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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Rosskastanie

(8.4.2015)

Kastanie 

Typ I-Soforttypallergen, (potenzielles) Typ IV-Kontaktallergen

Vorkommen und Beschreibung

Die Kastanien (Castanea) oder Edelkastanien sind eine Gattung in der Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Die Gattung ist mit etwa zwölf Baum- und Straucharten in der nördlich gemäßigten Zone verbreitet. In Europa ist nur die Edelkastanie (Castanea sativa) heimisch (siehe unter "Esskastanie/Marone). Die Chinesische Rosskastanie (Aesculus chinensis/sinensis) ist ein ebenfalls ein Vertreter der Rosskastanien; sie ist in China endemisch. Die Japanische Rosskastanie (Aesculus turbinata) ist in Japan heimisch, wird jedoch verbreitet als Zierbaum angepflanzt.

Die Rosskastanie (Aesculus hippocatanum) ist in den Balkanländern, im Kaukasus, in Kleinasien beheimatet. Sie ist heute ein weit verbreiteter Zier- und Alleebaum mit handförmig geteilten Blättern. Blütezeit: April bis Juni. Die Verwendungsmöglichkeiten von Rinde, Blüten, Samen und Blättern waren vielseitig: die Samen z.B. dienten als Mastfutter, Stärkelieferant und zur winterlichen Wildfütterung. Kastanien wurden als Kaffeeersatz verwendet, aus Kastanienmehl stellte man Leim, Wasch- und Pflegemittel her.  Als relevanter Inhaltsstoff gilt vor allem das Triterpensaponin-Gemisch Aescin, welches insbesondere bei chronisch-venöser Insuffizienz (Krampfadern, Hämorrhoiden, Thrombophlebitis) äußerlich angewandt wird. Daneben enthalten die Samen unter anderem Flavonoide, Cumarine, und Gerbstoffe.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Aesculus chinensis extract (INCI): Extrakt aus dem Kraut von Aesculus chinensis. Kosmetische Wirkung: adstrinigeren, kräftigend (erzeugt ein angenehmes Gefühl auf der Haut und den Haaren)

Aesculus hippocatanum bark extract (INCI): Extrakt aus der Rinde der Rosskastanie. Kosmetische Wirkung: adstringierend, hautpflegend, kräftigend

Aesculus hippocastanum flower extract (INCI): Extrakt aus den Blüten der Rosskastanie: Kosmetische Wirkung: hautpflegend

Aesculus hippocastanum flower water (INCI):  wässrige Lösung aus dem Wasserdampfdestillat der Blüten der Rosskastanie. Kosmetische Wirkung: hautpflegend

Aesculus hippocatanum bud extract (INCI): Extrakt aus den Knospen der Rosskastanie. Kosmetische Wirkung: geschmeidig machend

Aesculus Hippocastanum Fruit Powder (INCI):  Pulver aus den getrockneten, zerriebenen Früchten der Rosskastanie. Kosmetische Wikrung: geschmeidig machend

Aesculus Hippocastanum Leaf Extract (INCI): Extrakt aus den Blättern der Rosskastanie: Kosmetische Wirkung: geschmeidig machend

Aesculus Hippocastanum Seed Extract (INCI): Extrakt aus der Nuss der Rosskastanie

Aesculus turbinata bark (INCI): pflanzliches Material aus der getrockneten, geschnittenen Rinde von Aesculus turbinata. Kosmetische Wirkung: hautpflegend

Allergologische Relevanz 

Berichtet wird über generalisierte Urtikaria und Dyspnoe auf 2 % Aescin in Reparil-Gel im Sinne eines Kontakturtikaria-Syndroms. Pricktests mit den Inhaltsstoffen zeigten positive Testreaktionen auf Aescin und Aescinpolysulfat.

In Einzelfällen wird auch über anaphylaktische bzw. anaphylaktoide Reaktionen nach Genuss von Rosskastanien berichtet (2 Fälle bei 10, 11). So reagierte ein 34-jähriger Italiener, nachdem er eine Rosskastanie teilweise verzehrt hatte, nach wenigen Minuten mit Übelkeit, Dyspnoe, generalisiertem Erythem, Bewusstlosigkeit und Defäkation. Im Pricktest zeigten sich positive Reaktionen auf Rosskastanien-Fruchtfleisch und -schale. Aufgrund des negativen RAST-Tests wurde hier eine anaphylaktoide, nicht IgE-vermittelte Reaktion diagnostiziert. 

Sensibilisierungen gegenüber Kastanienpollen können vor allem in städtischen Regionen gefunden werden; insbesondere in der unmittelbaren Nähe von Alleen sind trotz Insektenbestäubung Pollen in bemerkenswerter Weise im Aeroplankton nachweisbar. Eine klinische Relevanz bei der Auslösung einer allergischen Rhinokonjunktivitis ist jedoch eher von geringer Bedeutung.

Zur Esskastanie/Marone (siehe dort)

Diagnostik 

Prick/Scratch mit Nativmaterial, RAST (Ph.) 

Literatur: 3, 216 

Popp et al: Horse chestnut (Aesculus hippocastanum) pollen: a frequent cause of allergic sensitization in urban children. Allergy 47, 380-383 (1992)

Diaz-Perales et al: Lipid-transfer proteins as potential plant panallergens: cross-reactivity among proteins of Artemisia pollen, Castanea nut and Rosaceae fruits, with different IgE-binding capacities. Clin Exp Allergy 30, 1403-1410 (2000)

Saloga et al: Allergologie-Handbuch. Schattauer-Verlag, 1. Aufl. (2005)

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