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    • CommentAuthorcyberchonder
    • CommentTimeAug 4th 2010 bearbeitet
     

    Sehr geehrter Herr Dr.

    Erstmals muss ich sagen, dass ich begeistert bin, wie Sie sich Zeit nehmen um hier schwierige Fragen zu beantworten. Danke.

    Nun zu meinen Fragen, die mir meine Ärzte leider nicht beantworten können oder wollen:

    1. Ich musste eine Eradikation von Helicobacter machen mit 2 Antibiotika und Säureblocker für 1 Woche. Nun muss ich noch 3 Wochen einen Säureblocker (Pantoprazol) nehmen. Ich habe gelesen, dass sich dadurch das Risiko eine neue Nahrungsmittelallergie zu bekommen stark erhöht. Stimmt das, und wenn ja: Wie soll ich mich in dieser Zeit am Besten verhalten, um das Risiko zu minimieren? (Meiden bestimmter Speisen etc?)

    2. Letztes Jahr wurde bei mir ein Test auf Nahrungsmittelallergien wegen Verdauungsbeschwerden durchgeführt. (Vorweg: Laktose, Fructose sind in Ordnung.) Es kam heraus beim Hautpricktest, dass ich gegen Roggen leicht sensibel bin. Beim Bluttest (IGE) wurde das jedoch nicht bestätigt, dafür kam beim Bluttest ein leicht erhöhter IGE wert für Kuhmilcheiweiß heraus. Der Hauttest wurde dann mit firscher Kuhmilch wiederholt, es zeigte sich auch hier keine Reaktion. Dennoch esse ich seitdem aus Angst vor einem Schock o.ä. keine Milchprodukte und keinen Roggen mehr, vermisse aber beides in meiner Nahrung. Wie kann man das einschätzen, wie soll ich mich weiterverhalten?

    3. Ich habe eine leichte Gräserallergie, sonst jedoch reagiere ich auf alles mögliche (Milben, Pilze, etc) negativ beim Haut und Bluttest. Dennoch habe ich ganzjährig vermehrt dünnflüssigen Schleim, der im Rachen läuft und immer wieder eine einseitig verstopfte Nase. Die Ärzte wissen nicht warum. Was sollte man noch testen lassen?

    Ich würde mich sehr auf Ihren Ratschlag freuen, vor allem ist mir momentan die Frage 1 wichtig.

    Danke und LG

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeAug 5th 2010 bearbeitet
     

    Hallo,

    zu Ihrer Frage 1 kann ich leider nicht sehr viel beitragen; ein Zusammenhang zwischen einer Helicobacter pylori-Infektion und einer erhöhten Allergieneigung ist mir nicht bekannt. Sollte es zu ihrem Bezug einen entsprechenden Link geben, wäre ich dankbar, wenn Sie diesen hier einmal hereinstellen könnten, damit ich dann ggf. beurteilen könnte, was der entsprechende Autor gemeint hat.

    Zu 2.: Eine Nahrungsmittelallergie auf Roggen ist extrem selten, da die Allergene hitzelabil sind. Entsprechende Sensibilisierung sind in den allermeisten Fällen nicht relevant. - Nicht zu verwechseln ist dabei, dass Roggenpollen ein sehr häufiger Auslöser eines Heuschnupfen sind und Roggenmehl für das Bäckerasthma verantwortlich ist.

