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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthorKerstin J.
    • CommentTimeNov 21st 2014
     

    Sehr geehrter Dr. Roland Irion,

    vor 15 Jahren reagierte ich erstmals auf Toilettenpapier mit Brennen im Intim- und Analbereich. Deshalb habe ich seitdem Tempotaschentücher verwendet. Leider vertrage ich diese seit über einem Jahr auch nicht mehr. So habe ich wieder verschiedene Sorten von Toilettenpapier (rein weißes, chlorfrei gebleichtes, recyceltes, ungebleichtes), Papiertaschentücher, Zellstoff aus der Apotheke, Küchenpapier ausprobiert - alle mit dem gleichen Ergebnis, dass sie nach 2 - 3 Tagen brannten. Da ich schon ganz wund war, habe ich vor lauter Verzweiflung Lappen aus alter Bettwäsche geschnitten und benutzt. Und schon nach 2 Tagen hat es nachgelassen. Deshalb denke ich, dass ich direkt auf Zellstoff bzw. den chemischen Rückständen von deren Herstellung reagiere. Leider haben meine Frauenärztin und Hautärztin noch nie von so etwas gehört und sagten, dass es eine solche Allergie nicht gibt.

    Ein Allergietest hat dann bei mir eine Duftstoff- (Mix I und II) und Wollwachsalkoholallergie ergeben. Nachdem ich alle Pflege- und Reinigungsmittel ohne diese Zusatzstoffe umgestellt und den Rat der Ärztin befolgt habe, sensitive Babyfeuchttücher zu benutzen, bin ich beschwerdefrei. In der Hoffnung, nun die Auslöser meiner Beschwerden gefunden zu haben, habe ich wieder Toilettenpapier und Taschentücher ausprobiert und auch feuchtes Toilettenpapier für Erwachsene ohne Duftstoffe, welches aber aus Zellstoff hergestellt wird - leider wieder mit dem Ergebnis Brennen.

    Die Babyfeuchttücher sind aus Baumwolle. Allerdings ist diese Alternative auf Dauer nicht alltagstauglich (kann nicht in der Toilette entsorgt werden, muss sie vor Gebrauch trocknen, weil sie im feuchten Zustand kalt und unangenehm sind und die Schleimhäute im Intimbereich aufweichen). Außerdem wird auch bei Babys vom Dauergebrauch dringendst abgeraten und nur für unterwegs empfohlen.

    Einige Babyfeuchttücher haben außerdem auch gebrannt. Diese Packungen enthielten das Umweltzeichen für kontrollierten Anbau von Wäldern. Also werden diese Feuchttücher vermutlich aus Zellstoff hergestellt und ich bin wieder bei meiner Annahme einer Zellstoffallergie gelandet.

    Bei der Herstellung von Zellstoff werden Laub- und Nadelhölzer verwendet. Es gibt wohl eine Kreuzallergie zu Tanne, wenn man eine Duftstoffallergie hat. Könnte das die Ursache sein? Oder doch eine der Chemikalien (Natronlauge, Natriumsulfat, -sulfit, Schwefelkohlenstoff, -wasserstoff, Zinksulfat), die zur Herstellung von Zellstoff gebraucht werden? Könnte man dies testen? Wenn sich dann eine Substanz tatsächlich als allergieauslösend bestätigen würde, bräuchte ich gar nicht erst weiter nach verträglichen Toilettenpapier oder auf zellstoffbasierenden Alternativen für mich suchen und was dann....??

    In der Hoffnung, dass Sie mir irgendwie weiterhelfen können, da meine Ärztinnen zu mir gesagt haben, sie wissen bei mir nicht mehr weiter, würde ich mich sehr über eine Antwort freuen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Kerstin J.

     

     

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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 22nd 2014
     

    Toilettenpapier jeglicher Art ist sicherlich daran beteiligt, dass Ihre Beschwerden im Perianalbereich ständig fortbestehen, insbesondere auf Grund einer irritativen Wirkung, weniger wegen einer kontaktallergischen, jedoch ist dies nicht die Hauptursache. Ebenso kann es zu entsprechenden Reizungen im Vaginalbereich kommen. Die Besserung der Beschwerden auf die Babyfetttücher erklären diese Ursächlichkeit zudem, jedoch ist die sicherlich auch nicht die abschließende Lösung, da diese Tücher sicherlich allergene Duftstoffe enthalten und somit gerade in diesem okklusiven Bereich letztlich auf eine entsprechende Kontaktdermatitis gewartet werden kann.

