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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthormverma
    • CommentTimeJun 23rd 2008
     
    Sehr geehrter Dr. Irion,

    Wir haben einen 4 jährigen Sohn (Niklas). Niklas hat mit 2 Jahren auf Fischgenuss mit Urtikaria reagiert. Ein Pricktest mit der verzehrten Fischsorte (?) hatte die Diagnose Fischallergie zunächst bestätigt.
    Ein Jahr später wurde noch ein oraler Provokationstest mit der Fischsorte "Pengasius" durchgeführt. Dieser Test war negativ. Daraufhin hat Niklas häufiger diese Fischsorte verzehrt ohne Anhalt für eine Allergie, ausserdem hatte er auch Lachs gegessen und vertragen.
    Mit vier Jahren trat dann nach Genuss von einer anderen Fischsorte (Zander) eine allergische Reaktion auf, ca. 5 min nach Verzehr kam es zu einer Quaddelbildung um den Mund herum.
    Wahrscheinlich war dies auch die Fischsorte, auf die er mit 2 Jahren reagiert hatte und nicht Pengasius, wie ich ursprünglich angenommen hatte.
    Seither hat er keinerlei Fisch mehr verzehrt.
    Ergänzend möchte ich noch erwähnen dass er auch eine Allergie gegen Gräserpollen und Hausstaub und Nahrungsmittelallergie gegen Cashewnuss hat.

    Der behandelnde Arzt hat uns nun zunächst geraten, alle Fischsorten zu meiden. Er meinte auch, dass über Fischallergien nicht allzu viel bekannt ist, Reaktionen können sehr gefährlich sein.

    Unsere Frage an Sie:
    Niklas hat ja bestimmte Fischsorten vertragen, auf Zander hat er allerdings eindeutig allergisch reagiert. Gibt es isolierte Allergien gegen diese Fischsorte bzw. bestimmte Fischsorten?
    Falls ja, gibt es da Kreuzallergien ?
    Gibt es Erkenntnisse darüber, ob jemand mit einer Allergie gegen eine bestimmte Fischsorte auch leichter/wahrscheinlicher Allergien gegen andere Fischsorten entwickelt?

    Vielen Dank für Ihre Antwort.

    Mit freundlichen Grüßen

    Melanie Verma
    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeSep 13th 2008 bearbeitet
     

    Liebe Frau Verma,

    ich habe mich jetzt doch einmal, aufgrund mehrerer Anfragen zur Fischallergie mit dem Thema intensiv beschäftigt und die Literatur gesichtet.

    Die Situation bleibt jedoch auch jetzt für mich noch einigermaßen unübersichtlich, obwohl ich mich um etwas Systematik bemüht habe.

    Typ I-Nahrungsmittelallergene Fisch

    Die vorliegenden Daten geben an, dass ca. 40 % der Fischallergiker nur gegen eine bestimmte Fischart allergisch reagieren sollen. In der Literatur liegen jedoch diesbezüglich lediglich 2 Fallberichte zu isolierten Fischallergien vor (gegen Schwertfisch und Seezunge).

    Auf Grund der phylogenetischen Verwandtschaft müssten eigentlich alle Fische Parvalbumine (die zumeist auslösenden Allergene) besitzen, allenfalls mit geringerer Sequenzhomologie im einzelnen Fall. Allenfalls beim Thunfisch sollte in einzelnen Fällen kein Parvalbumin gefunden worden sein; jedoch stellte sich dann heraus, dass vermutlich an der falschen Stelle gesucht wurde, da der Thun große Mengen roten Muskelfleisches mit geringen Parvalbumin-Mengen und nur geringere Mengen weißen Muskelfleisches mit großen Parvalbumin-Mengen besitzt.

    Daneben spielen noch andere Faktoren bei der Auslösung einer Fischallergie eine Rolle, z.B. das Ausmaß der Verdauung des Fischallergens im Magen - wird es gut verdaut, wird keine Allergie ausgelöst, z.B. bei gleichzeitiger Einnahme von Magensäureblockern kann dann jedoch eine Allergie ausgelöst werden. - Das Thema ist jedenfalls äußerst komplex

    Der Thunfisch erscheint jedenfalls der Meeresfisch mit der geringsten allergenen Potenz zu sein. Immer gut verträglich ist wohl der Thunfisch in Dosen, da die Restallergene bei dem Herstellungsprozess zerstört werden. Daneben gelten alle Arten der Süßwasserfische als weniger allergen.

    In welchem Maß jedenfalls bei Vorliegen einer Fischallergie gegen eine bestimmte Art eine weitere Allergie auf eine oder mehrere weitere Arten ausgelöst werden kann, lässt sich auf Grund des vorliegenden Datenmaterials nicht vorhersagen.

    Ich würde daher bei Vorliegen einer Fischallergie gegen eine Art dazu raten, den Genuss von sämtlichen Fischen künftig zu meiden.

    Kreuzreaktionen gegen Meeresfrüchte (Krabbeln, Muscheln, Tintenfische) liegen jedoch nicht vor, so dass diese grundsätzlich gegessen werden können.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion