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Allergologie Allergie Forum

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    • CommentAuthorBerlina
    • CommentTimeMay 8th 2010
     

    Lieber Herr Dr. Irion,

    eine kurze Zusammenfassung der Situation:
    - bei unserm Sohn (4J.) wurde vor zwei Jahren deutlich, dass er gegen Haselnüsse allergisch reagiert (Urtikaria, Erbrechen, Schlappheit) und durch einen RAST-test bestätigt.
    - beim RAST kam heraus, dass er allergisch gegen Birkenpollen ist und die Nüsse die Kreuzallergie ist.
    - auf meine Initiative hin haben wir mehrere Nahrungsmittel untersucht, die meisten hatten ein positives Ergebnis.
    - außerdem hat er einmal nach einer Linsensuppe mit Heiserkeit, stark anhaltendem Husten und schwerer Atmung reagiert (Cetirizin + Cortisonzäpfchen ahben gereicht)
    - Heuschnupfen im vergangenen (stark) und diesem Jahr (weniger) mit Asthma-Husten in der Nacht
    - in diesemJahr hatte ich den Verdacht, dass er auf Ziegenmilch reagiert (Urtikaria um den Mund herum durch Hand-Haut-Kontakt von Ziegenfrischkäse) und haben einen RAST wiederholt.
    - Birke und Haselnuss sind jetzt bei RAST 6, grüner Apfel bei RAST 4, Erdnuss RAST 3, Erdbeere RASt 2 usw.
    - wir haben Cetirizin, Cortisonzäpfchen und den Anapen
    - gesamt IgE 2010: 727. Ist das viel?

    Bezüglich der Nüsse meiden wir seitdem alles, wo auch nur Spuren sein können und versuchen (bisher erfolgreich), alle möglichen Auslöser zu vermeiden.

    Unsere Fragen:
    1. Cetirizin oder Fenistil?
    2. Kann man hoffen, dass die der Kreuzallergie begleitenden Nahrungsmittelallergien mit der Zeit vergehen?
    3. ist es sinnvoll, alles, was ein positives RAST-Ergebnis hat zu meiden, oder ist das Quatsch?
    4.Ich weiß, dass der RAST Test kein Diagnoseinstrument ist, dennoch ist es doch ein Hinweis, oder?

    Vielen Dank für Ihre Eiinschätzung uund Ihre Antwort,
    Berlina

     

    •  
      CommentAuthorDr. Irion
    • CommentTimeMay 13th 2010
     

    Hallo Berlina,

    gerne will ich Ihnen etwas zur Beantwortung Ihrer Fragen schreiben.

    1. Ob Sie Cetirizin oder Fenistil bei Ihrem Kind verwenden ist letztlich egal, beim Erwachsenen hat sich Fenistil im Notfallset eingebürgert, da es die Cetirizin-Tropf. noch gar nicht so lange gibt.

    2. Nahrungsmittelallergien in Folge von Kreuzreaktionen auf Pollen werden im fortschreitenden Lebensalter eher zunehmen, da man den Pollenkontakt nicht vermeiden kann.

    Auf Grund Ihrer geschilderten Symptomatik mit Asthmabeschwerden würde ich daher zu einer Hyposensibilisierung raten, sofern diese nicht bereits schon durchgeführt wird. Im Alter von 4 Jahren sollte diese sinnvollerweise in oraler Form erfolgen. Die Beschwerden auf die kreuzreagierenden Nahrungsmitteln werden dann auch in zahlreichsten Fällen ebenfalls rückläufig sein.

    Die nächtliche Asthma-Symptomatik, sofern diese sich im Birkenpollenzeitraum verifizieren lässt, begründet sich dann durch Pollen im Schlafzimmer. Hier müssten Sie dann entsprechende prophylaktische Maßnahmen wie besondere Lüftungszeiten einhalten.

    3. Eine allergologische Diagnostik auf Nahrungsmittel, auf die Ihr Sohn nicht bereits reagiert hat, ist wenig sinnvoll und zielführend. Eine Sensibilisierung, die sich durch eine positive Testreaktion ausdrückt,  ist alleine durch die Kreureaktivität zu erklären und macht keinerlei Aussage zur tatsächlichen klinischen Relevanz. Das bedeutet, dass es nicht notwendig ist, dass sie diese Nahrungsmittel tatsächlich meiden müssen. Die Wahrscheinlichkeit auf bestimmte Nahrungsmittel zu reagieren ist zwar erhöht, wie dies insbesondere für den Apfel zutreffen könnte. Es ist jedoch so, dass sich diese BirkenpollenassoziiertenAllergien erst langsam entwickeln, zunächst üblicherweise in Form eines oralen Allergiesyndrom.

    Die verstärkte Reaktion auf die Haselnuss im Alter von 2 Jahren ist daher eher schon ungewöhnlich:

    Eine Haselnuss-Allergie in Birken-pollenexponierten Regionen entsteht normalerweise infolge einer Kreuzreaktivität (Cor a1 und Cor a2) und verläuft für gewöhnlich mit milder Klinik in Form eines oralen Allergiesyndroms. In Gegenden ohne Birken, insbesondere im Mittelmeerraum, verläuft die Haselnuss-Allergie dagegen häufiger mit schwereren Reaktionen und wird in Zusammenhang mit einer Sensibilisierung auf das Lipid-Transfer-Protein Cor a8 gebracht. Neuesten Erkenntnissen zur Folge können jedoch auch Kinder aus Mitteleuropa auf das Cor a8-Allergen sensibilisiert sein.

    http://www.alles-zur-allergologie.de/Allergologie/Artikel/3825/Hasel-Haselnuss/Haselnuss.html

    Möglicherweise ist dann die anfangs stärkere Reaktion durch eine Sensibilisierung auf Cor a8 zu erklären. Diese Sensibilisierung könnte dann z.B. ähnlich wie bei der Erdnuss bereits über die Muttermilch erfolgt sein oder im Rahmen einer jedoch in diesem Alter sehr ungewöhnlichen und seltenen Kreazreaktion über die Lipid-Transfer-Proteine in der Erdnuss oder Pfirsich. Auf diese beiden Nahrungsmittel wären dann theoretisch auch schwerere Reaktionen möglich. Wie verträgt Ihr Sohn diese beiden Nahrungsmittel?

    4. Eine Bestimmung des spezifischen IgEs, z.B. mittels RAST, hat seinen Sinn nur darin, eine allergische Reaktion zu bestätigen oder eben nicht. Beispielsweise ist bei Ihrem Sohn eine Birkenpollenallergie nachgewiesen und bestätigt. Zahlreichste Patienten reagieren im entsprechenden Zeitraum ebenfalls mit einer Symptomatik, wobei sich dann jedoch ein negativer Allergietest findet. Hier hat sich herausgestellt, dass ein Polleneiweiß eine Reizung inbesondere der Augen verursachen kann, die dann auch entsprechend behandelt werden muss.

    Viele Grüße

    Dr. Roland Irion