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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Photoallergie

Gärtner und Floristen 

Siehe auch unter “Pflanzen” 

Bei den berufsbedingten allergischen Hauterkrankungen stehen an erster Stelle der Allergie-induzierenden Blumenarten die Kompositen (Korbblütler). Pflanzeninhaltsstoffe können - neben einem Kontaktekzem - auch Soforttyp-Allergien, die sich als Rhinokonjunktivitis, Asthma oder Kontakturtikaria äußern, hervorrufen. Bei einer adäquaten Testdurchführung sind die verschiedenen Wirkungen der Pflanzen auf die Haut zu berücksichtigen: mechanisch-irritativ, chemisch-irritativ, phototoxisch, photoallergisch oder allergisch. 

Die mechanische Einwirkung erfolgt z.B. durch Dornen, Stacheln oder Haare. Sie verursachen Traumen bzw. Mikrotraumen der Haut. Auch Pflanzensäure kann eine irritative Wirkung haben. Hautreizend sind z.B. Milchsäfte mit Histamin und Acetylcholin freisetzender Wirkung aus der Familie der Wolfmilchgewächse (Euphorbiaceae) bzw. die proteolytischen Enzyme der Brennnessel (Urticaceae). Bekanntestes Beispiel einer phototoxischen Reaktion ist die ”Wiesengräser-Dermatitis” oder ”Berloque-Dermatitis”, hervorgerufen durch die pflanzlichen Furokumarine. Diese stellen die größte Gruppe phototoxischer Verbindungen in einheimischen Pflanzen dar. 

Bei der gewerbedermatologischen Beurteilung gilt es insbesondere, zwischen privater und beruflicher Exposition zu unterscheiden. Eine exakte Trennung gelingt dabei nicht immer, da z.B. durch zunehmende Kultivierung und Züchtung von Zierpflanzen und deren Import Kontaktmöglichkeiten zunehmend auch im privaten Bereich gegeben sind. In den Fällen, bei denen Kontakt zu Pflanzen besteht, deren Bestandteile in Kosmetika und medizinischen Externa eingesetzt werden, kommen Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen beruflicher und privater Exposition durch solche ”Naturprodukte” hinzu. 

Neben kontaktallergischen Handekzemen können auch aerogene Kontaktdermatitiden (”airborne contact dermatitis”) als besondere Form der Kontaktallergie sowohl bei beruflichen als auch privatem Umgang mit Pflanzen auftreten. Dabei handelt es sich um entzündliche Hautveränderungen an den unbekleideten Hautarealen, die durch Kontakt mit frei in der Luft fliegenden (welken, vertrockneten, abgefallenen) Pflanzenteilen sensibilisierender Arten entstehen. Bevorzugte Manifestationsorte sind entsprechend das Gesicht, der Halsausschnitt, die Hände und Unterarme. In die Differentialdiagnostik sind die polymorphe Lichtdermatose bzw. photoallergische oder phototoxische Kontaktekzeme und die chronisch aktinische Dermatitis einzubeziehen. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium zur Abgrenzung der aerogenen Kontaktdermatitis gegenüber rein phototoxischen bzw. photoallergischen Dermatitiden ist der Befall auch lichtabgewandter Areale wie Augenoberlider, Kinnschatten oder retroaurikuläre Hautpartien. 

Häufig wird eine Verstärkung der Ekzemreaktion durch Sonnenexposition bei Kompositenallergikern beschrieben. Hierfür werden phototoxische Reaktionen durch weitere Inhaltsstoffe verantwortlich gemacht. Dabei handelt es sich um Polyacetylene und acetylenische Thiophen-Derivate, die in der Kompositen-Familie die größte Verbreitung haben und ebenfalls als Kompositen-Kontaktallergene in Betracht kommen, so dass sich durch alleinige Testung des Sesquiterpenlakton-Mixes (siehe auch dort) eine Kontaktsensibilisierung gegen Korbblütler bei negativem Ausfall nicht sicher ausschließen lässt. Eine Photoallergie, hervorgerufen durch Korbblütler, wird hingegen nur selten beschrieben. 

Die verantwortlichen Pflanzen gehören überwiegend zur Familie der Korbblütler, von denen ca. 180 verschiedene allergisierende Arten bekannt sind. Zwischen ihnen bestehen Kreuzallergien, die u.a. für das Auftreten von Rezidiven bei Kompositenallergikern verantwortlich sind. In diesen Kreis gehören z.B. die Zierpflanzen Chrysanthemen, Astern, Dahlien, als Arzneipflanzen die Arnika und Kamillenextrakt, als Gemüse die Artischocke, als Unkräuter Schafgarbe, Beifuß und Gänseblümchen. Als Hauptallergene der Korbblütler sind Sesquiterpenlaktone identifiziert worden, welche sich in besonders hoher Konzentration in den Trichomen, den Härchen der Blattunterseite befinden. 

Charakteristisch ist die jahreszeitliche Abhängigkeit der Hautveränderungen aufgrund der saisonalen Exposition: Beginn im Frühjahr, Verstärkung im Sommer, Ausklingen im Herbst. Besteht das Ekzem anfänglich ca. drei bis vier Monate, so ist der Verlauf protrahiert und geht schließlich in eine chronische Phase über. 

Diagnostik 

Insgesamt sind unbelichtete und belichtete Epikutantestungen mit relevanten Noxen für einer differentialdiagnostische Abklärung unverzichtbar. 

Bei Patienten, insbesondere mit atopischer Hautdisposition, ist zur Bestätigung der klinischen Aktualität von anamnestischen rhinokonjunktivalen Beschwerden nach Kontakt mit Blumenpollen ein nasaler Provokationstest indiziert. 

Literatur: 160 

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