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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthorninima
    • CommentTimeAug 31st 2010
     

    Sehr geehrter Dr. Irion,

    erstmal DANKE dass es hier die Möglichkeit gibt Fragen zu Allergien von einem Fachmann beantworten zu lassen.

    Ich lege dann auch einfach mal los.

    Meine Tochter ( 6 Jahre ) leidet an einer angeborenen Luftröhrenverengung, die sie im täglichen Leben insofern beeinträchtigt, als dass sie schneller als andere Kinder "aus der Puste" ist.

    Nun habe ich eine Wespenphobie und u.a. die Angst, dass eine allergische Reaktion gerade für meine Tochter gefährlich werden könnte. Sie wurde bisher nie gestochen und mir ist bekannt, dass bei einem erster Stich auch noch keine hochgradigen Reaktionen zu erwarten wären. Aber wenn es dann, aufgrund MEINER Allergieneigung, doch mal zu einer Reaktion kommen würde, käme für meine Tochter dann überhaupt eine SCIT in Frage oder würde Ihre Luftröhrenverengung eine Kontraindikation darstellen? Und was macht man mit Patienten die eine bedrohliche Allergie haben, aber durch eine Kontraindikation keine Immuntherapie machen dürften?

    Wird es im Bereich der sublingualen IT zukünftig auch weitere Allergene geben - kann man auch mit der Einführung von Insektengiften auf dem Gebiet rechnen, also stehen dahingehend Forschungen an? 

    Desweiteren habe ich die Frage, ob man einen Serum-Allergietest auf Kontrastmittel machen kann - wenn ja, muss man dann das genaue Mittel wissen?

     

    So, ich glaube das war es erstmal an Fragen...

     

    Vielen lieben Dank im voraus sendet ninima 

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeAug 31st 2010 bearbeitet
     

    Hallo Ninima,

    wenn ihre Tochter irgendwann einmal tatsächlich an einer Bienen- oder Wespengiftallergie leiden sollte, wäre diese körperliche Einschränkung gerade eine besondere Indikation für eine Hyposensibilisierungsbehandlung, da sich zum Beispiel ein allergisches Asthma ausgelöst durch die Stichreaktion erheblich verstärken könnte. Komplikationen durch eine Hyposensibilisierungbehandlung sind bei den heutigen Depotpräparaten nicht zu befürchten, jedenfalls habe ich bisher noch nie eine erlebt. Auch das Alter von 6 Jahren wäre kein Problem. Aber noch ist es ja nicht soweit....

    Sollte eine Kontrakindikation vorliegen, zum Beispiel durch die Einnahme eines speziellen Herzmedikaments, gilt es abzuwägen, ob durch die Behandlung der allergischen Reaktion dem Patienten nicht doch mehr geholfen werden kann, als er durch diese Einschränkung Schaden nehmen würde. Aber da durch die Hyposensibilisierungsbehandlung, zumindest wenn man sie korrekt durchführt, keinerlei Probleme zu erwarten sind, ist eine entsprechende Indikation bei Vorliegen einer Allergie eigentlich immer zu stellen.

    Ob es irgendwann einmal auch eine sublinguale Hyposensibilisierungsbehandlung auf Insektengifte geben wird, weiß ich nicht, bezweifle es jedoch, da es bereits jetzt nur eine Firma in Deutschland gibt, die ein Depotpräparat herstellt, da es gar nicht so einfach ist entsprechende Giftmengen zu bekommen, die für die Herstellung der Präparate benötigt werden.

    Kontraktmittel lösen in aller Regel fast ausschließlich sogenannten pseudoallergische Reaktionen aus, die mengenabhängig sind, so dass es diesbezüglich eigentlich überhaupt keine geeignete Testmethode gibt. - Sollte eine entsprechende Reaktion vorgelegen haben, gilt es z.B. zu überprüfen, ob man das Kontrastmittel wechseln kann, z.B. von einem ionischen zu einem nicht-ionischen Präparat; wenn dies bereits erfolgt ist muss man vor einer erneuten Anwendung entsprechende Schutzmaßnahmen mit der Injektion eines Steroids sowie H1/H2-Blockers einleiten.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

    • CommentAuthorninima
    • CommentTimeSep 1st 2010
     

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion,

    ich bedanke mich recht herzlich für Ihre Einschätzung und Aufklärung meiner Fragen.

    Noch einmal kurz zur möglichen Insektengift-Immuntherapie. Ich fragte dies bzgl. meiner Tochter, da ich im Internet gelesen habe, dass irreversible Atemwegsverengungen definitiv eine Kontraindikation darstellen würden.

    Deshlab war ich einfach irritiert von dieser Aussage, denn meine Tochter würde ja wahrscheinlich im worst case ( ich weiss ich weiss - sie hat ja bisher keine Allergie ) eher zu ersticken drohen würde, als Kinder ohne diese Luftröhrenverengung.  

