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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeApr 16th 2015 bearbeitet
     

    (16.4.2015)

    Die protektive Wirkung von Influenzaimpfstoffen lässt sich bislang nicht zufriedenstellend evaluieren. Die Grippeschutzimpfungen sind damit zwar auch wissenschaftlich anerkanntermaßen zweifelhaft oder gar nicht wirksam, dennoch wird weiter munter weitergeimpft.

    Vor kurzem gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Warnmeldung heraus. „Besorgniserregend“ sei der Anstieg von schwer verlaufenden Grippeerkrankungen durch aviäre Influenza bei Menschen in China und Ägypten (A/H7- und A/H5-Subtypen), wobei genetische Änderungen der Viren mit der Folge erhöhter Humanpathogentität eine Rolle spielen könnten. „Schnell und unvorhersehbar“ aber hätten sich auch die zirkulierenden humanen Influenza- A/H3N2-Viren verändert, seit die WHO einen A/H3N2-Impfstamm für die Saison der Nordhalbkugel ausgewählt hatte (Februar 2014). Dadurch sei die Wirksamkeit der aktuellen Grippeimpfstoffe deutlich reduziert.

    Viele Immunogenitätsfaktoren

    Ob die immunologische „Passgenauigkeit“ zwischen Impfstämmen und zirkulierenden Influenzaviren gut ist, die Stammanpassung also ihr Ziel erreicht, lässt sich schwer vorhersagen. Hinzu kommt: Die Influenza-Subtypen beziehungsweise ihre in den Vakzinen verwendeten Komponenten sind offenbar unterschiedlich immunogen. Impfstoffe zum Beispiel gegen aviäre A/H5-Stämme, die auch für pandemische Vakzine relevant sein könnten, haben in bisherigen Untersuchungen unzureichende Immunantworten ausgelös.. Und schließlich gibt es die verschiedensten Influenzavakzine: inaktivierte Spalt- und Untereinheiten- oder kälteadaptierte Lebendimpfstoffe, die Viruskultursysteme können sich unterscheiden, die Wirkverstärker, die Applikationsformen (s.c., intradermal, nasal). Generell wird bei den Impfstoffen auf Basis der zulassungsrelevanten Prüfungen und saisonaler Beobachtungen von einer Schutzwirkung zwischen 40 bis 60 Prozent ausgegangen, jedoch kann aber die Wirksamkeit kann auch variieren: in den unterschiedlichen Altersgruppen oder auch von Saison zu Saison. Dazu, wie protektiv der jeweils aktuelle Impfstoff in Deutschland ist, gibt es keine Daten.

    So gibt derzeit keine guten Surrogatparameter für die Effektivität der Grippeimpfstoffe, die angesichts der möglichen saisonalen Unterschiede der Schutzwirkung für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen benötigt werden. Es werden serologische Testmethoden benötigt, die standarisiert und möglichst auch international harmonisiert sind, um die Immunogenität der Impfstoffe im Rahmen der Neuzulassung besser charakterisieren zu können, aber auch, um zugelassene Vakzine nach der Stammanpassung besser auf ihre aktuelle Immunogenität prüfen zu können, so die Forderung von Experten.

    Die Vakzine-Arbeitsgruppe des Kommitees für Medizinische Produkte zur Anwendung beim Menschen (CHMP) der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat vor wenigen Wochen einen Entwurf für einen neuen Leitfaden zu zulassungsrelevanten Aspekten von Influenzavakzinen erarbeitet, der 2016/2017 wirksam werden soll. Darin heißt es: „Den für einen Schutz vor Grippeerkrankungen verwendeten immunologischen Korrelaten fehlt es an Evidenz.“

    Zellvermittelte Immunität

    Schließlich geht die Erkenntnis ein, dass für die Abschätzung des Grippeschutzes zumindest in bestimmten Bevölkerungsgruppen nicht nur Untersuchungen auf humorale, sondern auch auf zellvermittelte Immunreaktionen notwendig sind. So wurde bislang ab einem Titer von 1:40 im HA eine Schutzwirkung der Influenzavakzinen von ? 50 Prozent vermutet. Bei immunseneszenten Menschen aber zum Beispiel lasse sich selbst von hohen Antikörpertitern nicht auf eine gute protektive Wirkung schließen, heißt es im EMA-Leitlinienentwurf. Er sieht nun für Vakzinen, die älteren Menschen verimpft werden sollen, Tests auch auf zellvermittelte Immunität vor durch qualitative und quantitative Untersuchungen auf T-Zellsubpopulationen wie Gedächtnis-, Helfer- und regulatorischen T-Lymphozyten.

    Influenza-Mortalität

    Die Gesamtmortalität der Bevölkerung schwankt während des Jahres wie eine Fieberkurve: Im Winter steigt sie an, danach fällt sie ab. An Influenza erkranken pro Saison fünf bis 25 Prozent der Bevölkerung. Die Schwere der Grippewellen, messbar an der grippeassoziierten Mortalität, variiert erheblich. So schätzte das Robert-Koch-Institut (RKI) die Zahl der Grippetoten 2012/2013 auf 28 900, im Jahr davor auf 7 400. Mehr als 90 Prozent der Grippetoten waren in präpandemischen Phasen älter als 60 Jahre. Die laufende Saison wird als eher schwer eingeschätzt.

    Literatur

    Siegmund-Schultze: Grippeimpfstoffentwicklung: Wettlauf gegen Virusvarianten. Dtsch Arztebl 112, A-525 / B-448 / C-436 (2015)