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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Seide

(15.8.2015)

Seide 

Inhalatives Typ I-Soforttypallergen, Typ IV-Kontaktallergen

Vorkommen und Beschreibung

Seide, die aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners (siehe auch dort), gewonnen wird. Sie ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlos-Faser und besteht hauptsächlich aus Protein. Sie kommt ursprünglich vermutlich aus China. Neben China, wo heute noch der Hauptanteil produziert wird, sind Japan und Indien weitere wichtige Erzeugerländer, in denen der Seidenbau betrieben wird. Seidenhaltige Substanzen können in Bekleidungsstücke, Bettwäsche oder Dekostoffe gefunden werden, vor allem sogenannte Wildseidendecken werden vorwiegend mit Wildseidenabfällen gefüllt. Seidenpulver wird in Kosmetikprodukten als Zusatzstoff eingesetzt, z. B. in Lippenstiften, Hautcremes und Seifen. Seidenfäden werden als chirurigischer Nahtmaterial für verschieden Operationsarten eingesetzt.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Capryloyl silk amino acids (INCI). Chem. Bezeichnung: Aminosäuren, Seide, Reaktionsprodukte mit Octanoylchlorid. Kosmetische Funktion: haarkonditionierend, Tensid, reinigend

Hydrolyzed silk (INCI). Seidenprotein-Hydrolysate. Funktion: antistatisch, haarkonditionierend, feuchthaltend, hautpflegend

MEA-hydrolyzed silk (INCI). Seidenprotein-Hydrolysate, Produkte mit 2-Aminoethanol. Funktion: hautpflegend, haarkonditionierend

Palmityol silk amino acids (INCI). Aminosäuren der Seide, Reaktionsprodukte mit Hexydecanoylchlorid. Funktion: haarkonditionierend, reinigend

Serica (INCI). Fasriger Eiweißstoff (Seide), der aus den Seidenraupen-Kokons gewonnen wird. Funktion: feuchthaltend, hautpflegend, haarkonditionierend, glättend

Serica powder (INCI). Pulverisierte Seide. Funktion: antistatisch, hautpflegend, haarkonditionierend, gättend

Silk amino acids (INCI). Seidenprotein-Hydrolysate. Funktion: fuechthaltend, haarkonditionierend, hautpflegend

Silk worm lipids (INCI). Fette aus Seidenraupen. Funktion: hautpflegend

Steardimonium hydroxypropyl hydrolyzed silk (INCI). Funktion: antistatisch

Allergologische Relevanz 

Überempfindlichkeitsreaktionen auf Seide können sich sowohl als Typ IV- wie auch als Typ I-Reaktionen manifestieren, wobei kontaktallergische Reaktion eher eine untergeordnete Bedeutung besitzen. Seide ist jedoch ein potentes inhaltatives Allergen, das allergische Rhinokonjunktivitis, Asthma bronchiale und Hypersensitivitäts-Pneumonitis auslösen kann. Multiple Allergene kommen in Betracht, so z.B. Puppenmaterial, Falterschuppen, Larvenexkremente und Sericin (Seidenleim). Sericin wird bei der Auslösung von inhaltativen Allergien als Haupt-Allergen angesehen. Insbesondere in Ländern wie China und Japan, in den Seidenbau betrieben wird, zeigen Patienten relativ häufig ein Sensibilisierung auf Seide und bereits im Kindesalter kann ein Asthma bronchiale ausgelöst werden. Patienten, die mit seidenhaltigen Produkten insbesondere mit Wildseiden-Bettdecken Kontakt haben, entwickeln gelegentlich ein Asthma bronchiale mit insbesondre nächtlichen Beschwerden. Auch ein berufsbedingtes Asthma bronchiale wird gelegentlich bei Kontakt mit insbesondere rohem Seidenstaub beobachtet.Allergien vom verzögerten Typ auf Seidenfäden mit granulomatösen Läsionen sind eher selten, dennoch wirken geflochtene Seidenfäden als chirurgischer Nahtmateriale relativ häufig als nicht-immunolgische Fremdkörper und verursachen eine granulomatöse Fremdkörperreaktion noch Jahre nach der Operation. Eine Kreuzreaktivitiät besteht zwischen der Seide, dem Kokon/Larve der Seidenraupe und dem Seidenspinner.

Diagnostik 

Prick, Scratch mit Nativmaterial, RAST (Ph.: Seidenreste/Wildseite, Naturseide/Rohseide) 

Literatur: 397 

Celedón et al: Sensitization to silk and childhood asthma in rural China. Pediatrics 107, E80 (2001)

Kurosaki et al: Fibroin allergy. IgE mediated hypersensitivity to silk suture materials. Nihon Ika Daigaku Zasshi 66, 41-44 (1999)

Eng et al: Silk waste--a further allergen in the bedroom. Schweiz Rundsch Med Prax 83, 402-406 (1994)

Uragonda et al: Asthma in silk workers. J Soc Occup Med. 41, 140-142 (1991)

Wen et al: Silk-induced asthma in children: a report of 64 cases. Ann Allergy 65, 375-378 (1990)

Makatson et al: Silk contact anaphylaxis. Contact Dermatitis 71, 314-315 (2014)

Borelli et al: A silk cardigan inducing asthma. Allergy 54, 900-901 (1999)

Goosens et al: Occupational dermatitis in a silk-screen maker. Contact Dermatitis 39, 40-42 (1998)

Inoue et al: Textile dermatitis from silk. Contact Dermatitis 37, 185 (1997)


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