(7.7.2015)

Thioglycolsäure

Auslöser von irritativen Reaktionen auf Haut und Atemwege, Typ IV-Kontaktallergen

Vorkommen und Beschreibung

Thioglycolsäure (syn.: Thioglykolsäure, Mercaptoessigsäure) gehört zur  chemischen Gruppe der Thiole. Ihre Salze heißen Thioglycolate. Sie wird in Enthaarungsmitteln und in Friseurprodukten für Dauerwellen und Haarglättungsprodukte benutzt. Heute üblicherweise verwendete Produkte enthalten Thiogloykolsäure in Form von Ammoniumthioglykolat, Calciumthioglykolat und Natriumthioglykolat.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Butyl thioglycolate (INCI). Chem. Bezeichnung: Butylmercaptoacetat. Funktion: haarwellend und -glättend

Calcium thioglycolate (INCI) Calciumbismercaptoacetet. Funktion: enthaarend, reduzierend

Diammonium dithioglycolate (INCI). Funktion: Diammonium-2,2´-dithioacetat. Funktion: haarwellend, -glättend

Dithiodiglycolyc acid (INCI). 2,2´-Dithiodiessigsäure. Funktion: reduzierend

Ethanolamine thioglycolate (INCI). Funktion: enthaarend, reduzierend, haarwellend oder -glättend

Ethyl thioglycolate (INCI). Funktion: haarwellend und -glättend, enthaarend, reduzierend

Glyceryl thiogylcolate (INCI). Funktion: haarwellend, haarglättend

Isooctyl thiogylcolate (INCI). Funktion: haarwellend, haarglättend

Isopropyl thiogylcolate (INCI). Funktion: haarwellend, haarglättend

Magnesium thioglycolate (INCI). Funktion: haarwellend und -glättend, enthaarend, reduzierend

Methyl thioglycolate (INCI). haarwellend und -glättend

Allergologie (Relevanz)

Thioglykolate können leichte bis mittelschwere Hautreizungen hervorrufen. Die Haut wird durch Lösungen ab ca. 3 % Thioglycolsäure-Gehalt gereizt, bei 5 % Thioglycolsäure können in seltenen Fällen bei nicht sachgemäßer Anwendung (z.B. einer Enthaarungscreme) in seltenen Fällen leichte bis mittelschwere Hautreizungen beobachtet werden.. Reine Thioglycolsäure und konz. Lösungen wirken insbesondere am Auge stark reizend und ätzend. Bei Friseuren und Kunden wurden gelegentlich Hautausschläge (mit Juckreiz, Papeln, Vesikeln) im Kontaktbereich gefunden. Selten traten bei Friseuren Kontaktekzeme an Hand, Unterarm, Gesicht und Nacken auf. Die Hautreaktionen wurden als überwiegend irritativ bedingte Effekte der Salze bewertet. Relativ selten wurden eindeutige allergische Reaktionen gegenüber Thioglycolsäure und seinen Salzen nachgewiesen. Aufgrund von Erfahrungen und experimentellen Testungen wurden Thioglycolsäure-Salze als schwach sensibilisierend bewertet.  Wiederholte nicht sachgemäße Anwendung, z.B. bei großflächiger Anwendung von Thioglykolsäure oder deren Salze als Inhaltsstoff von Enthaarungscremes,  kann jedoch auch zu kontakt-allergischen Hautreaktionen führen. In einer Studie bei Patienten mit einer vermuteten allergischen Kontaktdermatitis auf Kosmetikprodukte, teils auch mit beruflichem Bezug), fanden sich Sensibilisierungen bei 13 von 147 Patienten (17.81%) auf das Ammoniumthioglykolat. Als Folge der Inhalation von Thioglykolsäure-Aerosolen oder Dämpfen können aufgrund der starken irritativen Potenz Reizungen der Nasen- und Rachenschleimhäute, Husten, keuchende Atmung, Kehlkopfentzündung, Kurzatmigkeit, Übelkeit und Erbrechen erwartet werden. Bei massiver Exposition können Kehlkopfödem, Glottiskrampf, Bronchialspasmen und Schädigung der Lunge (Ödem, Pneumonie) lebensbedrohlich werden. Entsprechende Testergebnissen mit Thioglykolsäure-Ammoniumsalz sind bei Asthmatikern Atemwegsreaktionen evtl. bereits bei Exposition gegenüber Aerosolen stark verdünnter Thiglykol-Lösungen möglich.

Literatur

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw


http://gestis.itrust.de/nxt/gateway.dll/gestis_de/510376.xml?f=templates$fn=default.htm$3.0

http://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche_bewertung_von_thioglykolsaeure_in_enthaarungsmitteln.pdf