    Ursächlich für dieses chronische (Peri-)Analekzem, das ich diagnostizieren würde, ist in aller Regel immer eine zunehmnde Hämorrhoiden-Bildung, die im zunehmenden Alter eigentlich jeden Menschen betreffen kann und über eine feuchten Kammer im Perianalbereich mit entsprechender Ekzembildung und Superinfektion mit Bakterien und Hefepilzen, dann diese Symptome verursachen. Die genitalen Beschwerdern können durch eine Scheidentrockenheit, Hefepilzinfektion oder einen initiale Krauroris vulvae (Lichen sclerosus) verursacht sein.

    Eine allergische Kontaktallegie ist letztlich einfach zu diagnostizieren, da diese in aller Regel auch mit einer ödematösen Schwellung einhergeht, also nicht nur Juckreiz und Rötungen, die typischerwiese dann auch noch relativ scharf begrenzt ist. So dass eigentlich eine derartige Verursachung letztlich auszuschließen ist, trotzdem ich den tatsächlichen Befund nicht gesehen habe.

    Ihr Problem ist dennoch eigentlich einfach zu lösen. Sie müssen zunächst die Analhygiene deutlich optimieren, das bedeutet komplette Meiden von jeglichster Art an Toilettenpapier und stattdessen Abduschen mit am bestem klarem kaltem Wasser im Strahl oder noch besser sofern Vorhanden Benutzung eines Bidet. Dies hat insbesondere den Effekt, dass sämtliche reizend-wirkenden Stuhlreste ganz konsequent entfernt werden können, was mit einer Toilettenpapier-Anwendung nur einer zusätzlich irritativen Wirkung auf der eh schon vorgeschädigten Haut nicht derartig gelingen kann. Anschließend ganz kurzes Trockentupfen und Anwendung einer Salbe.

    Außerordentlich bewährt hat sich daneben eine Salbenmischung mit Triamcinolonacetond 0,05, Clotrimazol 0,5, Triclosan 1,5 in Ungt. leniens ad 50,0, die sämtliche Wirkstoffe zu einer optimalen Lokaltherapie enthält. Problem dabei ist, dass man zum Anrühren dieser Salbe eine Apotheke finden muss, die sich gut mit derartigen Herstellungen auskennt. Alternativ kann, sollte diese Salbenmischung nicht erhältlich sein, auch eine Triaminconlon-Salbe in einer Vaseline-Grundlage eingesetzt werden, ohne allergene oder irritative Inhaltsstoffe wie insbesondere dem Propylenglykol. Im Scheidenbereich kann zusätzlich, sollte ein initaler Lichen sclerosus bestehen, die Protopic-Salbe oder eine östrogenhaltige Salbe, die auch zusätzlich bei einer Scheidentrockenheit helfen kann, verwendet werden. Ggf. sollte zur weiteren Abklärung bei fortbestehen Beschwerden auch noch ein Abstrich zum Ausschluss einer Candida-Infektion durchgeführt werden.

    Bez. der Hämorrhoidal-Problematik hilft in initialen Stadien eine konsequente Anwendung von klarem kaltem Wasser im Strahl (Kneipp-Effekt); Hämorrhoiden ab 2. bis 3. Grades, die jedoch eher selten vorliegen und zudem vermutlich bereits längstens diagnostiziert worden wären, müssten dann natürlich noch eine entsprechende Therapie mit z.B. Sklerosierung erfolgen.

    Sie werden zudem sehen, nachdem die besonders empfindliche Perianalschleimhaut sich nach Wochen wieder komplett beruhigt hat, dass sie dann auch zumindest vorübergehend normales Toilettenpapier vertragen werden. Häufig genug hat sich jedoch die Anschaffung eines Bidets bewährt, da insbesondere die Symptome in Folge eines Hämorrhoidal-Problems eher als chronisch zu bezeichnen sind.

