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Allergologie Allergie Forum

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  1.  
    Hallo Herr Dr. Irion, ich bin sehr verzweifelt und würde mir gerne einen Rat einholen. Mein Freund und ich, sind seit fast zwei Jahren ein Paar. Mein Freund ist schwerer Allergiker und ist gegen alles allergisch, was man sich vorstellen kann. Ich besitze einen Hund (Mops) und eine Katze. Mein Partner kann sich nicht in meiner Wohnung aufhalten. Selbst wenn ich den Hund nur mitnehme, zb. zu Freunden kann es in seiner Gegenwart nicht lange aushalten. Er bekommt tränende Augen, Atembeschwerden, Niesanfälle, Hautauschläge. Das ist total schrecklich, für ihn wie auch für mich. Ich möchte natürlich nicht das er sich so quälen muss. Unser Tagesablauf bedarf daher immer sehr viel Planung, damit der Hund auch nicht zu kurz kommt. Dies belastet aber auch sehr unsere Beziehung. Wir würde gerne zusammen ziehen etc.. Nun hat er sich mehrere Tropfen vom Heilpraktiker besorgt, die insgesamt 140,00 Euro gekostet haben. Auf seine Lunge wirken sich die Tropfen aus (er hat auch Asthma) , auf die Tierhaarallergie leider nicht, obwohl dies der Heilpraktiker prophezeit hatte. Er nimmt die Tropfen nun ca. einen Monat. Eine Desensibilisierung ist nicht möglich, weil er einfach zu viele Allergien hat. Ich habe wirklich große Angst, das ich den Hund abgeben muss, den ich nun 6 Jahre besitze. Es würde mir das Herz brechen, andersherum natürlich auch, wenn unsere Beziehung deswegen scheitern würde. Haben sie einen Rat für mich was man noch probieren könnte? Eine Freundin meinte mal, das eine Kortison Spritze helfen würde. Allerdings kommt dies nicht in Fragen, weil mein Partner schon zwei Mal täglich ein Kortison Medikament nehmen muss. Citerezin hat er auch schon ausprobiert, das konnte er nicht vertragen. Ich weiß auch nicht, ob das man das Medikament vom Heilpraktiker evt auch länger nehmen müsste, bis eine Verbesserung eintrifft?! Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen! Vielen Dank
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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 24th 2014 bearbeitet
     

    Vielen Dank für Ihre Anfage, die Ihnen sehr gerne beantworte, da Sie hier Umstände darstellen, die wieder einmal die Absurdität dieses derzeitigen Medizinsystems belegen - sorry dafür, dass ich hier zunächst einmal ein paar ganz persönliche Worte einbringen muss.

    Da zeigt sich wieder einmal die offensichtliche Ignoranz eines Teils meiner Kollegen, die mit einem ernsthaften Problem nicht fertig werden und dafür zahlt man dann auch gerne ziemlich überhöhte Beträge an irgendwelche besseren "Scharlatane" ohne so jeglichste Ahnung und Fachwissen;  insbesondere kann ich dies für das allergologische Fachgebiet behaupten, denn was ich da von Heilpraktikern, Biologen und sonstigen alternativmedizinisch Tätigen bisherig erlebt habe, spottet tatsächlich jeglichster Beschreibung. Leider ist es dann so, dass man der "Schulmedizin" nicht mehr traut, jedoch aber auch nicht bereit ist - ein Umstand der ja durchaus verständlich ist - für eine qualifizierte Diagnostik und Therapie neben den allergologischen Kassenleistungen, die tatsächlich im Cent-Bereich pro Quartal liegen, zusätzliche privatärztliche Leistungen zu bezahlen, dies jedoch an irgendwelche NIcht-Ärzte doch dann durchaus so vornimmt.

