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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeDec 4th 2014 bearbeitet
     

    (1.12.2014) Sehr geehrter Kollege,

    Bei mir stellt sich eine Rheumatikern vor, welche eine fraglich positive Reaktion im Epi nach Abmessung bei 96 Std  aufwies. In der kontrolluntersuchung war der Test dann gänzlich negativ. Halten sie wie auf ihrer Internetseite dargestellt die weiteren Tests für sinnvoll? Woher bekommt man die testlosungen/emulsion für Zikonium?

    Herzlichen Dank für ihre Einschätzung

    Dr S.

     

    (1.12.1014) Sehr geehrter Herr Kollege,

    mich würde einmal zunächst interessieren, mit welcher Testsubstanz Sie überhaupt eine derartige Zirkonium-Testung durchgeführt haben wollen bzw. wie Sie überhaupt auf eine derartige Idee kamen?

    Beste Grüße

    Dr. Roland Irion

     

    (02.12.2014) Sehr geehrter Kollege Irion,

    bei der Pat kam es nach drei Jahren im Bereich der Knietep zu einer Knochennekrose Uberwarmung und Schwellung. Eine bakt. Besiedlung konnte ausgeschlossen werden. Implantate wurden von Aesculap verwendet, Zikonium ist als Deckschicht verarbeitet.

    Getestet habe ich nach Testprogramm von almirall: Knochenzement Allergene Zirkoniumoxid.

    Als fraglich positiv möchte die Reaktion bezeichnen, da sie nach 96 Stunden kurzfristig Auftrat vor und nach der 96 Stunden aber nicht vorhanden war. Bei diesem interessanten Fall stehe ich für weitere Rückfragen gern zur Verfügung und verbleibe mit freundlichen Grüßen

    Dr. S.

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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeDec 4th 2014 bearbeitet
     

    (4.12.2014) Sehr geehrter Herr Kollege,

    vielen Dank für die zusätzlichen Informationen. Ich war ja zunächst etwas überrascht, da ich eigentlich keine kommerziell erhältliche Testsubstanz mit Zirkoniumoxid kannte und ich habe daher auch nochmalig bei der Firma Almirall nachgefragt (die Substanzen werden ja mittlerweile durch "SmartPratice" vertreiben), wo man mir meine diesbezügliche Auffassung auch bestätigte. - Sollten Sie diese Testsubstanz daher doch anderweitig bezogen haben, wäre ich dankbar für diese Info, um dies dann auch entsprechend über meine Webseite weitergeben zu können.

    Grundsätzlich kann ich Ihnen jedoch einmal mitteilen.

    1. Allergologische Reaktionen auf Prothesenmaterialien sind tatsächlich äußerst seltene Ereignisse und ich habe diesbezüglich die Literatur über Jahre hinweg verfolgt. Derzeitig bin ich am Schreiben einer Neuauflage meines allergologischen Buches und beschäftige mich daher auch gerne nochmalig mit dieser Thematik.

    2. Zirkoniumoxid halte ich jedoch für ein ausgeprochen allergologisch inertes Material und zudem, zumindest was man so lesen kann, auch abriebfestes Material. Dass dann derartige Symptome bereits nach 3 Jahren auftreten sollen, wie in dem von Ihnen beschrieben Fall, halte ich daher schon für äußerst unwahrscheinlich.

    3. Sicherlich können durch jedes - auch allergologisch inertes Material - theoretisch entzündlich/immunologische Reaktionen ausgelöst werden, wofür dann aus dem eher alternativ-medizinischen Bereich ein LTT als diagnostische Methode angegeben wird. Dies ist jedoch ein Thematik, der ich äußerst skeptisch gegenüberstehe, wobei ich noch keine ganz endgültige Meinung diesbezüglich habe, da es doch mittlerweile umfängliche Literatur zu sichten gilt.

    4. Die von Ihnen beschriebene Knochennekrose kann jedoch ganz sicherlich nicht im Rahmen einer allergologischen oder wie auch immer gearteten immunologischen Reaktion entstanden sein. Dafür gibt es ausschießlich Gründe im Rahmen der Lockerung der Prothese oder deren Komponenten, die auf chirurgischem Gebiet liegen. Ich habe diesbezüglich auch ganz schreckliche Erfahrungen bei Patienten gemacht, die in Folge gerade dieser Op unter ganz massiven Schmerzen und Beschwerden litten, die insbesondere in peripheren Kreiskrankenhäusern operiert wurden, ganz offensichtlich ohne entsprechende Routine oder Erfahrung. Gerade die Knie-TEP-Op (im Gegensatz zur Hüft-TEP) sollte m. M. nach ausschließlich in spezialisierten Zentren erfolgen, zudem es häufig genug auch noch konservative oder nicht derartig invasive chirurgisch/orthopädische Alternativen gibt, wie dies z.B. die Uniklinik hier in Regensburg aufzeigt. Eine ganz interessante übersichtsarbeit habe ich z.B. hier gefunden, die meine diesbezügliche Auffassung bestätigen sollte...(http://derma.klinikum.uni-muenster.de/fileadmin/DOMAIN/orthopaed.klinikum.uni-muenster.de/Lehre/Revisionsendoprothetik_am_Kniegelenk.pdf)

    Besonders interessant wird es jedoch dann, was insbesondere auch die die vollständige Unverständnis der chirurgischen Kollegen aufzeigt, wenn es um die allergologische Diagnostik geht, wenn da zu lesen ist "diese solle mittels einer Epikutantestung durch Testplättchen des Hersteller erfolgen". - Eine Antwort auf meine diesbezügliche Fragestellung, wie lange man wohl meint, diese "Testplättchen" auf den Rücken aufkleben zu müssen, bis man eine tatsächliche Reaktion erhält, Monate oder doch eher Jahre....habe ich jedenfalls noch nie gelesen, geschweige denn erhalten.

    5. Und natürlich wollen diese Chirurgen dann dem Patienten eine anderweitige Erklärung bieten, was ja durchaus verständlich und nachvollziehbar sein kann Meine Meinung diesbezüglich ist jedoch, dass man sich als Allergologie dafür nicht hergeben sollte, außer eine derartige allergologische Diagnose ließe sich ganz zweifelsfrei bestätigen, was jedoch fast nie der Fall sein dürfte. Die von Ihnen beschriebenen Testreaktion halte ich so allenfalls für äußerst fraglich positiv, einmal ganz unabhängig davon, dass allenfalls äußerst selten allergologische Reaktionen auf Zirkoniumoxid bisher beschrieben sind und die anamnestischen Angabe sowie die klinische Symptomatik zu einer allergologischen Genese auch nicht wirklich passen.

    Mit besten kollegialen Grüßen

    Roland Irion