    Beste Grüße

    Dr. Roland Irion

     

     

     

    • CommentAuthorKerstin J.
    • CommentTimeNov 24th 2014
     

    Hallo Herr Dr. Irion,

    vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Natürlich ist eine Ferndiagnose immer schwierig, zumal Sie sich nur auf die Schilderungen des Krankheitsbildes meinerseits stützen können. Außerdem habe ich mich hier nur auf die wichtigsten Informationen beschränkt, da der Krankheitsverlauf schon über Jahre geht. Da in Ihrer Antwort (meiner Ansicht nach) leider nichts für mich zutrifft, möchte ich doch noch einige Fakten ergänzend schreiben.

    Als ich, wie schon geschrieben, vor 15 Jahren (da war ich 37 Jahre) das erste Mal die Problematik Brennen (ohne Juckreiz) vor allem im Intimbereich hatte, wurde ich 2 ! Jahre lang auf Pilze, Bakterien und Entzündungen mit Vaginalzäpfen, Tabletten, Salben, Sitzbädern, Weglassen von Lebensmitteln (Nüsse, Apfelsinnen u. a.) behandelt. Nichts half, bis mir jemand den Tipp mit der Ursache Toilettenpapier und als Ersatz Tempotaschentücher gab. Seitdem war ich jahrelang beschwerdefrei bis auf die wenigen Ausnahmen, wenn ich mal doch Toilettenpapier in öffentliche Toiletten benutzte. Nach 2-3 Tagen hatte ich dieses Brennen, was aber nach 4-5 Tagen von alleine wieder aufhörte.

    Im Oktober vorigen Jahres habe ich bei einem Besuch bei jemanden zu Hause auch Toilettenpapier benutzt. Leider war aber diesmal nach 14 Tagen das Brennen nicht verschwunden. So wurde ich von der Gynäkologin mit Advantan, Sobelin, nach Abstrich KadeFungin6, Deumavan über 5 ! Monate (bis März) behandelt - ohne Besserung und zeitweise heftigen, tagelangen Schmerzen, so dass ich auch schon an meine psychischen Grenzen kam. Vor lauter Verzweiflung, siehe 1. Beitrag, habe ich dann alles (Salben und Tempotaschentücher) weggelassen mit der bösen Ahnung auf eine allergische Reaktion (nun auch) auf die Zellstofftaschentücher.

    Bis ich dann im Juni einen Termin beim Dermatologen bekam, habe ich also die Stofflappen benutzt und endlich war ich 3 Monate beschwerdefrei. Das Brennen (niemals mit Juckreiz) trat immer nur auf, wenn ich wieder versuchte, Toilettenpapier bzw. Zellstofftaschentücher zu verwenden und verschwand wieder, wenn ich dies vermied. Wenn Hämorrhoiden, Scheidentrockenheit oder Lichen sclerosus vorliegen würde, wäre dies sicher nicht der Fall. Außerdem ließe sich dann auch nicht das Brennen der Augen- und Nasenschleimhäute nach Tempobenutzung erklären.

    Die Test bei der Hautärztin haben dann also die Duftstoff- und Wollwachsalkoholallergie ergeben, was mir die heftigen Reaktionen auf die Salben der Frauenärztin erklären würden, aber nicht die Zellstoffunverträglichkeit. Weiterhin wurden auch Tests in Bezug auf Pilze, Chlamydien, Herpes, Trichomonaden, TPHA, Mykoplasmen u. a. sowie Urin-, Stuhl- und Speichelproben gemacht - alles o. B. Es wurden von Seitens der Ärztinnen also schon viele Ursachen ausgeschlossen.

    Die Beschwerden liegen hauptsächlich im Genitalbereich, da ich als Frau ja wesentlich häufiger am Tag dort Toilettenpapier bzw. Ersatz benutze wie nur das eine Mal am Tag nach dem Stuhlgang. Außerdem habe ich immer nur Brennen, nie Juckreiz und kein Ekzem in beiden Bereichen, aber die von Ihnen beschriebene Schwellung, die auch meine Frauenärztin festgestellt hat.

