Alles zur Allergologie
Darstellung von ca. 7000 potentiellen Allergenen
Datenbank:

Suchbegriffe zu diesem Artikel: Glutaraldehyd

(11.6.2015)

Glutaraldehyd

Reizende Wirkung auf Haut, Schleimhäute und Atemwege, sensibilisierende Wirkung auf Haut und Atemwege

Vorkommen und Beschreibung

Glutaraldehyd (syn.: Glutaral, 1,5-Pentandial) bezeichnet, ist eine farblose und bei Raumtemperatur flüssige chemische Verbindung mit einem scharfen, unangenehmen Geruch. Vorkommen: als Konservierungsstoff in Arzneimitteln, z.B. Warzentherapeutika, Fußsprays; als Desinfektionsmittel zur Haut- und Flächendesinfektion; in Kosmetika wie z.B. in Haarwaschmittel, Haarpflegemittel, Zahnpasten, Mundwässern. Weiterhin kann die Substanz in der Technik Verwendung finden zur Kaltsterilisation von medizinischen Geräten, Thermometern, Gummi- und Kunststoffteilen,in Entwicklern für Röntgenfilme,in gegerbten Lederwaren, in abwaschbaren Tapeten, in Farben.

Verwendung als kosmetischer Inhaltsstoff

Glutaral (INCI). Funktion: Konservierungsstoff

Allergologische Relevanz 

In Versuchen an Testpersonen wurden 1 - 2 %ige Glutaraldehyd.-Lösungen bei offener Applikation auf intakte Haut gut toleriert. Sie reizten aber vorgeschädigte (skarifizierte) Haut.  5 %ige Lösungen reizten Hautareale mit dünner Hornschicht. In Tierversuchen wirkten konzentrierte (50 %ige) Lösungen bei Applikation über 1 Stunde stark reizend, bei 4-stündiger Einwirkung ätzend. Bei Krankenhauspersonal mit häufiger inhalativer/dermaler Exposition wurden zunehmende Augen-, Atemwegs- und Hautreizungen beobachtet, Nachdem der Formaldehyd Ende der 80er Jahre als Allergen und potentielles Kanzerogen beanstandet worden war, wurde er in etlichen Produkten durch Glutaraldehyd ersetzt. Nach Kontakt mit Glutaraldehyd als Desinfketionsmittel werden relativ häufig Kontaktekzeme beobachtet, die wie bei Formaldehyd auch aerogen ausgelöst werden können. Vornehmlich medizinisches Personal (Krankenschwestern, Technische Assistenten, Radiologen, Zahnarzthelferinnen) und Reinigungskräfte ist durch Anwendung wäßriger Glutaraldehd-Lösungen als Desinfektionsmittel beruflich exponiert und kann deshalb von der Sensibilisierung betroffen sein. Bei den klinischen Symptomen handelt es sich in aller Regel um Handekzeme, die trotz Protektion durch Handschuhe auftreten können, oder um Ekzeme an den  Unterarmen, die oft lange persistierten. Im Einzelfall sollen Kontaktallergien auch durch aerogene Einwirkung (als Dampf oder Aerosol) ausgelöst worden sein, Gelegentlich ist zusätzlich das Gesicht betroffen. Eine sensibilisierende Wirkung konnte im Tierversuch und auch im Probandentest allerdings erst nach längerfristiger Applikation nachgewiesen werden. Glutaraldehyd kann damit zu den bedeutenden Kontaktallergenen gezählt werden. Als Dampf oder Aerosol reizt Glutaraldehd bei akuter Einwirkung insbesondere die Augen und oberen Atemwege. Aus Fallberichten und Tierversuchsergebnissen gibt es auch Hinweise auf mögliche kreuzallergische Reaktionen gegenüber Glutaraldehyd bei vorhandener Sensibilisierung gegenüber Formaldehyd oder Glyoxal. In Kurzzeitversuchen empfanden Testpersonen bei 0,3 oder um 0,4 ppm Reizungen der Augen und der Nasenschleimhaut. Nach Beobachtungen in großen Studien an Krankenhauspersonal wurden beim Verschütten von Glutaraldehyd-Lösungen mit resultierenden Expositionsspitzen bis 0,26 ppm Reizungen der Augen und Atemwege bemerkbar. Bei Konzentrationen oberhalb 0,2 ppm G. war ein deutlicher Zusammenhang mit erhöhten irritativen Augen- und Atemwegsreaktionen feststellbar. Bei besonders empfindlichen Personen kann dampförmiger Glutaraldehyd in geringer Konzentration asthmatische Reaktionen hervorrufen, die durch eine bronchiale Hyperreaktivität oder eine respiratorische Allergie bedingt sein können. Einige Fallberichte beschreiben durch berufliche Gutaraldehyd-Exposition ausgelöste Beeinträchtigungen der Lungenfunktion und weitere Symptome, die auf ein Asthma bronchiale hindeuten. Entsprechende Atembeschwerden traten bei einem Teil der Fälle nur unmittelbar während der Exposition auf und wurden aufgrund dessen als irritativ bedingt bewertet. In anderen Fällen entwickelten sich Atemwegsymptome erst nach Arbeitsende (über einige Stunden), sie wurden bei fortgesetzter Exposition intensiver und häufiger. Betroffene waren vor Einsetzen erster Beschwerden meist längerfristig exponiert (1 - 20 Jahre). In Einzelfällen ließen sich spezifische Antikörper gegen G. nachweisen. Aufgrund dieser Beobachtungen sowie der Ergebnisse von Provokationstests wurde G. als Atemwegsallergen eingestuft.

Allergologische Diagnostik

Epikutantestung mit Block Desinfektionsmittel; Testkonzentration 0,3 % in Vaseline (SmartPractice)

Literatur: 6, 20 

https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/lebensmittelkontrolle/l_09720060405de00010528.pdf?4e90vw

http://gestis.itrust.de/nxt/gateway.dll/gestis_de/028680.xml?f=templates$fn=default.htm$3.0

Vorankündigung:

Dr. Irion kündigt publizistische Neuauflage seines allergologischen Werkes für das Frühjahr 2016 an. Lesen Sie mehr

Profitieren Sie von den Kenntnissen und Erfahrungen von Dr. Irion:

Dr. Irion hat alleine in den letzten 10 Jahren ca. 45.000 Patienten als selbstständiger und angestellter Hautarzt behandelt
Autor eines der umfassendsten allergologischen Fachbücher
Buch bei Amazon
Betreiber der umfangreichsten allergologischen Web-Seite im Internet überhaupt:
alles-zur-allergologie.de