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Suchbegriffe zu diesem Artikel: Lavendelöl

(27.6.2015)

Lavendel 

Typ IV-Kontaktallergen 

Vorkommen und Beschreibung

Der Echte Lavendel (Lavendula angustifolia) ist eine Pflanzenart in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) Die Heimat des Lavendel ist ursprünglich das westliche Mittelmeergebiet. Obwohl er in weiten Teilen Europas eine beliebte Zierpflanze ist, ist Frankreich das einzige Mittelmeerland, in dem er in größerem Umfang zur Gewinnung von Lavendelöl angebaut wird. Daneben gibt es auch in Ungarn und Südosteuropa (Bulgarien) kommerziellen Lavendelanbau. Die Blütezeit ist Juni bis August. Lavendelöl wird hauptsächlich als Parfümkomponente (Hauptduftgeber in Kölnisch Wasser), in Seifen, Rasierwasser, Cremes, Lotionen und vielen anderen Kosmetika und Toilettenartikeln (z.B. Badezusatz, Shampoo) sowie als Geruchs- und Geschmackskorrigens. Daneben Einsatz in Rheumasalben, Hustenmitteln, Wund- und Heilsalben, Gurgellösungen und Schlafmitteln in zahlreichen Fertigpräparaten. Die Lavendelölherstellung erfolgt durch Wasserdampfdestillation aus den frischen Stengeln und Blüten. Besonders in der französischen, italienischen und spanischen Küche wird Lavendel oft verwendet. Junge Blätter und weiche Triebe eignen sich zum angenehmen Verfeinern von Gerichten wie Eintopf, Fisch, Geflügel, Lammfleisch und in Soßen und Suppen,in kleineren Mengen auch an Salaten. Als Arzneidroge dienen die kurz vor der völligen Entfaltung gesammelten und getrockneten Lavendelblüten sowie auch das ätherische Öl. Seine Inhaltsstoffe sind Ester, Monoterpenole, Monoterpene, Sesquiterpene Ketone (u.a. Linalylacetat, Linalool, Campher und Cineaol).

Lavandula hybrida (syn.: auch Hybrid-Lavendel oder Lavandin) ist eine Kreuzung aus Lavendula angustifolia und Lavendula latifolia, dessen Hauptanbauregion Südfrankreich ist. Das aus hybridisiertem Lavendel gewonnene Lavaninöl hat ebenfalls einen hohen Estergehalt (ca. 30 %). Die Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil des Linalylacetats am Lavendelöl, der veresterten Form des Linalools, eines der Hauptinhaltsstoffe, der die Qualität eines Lavendelöls mitbestimmt: Je höher der Estergehalt, desto höher die Qualität des Lavendelöls. Die standardisierten Öle "Lavendöl Varreme" (52 % Estergehalt) und "Lavendelö Mont Blan" (ca. 40 % Estergehalt) sind daher von hoher Qualität.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Lavendula angustifolia extract (INCI). Extrakt aus den Blüten des Echten Lavendels. Funktion: kräftigend, erfrischend, reinigend, desodorierend, maskierend

Lavendula angustifolia oil (INCI). Ätherisches Öl aus den Blüten des Echten Lavendels. Funktion: desodorierend, maskierend

Lavendula angustifolia water (INCI). Wässrige Lösung der Dufstoffe aus den Blüten des Echten Lavendels. Funktion: desodorierend, maskierend

Lavendula hybirda extract (INCI). Extrakt aus den Blüten des Echten Lavendels. Funktion: kräftigend, erfrischend, reinigend, desodorierend, maskierend

Lavendula hybrida oil (INCI). Extrakt aus den Blüten des Echten Lavendels. Funktion: kräftigend, erfrischend, reinigend, desodorierend, maskierend

Allergologie (Releanz)

Lavendel ist im Zusammenhang mit dem Auftreten einer irritative und allergischen Kontaktdermatitis sowie auch einer Photodermatis beschrieben. Trotz der Tatsache, dass Lavendelöl das in der Parfümerie am meisten eingesetzte Öl ist, sind nur sehr wenige Fälle einer Kontaktdermatitis beschrieben; diese werden zumeist in einem beruflischen Bezug beobachtet, bei Verwendung von Lavendelö bei der Massage oder Aromatherapie. In einer japanischen Studie konnte zudem ein deutlicher Anstieg der Sensibilisierungsraten für Lavendel (von 1,1 % bis 13,9 %  innerhalb von 8 Jahren) gezeigt werden. Bei Verwendung von Lavendöl in der Aromatherapie können auch aerogen ausgelöste allergische Kontaktdermatitiden auftreten. Als Allergene werden Monoterpene wie das Linalool und Linalylacetat beschuldigt, wobei gezeigt werden konnte, dass eine Autoxidation durch Luftexposition des eigentlich schwach sensibilisierend wirkenden Linalylacetat, eine der Hauptkomponenten im Lavendelöl, zur Bildung von potenteren allergenen Oxidationsprodukten (Hyperoxide) führte. Auch das Auftreten eines berufsbedingten Asthma bronchiales wurde beobachtet.

Allergologische Diagnostik

Epikutantestung mit Lavendelöl 10 % in Vaseline

Literatur: 3, 4

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

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Wu et al: Lavender. Dermatitis 22, 344-347 (2011)

Vidal et al: Occupational asthma to fresh sea lavender and cross-reactivity to sweet vernal grass pollen. Ann Alelrgy Asthma IMmuno 99, 576-577 (2007)

Goiriz et al: Photoallergic contact dermatitis from lavender oil in topical ketoprofen. Contact Dermatitis 57, 381-382 (2007)

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!!!!!Schempp et al: Plant-induced toxic and allergic dermatitis (phytodermatitis). Hautarzt 53, 93-97 (2002)!!!!

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Varma et al: Combined contact allergy to tea tree oil and lavender oil complicating chronic vulvovaginitis. Contact Dermatitis 42, 309-301 (2000)

Coulson et al: Facial 'pillow' dermatitis due to lavender oil allergy. Contact Dermatitis 41, 111 (1999)

Schaller et al: Allergic airborne contact dermatitis from essential oils used in aromatherapy. Clin Exp Dermatol 20, 143-145 (1995)

Rademaker et al: Allergic contact dermatitis from lavender fragrance in Difflam gel. Contact Dermatitis 31, 57-59 (1994)

Brandao et al: Occupational allergy to lavender oil. Contact Deramtitis 15, 249-250 (1986)

Sköld et al: Autoxidation of linalyl acetate, the main component of lavender oil, creates potent contact allergens. Contact Dermatitis 58, 9-14 (2008)

Vorankündigung:

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