Suchbegriffe zu diesem Artikel: vanillin
(12.4.2015)
Kamille, echte
Typ I-Soforttypallergen, Typ IV-Kontaktallergen
Vorkommen und Beschreibung
Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla, syn.: Chamomilla recutitia) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeer stammende ist heute praktisch in ganz Europa heimisch. Sie ist eine der ältesten und wichtigsten Arzneipflanzen der Welt und ist in zahlreichen Arzneimitteln vertreten. Ebenso weit verbreitet ist ihr Einsatz in Kosmetik und Hygieneartikeln, vor allem in Shampoos, Haarkuren und Badezusätzen. Vorkommen auch in Kamillentee bei der Inhalation mit Kamillendämpfen. Der für die Nutzung wesentliche Bestandteil der Echten Kamille ist das ätherische Öl, das 0,3 bis 1,5 % der Pflanzenmasse ausmacht. Die quantitativ vorherrschenden Bestandteile sind alpha-Bisabolol, Bisabololoxide, Farnesen, Dicycloether sowie Guaian-Derivate. Weiterhin sind Sesquiterpenlactone, Flavonoide und Cumarinesowie Zimtsäure, Anissäure, Kaffesäure, Vanillinsäure und Syringasäure enthalten. Chamazulen ist ein Artefakt, das aus dem Matricin entsteht. Als pharmazeutische Droge werden die getrockenten Blütenstände Kamillenblüten und für Kamillentee die Blüten, das Kraut und die Samen verwendet. Das (ätherische) Kamillenöl wird durch Wasserdampfdestillation aus frischen oder getrockneten Blütenköpfchen gewonnen. Durch Einweichen in Pflanzenöle gewonnene Auszüge aus Kamillenblüten werden als (fettes) Kamillenöl bezeichnet. In der Aromatherapie wird das Kamillenöl für ein besseres Hautbild verwendet
Verwendung als kosmetischer Inhalttsstoff
Chamomilla recutitia extract (INCI). Extrakt aus den Blütenköpfen der Echten Kamille. Funktion: geschmeidig machend
Chamomilla recutitia oil (INCI). Öl aus den getrockneten Blüten der Echten Kamille. Funktion: kräftigend, maskierend
Chamomilla recutitia water (INCI). Wässrige Lösung der Duftstoffe der Blüten der Echten Kamille. Funktion: geschmeidig machend
Allergologie (Relevanz)
Als inhalatives Allergen nur untergeordnete allergologische Bedeutung, da sich nur sehr geringe Pollenkonzentrationen in der Luft befinden. Bei besonders sensibilisierten Patienten können jedoch auch asthmatische Beschwerden nach Kamillen-Kontakt ausgelöst werden. Insbesondere wird die Kamille als relevantes Inhalationsallergen bei bestehender Kreuzreaktion mit Beifuß-Pollen angesehen. Nach Augenspülung mit Kamillen-Tee bei Konjunktivitis wurden Fälle mit allergischer Konjunktivitis sowie von Angioödemen beobachtet, ursächlich dafür waren wohl Kamillen-Pollen, die im Tee enthalten sind. Auch einzelne Fälle mit anaphylaktischen Reaktionen mit Auftreten einer generalisierten Urtikaria, teils auch mit schwereren Reaktionen mit Urtikaria, Angioödemen und schwerer Dyspnoe sowie das nach Trinken von Kamillen-Tee wurde beobachtet. Als Allergen ist das Mat c1 (17 kDa) beschrieben. Aufgrund der Kreuzreaktivität mit den Beifußpollen wird vermutet, dass bei entsprechend sensibilsiierte Patienten vermehrt allergische Reaktionen bei oraler Aufnahme der Kamille ausgelöst werden. Zudem gibt es einzelne Berichte über berufsbedingtes Asthma und Rhinitis verursacht durch Inhalation von Kamillen-Staub.
In der Literatur finden sich nur wenige Arbeiten, in denen eine Kontaktallergie auf echte Kamille nachgewiesen wird. In wesentlich größerer Zahl war größtenteils die stinkende Hundskamille (Anthemis cotula) für die beobachteten Kontaktdermatitiden verantwortlich. Das potente Allergen Anthecotulid (Sesquiterpenlakton, siehe dort) ist in der Echten Kamille wenn überhaupt nur in Spuren nachzuweisen, z.B. nicht in der Kamillosan-Lösung. Da bei zunehmendem Import der Kamille aus Argentinien ein ansteigender Anteil an Verfälschungen, speziell durch Anthemis cotula, zu registrieren ist, die höhere Konzentrationen des Kontaktallergens Anthecotulid enthalten, ist mit einer zunehmenden Zahl von Kontaktallergien zu rechnen. Beschrieben sind einzelne kontaktallergische Reaktion auf Kamillen-Tee. In einer Untersuchung fanden sich bei 8 von 12 Patienten, die bereits auf die Echte Kamille sensibilisiert waren, auch positive Reaktionen auf Kamillen-haltige Inhaltsstoffe von Kosmetika in Epikutantestungen. Auch das Auftreten einer Kontakturtikaria sowie die Auslösung einer aerogenen Kontaktdermatitis wurde beobachtet.Allergologische Diagnostik
Prick, i.c. (Al.), RAST (Ph.). Epikutantestung mit 2,5 % des Kurzetherextrakts in Vaseline, Kamillenblütenextrakt ist auch im Kompositen-Mix (Block Kosmetik/Haushalt, Pflanzen, SmartPractice) enthalten.
Literatur: 3
Pereira et al: Contact dermatitis from chamomile tea. Contact Dermatitis 36, 307 (1997)
Rodriguez-Serna et al: Allergic and systemic contact dermatitis from Matricaria chamomilla tea. Contact Dermatitis. 39:192-3 (1998)
Subiza et al: Anaphylactic reaction after the ingestion of chamomile tea: A study of cross-reactivity with other composite pollens. J Allergy Clin Immunol. 84:353-8 (1989)
Reider et al: Anaphylaxis to chamomile: clinical features and allergen cross-reactivity. Clin Exp Allergy. 30:1436-43 (2000)
Andres et al: Anaphylactic reaction to chamomile tea. Allergol Int. 58:135-6 (2009)
Abramson et al: Respiratory disorders and allergies in tea packers. Occup Med. 51: 259-65 (2001)
Vandenplas et al: Occupational asthma caused by chamomile. Allergy. 63:1090-2 (2008)
Schnelltest Darm-Durchfall-Virus bei Hunden (Coronavirus Antigen) Schnelltest Atemwegserkrankungen bei Hunden (Staupe, Adenovirus, Influenza Antigen) Schnelltest Infektiöse Viruserkrankung bei Hunden (Staupe Antigen)
verwandte Links:
Vorankündigung:
Dr. Irion kündigt publizistische Neuauflage seines allergologischen Werkes für das Frühjahr 2016 an. Lesen Sie mehr
Profitieren Sie von den Kenntnissen und Erfahrungen von Dr. Irion:
Buch bei Amazon
alles-zur-allergologie.de