheinend vertragen, es zeigte sich keine Reaktion, aber die Menge war ja auch sehr gering...

    Nun meine Fragen:

    - Soll ich nun Milchprodukte und Ei komplett meiden, oder kann ich probieren, was davon sie verträgt?

    - Stimmt es, dass eine Allergie nur weggeht, wenn man das Allergen für eine gewisse Zeit komplett meidet?

    - Stimmt es, dass Sojalecithin meistens bei Sojaallergie vertragen wird?

    - Kann es sein, dass die Milchallergie schon besser geworden ist, da sie vor einem halben Jahr immer rote Flecken bekam (bei Hautkontakt) und jetzt nicht mehr?

    - Wie soll ich nun vorgehen? Ich bin durch die unterschiedlichen Aussagen von Kinderarzt und Allergieberaterin total verunsichert, und habe zusätzlich immer noch Angst vor diesem allergischen Schock, was ist, wenn ich rumprobiere und sie tatsächlich mal total schlimm reagiert, oder ist das unwahrscheinlich?

    Für jeden weiteren Tipp bin ich auch sehr dankbar!

    Viele Grüße

    Ally S.

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeJan 18th 2009
     

    Liebe Ally,

    grundsätzlich ist mein Ratschlag bei Kindern, bei denen in der Familie eine atopische Veranlagung besteht, das Meiden von potenten Allergenen bis zum 18. Lebensmonat besser 2. Lebensjahr, da die immunologische Darmabwehr bis zu diesem Alter noch nicht funktioniert. Diese Nahrungsmittel sind:

    Die Kuhmilch sollte bereits von Anfang an, nach dem Abstillen mit einer partiell hydrolisierten Milch, bei Beschwerden bzw. Symptomen (insbesondere auch dem Auftreten einer Neurodermitits, bei Hinweise für eine Kuhmilchallergie sowieso) mit einer extensiv hydrolisierten Milchnahrung ersetzt werden (siehe hierzu unter "Milch").

    Ei und Soja können ohne Ersatz gemieden werden, die übrigen angegebenen Nahrungsmittel ebenfalls.

    Der Ersatz der Kuhmilch durch Sojaprodukte ist letztlich nicht sehr hilfreich, wenn nicht sogar "unsinnig", da es sich bei Soja um ein ebenso potentes Allergen wie die Kuhmilch handelt und damit eine "Sojaallergie" überhaupt erst provoziert wird.

    Dies ist ein - generaller - Ratschlag, der stets von mir ohne jegliche Diagnosik erfolgt, da er sich in der Praxis einfach bewährt hat.

    Anders die Situation dann nach dem 2. Lebenjahr:

    Sollte der Verdacht auf eine Kuhmilch-, Ei- oder Sojaallergie fortbestehen würde ich jetzt eine Prick-Testung durchführen, wobei sich die Kinder in diesem Lebensalter noch nicht so gerne picksen lassen - dann Bestimmung des spezifischen IgE im Blut (RAST). - Danach kann dann eine weitere allergologische Beurteilung erfolgen.

    Nach meiner Erfahrung stellt es sich so dar (insbesondere was die Auslösung bzw. Persistenz einer Neurodermitis betrifft). - Je konsequenter die angegebenen Nahrungsmitteln in den ersten beiden Lebensjahren gemieden werden, desto weniger Hautprobleme gibt es danach!

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

    • CommentAuthorally
    • CommentTimeJan 19th 2009
     

    Hallo Herr Dr. Irion,

    vielen Dank für die schnelle Antwort und die Informationen! Ich hatte bisher gedacht, man soll die potenten Allergene "nur" bis zum ersten Lebensjahr meiden. Mich wundert es immer, warum die Meinungen da so auseinander gehen, vielleicht sind die Allergien doch noch nicht so gut erforscht, dass man darüber eine genaue Aussage machen kann...!?

    Ich werde wohl die Allergene außer Weizen bis zum 2. Lebensjahr meiden. Weizen bekommt sie bereits sehr oft und da sind uns bisher keine Reaktionen aufgefallen. Ich selbst bin auch Allergiker, allerdings "nur" Pollen und Tierhaare und das auch nicht besonders heftig, ich muss meist gar keine Medikamente nehmen bzw. reicht mir im Sommer ein Heuschnupfenspray.