    Dies soll jetzt kein persönlicher Vorwurf sein, Sie müssen sich jedoch eimal vorstellen, dass für diese 140,- Euro für irgendwelche Tropfen, die allenfalls irgendwo im Plazebo-Bereich wirken können, der normale Kassenarzt ca. 10 Patienten für ein ganzes Quartal behandeln muss. Obwohl dieser Umstand natürlich keine Rechtfertigung für die durchaus durchwegig vorhandene Unkenntnis vieler Ärzte sein kann und darf. Eine gewisse Unwilligkeit umsonst arbeiten zu müssen oder gar auch noch - bei vernünftiger Arbeit - draufzahlen zu müssen, mag ich jedoch allenfalls für ganz wenige meiner Kollegen noch gelten lassen.

    Aber dann doch einmal zu dem eigentlichen Problem. Keine Ahnung, wer Ihnen erzählt hat, dass man wegen den "zahlreichen" Allergien keine Hyposensibilisierungsbehandlung durchführen könne. Gerade dann bietet sich diese Therapiemethode ja an. Allenfalls ist es für den Patienten aufwendig, ggf. mehrmals in der Woche in die Praxis zu kommen, da man die verschiedenen Allergene leider nicht in einer einzigen "Spritze" unterbringen kann, da diese Injektionslösung mit ihren Bestandteilen dann viel zu verdünnt wäre und die entsprechende Wirksamkeit fehlen würde. Ausschließlicher Grund KEINE Hyposensibilisierung mehr durchzuführen wäre ein ganz manifestes Asthma bronchiale mit deutlich eingeschränkter Lungenkapazität, wie dies nach Jahren - ohne eine längstens entsprechend zwingend notwendigerweise durchgeführte Hyposensiblisierungsbehandlung - tatsächlich dann auch auftreten kann, da man diese Funktionseinschränkung natürlich kaum mehr rückgängig machen kann. So weit ist es vermutlich im Falle Ihres Lebensgefährten noch nicht gekommen, da ansonsten eine jahrelang Fehl- und Falschbehandlung bei dieser mehr als offensichtlich extrinsischen Asthmaform konstatiert werden müsste.

    Gründsätzlich wird natürlich gegen Tiere eher selten eine Hyposensibilisierungsbehandlung durchgeführt, da das Meiden der entsprechenden Allergene die zumeist sinnvollere und wirksamere Methode wäre. Wenn jedoch plausibel dargestellt werden kann, dass diese Maßnahme im Einzelfall auf Grund persönlicher Umstände durchaus sinnvoll wäre - jedenfalls habe ich dies so während meiner langjährigen Tätigkeit in der Praxis so gehandhabt - dann gibt es keinerlei Gründe, nicht doch eine entsprechende Therapie durchzuführen. Und in Ihrem hier geschilderten Fall bestehen diesbezüglich für mich keinerlei Zweifel einer entsprechenden Notwendigkeit.

    Voraussetzung ist natürlich, dass vor allem an den Tagen vor und nach der Injektion (zumindest am Tag der Injektion) diese Allergene entsprechend gemieden werden (können), da es ansonsten durch eine entsprechende Überreaktion der Immunsystems durch Allergenüberflutung (kummulativ durch die Injektion und in natura) ggf. sogar zu anaphylaktischen Reaktionen kommen kann. Die subkutane Hyposensibilisierung gegen Pollen führt man so ja auch ausschließlich in der Pollenflugfreien Zeit durch. Dies betrifft jedoch insbesondere lediglich die Aufdosierungphase, die bei einer entsprechenden Therapie, sofern die Injektionen wöchentlich durchgeführt werden können, ca. 15-16 Wochen dauert. Wenn dann immer noch eine gute Verträglichkeit besteht, dürften für die ca. 3jährige Fortsetzungbehandlung keine weiteren Problem mehr auftreten.

    Was mich jetzt nur noch wundert, dass Sie derartig auf die Hundeallergie abheben und so gar nichts von einer viel eher möglichen Katzenallergie schreiben, die ja eigentlich wesentlich wahrscheinlicher wäre. Jedoch gehe ich einmal davon aus, dass Sie auch hier entsprechende Beobachtungen getätigt haben, dass Ihr Lebensgefährte bei einem Katzenkontakt keinerlei Problem hat. Eine Hyposensibilierung gegen die Katzenallergene fände ich jedenfalls wesentlich problematischer als eine gegen die Hundeallergene, insbesondere da erstere ubiquitär vorkommen können und ein notwendiges Meiden während der Hyposensibilisierungsinjektionen somit kaum bzw. allenfalls schwerlich möglich wäre. Die Katzenallergene sind zudem wesentlich potenter als die Hundeallergene und können sich damit wesentlich gravierender für eine weitere Veschlechterung des vorbestehenden Asthmas auswirken.