    Nach Überweisung an die UNI-Klinik im August bekam ich dann von der dortigen Dermatologin den Hinweis auf die Babyfeuchttücher. Die sensitiven enthalten alle keine Duft-/Farbstoffe sowie Alkohole und trotzdem haben 3 Sorten nach 3 Tagen gebrannt (Verdacht warum siehe 1. Beitrag). Die ich vertrage enthalten allerdings laut Stiftung Warentest halogenorganische Verbindungen, die auch Allergien auslösen können.

    Das Bidet als Lösung wurde mir schon öfters empfohlen, nur leider baut mir mein Vermieter in das 1,5 m x 1,5 m kleine Neubauplatten-Bad keins ein, kein Arbeitgeber hat so etwas zur Verfügung und da ich viel unterwegs bin, sieht die Realität in dieser Hinsicht auch schlecht aus.

    Es sprechen also doch viele Faktoren für eine Allergie auf Zellstoff bzw. deren Inhalts-/Herstellungsstoffe. Es muss also meines Erachtens im Oktober einen Auslöser gegeben haben, dass ich nun auch auf die Zellstofftaschentücher reagiere. Meine Ärztinnen haben sicher schon im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles getan, um mir zu helfen, sind nun aber nach eigener Aussage an ihre Grenzen gestoßen.

    Jetzt stehe ich mit dem Problem so ziemlich alleine da. Was kann ich noch unternehmen, an wen mich eventuell wenden um Ursache und Lösung dafür zu finden? Ich habe auch ziemliche Bedenken wegen irgendwelchen Nachfolgeerscheinungen beim Dauergebrauch der Babyfeuchttücher.

    Mit hoffnungsvollen Grüßen

    Kerstin J.

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 24th 2014 bearbeitet
     

    Ich kann mich gerne nochmalig wiederholen. Es ist ja gar nicht in Abrede zu stellen, dass es auch Allergene in zellstoffhaltigen Produkten gibt, wie z.B. Kolophonium, Abietinsäure oder verschiedene Terpene (siehe jeweils dort), die noch vom Ausgangsmaterial enthalten sind oder durch den Herstellungsprozess eine entspreichende allergene Potenz bekommen, jedoch werden diese kaum entsprechende klinische Relevanz in Ihrem Falle besitzen.

    Natürlich liegt mir alles andere als eine "Ferndiagnose" fern, jedoch kann ich ganz sicherlich, nachdem ich mehrere zehntausend Patient in der Praxis gesehen habe und mich, wie wohl kaum ein anderer Arzt mit allergologischen Themen beschäftigt habe, mit mittlerweile über zehntausend Seiten auf meiner Webseite und meinen Büchern, einige allgemeingültige Aussagen treffen. Ursache eines derartig von Ihnen geschilderten Problems zumindest im Perianal-Bereich ist stets immer ein "Undichtwerden" des Analkanals durch eine zunehmende Hämorrhoiden-Bildung und damit auch ein kontinuierlicher Reizeffekt des Stuhls, der selbst Stunden nach dem Stuhlgang immer noch wirksam werden kann;  insbesondere in dieser feuchten Kammer intragluteal sowie auf der äußerst empfindlichen Haut im Übergang der Analschleimhaut zum Anoderm hat dies letztlich ganz "fatale" und insbesodere auch chronische Folgen.

    Nachdem Sie jetzt jedoch die Thematik eher in den "vaginalen" Bereich verschoben haben, was mir jedenfalls eher ungewöhnlich erscheint, da hier Toilettenpapier oder ähnliche Produkte eine noch kürzere Anwendungszeit erfahren und damit die Wahrscheinlichkeit einer allergenen Auslösung noch viel unwahrscheinlicher wird, will ich nicht ganz in Abrede stellen, dass auch ein gynäkologisches Problem, das ich vielleicht nicht ganz überblicken kann, Auslöser der geschilderten Problematik sein kann. In mein Fachbereich gehört diesbezüglich jedenfalls der sog. Lichen sclerosus/Krauroris vulvae und diese Diagnose kann man sicherlich erst auf Grund der persönlichen Inspektion stellen. Daneben habe ich ja schon geschrieben, dass eine kontaktallergische Genese auch eine entsprechend ödematöse Schwellung beinhalten muss sowie auch eine rel. scharfe Begrenzung der Hauptsymptomatik, die man ebenfalls wie äußerlich sichtbare Hämorrhoiden tatsächlich erst einmal gesehen haben müsste, um eine tatsächliche Diagnose zu stellen. Bloßer Juckreiz, Brennen oder Rötungen sprechen jedenfalls gänzlichst gegen eine, zumindest wiederholte Aufbringung eines Allergens; damit sind jedoch dann in einer Größenordung von ca. 99 % der Fälle die tatsächlichen Probleme bzw. Symptome abgedeckt und auch die sich daraus ergebenden (therapeutischen) Konsequenzen sind klar und und eindeutig festgelegt.

