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Allergologie Allergie Forum

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  1.  

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion,

    zufällig bin ich über dieses Forum "gestolpert" und lese mit größter Verwunderung Ihre Beiträge zum Thema "Milcheiweißallergie" und "Neurodermitis" bei Babies/Kleinkindern.

    Mein Sohn ist jetzt 9,5 Monate alt und hat seit seinem 3. Lebensmonat leichte Neurodermitis. Damals war der Bluttest auf Milcheiweiß negativ, der Pricktest jedoch positiv (genauso wie Soja, Eier und Katzen). Ich habe damals zwar gestillt, testweise aber für eine Woche eine normale Säuglingsmilch (Pre) gefüttert, woraufhin die Haut erst besser wurde, sich ab dem 3. Tag jedoch quasi stündlich verschlechterte, bis der Kleine aussah wie ein Zombie (u.a. geschwollene, juckende Augen). Nach den positiven Tests habe ich (um weiter stillen zu können) für 4 Monate auf jegliche Milchprodukte, Sojaprodukte, Rindfleisch, Hühnerfleisch, Fisch und Nüsse verzichtet. Nebenbei bekam er noch Neocate. Daraufhin wurde die Haut deutlich besser. Weizenprodukte scheinen ihm nichts auszumachen.

    Heute bekommt er noch immer Neocate sowie milcheiweißfreie und hühnereifreie Beikost.

    Nun meine Fragen:

    a) Wann darf ich bei ihm wieder Milchprodukte testen?

    b) Was ist für den Anfang geeignet? Käse, Joghurt, Butter?

    c) Darf ich ihm Fisch geben? (z.B. Lachs)

    d) er wurde ja u.a. positiv auf Katzen getestet, wovon wir 2 Stück haben (aus dem Schlafzimmer sind sie bereits verbannt worden!). Er reagiert bisher überhaupt nicht auf die Katzen - die Haut ist gut, auch bei Kontakt mit Katzenhaaren und die Atemwege sind frei, auch wenn er mal mit den beiden zusammen im Raum ist. Wie schätzen Sie dies ein?

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    Ich habe hier folgendes gelesen:...."dabei ist jedoch zu beachten, dass es neben der häufigeren klassischen IgE-vermittelten Kuhmilchallergie auch Fälle gibt, in denen durch T-Lymphozyten vermittelte Reaktionen vom Spättyp beschrieben werden."

    Was genau heißt das und könnte das die Erklärung sein, warum mein Sohn erst nach drei Tagen auf die Premilch reagiert hat bzw. was würde das für den weiteren Verlauf bedeuten?

    Besten Dank für Ihre Antworten und beste Grüße

    LB

     

     

     

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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeJul 29th 2010
     

    Hallo Frau Borden,

    mit ihrer Beobachtung, dass die Haut sich ca. 3 Tage nach Kuhmilchgenuss verschlechtert, liegen Sie genau richtig, denn es handelt sich ja um eine Ekzemreaktion; ein Pflastertest zur Abklärung einer Kontaktallergie wird ja auch erst nach 48 und 72 h abgelesen. Leider ist es in der Praxis  nicht so ganz einfach den Zusammenhang derartig herzustellen, wie Sie dies beobachten konnten, denn die Entstehung des atopischen Ekzems ist multifaktoriell bedingt und es reicht sogar schon ein Schoppen Kuhmilch auf der Säuglingsstation aus, um dann Monate später die Ekzemreaktion zu provozieren. So jedenfalls meine Beobachtung bei zahlreichsten Patienten in der Praxis. Blutteste mit Bestimmung des spez. IgE oder Pricktestungen sind natürlich demzufolge auch vollständig unsinnig, da ja keine Typ I-Kuhmilchallergie vorliegt.

    Prophylaktisch sollte daher immer, zumindest wenn eine atopische Diathese in der Familie bekannt ist, eine hypoallergenen Milchnahrung eingesetzt werden, bei bereits vorhandenen Ekzemreaktionen eine extensiv hydrolysierte, mit Neocate liegen Sie damit genau richtig.

    Danbeben empfehle ich das Meiden von potenten Allergenen wie Ei, Soja, Weizen, Fisch, Nüssen und Erdnüssen bis zum 18. Lebensmonat, ggf. 2. Lebenjahr. Auch Kuhmilchhaltige Produkte sollten bis zum diesem Zeitpunkt vollständig gemieden werden. Dann hat sich die immunologische Darmabwehr nämlich soweit stabilisiert, dass diese Nahrungsmittel sämtlich wieder gegeben werden können.

    Katzen halte ich bei Vorliegen einer atopischen Diathese immer für problematisch, da Katzenallerge äußerst potent sind und entsprechende Reaktionen mit Rhinokonjunktivitis bzw. Asthma im Laufe der Jahre vorprogrammiert sind, daneben ist auch im Rahmen der multifakteriellen Ekzemgenese eine Mitbeteiligung der Katzenallerge nicht auszuschließen, trotzdem diese eine eher untergeordnete Rolle spielen. Als Haustier wäre hier z.B. ein Hund wesentlich besser geeignet.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion

  2.  

