Alles zur Allergologie
Darstellung von ca. 7000 potentiellen Allergenen
nicht eingeloggt (Einloggen)

Allergologie Allergie Forum

Vanilla 1.1.4 Forum von Lussumo. Weitere Informationen: Dokumentation, Community.

Herzlich willkommen!

Möchten Sie an einer Diskussion teilnehmen? Hier geht es zur Anmeldung >>.

Haben Sie noch keinen Account zu diesem Forum? Hier können Sie sich registrieren >>.

    • CommentAuthorRalf
    • CommentTimeFeb 13th 2009
     

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion, zu allererst herzlichen Dank für dieses Forum!  Meinerseits liegt (u.a.) eine Alternaria-Allergie vor, die sich in den letzten Jahren (auffällig, seit wir hier wohnen) deutlích gesteigert hat. Seitens unserer Tochter (jetzt 5) liegt (u.a.) eine Cladosporium-Allergie vor.  Symptome sind bronchialasthmatische Beschwerden insbesondere im Sommer und Herbst. Dies kann sich auch als extrem spontane Schleimproduktion mit Abhusten äußern, bis hin zum Bronchialkrampf/Asthma äußern. Vor einem Jahr hatten wir festgestellt, dass der Austausch und das Schließen des Luftfilters in den Dachfenstern des Hauses (eines über ihrem Bett) schlagartig die Bronchialsymptome unserer Tochter (die bis dato völlig unvorhersagbar ganzjährig auftraten) zusammenbrechen ließ. Erst als die Symptomatik im Juli wieder startete, konnten wir sukzessive den Zusammenhang mit der Außenluftbelastung herstellen. Ich vermute aber, dass die sehr frühe Sensibilisierung meiner Tochter durch die mit den Außenluftsporen belasteten Luftfilter (=Schaumstoffstreifen, Ganzjahresbelastung) erfolgte. Eine Innenluftsporenmessung hat nun ergeben, dass eine weitere interne Belastung wohl ausgeschlossen ist. Trotzdem treten allergische Symptome auch im Winter auf, besonders bei eifriger Bewegung der Kinder in der Wohnung, d.h. bei Staubaufwirbelung. Insbesondere meine Frau, bei der keine Schimmelallergie diagnostiziert wurde, hat ganzjährig Husten, seit wir in diesem Haus wohnen. Folglich habe ich den Hausstaub mikroskopiert. Im Bereich eines nachträglich eingebauten Dachfensters konnte ich Mineralwolleeintritte feststellen (Tesafilmprobe mikroskopiert), die aber keine größeren Distanzen zu überbrücken scheinen. Zahlreiche Hautschuppen o.ä. insbes. im Schwebstaub lassen auch Hausstaubmilbenkotbeteiligung vermuten. Die Heizungsumwälzung in der Maisonette-Wohnung trägt sicherlich auch zu einer Erhöhung des schwebenden Feinstaubs bei. Im sedimentierten Hausstaub finden sich zahlreiche Faserabriebteile des Teppichbodens. Diese sind z.T. bis in lungengängige Größen zerbrochen, wobei in dieser Größe aber zellige Strukturen (Hautschuppen) dominieren. Das Ganze ist natürlich munter verklebt. Nun einige konkrete Fragen:

    Kann bei einer Hausstaubmilbenallergie mit RAST nicht über 0,5 (bei drei Personen) überhaupt eine mäßige winterliche Dauersymptomatik erhalten bleiben, obwohl intensive Teppich-/Bettenreinigung etc. durchgeführt wurde? Unsere Tochter ist allmorgentlich verschleimt, niest und reibt tagsüber z.T. häufig die Nase, auch wenn frisch gesaugt, überzogen, gelüftet wurde und die Heizung nachts aus bleibt. Kann die Bronchial- und Nasensymptomatik auch durch Hautpartikel selbst (im Sinne von lungengängigem Feinstaub)erfolgen?      Zahlreiche nur mit 1000facher Vergrößerung erkennbare, weitgehend kugelige/kreisförmige Objekte (unstrukturiert) im Hausstaub sind vermutlich keine Sporen und Bakterien, sondern ähneln stark dem, was auf der Tesaprobe von der Nut-und-Federlattung des Daches erkennbar ist (Lignin o.ä.?). Das Holz ist unbehandelt. Könnte es sich also um eine Irritation durch Feinststaub aus Holzbestandteilen handeln?     Haben Sie Erkenntnisse über die Atemwegsirritation von feinstem Teppichfaserabrieb (vermutlich Polyamid), entweder rein mechanisch oder durch anhaftenden Kot, Sporen etc.?

