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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 14th 2014 bearbeitet
     

    (14.11.2014) Ich will eine neue Rubrik eröffnen, zum ganz "normalen" Wahnsinn in diesem Medizin-System und mit einem Beitrag des MDR vom 12.11.2014 beginnen:

    Monatelanges Warten auf den Facharzttermin:

    http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a-z/sendung460872_letter-E_zc-80da7807_zs-dea15b49.html

    Ein paar Auszüge daraus:

    "Die Wartezeiten waren sehr lang, Riesa 1 Jahr, Dresden 1/2 Jahr und ich war sehr froh, dass ich den Termin in Meisen mit Wartezeit unter 1/4 Jahr bekommen habe"...aber auch das war für den Patienten zu spät - er war nämlich bereits vor 6 Wochen verstorben. (Anm.: Da nutzte es auch nichts mehr, dass der Kardiologe zum Telefon griff um selbige Information zu erhalten.)

    Zu lange Wartezeite auf einen Facharzttermin speziell im ländlichen Bereich. Die Politik will dieses Problem nun mit einem neuen Gesetz lösen und die Wartezeiten auf höchstes 4 Wochen verkürzen.

    Das wollte der Kardiologe aus Meisen schon seit langem...und eine zusätzliche Kardiologin einstellen.

    Im Ablehungsbescheid des Zulassungsausschusses KV Sachsen steht dann, ausgeführt vom Vorstandsvorsitzenden: "... Wartezeiten von bis zu 6 Monaten liegen bei Fachärzten im Bereich des Zumutbaren...".

    Daraufhin erlärt der Kardiologe aus Meisen: "Furchtbar, ganz furchtbar... weil ein kardiologischer Erstvorstellungstermin in 6 Monaten nur zwei Antworten kennt, entweder war er nie nötig oder er ist nicht mehr nötig."

    Einerseits findet man in Sachsen also Wartezeiten bis zu 6 Monaten zumutbar, andereseits will man jetzt aber die Vorschäge des Bundesminister die Wartezeiten auf 4 Wochen sofort umsetzen... Wie soll das funktionieren ohne mehr Ärzte. Ganz einfach, sagt die Kassenärztliche Vereinigung (in Gestalt des Vorstandsvorsitzenden):

    "Die Ärzte haben auch Dauerpatienten, die bisher vielleicht, ich weiß nicht, alle 8 Wochen, alle 1/4, alle 1/2 Jahre bestellt werden und diese Termine werden weiter werden, die Abstände werden größer werden und damit behandeln die Fachärzte nicht mehr Patienten sondern im Prinzip andere...""

    Geradezu unfassbar von allen beteiligten Seiten, dem Facharzt aus Meisen, der Kassenärztlichen Vereinigung, der Politik und auch dem MDR, der diese geradezu unsägliche Situation vielleicht dokumentiert und dabei geradezu propagandistisch ausgeschlachtet hat, jedoch ganz sicherlich nicht mit auch NUR einem einzigen Wort entsprechende Maßnahmen oder Folgen angekündigt hat - und damit letztlich den Deckel auf dem eigentlich massiv überbrodelnden Topf gehalten hat. Denn diese Verhältnisse, die ja in allen Teilen dieser Republik derartig darstellbar sind, nur nicht ganz so extrem wie im Osten, sind für alle diese Beteiligten mehr als unsäglich und verdienen ganz sicherlich mehr als eine bloße Dokumentation!

    Natürlich MUSS ein Patient mit akuten Beschwerden sofortigst einen Termin bekommen. Und Zustände die dies nicht gewährleisten können, sind geradezu als absurd zu bezeichnen. Auch die Politik macht sich mehr als unglaubwürdig, jetzt eine derartige Verkürzung der Wartezeiten, die ja immer noch zu lange ist, vornehmen zu wollen - wie soll das tatsächlich funktionieren ohne das derzeitige System grundsätzlich zu reformieren? Nur mit einer Zulassung der Krankenhausambulanzen für Kassenpatienten wird dies ganz sicherlich nicht funktioneren.

    Auch der Kardiologe aus Meißen macht sich unlaubwürdig, wenn er nicht einmal - als ernstzunehmender Arzt - für schwer kranke und mit dem Tod bedrohten Patienten - ganz kurzfristig einen Termin vereinbaren kann und viel lieber seine alt-bekannten "Dauerpatienten" bevorzugt. Es ist jedenfalls kaum ernsthaft vorstellbar, dass es in einer Kleinstadt wie Meißen derartig viele ernsthafte kardiologische Patienten in einer kardiologischer Praxis gibt (Hausärzte und Internisten ohne Zusatzqualifikation führen diese entsprechende Diagnostik und Therapie ja auch durch), dass es keine Termine für neue und ernsthaft kranke Patienten geben sollte.

    Natürlich hat der Vorstandsvorsitzende einmal ausschließlich in diesem Punkte Recht, dass es kein Problem sein sollte, für die Dauerpatienten, die ja zumeist an keinerlei ernsthaften Beschwerden leiden, sondern häufig genug als sog. "Verdünner" immer wieder einbestellt werden, um den Scheinschnitt mit gesunden Menschen hochzuhalten, die zudem letztlich wenig kosten, die Wiederbestellungintervalle zu verlängern oder viele sog. Patienten erst dann zu einer Wiedervorstellung aufzufordern, wenn es die gesundheitliche Situation tatsächlich auch wirklich erfordert.