    Meine Tochter hat "bisher" kein Asthma, sondern eben diese angeborene Verengung der Luftröhre. Gehen Sie also bei dieser Detailbeschreibung dennoch eher davon aus, dass es eine Indikation FÜR diese Immuntherapie wäre, ja?!

    Natürlich ist mir bewusst, dass dies in unserem besonderen Fall, der ja hoffentlich nicht eintritt, seitens der Ärzte die unsere Tochter kontrollieren, entschieden werden muss, aber eine Tendenzeinschätzung Ihrerseits hilft mir schonmal sehr.....

    Ich bemerke gerade, dass ich mit dem Begriff Depotpräperat gar nichts anfangen kann....können Sie mir das kurz erläutern oder eine gute Quellenangabe nennen? ich dachte Insektengift-Immuntherapien werden immer mit Spritzen gemacht?

    Gibt es eigentlich die Möglichkeit mit der Einnahme eines Antiallergikums im Hochsommer die Allergiebereitschaft ( also auch im Hinblick auf Stiche ) einzudämmen, oder ist dies nicht empfehlenswert und wirksam genug?

    Sie merken, ich bin sehr phobisch veranlagt, was die Gifte von Insekten angeht, dass liegt mitunter aber wahrscheinlich an der mangelnden, für mich beruhigenden Aufklärung. Ich bitte hier um Ihr Verständnis.

    Ist eigentlich ein niedriger IgE-Gesamt-Serumwert aussagekräftig?

    Also das ist doch die allgemeine Allergiebereitschaft oder?

    Und ganz allgemein: Wie lassen sich stare Reaktionen beim Hatallergietest, mit wenigen bis gar keinen bzw. zum Teil ganz anderen Reaktionen im Blut vereinen?

    Ich reagiere beim Hauttest ( verschiedene Allergologen - verteilt auf einige Jahre ) auf fast alles........, habe aber nur bei den wenigsten Sachen wirklich Probleme. Bei Nahrungsmitteln ist es leider sogar so, dass ich seit Jahren sämtliches Obst gemieden habe, weil meine Haut sooooo stark auf die Testlösungen und Originalprodukte reagiert hat....Im Bluttest dieses Jahr waren KEINE Werte bei Nahrungsmitteln erhöht?!?!? Mein Allergologe sagt meine Haut reagiert über und ich solle langsam wieder anfangen Obst zu mir zu nehmen.....ich trau dem Braten aber nicht :-( Was meinen Sie dazu?

    Schade, dass es keinen Test auf Kontrastmittelallergie gibt - denn ich muss bald zum MRT und habe mehr Angst vor dem Moment wo mir dieses Zeu gespritzt wird, als vor dem Gerät.... :-(

    Leider hab ich im Netz zuuuuu viel über allergische Reaktionen auf eben jene Mittel gelesen und mache mich diesbezüglich verrückt.

    So, da hab ich ja dann doch ein wenig mehr Fragen gehabt, als ursprünglich geplant, aber wann hat man schonmal die Möglichkeit seine Fragen soooo ausführlich zu stellen.

    Vielen Dank für Ihre Zeit

    ninima

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeSep 1st 2010 bearbeitet
     

    Wie schon geschrieben, bei Vorliegen einer ernsthaften Grunderkrankung gilt es abzuwägen, ob nach Auftreten einer Insektengiftallergie das Risiko besteht, dass als Komplikation einer Hyposensibilisierungbehandlung eine ernsthafte Gefährdung oder dauerhafter Schaden eintritt oder dass bei einem erneuten Stich eine schwere allergische Reaktion auftritt, die noch durch die vorliegenden Grunderkrankung verstärkt wird.

    Bei Verwendung eines Depotpräparates ist das Risiko einer subkutanen Hyposensibilisierungs-behandlung äußerst gering, ich jedenfalls habe in der Praxis noch keinerlei Nebenwirkungen erlebt. Hierzu ist zu sagen, dass es wässrige Lösungen bzw. Lyophylisate zur subkutanen Hyposensibilisierung sowie ein Depotpräparat gibt. Aus dem Depotpräparat wird der Wirkstoff nur verzögert freigesetzt und das hat so deutliche Vorteile gegenüber der wässrigen Lösung. Wässrige Lösung werden zu Schnellhyposensibiliserungen, z.B. innerhalb einer Woche oder als Ultra-rush-Hyposensibilierung im Rahmen der Aufdosierung während eines stationären Aufenthaltes in den Krankenhäusern eingesetzt. Hierbei ergeben sich tatsächlich zahlreichste Nebenwirkungsfälle, die Ultra-rush-Behandlung wird sogar nur mit Anästhesie-Standby durchgeführt. Die Fortsetzungbehandlung mit den Injektionen im dann zumeist 6wöchigen Abstand erfolgt dann mit dem Depotpräparat. Demgegenüber führe ich in der Praxis die Aufdosierung bereits ebenfalls mit dem Depotpräparat durch, hierbei wird pro Woche 1 Injektion verabreicht und die Nebenwirkungsrate liegt nach meinen Erfahrungen bei 0. - Damzufolge kann ich auch die Indikation für eine Hyposensibilisierungsbehandlung wesentlich großzügiger stellen.