    Zur weiteren Erkärung sei vielleicht noch angemerkt, dass es zu einer entsprechenden klinischen Relevanz eines Kontaktallergenes, entweder einer ausreichend langen Kontaktzeit bedarf - also z.B. bei bis zu jahrelangem Nickelkontakt durch ein entsprechendes Schmuckstück auf die Haut - und/oder einer ausreichenden Allergenmenge, die überhaupt in der Lage ist, eine entsprechende klinische Reaktion auszulösen. Die generelle allergische Potenz einer Substanz einmal ganz vorausgesetzt, wie z.B. als mögliches Allergen, das Kolophonium, Ihren Fall betreffend. Es bedarf damit schon einer entsprechenden Einwirkzeit mit einem entsprechenden Produkt das längerfristige Verweildauer auf der Haut besitzt, wie z.B. bei Kosmetika, Windeln oder Hydrokolloidverbänden, daneben auch die Möglichkeit den allergenen Wirkstoff in einer entsprechenden Menge mit klinischer Relevanz auch tatsächlich freizusetzen, wie dies z.B. bei einem entsprechenden Abrieb von Zeitungspapier beim wiederholten Durchblättern derartig passieren könnte. Damit ist eigentlich ganz leicht erklärbar, dass eine allergene Relevanz nicht die Ursächlichkeit Ihrer Problematik sein kann, sondern vielmehr eine irritative oder Reizwirkung der entsprechenden Produkte. Weiterer Punkt zudem, treten die Beschwerden unmittelbar nach Anwendung auf, kann es sich nicht um eine kontaktallergische Wirkung handeln, sondern ausschließlich um eine irritative, da Kontaktallergene - außer bei ganz massiver Sensibilisierung - erst verzögert nach Stunden bis Tagen tatsächlich wirksam werden.

    Es stellt sich zudem folgende Problematik. Selbst wenn es eine allergische Genese der Beschwerden geben sollte, wäre es tatsächlich äußerst erschwert diese auch mit den herkömmlichen Methoden nachweisen zu können. Natürlich könnte  man mittels Epikutantest die kommerziell erhältlichen Substanzen wie Kolophonium oder Abietinsäure und zudem Nativpräparate der verwendeten Produkte auf den Rücken kleben, doch ich kann Ihnen bereits jetzt schon versichern, dass dabei wenig bis eher rein gar nichts herauskommen wird. Gerade die exakte Testung auf Kolophonium (siehe auch dort) wäre tatsächlich ziemlich aufwendig und wäre letztlich durch nichts zu begründen. Der übliche Epikutantest besitzt eine derartig niedrige Sensitivität und tatsächliche Relevanz, dass ich in der Praxis, bis auf ganz wenige Fragestellungeb, weitestgehend darauf verzichtet habe.

    Denn es stellt sich inbesondere in der Allergologie immer die Frage nach den Konsequenzen und diese bedeuten eigentlich stets immer, zumindest bei den Kontaktallergenen, Meiden, Meiden, Meiden...Eine andere Folgerung, selbst bei der Bestätigung einer "allergenen" Problematik ergibt sich leider nicht.

