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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthorminou
    • CommentTimeMar 9th 2009
     

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion,

     

    mein Sohn (jetzt 2 ½) leidet seit seinem 3. Lebensmonat am atopischem Ekzem.

    Seit Sommer vorigen Jahres sind wir bei einer Allergologin in Behandlung, die uns als erstes auf radikale Diät gesetzt hat. (nach grosser Verschlechterung, lag m.E. aber an anderen Umständen (Umzug ins neue Haus, Infekte, Wärme, Eckzähne kamen, Umstellung von Krippe auf Tagesmutter...) Nur Fleisch, Gemüse, Obst (nix exotisches) Reis, Mais, Kartoffeln. (Weizenmehl haben wir jetzt wieder eingeführt, ohne Verschlechterung)

    Da ich noch etwas stille (abends, nachts) testet sie die einzelnen Sachen zuerst durch die Muttermilch.

    Rast und Pricktests waren alle negativ. Nur beim Atopie-Patchtest war die Haut gerötet, allerdings überall.

    Mein Sohn ist jetzt in dem Alter, wo er möglichst viel probieren will (essen) und nun permanent an ein "Nein" stösst. Was das essen oft zur Farce macht. Mich selbst belastet die lange Diät auch.

     

    Mich würde nun interessieren , inwieweit die Muttermilch sich mit Histamin anreichert, wenn ich einmal histaminreiche Sachen esse - ich liebe Tomaten, Sauerkraut etc. Diese sind für mich auch verboten. Ich habe mal gelesen, dass sich das Histamin im Körper sehr schnell abbaut und nun frage ich mich, ob es überhaupt relevant ist, darauf zu verzichten (gelegentliches essen, kein Dauerkonsum). Reichert sich das Histamin so sehr in der Muttermilch an, dass ich damit die Ekzeme meines Sohnes verschlechtern kann?

     

    Herzliche Grüsse

    Sabine

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeMar 10th 2009 bearbeitet
     

    Hallo Sabine,

    spätestens nach dem 2. Lebensjahr hat die Auslösung eines atopisches Ekzem nichts mehr mit dem Essen zu tun. Wenn Sie möchten, können Sie dies in ähnlichen Beiträgen hier im Forum nachlesen. Zudem lässt sich dies durch zahlreichste Patienten, die ich in der Praxis sehe und auch durch entsprechende Hinweise in der Literatur belegen.

    Also bez. der Ekzeme können Sie somit Ihrem Sohn Alles zu essen geben.

    Eine Nahrungsmittelallergie kann zwar zusätzlich vorliegen, äußert sich jedoch nicht durch Verschlechterung der Ekzeme, sondern am häufigsten durch ein sog. orales Allergiesyndrom, Nesselsucht, Durchfällen etc. - Dass dies bei Ihrem Sohn derzeit kein Problem darstellt wird durch die negative Pricktestung und unauffällige Bestimmung des spez. IgE belegt.

    Auch die Muttermilch kann natürlich keine Ekzeme verschlechtern. Allenfalls eine relevante Sensibilisierung von potenten Nahrungsmitteln wie der Erdnuss kann durch die Muttermilch "übertragen" werden.

    Im Vordergrund steht damit letztlich ausschließlich die suffiziente Behandlung der Ekzeme, dies sollte problemlos möglich sein. Ich jedenfalls garantiere meinen Patienten mit generalisiertem atopischem Ekzem vollständige Erscheinungsfreiheit längstens innerhalb von 2 Wochen, und auch mit einigen wenigen Hinweisen die Verhinderung von Rezidiven.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

    • CommentAuthorminou
    • CommentTimeMar 10th 2009
     

    Sehr geehrte Dr. Irion,

     

    erst einmal herzlichen Dank für die super schnelle Antwort!

     

    Ich habe ihr Forum und auch die Datenbank schon gründlichst durchforstet und immer wieder auf "Ungereimtheiten" bezüglich den Behauptungen unserer Ärzte gestossen.

     

    Leider handelt es sich bei dem Leidtragenden um meinen Sohn, ich bin bei ihm sehr vorsichtig mit "experimentieren".

     

    Dass Sensibilisierungen über die Muttermilch weitergegeben werden weiss ich. Ich habe einen Neffen, der über die Muttermilch auf Erdnuss sensibilisiert wurde und nun darauf reagiert. Mich würde interessieren, welche "potenten Nahrungsmittel" man grundsätzlich meiden sollte und bis zu welchem Alter. Wie sieht das bei Milchprodukten aus? Gibt es da eine Liste?

