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(16.6.2015)

Wasserstoffperoxid

Haut- und Atemwegsreizende Wirkung, (potenzielles) Typ IV-Kontaktallergen

Vorkommen und Beschreibung

Wasserstoffperoxid ist Flüssigverbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff . Es ist etwas visköser als Wasser, eine schwache Säure und gegenüber den meisten Stoffen ein sehr starkes Oxidationsmittel, das als solches heftig mit Substanzen wie etwa Kupfer, Messing, Kaliumiodid reagiert und somit als starkes Bleich- und Desinfektionsmittel fungiert. Weltweit die häufigste Anwendung ist das Bleichen von Zellstoff. Es kommt zudem beim Blondieren, sowie Färben, Tönen und Intensivtönen und zur Fixierung dauerhafter Umformungen (Dauerwelle und Volumenwelle) sowie zum Fixieren permanenter Glättung von Haaren zum Einsatz. In der Zahnmedizin wird es in unterschiedlichen Konzentrationen zum Bleichen von Zähnen verwendet. Eine dreiprozentige Lösung Wasserstoffperoxid wird zur Desinfketion , auch im Haushaltsbereich, eingesetzt. Einsatzbeispiele sind Mund- und Rachenraum, die Zahnmmedizin, die Desinfektion von Kontaktlinsen, in Reinigern, die Entkeimung von Packstoffen oder die Desinfketion der Hände. Demgemäß kommt es in Gesichtscremes zum Einsatz: zur Reinigung der Poren und der Bekämpfung von Pickeln und Hautverunreinigungen. Auch bei der Reinigung von industriellen Abwässern und in der Schwimmbadtechnik erfolgt damit die Desinfektion des Wassers.Die 35-prozentige Lösung von Wasserstoffperoxid wird in der Lebensmittelindustrie in aseptischen Abfüllanlagen zur Sterilisation von PET-Flaschen, Kunststoffbehältern und den typischen mehrschichtigen Kartonverpackungen verwendet. Zahlreiche Lebensmittel (Getränke, Milch, Milchprodukte, Soßen, Suppen) werden heute zur besseren Haltbarkeit und Produktqualität in Kartons, Becher, Flaschen und Folien aseptisch abgepackt. Dabei wird das Verpackungsmaterial mit 35-prozentigem Wasserstoffperoxid desinfiziert, bevor das jeweilige Lebensmittel eingefüllt wird.Ein weiteres Anwendungsgebiet ist der Einsatz von gasförmigem Wasserstoffperoxid. Die hohe bakterizide Wirkung von H2O2, die Umweltverträglichkeit und die gute technische Realisierbarkeit sind die Gründe für die weite Verbreitung dieses Verfahrens. Ein anderes Verfahren zur Raumdesinfektion mit Wasserstoffperoxid stellt die Kaltverneblung dar. In der Zahnmedizin wird es zur lokalen Desinfektion des Zahngewebes und zur Blutstillung bei kleineren Eingriffen verwendet. In der Medizin kann die Substanz zur Desinfketion Oberflächen, Instrumenten, Haut und Schleimhaut verwendet werden.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Hydrogen peroxide (INCI). Funktion: oxidierend, antimikrobiell

Allergologie (Relevanz)

Wasserstoffperoxid besitzt konzentrationsabhängig: reizende bis ätzende Wirkung auf Haut und Schleimhäute. Die weißen Hautverfärbungen, die nach Kontakt mit Lösungen > ca. 10 % auftreten, resultieren aus der Penetration von Wasserstoffperoxid in interstitielles Gewebe und Blutkapillaren mit nachfolgender Zersetzung zu Sauerstoff und Wasser. Hierdurch erfolgt eine Aufblähung (Gasembolie) die jedoch nach relativ kurzer Zeit wieder verschwindet. Höhere Konzentrationen (bis ca. 50 %) bewirken starke Reizungen, noch höhere (> ca. 70 %) Verätzungen, die je nach Einwirkungszeit drittgradigen Verbrennungen ähneln können. Ein sensibilisierendes Potential wurde im Tierversuch nicht festgestellt. Jedoch konnte im Tierversuch die Induktion einer durch die Haarfärbung induzierte Dermatitis sowie auch Haarausfall beobachtet werden, wobei jedoch oxidativer Stress und eine zytotoxische Wirkung auf Keratinozyten als ursächlich angesehen wurde. Das reine Wasserstoffperoxid soll keine Hautsensibilisierungen und allergieauslösenden Eigenschaften besitzen. Es wurde daher von der US-FDA 1983 als GRAS (generally recognized as safe) eingestuft. Später wurde jedoch beim Umgang mit Wasserstoffperoxid über einige wenige Fälle einer Kontaktsensibilisierung im Epikutantest mit insbesondere beruflsbezogener klinischer Relevanz berichtet. Inhalation von Dämpfen und Aerosolen kann eine erhebliche Irritation und Entzündung der Schleimhäute von Augen, Nase, Kehlkopf und Atemtrakt bis hin zum Lungenödem hervorrufen. Die Schwelle der Reizwirkung auf die Schleimhäute des menschlichen Atemtraktes liegt bei 7 ppm und auf die Haut bei 14 ppm. Bei Einwirkung von Aerosolkonzentrationen von 8,6 - 29,5 ppm in Arbeitsbereichen stellte man bei den Beschäftigten Schleimhautreizungen und eine allmähliche Ausbleichung der Haare fest.

Literatur

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

http://gestis.itrust.de/nxt/gateway.dll/gestis_de/002430.xml?f=templates$fn=default.htm$3.0

Seo et al: Hydrogen peroxide and monoethanolamine are the key causative ingredients for hair dye-induced dermatitis and hair loss. J Dermatol Sci 66, 12-19 (2012)

Kanerva et al: Patch test reactions and occupational dermatoses caused by hydrogen peroxide. Contact Dermatitis 39, 146 (1998)

!!!!!!!Schröder et al: Necrotizing toxic contact dermatitis of the scalp from hydrogen peroxide. Hautarzt 59, 148-150 (2008)!!!!!!!

Iwamoto et al: Hydrogen peroxide-induced dermatitis in WBN/Kob-Ht rats. Exp Anim 46, 147-151 (1997) -- https://www.jstage.jst.go.jp/article/expanim/46/2/46_2_147/_pdf !!!!!

Aguirre et al: Positive patch tests to hydrogen peroxide in 2 cases. Contact Dermatitis 30, 113 (1994)

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