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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Zimtaldehyd

(24.4.2015)

Zimtaldehyd 

Typ IV-Kontaktallergen 

Vorkommen und Beschreibung

Zimtaldehyd (syn.: Cinnamaldehyd) ist eine chemische Verbindung, die zur Stoffklasse der aromatischen Verbindungen zählt. Zimtaldehyd kommt natürlich im  Zimtrindenöl (42–68 %) vor, welches durch Wasserdampfdestillation der Rinde (in geringerer Qualität auch der Blätter) des Zimtbaumes gewonnen wird, daneben wird es aus Benzaldehyd, Acetaldehyd, Styrol bzw. 2-Chlorallylbenzol synthetisiert. Dieser Aromastoff kommt in einer Vielzahl von ätherischen Pflanzenölen vor, z.B. im Ceylon-Zimtöl, in der Zimtkassie, im Zimtblätteröl, Hyazinthenöl, Cassaiaöl, Lavendelöl, Narzissenblütenöl. Als Geruchsstoff findet Zimtaldehyd Verwendung in Kosmetika, z.B. in Lippenstiften, Parfümen, Wasch-, Reinigungsmittel und Zahnpasta, Mundwasser. Die Substanz wird auch Gewürzen und Aromen zugesetzt wie Kuchen, Gebäck, Torten, Schokolade, Pudding, Backaromen, Erfrischungsgetränke, Kaffee

Verwendung als kosmetischer Inhalttsstoff

Bromocinnamal (INCI). Chem. Bezeichnung: 2-Bromcinnamaldehyd. Funktion: maskieren

Cinnamal (INC). Zimtaldehyd. Funktion: vergällend.

Allergologie (Relevanz) 

Sensibilisierungshäufigkeit gelegentlich, Sensibilisierungspotenz mittelstark bis stark

Die Testung an größeren Patientenkollektiven ergab eine Sensibilisierungsrate von 1,9 %. Betroffen von der Zimtaldehydallergie sind bevorzugt die Benutzer von Kosmetika, hier steht es an der Spitze aller Verbindungen, die für eine Parfüm- oder Kosmetikallergie verantwortlich sind; wohingegen die berufsdermatologische Relevanz gering ist und lediglich bei zahnmedizinischem Personal oder Ernährungsberufen eine gewisse Rolle spielt. Eine aufgeschlüsselte Testung der Einzelbestandteile bei positiver Reaktion auf den Duftstoff-Mix zeigt in 50 - 60 % der Fälle eine deutliche Reaktion auf Zimtaldehyd. 

Trotz nachgewiesener Kontaktsensibilisierung gegenüber Zimtaldehyd bleibt der Genuss von zimthaltigen Nahrungsmitteln in der Regel ohne Folgen. Nur bei sehr hohem Sensibilisierungsgrad kann es gelegentlich nach peroraler Aufnahme zu Haut- und Schleimhautveränderungen kommen. Berichtet wird hierzu über eine Patientin bei der mehrfach generalisierte Ekzemschübe auftraten, als deren Ursache schließlich der Zimt gefunden wurde, als eigentliches Allergen wurde dabei aufgrund der Testergebnisse das Zimtaldehyd angenommen. Zudem können mit ZImtaldehyd aromatisierte Produkte, wie inbesondere Kaugummie, Zahnpasta Mundspüllösungen oder Süßigkeiten mit Zimt-Aroma, Nebenwirkungen im Bereich der Mundschleimhaut auslösen, beobachtet wird dabei insbesondere eine Kontakt-Stomatitis. Dabei können lichenoide oder Leukoplakie-artige Veränderungen (weißliche Papel und netzartige Zeichnung), diffuse oder flächige Erytheme, ödematöse Schwellungen, Erosionen und Ulcerationen oder auch Exfoliationen des Zahnfleisches verbunden mit leichtem Schmerz, Juckreiz oder Brennen auftreten, betroffen sind üblicherweise die lateralen Ränder der Zunge, die Wangenschleimhaut oder das Zahnfleisc. Es wird angenommen, dass die Kontakt-Stomatitis auf Zimtaldehyd die Form einer intraoralen Kontaktallergie darstellt. Grundsätzlich finden sich Kontaktallergien im Mund im Vergleich zur Haut eher selten. Gründe dafür sind die Schutzwirkung der Speichels, der eine vermehrte Allergenansammung verhindert, die vermehrten Zahl von Blutgefäßen, die eine längere Verweildauer der Allergene in Kontakt mit der Mundschleimhaut durch Adsorption und Abtransport verhindert sowie die reduzierte Aktivierung der zellulären Immunität, da sich im Vergleich zur Haut weniger Antigenpräsentierende Zellen finden. 

Zimtaldehyd ist ein wichtiges Allergen im Perubalsam, besonders bei der Austestung der Einzelbestandteile des Perubalsams fällt die Häufigkeit positiver Testbefunde auf Zimtaldehyd auf. 

Auswertung von Patienten, die neben Zimtaldehyd mit Zimtalkohol getestet worden waren, erbrachten positive Testreaktionen in gleicher Häufigkeit auf beide Substanzen (1,9 %); in über 50 % wurden Reaktionen auf beide Substanzen beobachtet. Ob dies Ausdruck einer Kreuzallergie ist oder eher darauf beruht, dass die Substanzen in der Haut (oder bereits in der Testpräparation) ineinander überführt werden, muss offen bleiben. Dabei hatte eine Hautpenetrationsstudie gezeigt, dass Zimtaldehyd selbst nicht in nennenswertem Umfang unverändert die Haut passiert, sondern in Zimtalkohol und Zimtsäure umgewandelt wird. Andererseits soll Zimtalkohol in der Haut (fast) vollständig zu Zimtaldehyd umgewandelt werden und dieses das eigentlich Allergen sein. 

Allergologische Diagnostik

Epikutantestung mit Block Standard (Duftstoff-Mix); Testkonzentration 1 % in Vaseline (SmartPractice)

Literatur: 452, 453

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

Kirton et al: Sensitivity to cinnamic aldehyde in toothpaste. 2. Further studies. Contact Dermatitis 1, 77-80 (1975)

Clanan et al: Cinnamon dermatitis from an ointment. Contact dermatitis 2, 167-170 (1776)

Drake et al: Allergic contact dermatitis and stomatitis caused by a cinnamic aldehyd-flavored toothpaste. Arch Dermatol 112, 202-203 (1976)

Lamey et al: Sensitivity reaction to the cinnamonalaldehyd component in toothpaste. Br Dent J 168, 115-118 (1990)

Calapai et al: Oral adverse reactions due to cinnamon-flavoured chewing gums consumption. Oral dis 20, 637-643 (2014)

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Georgakopoulou et al: Cinnamon contact stomatitis. J Dermatol Case Rep 19, 28-29 (2010)

Allen et al: Mucosal reactions to cinnamon-flavored chewing gum. J Am Dent Assoc. 116, 664–667 (1988)

Sainio et al: Contact allergens in toothpastes and a review of their hypersensitivity. Contact Dermatitis 33, 100-105 (1995)!!!!

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