     

    Ausserdem, macht es überhaupt Sinn, zum Beispiel auf Avocado zu verzichten, wenn ich diese vorher regelmässig (in Schwangerschaft und Stillzeit) gegessen habe? Dann ist doch eine eventuelle Sensibilierung schon geschehen, oder sehe ich das falsch? Ich verzichte auf alles, seit mein Sohn 1 ½ ist...

     

    Bis zu welchem Alter macht eine derartige Karenz Sinn?

     

    Behandelt werden die Ekzeme übrigens ausschliesslich mit einer Basispflege (Parrafin, Bienenwachs, Rosenwasser - sehr fette Kosistenz) und Elocomcreme. Angeblich hilft das immer ...nach den hier gemachten Erfahrungen. Leider kommen die Ekzeme immer wieder, nach spätestens einer Woche tauchen erste Pickelchen auf, die ich sofort mit der Kortisoncreme behandeln soll. Im akuten Stadium vorigen Sommer kamen noch Parrafinbäder dazu.

     

    Herzliche Grüsse

    Sabine

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeMar 11th 2009 bearbeitet
     

    Hallo Sabine,

    Sie selbst sollten auf überhaupt nichts verzichten. Dass Ihr Sohn eine Allergie auf ein bestimmtes Nahrungsmittel entwickelt, werden Sie damit kaum verhindern können.

    Er wird im Laufe seines Lebens so oder so z.B. mit Erdnüssen oder deren Spuren oder anderen Nahrungsmitteln in Kontakt kommen, das lässt sich gar nicht vermeiden. Und erst dann wird sich entscheiden, ob er eine Allergie entwickelt oder eben auch nicht.

    Potent allergische Nahrungsmittel wie Kuhmilch, Ei, Nüsse, Erdnüsse, Soja, Weizen und Fisch würde ich bei einer atopischen Disposition bis zum 2. Lebensjahr empfehlen zu meiden.

    Zur Behandlung kann ich hier nichts Spezielles beitragen, da ich dazu Ihren Sohn einmal gesehen haben müsste, um mir über seinen Hautbefund einen Überblick zu verschaffen. Grundsätzlich ist eine vollständige Erscheinungsfreiheit sowie insbesondere auch die Verhinderung von Rezidiven überhaupt kein Problem.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

     

     

    • CommentAuthorminou
    • CommentTimeMar 13th 2009
     

    Sehr geehrter Dr. Irion,


    dass Sie keine kongreten Behandlungshinweise geben können ist mir klar. Es würde mir aber helfen (beim austesten usw.) wenn Sie mir noch ein paar Fragen kurz beantworten könnten.
    An der Stelle übrigens Kompliment für Ihr Forum und die Datenbank. Klasse gemacht!

    1. Histamin & Muttermilch:  nochmal die eingangs erwähnte Frage: reichert sich Histamin bei histaminreicher Ernährung der Mutter in der Muttermilch an? Eventuell in welchem Ausmass?


    2. Histaminreiche Ernährung Patient: wie schnell bis maximal wann sind Reaktionen auf histaminreiches bei Ekzemen (Verschlechterung) zu beobachten?


    3. Lebensmitteleinführung:  nach Plan beginnen wir am WE Ei einzuführen. 4 Wochen nur im Kuchen, dann hartgekocht ¼; Steigerung wöchentlich jeweils ¼ dazu. Sollte eine Verschlechterung eintreten, ab wann ist das zu sehen, bis spätestens wann.

     
    4. Atopie-Patchtest: kann das Pflaster selbst bzw. die Abdeckung der Haut für 48 Std. eine Rötung/Irritation hervorrufen? Nach dem Test war die Haut überall gerötet, für die Ärztin positive Reaktion auf alles. Meine Frage nach möglicher Irritation wurde verneint, ein Testversuch (Pflaster ohne alles für 2 Tage) abgelehnt.