     

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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 15th 2014 bearbeitet
     

    (15.11.2014) Dokumentiert wird gerade dieser Sachverhalt auch im Blog im eines Kollegen:

    "Ein Hausarzt-Kollege schreibt in KVWLkompakt (Zeitschrift der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe) zum Thema Wartezeiten in Facharzt-Praxen über einen 30-jährigen Patienten, der ihn wegen vermeintlicher Herzbeschwerden aufsuchte, Folgendes: „Wenn ich einen 30-Jährigen nach ausführlicher körperlicher Untersuchung sowie EKG, Belastungs-EKG, Langzeit-EKG und kardialem (Herz-)Ultraschall (hausärztlich unvergütet) für kardial gesund halte, ärgert mich meine Sorgfältigkeit, wenn dieser dann das derzeitige Selbstbedienungssystem (was aus den Beiträgen aller Versicherten bezahlt wird) nutzt und ohne Überweisung den Kardiologen aufsucht. Dann ärgert mich noch mehr, wenn ich von diesem Befund nichts erfahre, da der Kollege ja keinen Überweisungsschein hat.

    Der Kardiologe habe im Wesentlichen die gleichen Untersuchungen durchgeführt und einen gleich lautenden Befund erhoben und zusätzlich eine 6-monatige Kontrolle diese (Normal-)Befundes empfohlen. Damit beschreibt der Kollege eindrucksvoll und umfassend die Misere des Systems."

    Vollständig unnötige Doppeluntersuchungen bei Hausarzt und Facharzt, zumeist vollständig unnötige Diagnostik durch den Hausartz der häufig genug wenig bis allenfalls nur geringe fachliche Ahnung besitzt und regelmäßige Wiedereinbestellung von letztlich gesunden Menschen durch den Facharzt, die dann lange Wartzezeiten für ernsthaft kranke Patienten verursachen sowie auch für deren häufig genug eingeschränkte medizinische Versorgung verantwortlich sind, da Gelder für Diagnostik und Therapie von letztlich gesunden Menschen geradezu unnötig hinausgeworfen werden.

    Doch dieses Problem ist hinlänglich in der Ärzteschaft sowie auch der Politik seit Jahren bekannt und es wird daran ganz sicherlich rein gar nichts künftig verändert werden, da sich dieses geradezu absurde System bisher derartig etabliert hat, dass daran wohl kaum ernsthaft gerüttelt werden kann. Die Ärzteschaft hat sich eben bekanntermaßen darauf eingesellt vorzugsweise ganz gesunde Menschen auch Kunden genannt in den Praxen zu sehen, als tatsächlich ernsthaft kranke Patienten. ich habe hier schon darauf hingewiesen, wenn man sich tatsächlich auf ausschließlich ernsthaft kranke Patienten konzentrieren würde, gäbe es tatsächlich viel zu viele Ärzte und lange Wartezeiten wären jedenfalls bei der derzeitig tatsächlich massiv überhöhten Zahl von niedergelassenen Ärzten ganz sicherlich kein ernsthaftes Problem. Denn diese beschäftigen sich derzeitig dann viel lieber mit gesunden Menschen und überziehen diese mit zumeist vollständig unnötigen Vorsorgeuntersuchungen und mit einem guten Teil unnötigen diagnostischen Maßnahmen und Operationen.

    Im niedergelassenen Bereich z.B. der Dermatologie liegt die Überversorgung sicherlich bei ca. 80 % durch vollständig unnötige und unsinnige Hautkrebsvorsogemaßnahmen, vollständig unnötige und unsinnige Allergietestungen und insbesonder auch vollständig unnötige Operationen bei zumeist vollständig gesunden Menschen, indem man in geradezu irrsinniger Weise, vollständig harmlose Leberflecken zu ein einem möglichen bösartigen schwarzen Hautkrebs erklärt und die Bevölkerung damit in vollständig unnötiger Angst und Panik hält. Dies bedeutet, wenn sich die Hautärzte Deutschlandweit auf ausschließlich tatsächlich ernsthaft kranke Patienten konzentrieren würden, wären 4 von 5 Dermatologen vollständig überflüssig. Bei anderen Facharztgruppen liese sich dich problemlos in ähnlicher Weise belegen, ebenso bei den Allgemeinmediziner bzw. Hausärzten. Bei einem derartigen Ärzteüberschuss dann immer noch Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr oder länger zu tolerieren ist geradezu grotesk /wenn nicht gar menschenverachtend!), jedoch von Politik und Ärzteschaft bisher ganz bewusst toleriert.