    Wichtiger Punkt: In 2,5 km Entfernung liegt in Hauptwindrichtung ein Hackschnitzellagerplatz, auf dem übers Jahr 40.000 Kubikmeter Hackschnitzel (entspricht 10 ha vollbestockter Wald!!) umgetrieben werden. Insbesondere zwischen Oktober und Dezember finden hier täglich auch intensivste Umwälzungen statt. An etlichen Tagen besteht Geruchsverbindung. Bei Hackschnitzeln werden innerhalb eines Jahres ca. 30 % der Biomasse durch Schimmelpilze und Actinomyceten verstoffwechselt. Eine Außenluftmessung im Zuge der Wohnungsuntersuchung ergab einen Wert von 1200 kbE an einem windstillen Wintertag über Null Grad. Diese Belastung ist überraschend hoch, allerdings waren 2/3 der Sporen in der Kultur steril, ansonsten viele Hefepilze. Alternaria, Cladosporium und Aspergillus waren für die Jahreszeit recht hoch, aber insgesamt doch unter 100 kbE. Möglicherweise sind die sterilen Sporen anderen Pilzgruppen zuzuordnen, möglicher Weise aber auch den genannten. Ich hege einfach den Verdacht, dass die Anlage zur Sporenallergie beiträgt, zumal auch hier die Emmissionen ähnlich den natürlichen im Sommerhalbjahr zunehmen sollten.  Werden evtl. die Allergene sporenunabhängig in höheren Konzentrationen verdriftet (Hitze, massiver Umtrieb), oder doch auch die Sporen oder gar Holzfeinstaub, an dem besagte anhaften. Haben Sie hierzu irgendwelche Erkenntnisse?

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeFeb 14th 2009 bearbeitet
     

    Hallo Ralf,

    "unsere Tochter ist allmorgentlich verschleimt, niest"

    ist eine ganz typische Symptomatik für eine Hausstaubmilbenallergie.

    Da sich die Hausstaubmilben von Hautschuppen ernähren, sind diese insbesondere in den Betten anzufinden.

    Diagnostik: Pricktest, wenn positiv auf Hausstaubmilben bei eindeutiger klinischer Symptomatik Encasing mit milbendichten Bettbezügen und weiteren Sanierungsmaßnahmen; wichtig ist insbesondere dabei noch das eigene Bettzeug, das über die Encasing-Bezüge drübergezogen wird, 1xwöchentlich mit 60° zu waschen.

    Bei unklarer Symptomatik wäre noch eine nasale Provokation mit einer Hausstaubmilbe angezeigt, um die Diagnose zu sichern.

    Bez. Cladosporium, Alternaria und Aspergillus ist das Problem eigentlich auch ganz "einfach" zu lösen.

    Bei positiver Testreaktion im Pricktest Durchführung einer nasalen Provokation mit diesen Allergenen zur Diagnosesicherung.

    Bei positiver Reaktion bei anamnestisch angegebenem Etagenwechsel (mittel- bis schwergradige Symptomatik!) Einleitung einer Hyposensibilisierungsbehandlung.

    Bei sämtlich negativen Testreaktionen wäre eine nasale Hyperreaktivität in Erwägung zu ziehen, zunächst Therapie mit einem steroidhaltigen Nasenspray über mindestens 4-6 Wochen.

    Daneben Ausschluss einer organischen Genese der Beschwerden durch einen HNO-Arzt bei Beschwerdepersistenz.

    Angesprochene Irritationen mit Holzbestandteilen etc. bitte ich einfach zu vergessen bzw. zu ignorieren, da nahezu ausschließlich von "berufsbezogener Relevanz".

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

    • CommentAuthorRalf
    • CommentTimeFeb 15th 2009
     

    Hallo Herr Dr. Irion,

    vielen Dank für Ihre Hilfe! Einige Anmerkungen bzw. Rückfragen habe ich allerdings noch:

    Die Hausstauballergie liegt wie gesagt vor, mit einem RAST von 0,5. Ich hoffe einen Arzt bei uns zu finden, der eine nasale Provokation durchführt. Verwunderlich ist eben, dass die morgentlichen (und auch tagsüber) Symptome durch komplette "Hygienisierung" im Schlafzimmer selbst am betreffenden Tag trotzdem nicht wegzubekommen sind.