    Nun möchte ich gerne wissen:
    Kann ich dann ab dem 2. Lebensjahr meiner Tochter zu Hause Milch, Ei usw. selbst geben, oder sollte man dann vorher nochmal einen Allergietest/Provokationstest machen? Es wurde ja bereits ein Prick- und ein Bluttest gemacht (siehe oben). Ich habe auch nicht so sehr Bedenken wegen Neurodermitis oder Ähnlichem, sondern eher, dass sie vielleicht mit Atemnot oder sowas reagieren könnte, daher war ich ja auch jetzt zögerlich, obwohl mir der Kinderarzt versichert hatte, es könne "nichts Schlimmeres" passieren und ich soll ruhig probieren, was sie verträgt.

    Mir geht es nur darum, wenn man dann wegen jedem einzelnen Lebensmittel noch einen Provokationstest machen muss, dann wird das ja eine unendliche Geschichte, und das obwohl noch garnicht so sicher ist, ob sie überhaupt eine Allergie hat.

    Was mich auch noch interessieren würde: Wir wohnen in der Nähe von Stuttgart, kennen Sie einen guten Kinderallergologen hier in der Nähe?

    Viele Grüße

    Ally S.

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeJan 21st 2009 bearbeitet
     

    Liebe Ally,

    leider, leider gibt es bez. der "Allergologie" unendlich viele falsche Meinungen....

    Das Meiden der genannten Allergene betrifft tatsächlich insbesondere die Auslösung einer Neurodermitis.

    Bez. einer "echten" Kuhmilchallergie kann ich hier jedoch nach Ihren Angaben noch keine Entwarnung geben. Positiver RAST und Prick auf Kuhmilch sowie insbesondere Erbrechen der ersten Flasche Folgemilch....dageben spricht dann wieder die gute Verträglichkeit der Sahne, obwohl bei Unverträglickkeit aller anderen Milchprodukte, immerhin eine isolierte Allergie gegen das Milchprotein Kasein, eine "Kasein-Allergie" vorliegen könnte.

    Mein Rat wäre letztlich daher: Meiden der genannten Allergene und Gabe einer extensiv hydrolisierten Milchnahrung bis zum Ende des 2. Lebensjahres.

    Danach erneute allergologische Diagnostik mit Bestimmung des RAST und ggf. Prick. - Dann Festlegung des weiteren Procederes.

    Bez. eines allergologischen Kinderarztes in der Nähe von Stuttgart darf ich auf die entsprechende Webseite verweisen:

    http://www.gpaev.de

    Viele Grüße

    Roland Irion

    • CommentAuthorally
    • CommentTimeJan 23rd 2009
     

    Hallo Herr Dr. Irion,

    vielen Dank für die Informationen!

    Was mir noch unklar ist:

    Wenn meine Tochter nun bis zum 2. Lebensjahr keinen Kontakt mit z.B. Milch und Ei hat, bringt dann ein Haut- und Bluttest überhaupt etwas? Also wenn ich das richtig verstanden habe mit den Allergien, müsste sie dann nicht erst wieder sensibilisiert werden, also das Lebensmittel zu sich nehmen, bevor man überhaupt ein positives Testergebnis erhalten könnte, sind ansonsten nicht diese IgE nach so langer Zeit aus dem Körper verschwunden?

    Irgendwie erscheint mir das als Laie sehr kompliziert mit den Allergien...

    Was ich auch immer wiedersprüchlich finde: Zum einen gibt es Karenzdiäten, um Allergien "verschwinden" zu lassen, zum anderen gibt es die Hyposensibilisierung, das widerspricht sich doch auch irgendwie. Gibt es bei Lebensmittelallergien überhaupt Hyposensibilisierungs-Möglichkeiten? Und was ist von diesen Bio-Resonanztherapien zu halten, die man auch immer wieder im Internet findet?

    Viele Grüße

    Ally S.

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeJan 24th 2009
     

    Liebe Ally,

    Sie haben schon Recht damit, dann müsste aber die Milch ganz konsequent gemieden werden; jedoch reicht schon ein Schoppen mit Kuhmilch auf der Säuglingsstation aus um eine Sensibilisierung zu erzielen bzw. eine Neurodermitis auszulösen. Bei einer ganz konsequenten Meidung des Allergens kann es dann im Laufe der Zeit jedoch auch zu einer Rückbildung der Sensibilisierung kommen.

    Daher würde ich empfehlen, dass der positive RAST-Befund bei Ihrer Tochter vor einer weiteren Kuhmilchgabe noch einmal kontrolliert wird. - Bis dahin wäre eigentlich die Gabe einer extentsiv-hydrolysierten Milchnahrung angezeigt.