    Somit kann in aller Kürze festhalten, dass das von Ihnen geschilderte "Hundeproblem" ganz sicherlich höchst unproblematisch in Ihrem Sinne gelöst werden kann. Bez. einer Katze, auch wenn diesbezüglich eher geringe oder noch keine Probleme bestehen, würde ich jedoch immer zu einer Abschaffung raten.

    Beste Grüße

    Dr. Roland Irion

  2.  
    Hallo Herr Dr. Irion, vielen lieben Dank, für Ihre Rückmeldung. Also mein Partner ist schon schwer Lungenkrank und muss deswegen auch regelmässig das Kortison einnehmen. Desweiteren fährt er alle zwei Jahre in die Rhea, er ist 34 Jahre. Ob er "Manifestes Asthma bronchiale" hat, weiß ich nicht, dies müsste ich ihn fragen. Er ist auf jeden Fall schon eingerschränkt. Man hatte ihm mal gesagt, das er schwierig wäre, wenn man soviele Allergien hat, gegen z.b. Tierhaare zu behandeln, weil da eine ähnliche Reaktion wäre, wie zb. bei einer Hausstauballergie. Mein Partner hat auch bei der Krankenkasse nachgefragt und da kam natürlich sofort, das so eine Desensibilisierung nicht über die Kasse laufen würde und man diese selber zahlen müsse. Man könnte das Tier schließlich auch abschaffen... naja das dies nicht so einfach ist, brauch ich glaube ich nicht zu sagen! Andersherum ein paar Tausend Euro aufzubringen ist widerum auch nicht so einfach. Das ist wirklich total verzwickt. Ich möchte meinen Partner ja auch nicht unnötig immer wieder der Allergie aussetzen. Wäre diese Desensibilisierung denn für ihn eine Strapaze? In meiner Wohnung weiß ich natürlich nicht, auf was er nun genau anschlägt, ob auf den Hund oder die Katze. Es ist aber so, dass wenn wir im Sommer bei mir auf dem Balkon sitzen und der Mops in seiner Nähe ist, er schnell niesen muss, die Augen tränen etc., also er reagiert richtig heftig auf ihn. Wenn er ihn anfasst, kriegt er roten Ausschlag usw.. Leider ist ein Mops, so wie ich gelesen habe, auch noch der schlimmste Hund für einen Allergiker. Selbst wenn wir in einem Tierfreien Haushalt zu Besuch sind und ich habe den Hund dabei, kann er es nicht lange aushalten. Das ist wirklich richtig schlimm, für alle Beteiligten. Es tut mir weh das zu sagen, aber der Liebe wegen, könnte ich mich eher von der Katze trennen und sie in ein anderes gutes zu Hause geben, auch wenn es mir sehr schwer fallen würde. Bei dem Mops allerdings ist es fast unmöglich und es würde mir das Herz brechen. Meinen Sie gibt es eine Möglichkeit das man dies bezahlt kommen würde, wahrscheinlich nicht oder? Man hatte ihm auch gesagt, das Akkupunktur was bringen würde ... Ich wäre wirklich so glücklich, wenn es eine Lösung geben würde, die wirklich hilft und die man zahlen kann. Viele Grüße Barbara
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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 24th 2014 bearbeitet
     

    Ich kann Ihnen jedenfalls zumindest versichern, dass es so gar keinen Grund für einen Hautarzt und Allergologen gibt, Ihnen bzw. Ihrem Partner eine Hyposensibilisierungsbehandlung gegen die Hundeallergene zu verwehren, eher viel mehr im Gegenteil habe ich genügend Kollegen kennengelernt, die geradezu gerne dafür bereit wären, da inbesondere eine derartig tatsächlich begründbare Hyposensibilisierung gegen Tierallergene nicht geradezu alltäglich ist. - Die diesbezügliche Nachfrage jedoch bei der Krankenkasse ist tatsächlich jedoch geradezu absolut sinn- und nutzlos.