    Werte im Blut oder in einem Allergietest, die man bestimmten könnte, ob eine klinische Reaktion - bei Vorliegen einer entsprechenden Sensiblisierung - auftritt oder nicht gibt es nicht und es gibt auch bisher keinerlei Ansatz in der allergologischen Forschung, dass es einen derartigen Wert künftig jemals geben wird!

    Positive Testreaktionen ohne klinische Relevanz sind daher ohne jeglichste Aussagekraft. Ursächlich hierfür ist, dass Allergietestungen ohne eigentlichen Grund zuhauf durchgeführt werden. Ein Allergietest kann immer NUR ein Bestätigungstest nach einer allergischen Reaktion sein, jedoch niemals ein Suchtest und schon gar kein Suchtest, wenn nicht einmal eine "echte" allergische Reaktion vorgelegen hat. Zudem macht es nur Sinn einen Allergietest durchzuführen, wenn durch diesen Test dann überhaupt eine Konsequenz erfolgt.

    Bei der Insektengiftallergie ist dies dann so: Es macht überhaupt keinen Sinn nach einer ausschließlichen Lokalreaktion eine Testung durchzuführen, da diese in der Regel immer positiv ist. Dieser Test führt jedoch zu keinerlei Konsequenzen, da eine Lokalreaktion keine Indikation für eine Hyposensibilisierungsbehandlung darstellt, da kein Zusammenhang zwischen einer Lokalreaktion und einer allergischen Reaktion mit z.B. Urtikaria oder Asthma im Rahmen einer Stichreaktion vorliegt. Eine Testung führe ich demzufolge nur dann durch, wenn klar ist, dass entweder durch eine Biene oder Wespe die allergische Reaktion erfolgte und als Konsequenz dann eine Hyposensibilisierungsbehandlung erfolgen sollte. Vor der Durchführung einer derartig aufwendigen Therapie ist ein Absicherung durch einen Test dann schon sinnvoll, es könnte ja z.B. auch eine psychogene Reaktion vorgelegen haben, mit negativem Testergebnis, wobei eine Behandlung dann auch keinen Sinn machen würde.

    Gleiches gilt für die Nahrungsmittel. Wenn sich nicht durch die Anamnese ein Nahrungsmittel, das ganz klar zu der geschilderten "echten" allergischen Reaktion passt, herausfinden lässt, ist ein Allergietest vollständig unsinnig, da in der Regel nach Genuss eines Nahrungsmittel zumeist entweder allgemeine Unverträglichkeitsreaktionen, z.B. im Rahmen eines Reizdarmes, oder auch in Form von Intoleranzreaktionen durch Enzymmangel (z.B. in Form einer Laktoseintoleranz) auftreten, die eh durch keinen Allergietest (Prick oder RAST) bestätigt oder ausgeschlossen werden können. Insofern ist die Aussage des Allergologen vollständig unsinnig, dass sie langsam wieder Obst zu sich nehmen können, wenn die Maßnahme des Meidens ausschließlich auf der positiven Testreaktion beruhte. Es gibt somit überhaupt keinen Grund, wieso Sie nicht Obst, das im übrigen zumeist äußerst gesund und nahrhaft und reich an Spurenelementen und Vitaminen ist, nach Belieben essen könnten.

    • CommentAuthorninima
    • CommentTimeSep 3rd 2010 bearbeitet
     

    Ok, vielen Dank, das habe ich, so denke ich zumindest, jetzt endgülig verstanden...wenn nicht, kommen die gezielten Fragen dann später :-)

    Aber noch was anderes: Was halten Sie von Calciumpräperaten zur Allergieprophylaxe ( Heuschnupfen etc. )  und Akutmittel bei Reaktionen ( Sonnenallergie als Beispiel ) ?

    Wenn ja, welche Dosierung ist da bei Kind und Erwachsenem anzuraten und ist es dann egal welches Produkt man nimmt?

    Und noch etwas zu mir: Da ich ja aufgrund der oben erwähnten vielen positiven Reaktionen im Prick-Test seit Jahren sämtliches Obst und Nüsse vermeide und nun aber aufgrund der neuesten Blutuntersuchung wieder einen Anfang wagen möchte Obst zu testen, wollte ich mal wissen, inwieweit es bei Allergikern einen Unterschied macht, ob die Obstarten gekocht sind oder nicht?!

    Zudem verwundert mich die Konstellation: starke Atemwegsbeschwerden bei Katzenkontakt, aber keine Reaktion im Serum - wie passen solche Konstellationen zusammen?

    Liebe Grüsse und vielen Dank für Ihr Durchhaltevermögen mit mir

     ninima