    Kuhmilchallergien im Erwachsenenalter sind äußerst selten. Unverträglichkeitsreaktionen wie die Laktoseintoleranz dagegen recht häufig. Ein Allergietest zur Abklärung von unspezifischen Verdauungsbeschwerden daher vollständig sinn- und nutzlos. Eine Schockreaktion auf Milch ist daher vollständig sicher auszuschließen. Es ist letztlich immer das gleiche Problem, dass vollständig unsinnige Allergietestungen durchgeführt werden - wie hier in Ihrem Falle die Bestimmung des spez. IgE auf Kuhmilch - ohne dass überhaupt Hinweise für eine "echte" Kuhmilchallergie bestehen und man dann allenfalls ein Problem damit hat, die positive Testreaktion zu erklären. Ich halte es daher mit meiner Maßgabe, "wer testet hat keine Ahnung". Ein Allergietest dient letztlich ausschließlich nur dazu eine durch die Vorgeschichte des Patienten herausgearbeitete allergische Diagnose zu bestätigen oder eben nicht. Wenn daher überhaupt keine Hinweise für eine Kuhmilchallergie bestehen und unspezfische Verdauungsbeschwerden sind dies z.B. eben in keinster Weise, würde ich daher auch gleich gar keinen Allergietest durchführen.

    Sinnvoll wäre es jedoch schon einmal, über ca. 2-3 Wochen komplett Milch und Milchprodukte zu meiden, um zu sehen, ob nicht die Milch doch einen Einfluss auf die Darmbeschwerden hat. Milch ist letztlich ein in der Entwicklungsgeschichte des Menschen letzlich ein erst "vor kurzem" eingeführtes Nahrungsmittel, das demzufolge tatsächlich relativ häufig Probleme bereiten kann. Eine Laktoseintolernanz würde sich zudem erst in Lauf der Jahre zunehmend verschlechtern, so dass man zu Beginn erst ganz leicht und eher diffuse Beschwerden hat. Wenn Sie jedoch einen Laktose-Belastungstest ohne jegliche Probleme überstanden hätten, wäre diese Diagnose jedoch tatsächlich eher unwahrscheinlich. Gleiches würde dann auch für die glutensensitive Enteropathie (Zöliakie) gelten, die initial auch ganz unspezifischen Beschwerden machen kann, ein Meiden von entsprechenden Getreideprodukten über ebenfalls 2-3 Wochen wäre dann ebenfalls sinnvoll.

    Zu 3. Ganzjährige Beschwerden im Sinne einer chronischen Rhinitis sprechen eigentlich fast immer gegen eine allergische Verursachung. Häufig ist eine nasale Hyperreaktivität der Grund für die andauernden Beschwerden, eine Behandlung mit einem steroidhaltigen Nasenspray über mindestens 6 Wochen wäre daher in jedem Falle einmal sinnvoll. Sollte nach 6 Wochen keine deutliche Beschwerdebesserung eingetreten sein, sollte ein HNO-Arzt nach einer organischen Ursache suchen und diese ggf. behandeln.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

    • CommentAuthorcyberchonder
    • CommentTimeAug 5th 2010 bearbeitet
     

    Sehr geehrter Herr Doktor,

    vielen Danke für Ihre ausführlichen Reaktionen.

    1. Gerne stelle ich Ihnen hier den Link zur Verfügung. Aber es ist glaub ich ein Missverständnis: Nicht die Helicobacter Infektion ist gemeint sondern die BEHANDLUNG. Die erfolgt mit 2 Antibiotika und dann 4 Wochen Säureblocker. Und die Frage war, ob die Einnahme von Säureblocker tatsächlich das Risiko erhöht eine neue Sensibilisierung zu bekommen, bzw. vorhandene Sensibilisierungen symptomatisch schwerer werden. Hintergrund ist, dass durch ungenügend Säure die Proteine ungenügend aufgespalten werden. Wenn das stimm, dann wollte ich wissen, wie ich mich jetzt am besten ERNÄHREN soll, bzw was ich MEIDEN soll (Fisch, Milch, Soja etc??), um das Risiko zu minimieren?

    Hier der Link zu einer STudie des AKH Wien:

    http://www.clinicum.at/dynasite.cfm?dsmid=66085&dspaid=502599

     

    2. OK, kenn mich aus.

    3. Das selbe hat der HNO auch gesagt.

     

    Vielen Dank.