    Unter einer ganz konsequenten Diät würde sich also eine Sensiblisierung zurückbilden. Eine Hyposensibilisierungsbehandlung ist sehr gut wirksam bei einer Pollenallergie und bessert auch die Syptome eine kreuzreagierenden Nahrungsmittelallerige (Birkenpollen-Assoziation z.B. bei Apfel, Karotte, Nüsse, Kiwi). Zudem gibt es bei einzelnen Nahrungmitteln und Medikamenten, z.B. bei der Kuhmilch-Allergie auch Schemata für eine "Nahrungsmittel-/Medikamenten-Desensibilisierung" (siehe unter "Milch": Schema der oralen Milchdesensibilisierung). Eine Bioresonaz-Therapie ist nachgewiesenermaßen unwirksam.

    Viele Grüße

    Roland Irion

     

    • CommentAuthorally
    • CommentTimeFeb 11th 2009
     

    Hallo Herr Dr. Irion,

    sehe ich das richtig, man unterscheidet also eine "echte" Milchallergie und eine verzögerte Reaktion mit Neurodermitis. Dann würde meine Tochter eher an ersterem leiden, da sie ja relativ schnell nach der Mahlzeit erbrochen hat und rote Flecken um den Mund bei Kontakt mit der Milch bekommen hat.
    Ist bei dieser Art der Allergie dann eine Karenzdiät auch wirksam, oder nützt die nur bei der Neurodermitis?

    Sie haben nämlich weiter oben geschrieben:

    "...Das Meiden der genannten Allergene betrifft tatsächlich insbesondere die Auslösung einer Neurodermitis.

    Bez. einer "echten" Kuhmilchallergie kann ich hier jedoch nach Ihren Angaben noch keine Entwarnung geben..."

    Falls also meine Tochter nach dem 2. Lebensjahr immer noch diese Sofortreaktion auf Milch zeigt (Erbrechen/Rote Flecken), jedoch bei Sahne und anderen Sachen wie Keksen nicht, dürfte sie dann Sahne/Kekse bekommen oder würde man dann alles weglassen müssen, damit die Allergie "ausheilen" kann?

    Stimmt es, dass Milch- und Eiallergien meistens wieder weggehen? Und hängt das dann mit dem Meiden der Lebensmittel zusammen oder ist das davon unabhängig?

    Vielen Dank und viele Grüße

    Ally S.

     

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeFeb 15th 2009
     

    Hallo Ally,

    bei den im frühen Kindesalter enstanden Allergien insbesondere gegen Milch, Ei, Soja, die sich über den Darm entwickeln, ist eine sogenannte Toleranzinduktion bis zum 3. spätestens bis 4. Lebensjahr zu erwarten. Einer der Gründe dafür dürfte die Ausreifung der immunologischen Darmabwehr bis zum Ende des 2. Lebensjahres sein.

    Vermutlich, obwohl ich jetzt hierzu keine veröffentlichen Daten kenne, müsste es eigentlich dann schon so sein, dass sich diese Toleranzinduktion auch entwickelt, wenn diese Nahrungsmittel gegen die allergische Symptome bestehen, weiter gegessen werden. Ob diese Toleranzinduktion sich bei kontuinuierlicher Gabe von kleinen Mengen des allergenen Nahrungsmittel beschleunigt, ist eine sicherlich interessante Frage und könnte sich durchaus bestätigen lassen; eine orale Desensibilisierung mit kleinen, langsam gesteigerten Mengen von  Kuhmilch ist ja auch bekannt und beschrieben.

    Grundsätzlich ist es jedoch sicherlich so, dass nach dem 2. Lebenjahr nicht mehr mit einer Steigerung der allergischen Symptomatik zu rechnen ist und Sie können damit die vertragenen Nahrungsmittel weiter geben und bei den unverträglichen mit kleineren Mengen immer mal wieder "versuchen" wie weit die Toleranzinduktion gegen das jeweilige Nahrungsmittel fortgeschritten ist.

    Dies gilt natürlich nicht für die Erdnuss oder auch für die Haselnuss, da sich hier die Allergie sowohl über den gastrointestinalen Weg als auch über eine Kreuzreaktion mit den entsprechenden Pollen entwickeln bzw. später unterhalten kann. Auch bei Fisch wäre ich eher vorsichtig und zurückhaltend.

    Viele Grüße

    Roland Irion