    Ich kann Ihnen daher, nach all meiner bisherigen Erfahrung versichern, es wird Ihnen letztlich, wollten Sie tatsächlich dauerhafte Beschwerdefreiheit erzielen, nichts anderes übrig bleiben, als eine Anwendung der bisherigen irritativ und/oder allergen wirkenden Produkte gänzlich zu meiden (also letztlich jeglichste Art von Toilettenpapier, Feucht-, Fetttüchern etc.) und auf eine Optimierung der Analhygiene mit klarem, kaltem Wasser am besten im Strahl hinzuwirken. Sollte Ihnen die diesbezügliche Anschaffung eines Bidets - und eine derartige Empfehlung hat stetig wahre Wunder bewirkt - nicht möglich sein, dann empfehle ich das Abspülen über der Dusche bzw. Badewanne mit abgeschraubtem Duschkopf. Dazu gehört natürlich auch noch einen Optimierung der Stuhlgewohnheiten, die auch immer möglich ist, sollten nicht chronische Durchfälle wie z.B. bei einer entzündlichen Darmerkrankung bestehen sowie auch die gelegentliche Anwendung meiner schon beschriebenen Salbenmischung, sollte es tatsächlich dennoch wieder einmal zu einer ganz kurzfristigen Exazerbation der Beschwerden kommen, was immer, jedenfalls in der Anfangszeit einmal möglich ist. In der weiteren Folge, nach Monaten, kann ich Ihnen zudem versichern bzw. garantieren, dass insbesondere die dann beruhigte Perianal-Haut wieder mehr "belastbar" wird und sich auch Produkte, die Ihnen bisher unverträglich erscheinen, wieder viel eher beschwerdefrei anwenden lassen. Eine tatsächlich gewisse Chronizität der von Ihnen geschilderten Problematik wird sich dennoch nicht ganz verhindern lassen.

    Beste Grüße

    Dr. Roland Irion

    • CommentAuthorKerstin J.
    • CommentTimeNov 26th 2014 bearbeitet
     

    Hallo Dr. Irion,

    sollte es sich doch bei meiner Problematik um eine Allergie handeln, müssten die Symptome bei Einnahme von Allergietabletten (die gibt es wohl ohne Rezept zu kaufen?) doch nachlassen?

    Das würde ich gerne mal ausprobieren, denn zu meiner OP im April (Abrasio,wonach ich alle 1-2 Stunden Toilettenpapier benutzt habe) wurden mir auf Grund meiner Schilderungen Antihistamine gegeben und da hatte ich keinerlei Brennen - bis zum nächsten Tag, als die Wirkung der Antihistamine dann wahrscheinlich nachgelassen hatten.

    Danke für den Hinweis auf Kolophonium und Abietinsäure, der für mich sehr interessant ist bei meiner Ursachensuche, denn wie soll man ein Allergen meiden, wenn man nicht weiß, auf welches man reagiert. Ihre sehr übersichtlich und benutzerfreundlich gestaltete Datenbank ist mir bereits eine große Hilfe zur Information.

    Viele Grüße

    Kerstin J.

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 27th 2014 bearbeitet
     

    "Allergietabletten" im ganz herkömmlichen Sinne sind doch lediglich nur Antihistaminika, die einfach nur gegen den Juckreiz helfen. Dies können Sie ja ganz offensichtlich auch derartig bestätigen.

    In Bezug auf ein kontaktallergisches Problem, um das es hier ja jedenfalls geht, haben diese - außer eben gegen den Juckreiz - so gar keine Auswirkung. Diese müsste dann vielmehr eine lokale Kortison-Anwendung haben, um den entzündlichen Prozess entsprechend zu unterbrechen oder ggf. noch vielmehr eine interne Kortisonanwendung, die man jedoch auf Grund der ggf. möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen jedoch niemals derartig einsetzen würde.

    Natürlich kann ich Sie jedenfalls nur deshalb auf letztlich vollständig "allergenfreie" Behandlungsmethoden hinweisen, da ich - vermutlich als einer der ganz wenigen Ärzte - über entsprechende Möglichkeiten überhaupt erst Bescheid weiß, da ich mich mit dieser Thematik ja intensiv beschäftigt habe

    Um dies damit nochmals ganz klar zu bestätigen.. ich kann deshalb auf eine allergologische Diagnostik weitestgehend bzw. in den fast aller-meisten Fällen verzichten, da ich hier mittlerweile diesbezüglich eigentlich immer ãußerst praktikable Lösungen anbieten kann, die dann noch zudem aus medizinischer Sicht vollständig unbedenklich und dazuhin wirksam sind und sich in der tatsächlichen Praxis auch noch zigfach bewährt haben.

    Beste Grüße

    Dr. Roland Irion