    5. Elocom: handelt es sich um ein stark wirkendes Kortikoid? Laut Datenblatt Wirkstoffklasse III, also stark, Allergologin, Kinderärztin und Dermatologin verneinen aber, angeblich harmlos. Muss ich Nebenwirkungen bei Dauergebrauch befürchten? (Zur Zeit verdünntes auftragen - 1:3 mit Vaseline verdünnt -ca. 2 mal pro Woche / Benutzung aber schon seit einem ¾ Jahr)


    6. Spätreaktionen: in Ihrer Datenbank finde ich folgende Aussage zum atopischen Ekzem:
    "Pathomechanismen und Klinik von nahrungsmittelinduzierten Sofort- und Spätreaktionen bei Patienten mit atopischer Dermatitis:
    • ....
    • Spättypreaktionen, d.h. Auslösung einer Exazerbation im Abstand von 6 – 48 Stunden. Dieser Reaktionstyp wird vor allem nach wiederholter Gabe eines Nahrungsmittels über mehrere Tage beobachtet, wobei häufig kein spezifisches IgE nachgewiesen wird. "
    Wenn ich das richtig verstehe, dann heisst das doch, dass eine Diät und dann Wiedereinführung schrittweise doch Sinn machen würde um die Spätreaktionen erfassen zu können. Wie sollte das sonst möglich sein?

    Herzliche Grüsse
    Sabine

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeMar 19th 2009 bearbeitet
     

    Hallo Sabine,

    in der Datenbank gebe ich die Meinungen der allergologischen Literatur weiter, hier im Forum zusätzlich auch meine Erfahrungen aus der Praxis von zahlreichsten Patienten.

    Spätreaktionen bez. der Auslösung eines atopischen Ekzems nach Nahrungsmitteln kann man, zumindest nach dem 2. Lebensjahr, vollständig sicher ausschließen - zumindest bei einer suffizienten Therapie.

    Diese muss die Hautursachen der Ekzemreaktion bekämpfen - sprich die Entzündungsreaktion, bei chronischer Entzündung auch die längerandauernde Autoimmunreaktion, den Juckreiz und die Besiedelung mit Staph. aureus. - Nahrungsmittel spielen gegenüber diesen Hauptursachen der Ekzemreaktion eine allenfalls geringe, in der Praxis jedenfalls zu vernachlässigende Rolle.

    Bez. Elcom: es handelt sich um ein Klasse III-Steroid, das in der Behandlung von kleinen Kindern nichts zu suchen hat; dieses dann wieder zu verdünnen spricht für eine Therapie von vor 10-20 Jahren, als man tatsächlich so so behandelt hat. Heutzutage gibt es z.B. die gut verträglichen, weitgehend nebenwirkungsfreien Calcineurin-Inhibitoren, die ich insbesondere bei den kleinen Kindern im Gesichtsbereich verordne.

    Auf die Idee einen Atopie-Patch-Test bzw. Epikutantest bei einem Kind durchzuführen, bin ich bisher noch nicht gekommen. Einem kleinen Kind einen derartigen Unsinn zuzumuten, halte ich für höchst bedenklich; natürlich kommt es zu Rötungen, alleine durchs Schwitzen.

    Noch einmal bez. der Lebenmitteleinführung: Diese macht allenfalls bis zum 2. Lebenjahr einen "gewissen" Sinn, zumindest in der Theorie, weniger in der Praxis. Ab dem 2. Lebenjahr können Sie, wenn keine Hinweise für eine Typ I-Allergie bestehen, Ihrem Sohn alles zum Essen geben.

    Histamin besitzt eine Halbwertszeit von 0,75 bis 1,5 h, wird durch verschiedene Enzyme abgebaut und über Leber, Niere und andere Organe ausgeschieden und und spielt bei einer Ekzemauslösung überhaupt gar keine Rolle. Allenfalls könnte bei einem Mangel an Histamin-metabolisierenden Enzymen wie der Diaminoxidase, wodurch das Histamin verlängert im Blut verbleibt, eine Histamin-Intoleranz verursacht werden, die alle möglichen Symptome wie Urtikaria oder Kopfschmerzen verusachen kann, jedoch keine Ekzeme.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

     

     

     

    • CommentAuthorminou
    • CommentTimeMar 20th 2009
     

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion,

    ein riesengrosses Dankeschön für Ihre schnelle und kompetetnte Hilfe !!!!

    Sie haben viele meiner Vermutungen bestätigt und ich hoffe, wir werden die Hautprobleme meines Sohnes bald angemessen behandeln können.

    Herzliche Grüsse

    Sabine