     

  1.  

    sehr geehrter herr dr.,

    was meinen sie zu punkt 1? ich denke das ist ein heikles thema.

    mfg

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeAug 8th 2010 bearbeitet
     

    Dieses Problem ist mir natürlich grundsätzlich schon bekannt und ich habe mich auch schon einmal, ich meine im Zusammenhang mit der Auslösung einer Fischallergie mit diesem Thema beschäftigt. Es ist natürlich schon klar, dass durch die fehlende oder mengelnde HCl-/Pepsin-Verdauung bedingt durch eine entsprechende Therapie das ansonsten labile Allergen den Magen unbeschadet überstehen kann und entsprechend eher im Darmtrakt resorbiert werden könnte. - In der Praxis handelt es sich jedoch sicherlich eher um ein untergeordnetes Problem, ähnlich wie dies die Kombination mit ASS, körperlicher Belastung oder gleichzeitigem Alkoholgenuss darstellt.

    "Von 150 Patienten kam es bei fünf zu einer Sensibilisierung gegenüber Haselnüssen. Vier davon zeigten positive Hautreaktionen, drei Patienten berichteten über ein Brennen im Mund nach dem Genuss von Haselnüssen, und ein Patient entwickelte eine Urtikaria. „Es sind also deutlich klinisch relevante Sensibilisierungen, die wir hier sehen”, betont Jensen-Jarolim.

    "Die Patienten essen beispielsweise frische Äpfel anstelle von Apfelkompott, was viel verträglicher wäre. In dieser Situation wird aber das Apfelhauptallergen nicht mehr verdaut und kann dann Reaktionen hervorrufen”, gibt Jensen-Jarolim zu bedenken.

    Diese Auslassungen - zumindest - in diesem Zusammenhang sind letztlich als nicht gerade sehr zielführend zu bezeichnen, da zumindest die Sensibilierungen in Mitteleuropa im Erwachsenenalter bei Allergenen wie der Haselnuss oder Apfel nicht über den Magen-Darm-Trakt erfolgt sondern über die Kreuzreaktion einer Pollensensibilisierung und die Allergene zur Auslösung eines oralen Allergie-Syndroms bereits in der Mundschleimhaut entsprechend präsentiert werden.

    Der eigentlich interessante Fall, die Auslösung einer Kaviar-Allergie, wird hier jedoch lediglich als Einzelfall präsentiert.

    Den grundsätzlichen Rat zu einer Schonkost im Rahmen einer chronischen Gastritits halte ich natürlich auch für richtig; ein generelles Meiden von bestimmten Nahrungsmitteln, ohne entsprechende Vorgeschichte halte ich jedoch für nicht notwendig. Sonste dürfte man z.B. auch nie wieder ein Glas Wein zum Fisch trinken, weil man befürchten müsste damit eine Allergie provozieren zu können.

  2.  

    danke für den ratschlag. ich denke es sollte oftmals besser abgweogen werden, bevor man jemandem säureblocker verschreibt. nur wenn sie jemand auf dauer als magenschutz nimmt, wird es sehr schwierig, ständig schonkost zu halten und alles mögliche zu meiden. ich esse aber momentan zur sicherheit keinen fisch, milch, eier, soja. die säureblockade ist bei der helicobacter therapie zum glück nur vorübergehend.

    nur den letzten satz verstehe ich nicht. zusammenhang wein und fisch und allergie provokation?

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeAug 9th 2010
     

    Zum einen gibt es Alkohol-lösliche Proteine, die erst dann als Allergen wirksam werden können, zum anderen führt der Alkohol zu einer erhöhten Darmpermeabilität und damit erleichterten Allergenaufnahme.

  3.  

    interessant. weitere überlegung: das heisst dann zb auch, dass der schnaps danach, gar nicht so gut für die verdauung ist? weil wenn der darm durchlässiger ist, sowohl eventuelle pathogene keime vom essen als auch potentielle allergene leichter in den körper "eindringen" können.

    danke für ihre infos!

    lg