(9.6.2015)
Feige/Ficus
Echte Feige (Ficus carica), Birkenfeige (Ficus benjamina), Gummibaum (Ficus elastica), Geigenfeige (Ficus lyrata), Fam.: Moraceae
Inhalatives Typ I-Soforttypallergen, Typ I-Nahrungsmittelallergen, (potenzielles) Typ IV-Kontaktallergen
Vorkommen und Beschreibung
Die Feige ist die essbare Frucht des Feigenbaumes (Ficus carica). Die getrockneten Früchte gelten in vielen Mittelmeerländern als wichtiges Grundnahrungsmittel.
Die Gattung Ficus umfasst mehr als 1000 Arten, von denen etwa 10 als Zimmerpflanzen Verwendung finden, darunter der neben der Feige in Mitteleuropa bekannteste Vertreter das Benjaminsbäumchen/Birkenfeige (Ficus benjamina). Weitere Zimmerpflanzen sind der Gummibaum und die Geigenfeige. Die Birkenfeige ist in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Grünpflanzen in Innenräumen geworden. Allergische Reaktionen auf Feigen bzw. Feigenblätter wurden Anfang der 80er Jahre zunächst als phototoxische Reaktionen, verursacht durch die in Blättern und im Blattsaft enthaltenen Psoralene und Gergaptene, beschrieben.
Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff
Ficus carica extract (INCI). Extrakt aus Blättern und Frucht des Echten Feigenbaums. Funktion: hautpflegend
Allergologie (Relevanz)
Inhalative Typ I-Allergien in Form von Rhinokonjunktivitis und Asthma bronchiale können durch Ficus benjamina ausgelöst werden. Diese werden in zunehmender Zahl beobachtet, in einzelnen Fällen auch Lidödeme, Kontakturtikaria, Quincke-Ödem und Schocksymptomatik, bedingt durch die zunehmende Verbreitung dieser dekorativen Grünpflanze. Betroffen sind überwiegend Atopiker, monovalente Sensibilisierungen sind selten. In der Mehrzahl der gefunden Sensibilisierungen handelt es sich um asymptomatische Fälle ohne klinische Relevanz. Echte Allergien sind jedoch nicht selten und keine exotischen Fälle. Die Dunkelziffer unerkannter Fälle scheint dabei relativ hoch zu sein. Oft sind vermeintliche Hausstaubmilbenallergiker mit perennialer Beschwerdesymptomatik, die trotz hausstaubmilbenbezogener Wohnraumsanierung oder Hyposensibilisierungsbehandlung keine Beschwerdebesserung erfahren, betroffen. Kreuzreaktionen sind zu den anderen Ficusspezies, zu Compositae sowie zu Latex und Südfrüchten (v.a. Banane, Avocado, Esskastanie, Kiwi) beschreiben.
Wie der zur Gummiherstellung kultivierte Hevea brasiliensis produziert Ficus benjamina einen milchigen Latexsaft, der die allergenen Substanzen enthält. Durch Immunoblotuntersuchungen konnten 11 allergene Komponenten aus Fb-Latex identifiziert werden, 3 davon (25 kD, 28 kD, 29 kD) scheinen Major-Allergene zu sein. Die allergenen Proteine werden über die Blattoberfläche abgegeben und lassen sich an Staubpartikel gebunden auch wochenlang nach Entfernen der Pflanze noch im Hausstaub nachweisen. Die Allergene sind thermolabil.Lediglich einzelne Kasuistiken berichten über anaphylaktische Reaktionen nach Feigengenuss (u.a. rhinokonjunktivale Beschwerden, Angioödem und Asthma bronchiale) (1 Fall bei 10, 11). Die primäre Sensibilisierung erfolgte in diesen Fällen wohl durch den inhalativen Kontakt zu Ficus benjamina. Zwischen diesem und dem echten Feigenbaum (Ficus carica) besteht botanisch eine enge Verwandtschaft. Zu beachten ist dabei, dass Feigen auch gelegentlich versteckt in der Nahrung vorhanden sind (Bestandteil von Laxanzien oder Ficin als Fleischweichmacher).
Allergologische Diagnostik
Prick/Scratch mit nativen Blätter oder Blattsaft, der nach Abbrechen eines Ficusblattes mit Stengel vom Bäumchen entsteht, Reibetest mit den Blättern, RAST (Ph.), ggf. nasaler und bronchialer Provokationstest.
Literatur: 139, 140, 141
Hipler et al: Ficus benjamina-Allergie ohne Kreuzreaktivität zu Latex. Allergologie 11, 490-496 (2003)
https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw
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