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(3.2.2015)
Benzocain
Typ IV-Kontaktallergen
Sensibilisierungshäufigkeit: häufig, Sensibilisierungspotenz: schwach
Vorkommen
Benzocain ist ein häufig verwendetes Arzneimittel zur Oberflächenanästhesie und wird beispielweise eingesetzt in
- Arzneimitteln gegen Erkältungserscheinungen
- hustenstillenden Zubereitungen
- schmerzstillenden Mitteln (Halsschmerzen, Magenschmerzen, Zahnungsbeschwerden)
- Adstringenzien
- Mitteln gegen Fußpilz
- Sonnenschutzmitteln
- Mitteln gegen Hühneraugen, Schwielen und Warzen
- Mitteln gegen Hämorrhoiden
- Zubereitungen zur Hautdesinfektion
- Appetitzüglern
- Erzeugnissen zur Nikotinentwöhnung
Allergologie (Relevanz)
Benzocain zählt in Deutschland zu den häufigeren Kontaktallergenen, obwohl die sensibilisierende Potenz schon lange bekannt ist und es immer mehr durch moderne Lokalanästhetika ersetzt wird. In jüngster Zeit ist daher auch ein abnehmender Trend zu verzeichnen und Benzocain daher aus dem Standard-Epikutantestblock herausgefallen. Neben dem hohen Durchschnittsalter der Benzocain-positiven Patienten deutet das gehäufte Auftreten von Benzocain-Allergien erst nach langwieriger Behandlung chronischer Krankheiten, insbesondere Stauungsdermatitis bei chronisch venöser Insuffizienz, auf eine relativ schwache allergene Potenz hin. Wird dann allerdings langfristig mit Benzocain als Externum, oft in Verbindung mit Polypragmasie, behandelt, so führt dies zu einer hohen Sensibilisierungsrate. Da chronische Beinleiden besonders günstige Voraussetzungen für die Entstehung einer Kontaktallergie bieten, sollte die Anwendung potentieller Allergene wie Benzocain kritisch geprüft werden.
Benzocain zählt zu der Gruppe der sogenannten Parastoffe, bei Epikutantestungen in eine größeren Kollektiv zeigten ca. 60 % der Benzocain-positiven Testergebnisse eine Mitreaktion mindestens eines Parastoffes. Aufgrund der Strukturähnlichkeiten kommt eine Vielzahl von aromatische p-Aminoverbindungen als mögliche Ursache einer allergischen Kreuzreaktion in Frage, z.B. p-Phenylendiamin, p-Toluylendiamin, Procain, Tetracain, Sulfonamide, Azofarbstoffe.
Benzocain ist zudem eine wichtige Berufsnoxe bei Zahnärzten, Ärzten, Veterinären, Zahntechnikern und medizinischem Personal.
Als systemische Reaktion nach Anwendung eines Benzocain-haltigen Mundsprays wurde erst kürzlich eine akute generalisierte extanthematische Pustulosis (AGEP) beschrieben. Im Epikutantest zeigte sich eine 3+ pustulöse Reaktion in der 96h-Ablesung. Daneben ist auch eine anaphylaktische Reaktion nach Anwendung eines Benzocain-haltigens Mundgels im Rahmen einer zahnärzlichen Behandlung beschrieben, die durch die Autoren mit einer positiven i.c.-Testung bestätigt werden wollte, trotzdem gleichzeitig auch noch eine Prilocain-Injektion erfolgt war. Diesbezüglich ist jedoch bereits beschrieben worden, dass gerade bei Benzocain-Sensibilisierten es bei Anwendung von Priclocain im Rahmen einer Kreuzreaktivität in sehr seltenen Fällen zu Allgemeinreaktionen wie Urtikaria oder Asthma bronchiale kommen kann.
Allergologische Diagnostik
Epikutantestung: Testblock Arzneistoffe 4, Testkonzentration 5 % in Vaseline (SmartPractice)
Therapie
Bei nachgewiesener Benzocain-Allergie wird empfohlen auf Lokalanästhetika des Amidtyps wie z.B. Lidocain auszuweichen.
Literatur: 4, 6, 20, 74
Fowler et al: Fischers Contact Dermatitis. PmbH-Usa-Verlag, 6. Aufl. (2007)
Vorankündigung:
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