    Die Reaktion auf Cladosporium ist eindeutig und eine orale Hyposensibilisierung führen wir seit einigen Monaten durch. Leider mussten wir nach mühsam gesammelten eigenen Verdachtsmomenten den Arzt ziemlich bitten, die Untersuchung durchzuführen und die Therapie einzuleiten. Bei Kindern unter sechs Jahren wird hier sehr zurückhaltend vorgegangen und im Alter von drei Jahren wurde uns diese Untersuchung damals nicht ermöglicht.

    Da unsere Tochter körperlich eigentlich kräftig und fit ist, liegt eine organische Ursache m.E. nicht besonders nahe.

    Wie sie schildern, halten Sie weitere Ursachen im Haus oder dem Umfeld für nicht erwägenswert. Gibt es also eine "ursachenfreie" nasale/bronchiale Hyperreaktivität? Wäre diese durch eine längere lokale Kortisontherapie (einige Tage haben wir schon mehrmals gemacht) dauerhaft positiv beeinflussbar?

    Sie gehen von Belastungen einer Hackschnitzellagerung von 40.000 Kubikmetern generell nur im unmittelbaren Nahbereich ("berufsbezogene Relevanz") aus. Die Hochschornsteinpolitik hat aber doch auch zum Absterben der Wälder im Erzgebirge durch SO2 geführt. Konkrete Messungen wären hier m.E. doch geboten, nicht nur wegen unseres spezifischen Falles, aber die gibt es bei einer Anlage dieser Größenordnung bisher nicht, zumindest nicht in Baden-Württemberg.

    Da die gesamte Familie Symptome zeigt, die zeitlich mit dem Wohnortwechsel zumindest koinzidieren, liegt eben allein aus diesem Grund ein Wohnungs- bzw. Standortzusammenhang nahe (welcher aber trotz etlicher Bemühungen bisher leider nicht simpel einzugrenzen ist). Daher tue ich mir eben schwer, rein die "geringe" Milbenallergie (alle RAST 0,5) als Ursache anzunehmen, da die Milben ja auch schon an anderen Wohnorten vorlagen. Nun vielleicht bringt ja die Nasenprovokation Klarheit (oder Sie haben doch noch eine Idee ... :)).

    Nochmals vielen Dank für Ihre Bemühungen!

    Viele Grüße

    Ralf

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeFeb 16th 2009
     

    Hallo Ralf,

    wie schon erwähnt muss bez. der chronischen Rhinitis eine nasale Hyperreaktivität in Erwägung gezogen werden. Die Therapiedauer mit einem steroidhaltigen Nasenspray muss dabei jedoch 4 bis wenigsten 6 Wochen erfolgen. Nebenwirkungen sind dabei nicht zu befürchten! Die Ursache kann dabei ein Virusinfekt der oberen Atemwege gewesen sein, mit nachfolgender nasale Hyperreaktivität, also zunächst gar nicht konkret fassbar. Auch die bronichiale Hyperreaktivät kann Folge der nasalen Hyperreaktivät sein.

    So oder so... rein probatorisch würde ich in jedem Fall die Gabe eines steroidhaltigen Nasensprays für 4-6 Wochen empehlen.

    Daneben Ausschluss einer organischen Genese der Beschwerden im HNO-Bereich, wie verkrümmte Nasenscheidewand, Polypen, chronische Sinutis etc.

    Siehe hierzu insbesondere im folgenden Link unter Differentialdiagnosen:

    allergische Rhinitis, Nasale Hyperreaktivität

    Bez. der klinischen Relevanz einer Cladosporium-Sensibilsierung wäre ich zurückhaltend, eine Objektivierung vor Durchführung eines Hyposensibilisierungsbehandlung durch eine nasale Provoktion, ggf. auch bronichiale Provokation durch einen Lungenfacharzt halte ich in jedem Fall für erforderlich, da die Klinik doch allzusehr der einer Gräser-Pollenallergie ähnelt und in der Praxis doch allenfalls äußerst selten finden ist.

    Bez. der Hackschnitzelanlage sprächen Sie wohl eine Feinstaubproblematik an. Diese kann ja schon bekanntermaßen irritative Atemwegsprobleme auslösen. Jedoch fällt dies eher in das Gebiet der Umweltmedizin, das jedoch nicht so intensiv bearbeiten kann wie die Allergologie. Daher würde ich mich hier lieber mit konkreten Äußerungen und Empfehlungen zurückhalten wollen.  Wenn die ganze Familie betroffen ist, sollte sich jedoch die Symptomatik während eines Urlaubes zurückbilden bzw. auch weitere Menschen in der Umgebung betroffen sein.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion