Alles zur Allergologie
Darstellung von ca. 7000 potentiellen Allergenen
nicht eingeloggt (Einloggen)

Allergologie Allergie Forum

Vanilla 1.1.4 Forum von Lussumo. Weitere Informationen: Dokumentation, Community.

Herzlich willkommen!

Möchten Sie an einer Diskussion teilnehmen? Hier geht es zur Anmeldung >>.

Haben Sie noch keinen Account zu diesem Forum? Hier können Sie sich registrieren >>.

    • CommentAuthorvipice
    • CommentTimeMay 28th 2008
     
    Sehr geehrter Dr. Irion,

    um meine Frage zu schildern muß ich ein wenig ausholen. Ich leide seit früher Jugend (jetzt bin ich 29 Jahre alt) an starken Bauchschmerzen. Ober- und Unterbauchschmerzen, Magendruck mit Atembeschwerden, Völlegefühl. In den letzten 12 Monaten hat es sich dermaßen verschlechtert, sodaß ich fast nichts mehr essen kann. Ich vertrage eingentlich nur noch Naturjoghurt und ein wenig Weißbrot.
    Ich habe viele Allergien gegen Pollen und Gräser (eigentlich gegen alle die getestet wurden) und Neurodermitis.
    Jetzt im Frühjahr halte ich die Allergiebeschwerden einigermaßen aus, wenn es nicht mehr geht, nehme ich ein Antiallergikum. Doch die Bauchschmerzen bleiben. Im rachen merke ich nach dem Essen bzw. Trinken nur ein leichtes Brennen und Jucken.
    Ich habe all die Monate sehr viel Magen- und Darmtee (Anis, Fenchel, Kümmel) getrunken und erst vor einiger Zeit angefangen ein Ernährungstagebuch zu führen. Und dabei kam heraus, daß meine Beschwerden immer stärker wurden, wenn ich Kräutertee aller Art getrunken habe (allergene Nahrungmittel meide ich ja sowieso). Ob Rooibostee, Pfefferminztee, Tulsitee...keinen scheine ich zu vertragen.
    Auch handelsübliche Magen-Darm-Tropfen scheine ich nicht zu vertragen. Und jetzt meine Frage: Ist dies möglich? Welche Nahrungsmittel und Getränke kann ich denn überhaupt noch zu mir nehmen?
    Ich wurde vor ca. 10 Jahren auf Pollen und Gräser desensibilisiert. Und was den Heuschnupfen betrifft wurde es damals besser. Besteht die Chance nach einer erneuten Desensibilisierung, daß sich meine Beschwerden im Gastrointestinaltrakt grundlegend verbessern? Welche Möglichkeiten gibt es noch?

    Vielen Dank für Ihre Antwort!

    Gruß Vipice
    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeJun 7th 2008 bearbeitet
     

    Liebe/r Vipice,

    zur ganz konkreten allergologischen Fragestellung bez. der Verträglichkeit von den angegebenen Teesorten (Rooibos, Pfefferminze und Tulsi) habe ich zum Rooibos einen neuen Artikel geschrieben, der sogar dessen antiallergische Wirkund sowie positiven Effekt bei Magen-Darm-Erkrankungen aufzeigt, jedoch ohne jegliche allergene Potenz. - Eine Unverträglichkeit dieser Teesorte wäre zumindest so für mich nicht nachzuvollziehen.

    Bei Tulsi (indisches Basilikum) und der Pfefferminze sind zwar einzelne sehr seltene Fälle einer allergischen Reaktion berschrieben, jedoch ist grundsätzlich von einer sehr guten Verträglichkeit auszugehen.

    Zur generellen Problematik: Bei den geschilderten Magen-Darm-Beschwerden können eine Vielzahl von Ursachen, von organischen, psyochosomatischen bis zum Reizdarmsyndrom vorliegen. Allergische Ursachen bzw. insbesondere Intoleranzreaktionen spielen dabei eine eher untergeordnete Rolle, die ich ein einer Größenordnung von ca. 5 % einordnen würde, ohne dies jedoch mit Zahlen belegen zu können.

    Eine allergische Genese kann jedoch eigentlich immer schnell ausgeschlossen werden. Denn wenn z.B. eine kleine Menge von Milch getrunken wird und jedesmal danach eine akute Beschwerdesymptomatik auftritt, lässt man ja vermutlich doch automatisch die Milch und dann auch Milchprodukte weg. Ich kenne daher keinen Patienten bei dem ich nach Jahren noch eine Kuhmilchallergie diagnostizieren kann. Ähnlich verhalten dürfte es sich auch gegenüber anderen Allergenen. Akute allergische Reaktionen treten daher nahezu ausschließlich in einzelnen und dann ganz akuten Ereignissen auf. Insbesondere die Abklärung von den zahlreichen, teils äußerst potenten und zudem nicht deklarierten Zusatzstoffen, insbesondere wenn die Auslösung der allergischen Reaktion ausschließlich bei Vorliegen weiterer Faktoren, wie körperlicher Belastung auftritt, kann dabei jedoch Probleme bereiten.

    Ggf. könnte man allenfalls noch bei Vorliegen einer Pollenallergie an eine "pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie" denken. Diese macht sich jedoch überwiegend in Form eines oralen Allergiesyndroms und weniger mit einer nahezu ausschließlichen Magen-Darm-Symptomatik bemerkbar. Hierzu habe ich unter dem entsprechenden Artikel eine Lebensmittelauswahl mit allenfalls geringer allergischer Potenz, die dann gut vertragen werden sollten, angeführt.

    Schwieriger wird es jedoch bei den ganzen Intoleranzreaktionen. So ist z.B. der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Nahrungsmitteln bei der Histaminintoleranz nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Bei vorliegenden abdominellen Beschwerden sind jedoch hier Fragen nach dem Blutdruck, Menstruationbeschwerden oder Rotweinverträglichkeit schnell zielführend. - Nach Meiden von biogenen Aminen tritt dann jedoch innerhalb weniger Tage eine vollständige Beschwerdefreiheit ein, ein eindrucksvoller Effekt nach teils mehrjährigen Beschwerden! Schwierigkeiten kann auch die glutensensitive Enteropathie (Zöliakie) machen, da diese im Anfangsstadium lediglich sehr unspezische Darmbeschwerden machen kann.

    Nach einer entsprechenden organischen Abklärung mit Gastroskopie und Coloskopie, Ausschluss einer Intoleranzreaktion, entweder anamnestisch oder mittels Beschwedetagebuch, ist aus meiner Sicht dann ein Großteil der unspezifischen Magen-Darm-Symptomatiken durch ein sog. "Reizdarmsyndrom" zu erklären. Dieses Krankheitsbild habe ich jedoch zumindest für mich aus der "Allergologie" ausgeschlossen, da es sich um ein ganz eigenes, zu umfassendes und komplexes Krankheitsgebiet handelt und rate in dieser Situation zu einem gastroenterologisch tätigen Internisten, der sich zudem auch noch mit diesem Krankheitsbild im Speziellen beschäftigt.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion