Fragen Sie Dr. Irion: Allergie gegen Antibiotika

Liebe Anna,

vielen Dank für diese interessante Anfrage, die gerne beantworten will:

- Das Auftreten einer Gesichtsschwellung im zeitlichen Zusammenhang mit der Einnahme von Ofloxacin ist eine typische allergische Reaktion, so dass man eigentlich auf eine weitere allergologische Diagnostik verzichten kann.

- Ich würde daher einen Allergiepass mit dem Eintrag "Gyrasehemmer" ausstellen und damit auch die weiteren Substanzen dieser Antibiotika-Guppe sperren, da m.E. Kreuzreaktionen nicht sicher auszuschließen sind.

- Antibiotika, die deutlich weniger häufig allergische Reaktionen auslösen, sind bei den Makrolid-Antibiotika zu finden, insbesondere bei dem älteren Erythromyin als auch bei dem moderneren Roxithromycin werden allenfalls äußerst seltene kutane Überempfindlichkeitsreaktionen gefunden. Daneben kann ich noch die Cephalosporine der 3. Generation wie das Cefpodoxim (Orelox) empfehlen, das ich als Hautarzt insbesondere bei Kindern mit Neurodermitis relativ häufig verschreibe, da es zum einen eine erhöhte beta-Laktamase-Stabilität besitzt und auch bei bestehender Penicillin-Allergie verabreicht werden kann, da nur allenfalls äußerst selten Kreuzreaktionen beschrieben sind.

- Zur letzten Frage: "prophetische" Testung sind stets sinnlos. Eine allergologische Diagnostik macht erst nach einem zumindest fraglichen allergischen Ereignis Sinn, um dieses dann abzuklären. Wie sich jedoch in Ihrem Falle zeigt, wäre es zwar schön, das allergische Ereignis mit der Gesichtsschwellung z.B. durch einen positiven Hauttest noch einem zu bestätigen - ob der Test jedoch dann positiv oder negativ ausfällt, würde jedoch nichts an dem o.g. Allergiepass ändern.

Viele Grüße

Dr. Roland Irion

Liebe Anna,

vielen Dank für die anerkennenden Worte, die ich gerne zur Kenntnis genommen habe.

Nicht ganz Nachvollziehen kann ich dagegen die neuerliche Reaktion auf das Cefuroxim. - Sollte eine Lippenschwellung vorliegen, wäre das ja als eine anaphylaktische Reaktion zu interpretieren. Nur ist diese bei Cephalosporinen äußerst selten zu beobachten, vorliegende Zahlen geben hier bei 0,0001 bis 0,1 % an. Auch eine Literatursuche hat gerade einmal eine anaphylaktische Reaktion allerdings nach i.v.-Gabe erbracht. - Könnte hier nicht dann doch eine andere Ursache für die Lippenschwellung vorliegen?

Grundsätzlich wäre es jedoch so, da vermutlich die immunologische Reaktivtät bzw. damit dann die Kreuzreaktivität unter den Cephalosporinen eher bei der R1-Seitenkette als an der Betalaktam-Struktur zu finden ist, dass bei einer Cefuroxim-Allergie die anderen Cephalosporine gut verträglich sein sollten, da diese soweit mir die Strukturformeln bekannt sind, sämtlich eine unterschiedliche Seitenkette an der Position R1 besitzen.

Ich habe dabei auch gleich noch eine Begründung für die gute Verträglichkeit des von mir favorisierten Cefpodoxim gefunden. Dieses besitzt nämlich im Gegensatz zu nahzu allen anderen Cephalosporinen 3 Seitenketten. Und da ja vermutet wird, dass die Seitenketten das Betalaktam-Grundgerüst quasi abschirmen und dieses damit nicht wie bei den Penicillinen Ursache für die allergene Reaktivität sein dürfte, ist dies sicherlich eine gute Begründung für die sehr gute Verträglichkeit des Cefpodoxim, wie ich dies in der Praxis erlebt habe.

Daher vielen Dank für diese äußerst interessanten Fragestellungen.

Viele Grüße

Roland Irion

Guten Tag! Ich bin auch auf Ofloxacin allergisch,musste sogar schnell zum Krankenhaus und mit Kortison behandelt werden: totaller Juckreiz,überall roter Ausschlag, Atemwegeschwellung...

Jetzt stehe ich kurz vor Geburt meines Kindes und erfahre bei meiner Frauenärztin,dass ich Streptokokken( ev.Stafilokokken) habe.Das hatte ich selbst als Baby, es war schlimm...

Jetzt ist die Frage: ich müsste bei der Geburt doch deswegen eine Antibiotika-Behandlung bekommen,damit das Kind sich während der Geburt damit nicht ansteckt...bin aber auf starke Antibiotika-Mittel (Ofloxacin) allergisch...Gibt es eine Alternative?

Vielen Dank,Tanja,Solingen