    Sie sollten daher zunächst einmal abklären, ob Ihr Partner zumindest derzeitig auch auf die Katze anschlägt. Das ist ganz einfach zu bewerkstelligen, indem Sie ihm diese zu einem näheren Kontakt geben und daraufhin auf seine Reaktion warten...Sorry dafür! Ich habe jedenfalls hier im Forum schon mehrfach geschrieben, Katzen und einen allergische Diathese wird NIEMALS gut gehen. Also wenn Sie Ihrem Lebensgefährten tatsächlich etwas Gutes tun wollen, kann ich nur dafür plädieren, dass Sie bitte dann tatsächlich Ihre Katze "entsorgen" müssten.

    Ganz im Gegensatz zu einem Hund. Dessen Allergene besitzen allenfalls eine niedrige Potenz und eine tatsächliche Hundeallergie ist allenfalls eher selten zu beobachten.

    Sprechen Sie bitte dann zunächst einmal die Haut- bzw. HNO-Ärzte mit ihrem tatsächlichen Problem bez. der Hundeallergie in ihrer näheren Umgebung an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Kollege auf Ihre ganz persönliche Problematik eingehen und eine entsprechende Hyposensibilisierungsbehandlung auch entsprechend durchführen wird. - Natürlich wäre es auch sinnvoll, die anderweitig klinische relevanten Allergene (außer Hausstaubmilben(!), aber dies ist ein ganz anderes Problem) entsprechend in den noch "jungen" Jahren behandeln zu lassen und es wundert mich daher schon, dass dies nicht bereits entsprechend schon erfolgt ist.

    Sollten Sie diesbezüglich dann doch nicht erfolgreich sein, kann ich Ihnen jedenalls anbieten, da ich doch einige Kollgen deutschlandweit kenne, dass Sie sich nochmalig mit persönlichem Namen und Adresse unter meinem hiesigen Email-Account melden, damit ich vielleicht dann doch noch einen Kollegen finde, der für Sie entsprechend tätig wird.

    Beste Grüße

    Dr. Roland Irion

     

     

     

  3.  
    Hallo Herr Dr. Irion, vielen Dank für Ihre Mühe und die Rückmeldung. Es wäre dann aber tatsächlich so, dass man diese Kosten selber tragen müsste, richtig?Über was für einen Betrag spricht man da ca.? Ich werde das mit meinem Partner besprechen und ggf. gerne nochmal auf Sie zurückkommen! Vielen Dank! Beste Grüße Barbara
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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 28th 2014
     

    Ich hoffe, ich habe mich nicht gänzlich unklar ausgedrückt. Natürlich ist eine Hyposensibilisierungsbehandlung, wenn die ärztliche Indikation einmal gestellt ist, eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Und wie schon geschrieben, gibt es ganz sicherlich, keinen Hautarzt, der Ihnen bwz. Ihrem Partner dies verweigern würde. Insbesondere da derartige Behandlungsmaßnahmen äußerst gerne durchgeführt wurden und leider auch allzuoft ohne tatsächliche Indikation, wie dies z.B. überwiegend bei der Hyposensibilisierung gegen Hausstaubmilben der Fall ist. Gegen Tierallergene habe ich zudem des öfteren bei Kollegen erlebt, dass Therapien ohne ausreichende Indikationsstellung erfolgt sind; dies ist ja aber bei ihrem Lebensgefährten doch gar nicht der Fall.

    Einige Einschränkung kann bez. der Lungenfunktion bei einem manifesten Asthma bronchiale gelten, dann wäre vor Therapiebeginn eine spirometrische Lungenfunktionsdiagnostik erforderlich und eine "Einsekundenkapazität" (FEV1) von über 75-80 % notwendig, da bei einer chronisch-fortgeschritten eingeschränkten Lungenfunktion eine Hyposensibilisierungsbehandlung tatsächlich nicht mehr sinnvoll ist.

    Beste Grüße

    Dr. Roland Irion