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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Kunstnägel

Nagelkosmetika 

Typ I-Kontaktallergene 

Nagellack 

Die allergische Kontaktdermatitis gegenüber Nagellacken (”Nagellackallergie”) ist häufig, mehr als 6700 Fälle sind in der medizinischen Literatur dokumentiert und mehr als 6 % aller Frauen mit Ekzemen, die häufig oder auch nur gelegentlich Nagellack verwenden, sind darauf allergisch. In Schweden nehmen “Nagelprodukte” nach den Feuchtigkeitscremes und den Haarkosmetika den 3. Platz in der Meldestatistik ein, bei den relevanten Kontaktallegenen das Toluolsulfonamid-Formaldehydharz sogar den 2. Platz hinter den Duftstoffen. Häufig wird das Krankheitsbild oft nicht erkannt. 

80 % aller durch Nagellack hervorgerufenen Reaktionen treten im Gesicht, Hals und Nacken in Erscheinung, also in unbekleideten Körperpartien, die im Laufe des Tages von den Händen am häufigsten berührt werden. Die Augenlider in Form eines Lidekzems sind in 50 % betroffen. Weitere häufige Lokalisationen von Nagellack-Kontakt-Dermatitiden sind die Schenkel, der Oberkörper, Vulva und Anus. Die Nagellack-Allergie manifestiert sich demnach meist weit entfernt von den Fingern. Relativ selten spielen sich allergische Veränderungen im Bereich bzw. in der Nähe des aufgetragenen Lackes auf, z.B. als Fingerekzem. Aufgrund der ungewöhnlichen Klinik der Hauterscheinungen ist die Diagnose der Nagellack-Allergien schwer zu stellen und wird wohl häufig übersehen. 

Hauptallergen ist das Toluolsulfonamid-Formaldehydharz (siehe auch dort), das im Nagellack mit bis zu 25 % enthalten ist. Die wichtigsten Allergene scheinen dabei ein Monomer und ein Dimer zu sein, die bei der Kondensation des Toluolsulfonamid-Formaldehydharzes (TSFH) auftreten. Im Nagellack bildet es die wichtigste Grundkomponente, denn es ergibt hohen Glanz, gute Fließeigenschaften und Feuchtigkeitsbeständigkeit des Nitrocellulosefilms, auch eine höhere Widerstandfähigkeit gegen Absplitterung wird beschrieben. TSFH wird durch Kondensation aus Toluolsulfonamid mit Formaldehyd gewonnen. Andere Bestandteile z.B. Lösemittel, Weichmacher, andere Harze, Farbstoffe und Perlglanzpigmente fallen dagegen kaum ins Gewicht. 

Kunstnägel 

Paronychie und Onycholysis mit dauerhafter Nageldestruktion sind typische Veränderungen bei Typ IV-Sensibilisierung gegenüber den in Kunstnagelprodukten vorkommenden Acrylaten, wie Glycoldimethacrylat, Diethylenglycoldiacrylat und 2-Hydroxyethyl-methacrylat. Als Ursache von Kontaktekzemen an den Händen können gelegentlich das zur Herstellung von Kunstnägeln verwendete Methyl-methacrylat und Ethylenglykol-dimethacrylat beobachtet werden. Nach der Applikation von künstlichen Fingernägeln wurde bei einer Patientin nicht nur ein periunguales Ekzem durch die später nachgewiesene Kontaktsensibilisierung gegen verschiedene Methacrylat-Derivate, sondern auch eine distale Onycholyse als weitere Komplikation beobachtet. 

Die künstlichen Nägel können jedoch auch allergisch bedingte Hautveränderungen im Lid- und Gesichtsbereich hervorrufen. Eine Kontaktallergie gegen die Sekundenkleber Ethyl- und Isopropylcyanoacrylat auf künstlichen Nägeln kann sich nicht nur an den Fingern, sondern auch im Gesicht und an großen Teilen des Rumpfes entwickeln. 

Testung mit Nagelkosmetika 

Produkt 

Konzentration 

Kommentar 

Nagellack 

TSFH 

unverdünnt 

10 % 

zunächst offener Epikutantest - Nagellack trocknen lassen 

Weichmacher 

unverdünnt 

 

Nagelcreme 

unverdünnt 

 

Nagellackentferner 

keine Testung 

enthält Azeton und
andere Lösungsmittel 

Klebstoffe für künst-liche Nägel 

0,1; 1 % (Methylethylketon) 

offener Epikutantest; enthalten Acrylate, meist UV-härtend 

Literatur: 13, 23, 309, 310 

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