    Sehr geehrter Herr Dr. Irion,

    vielen Dank für Ihre kompetente Antwort.

    Niemand in unserer Familie leidet an Neurodermitis,  weshalb uns diese Diagnose völlig unvorbereitet getroffen hat. Leider habe ich dabei auch gelernt, wie schwierig der Bereich der Allergologie ist, deshalb noch ein paar Rückfragen:

    Sie schreiben, dass keine Typ I-Kuhmilchallergie vorliegt - das heißt wohl, dass mein Sohn nicht innerhalb von Minuten bzw. wenigen Stunden auf Milchprodukte (z.B. mit Quaddeln oder Bauchschmerzen) reagiert sondern sehr verzögert und dann eben über die Haut mit Ekzemen? Dies bedeutet in der Folge, dass ich -wenn ich wieder Milchprodukte bei ihm ausprobiere- mindestens wie lange warten muss bis ich sicher sein kann, dass KEINE Reaktion auftritt?

    Das gleiche gilt dann wohl für Fisch? Auf Anraten der Kinderärztin (schon vor Wochen) hat er heute das erste Mal ein paar Löffelchen Fisch (Lachs) bekommen.

    Zu den Katzen schreiben Sie, dass im Laufe der Jahre entsprechende Reaktionen vorprogrammiert sind - beide Katzen sind sehr alt, eine davon wird wohl Weihnachten nicht mehr erleben, der andere ist auch schon 14 Jahre alt. Halten Sie es vertretbar, den Kater seinen Lebensabend noch bei uns verbringen zu lassen? Danach kommen natürlich keine Katzen mehr ins Haus.

    Ich möchte dazu sagen, dass mein Sohn dank konsequenter Hautpflege mittlerweile praktisch beschwerdefrei ist - niemand würde momentan darauf kommen, dass er ND hat.

    Viele Grüße

    LB

     

     

     

     

     

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      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeJul 31st 2010 bearbeitet
     

    Ich hatte auf Grund Ihrer Angaben angenommen, dass keine Typ I-Kuhmilchallergie vorliegt, sondern ein atopisches Ekzem, das auf Grund einer erblichen Veranlagung, u.a. anderem durch den Kuhmilchgenuss provoziert worden ist. Grundsätzlich sind nach meiner Erfahrung und Einschätzung bis zum 18. Lebensmonat, besser 2. Lebensjahr die potenten Allergene Kuhmilch (Ersatz durch ein extensiv hydrolysiertes Produkt) sowie Fisch, Ei, Nuss, Erdnüsse, Soja und Weizen vollständig zu meiden.

    Da sich die immunologische Darmabwehr bis zu diesem Lebensalter noch nicht herausgebildet hat, macht es daher auch überhaupt keinen Sinn, dass Sie bereits jetzt diese Nahrungsmittel ausprobieren, insbesondere wenn auch durch ihre bisherigen Maßnahmen eine Hauterscheinungsfreiheit hergestellt ist. - Und die diesbezüglichen Angaben Ihrer Kinderärztin müssten Sie ganz einfach ignorieren. Jetzt bereits Nahrungsmittel auszutesten, die man ohne Probleme meiden oder ersetzen kann, halte ich jedenfalls für nicht sehr sinnvoll! 

    Nach dem 2. Lebenjahr können Sie dann alle Nahrungsmittel vollständig und ohne Einschränkung wieder geben. Wobei dies jedoch nicht bedeutet, dass Ihr Sohn nicht im Lauf des Lebens weitere bzw. andere Nahrungsmittelallergien entwickeln kann. Diese erfolgen jedoch dann nicht mehr über eine Sensibilsierung über den Darm sondern zumeist über eine pollenassoziierte Kreuzreaktion.

    Etwas anders würde sich lediglich das Vorgehen bei einer Typ I-Nahrungsmittelallergie nach dem 2. Lebensjahr darstellen.

    Dies bedeutet dann aber auch, dass diese im Säuglings-/Kleinkindesalter bestehenden Ekzeme bis spätestens zum 3. bis 4. Lebensjahr wieder verschwunden sind und später dann auch nicht mehr im Zusammenhang mit Nahrungsmittel auftreten werden.

    Problematisch bei den Katzen ist lediglich, dass die Allergene äußerst potent und resistent sind und wenn einmal in der Wohnung vorhanden, diese nicht mehr vollständig zu entfernen sind, was dann bedeuten würde, wenn man eine Katzenallergie ggf. mit Asthma entwickelt, man praktisch umziehen müsste. Wenn Sie die Katzen nicht hergeben wollen, würde ich jedoch zumindest dazu raten die Allergenkonzentration durch regelmäßige und konsequenten Fellpflegemaßnahmen sowie mit einem für Allergiker geeigneten Katzenklo mit täglichem Wechsel der Einstreu niedrig zu halten.