    Literatur

    http://www.hallorecklinghausen.de/artikel/gesundheitssystem-das-unreformierbare-wesen-4562.htm

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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeNov 16th 2014 bearbeitet
     

    (16.11.2014) Aufgegriffen hatte dieses Thema auch schon das Magazin "Kontraste" der ARD bereits im Februar diesen Jahres. Selten, dass man einmal ausgerechnet auch noch einen Beitrag eines Mainstream-Medium derartig nahezu Wort für Wort bestätigen kann. Konsequenzen jedoch Fehlanzeige (siehe oben). Vermutlich ist dieser Beitrag dann im allgemeinen Rauschen des Mainstreams gänzlichst untergegangen:

    Absurd: Trotz Fachärzte-Überfluss... lange Wartezeiten für Patienten!

    Zwar wird von Ärzte-Funktionieren wie dem Präsidenten der Bundesärztekammer Ulrich Montgommery nach wie vor der "Mangel" propagiert, doch... jedoch gibt es immerhin mittlerweile auch Ex-Funktionäre, die das mehr als Offensichtliche mittlerweile anerkennen, wogegen die Politik, wieder einmal wie bekannt, sämtliche Augen vor dieser geradezu absurden Situation verschließt:

    In der Nähe von Aachen arbeitet der Hausarzt Leonard Hansen. Er ist ein Insider, denn jahrelang war er Chef einer kassenärztlichen Vereinigung – also der Vereinigung, die für die niedergelassenen Ärzte zuständig ist. Er erklärt uns: Es gibt keinen Ärztemangel, sondern viele Fachärzte bestellen ihre Patienten zu oft unnötig ein.

    Leonhard Hansen weiß warum: Die Fachärzte erzeugen die Terminnot künstlich. Das sieht er bei seinen Patienten. Quartal für Quartal soll er Überweisungen ausstellen, weil sie von ihren Fachärzten immer wiedereinbestellt werden:  „Wenn ich einen Patienten anspreche, warum müssen Sie dahin, kommt sehr häufig die Antwort: ,Weiß ich auch nicht, ich habe einen Termin.’ Ob das nötig ist oder nicht, spielt oftmals überhaupt keine Rolle. Und diese unsinnigen, unnötigen Termine verstopfen den Terminplaner. Termine für Patienten, die akut einer Vorstellung bedürfen.“

    Hansen zeigt uns anhand von Beispielen, wie Ärzte ihre Praxen auslasten. Möglichst viele Gesunde behandeln, ist offenbar das Ziel. "Es gibt kein schneller verdientes Honorar wie diese regelmäßigen Kontrollen. Wo der Einsatz programmiert ist und ich letztendlich mit wenig Einsatz viel Honorar erzielen kann. Insofern ist das ein Mechanismus, der sich leider eingebürgert hat, auch als Fehlanreiz aus unserer Gebührenordnung heraus.“

    Dass Ärzte oft genau so vorgehen und dadurch Termine für akut Kranke blockieren, bestreitet der Präsident der Bundesärztekammer Ulrich Montgommery: „Es gibt mit Sicherheit in einigen Fällen auch diese Dauereinbestellungen, das ist mit Sicherheit vorhanden, aber das ist kein wirkliches Problem. Die Tatsache, dass Menschen keine Termine bekommen, hat mit der regelhaften Einbestellung von anderen Patienten, die man schon kennt, zahlenmäßig nichts zu tun.“

    Tatsächlich? Auf Nachfrage von Kontraste hat das Wissenschaftliche Institut der AOK erstmals Daten von AOK-Versicherten ausgewertet. Wir wollten wissen, wie viele Patienten „Dauerkunden“ beim Facharzt sind. Ergebnis: Bei den Augenärzten werden 19,8% immer wieder einbestellt, bei den Neurologen 25,7%, bei den Urologen sogar 31,4%, fast ein Drittel Dauerpatienten, vielfach sinnlos.

    Einmal Facharzt, immer Facharzt? Das Phänomen hat sogar einen Namen: „Verdünnerfälle“ nennen Ärzte diese Patienten. Alarmierend findet das der Chef der AOK-Baden-Württemberg, Christopher Hermann: „Wir haben halt völlig falsche Anreize im Vergütungssystem, dass sie immer wieder einbestellen, dass sie auch so genannte ‚Verdünnerfälle’, wie das dann im Fachjargon heißt, unter ihren Patienten in einem hohen Umfange haben, weil sie ja für diese Fälle im wesentlichen genauso viel Geld bekommen, wie für wirklich schwer kranke Menschen.“

    So sitzen die Deutschen ständig beim Arzt: Rentner sogar bis zu 62 mal im Jahr. So oft wie nirgendwo sonst in Europa. Im Glauben, sie wären so bestens versorgt.

    Hansen: „Wo der Patient, das ist sehr häufig, das Gefühl hat, ich werde gut überwacht und bin in guten Händen und letztlich wird mit seiner unterschwelligen Angst Schindluder getrieben.“

    Der Bundesgesundheitsminister sagt ein Interview aus Zeitgründen ab. Auf Nachfrage lässt er mitteilen, für das Vergütungssystem sei die ärztliche Selbstverwaltung zuständig. Doch gerade die will von dem Problem ja nichts wissen.

    Literatur

    http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-27-02-2014/absurd--trotz-fachaerzte-ueberfluss-lange-wartezeiten-fuer-patie.html